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Reisebericht: In der Tat einzigartig – Ittoqqortoormiit in Grönland
Ein Besuch von einer isolierten Siedlung in Ostgrönland
Einleitung
Grönland, das Lieblingsland von mir. Unberührte Natur, Schlittenhunde, Eisberge, dazu endlose Weiten, alles das fasziniert mich und führte mich im Jahr 2011 zu meiner siebten Reise dorthin. Da ich nicht gerne zum selben Ziel reise, hatte ich das Luxusproblem etwas Neues in Grönland zu finden. Mit dem Ziel Ittoqqortoormiit, eine kleine Stadt im Osten in Grönland wurde ich aber dann doch schnell fündig. „Wo man in großen Häusern wohnt“ nannten die Inuit Ittoqqortoormiit voller Staunen in ihrer Sprache, als dänische Pelzhändler es 1925 gegründet hatten.
Die Siedlung mit etwa 600 Bewohnern liegt isoliert im Osten Grönlands am Ausgang des Fjord-Komplexes des Scoresbysundes. Kulusuk ist 800 Kilometer entfernt und zur Westküste sind es 1 200 Kilometer. In Kulusuk war ich bereits vorher, wie es mir dort ergangen war, ist hier nachzulesen:
Ost-Grönland ist eines der weltweit isoliertesten Gebiete. An der 20 000 Kilometer langen Küste gibt es nur zwei Orte und fünf Siedlungen.
1985 erbaute dort eine Ölgesellschaft den Constable Point Flughafen fünfundvierzig Kilometer nordwestlich von Ittoqqortoormiit. Da die Ausbeute sich nicht gelohnt hatte, gab die Gesellschaft 1990 das Vorhaben auf. Eine Flug-Anbindung der Siedlung ist dadurch aber ganzjährig gesichert, mit Hubschrauber-Weiterflug zu dem Ort.
Eine große touristische Infrastruktur gibt es nicht, nur ein Gästehaus und ein Reisebüro. So war schnell die Unterkunft geregelt und die Flüge jeweils über Oslo und Island mit Übernachtungen für Ende Mai 2011 gebucht. Es geht nur einmal die Woche ein direkter Flug von Island dorthin, trotzdem war ein Aufenthalt von vier Nächten möglich, da der Hin- und Rückflug an verschiedenen Tagen geht.
Auf nach Island
Am Abflugs-Tag nach Oslo sah ich um zwei Uhr mittags aus dem Fenster und dachte mir, dass bei diesem Wetter kein Flugzeug in Frankfurt am Main landen kann, es war ein schweres Unwetter. Leider hatte ich recht bei meiner Annahme, am Gate wurde mein Flug nach Oslo gestrichen. Die beiden nächsten SAS Flüge waren ausgebucht, und ich wurde ich auf einen Flug um 21:40 umgebucht. Ich nahm mir Zeit, den neuen Komplex The Squaire am Frankfurter Flughafen kennenzulernen. Leider verzögerte sich mein Abflug dann noch einmal auf 22:40, dafür gab es ein Upgrade in die Business-Class, danke Lufthansa 🙂
Viel Zeit hatte ich jetzt nicht in Oslo, ich bin kurz ins Radisson am Flughafen und morgens um 10:00 weiter nach Reykjavik mit der SAS geflogen. Auch dort gab es ein Upgrade in die Business-Class, nur zwei Sitze wurden in der Reihe Eins für diese Klasse angeboten. Ein gutes Filetsteak und dazu ein aufmerksamer Service (danke an Marianne), ließen den Flug schnell vorübergehen. In Island empfing mich strahlendes Wetter. Das selbst ernannte Attribut schnell beim Airport-Bus in die Stadt sollte man nicht allzu ernst nehmen, es ist kompliziert und langwierig. Beim Rückflug sollte man außerdem genügend Zeit einplanen, um nicht zu spät einzutreffen.
Da ich mittlerweile schon paar Mal in Reykjavik war, hatte ich keine Lust mir mehr groß, was in der Stadt anzusehen und verbrachte den Nachmittag auf einer Terrasse bei super Wetter. Für den nächsten Tag buchte ich eine Tagestour Langjökull Glacier Adventure. Diese sollte mich allerdings nicht entzücken, viel Busfahrt, ein lustloser Reiseleiter und eine relativ langweilige Trucktour auf dem Gletscher. Meiner Meinung nach ist dieser Ausflug nicht zu empfehlen und überflüssig.
Abends gönnte ich mir dann in meinem Lieblingsrestaurant Northern Lightsrír Frakkar Hákarl als Vorspeise. Dies ist fermentiertes Fleisch des Eishais. Dieses Lebewesen hat keine Niere, deshalb muss das Fleisch faulen, dass es genießbar ist. Geruch und Geschmack des Gerichts sind sehr intensiv und eine Mischung zwischen überreifen Käse und Urin. Den Geschmack hatte ich am nächsten Tag noch, schmeckte aber trotzdem mehr oder weniger, warum auch immer. Die meisten (auch Isländer) ekeln sich davor wie meine Tischnachbarn wegen des Geruchs, wahrscheinlich zurecht.
Unterwegs nach Grönland
Nun ging es endlich nach Grönland ab dem nahe gelegenen Domestik Flughafen von Reykjavik. Über das Internet war zu meiner Überraschung der Flug kurz vor Abflug ausgebucht. An Bord der Fokker 50 waren aber dann doch nur fünfundzwanzig Passagiere, davon die meisten mit Weiterflug nach Kulusuk von fünfzig möglichen Sitzen. Ich weiß nicht, warum die freien Sitze nicht mehr verkauft wurden. Vielleicht war zu viel Fracht an Bord?
Am Constable Point Airport gibt es keine Gemeinde in der Umgebung. Es wohnen dort nur paar Airport-Mitarbeiter und es gibt ein kleines Hotel, wenn Flüge wegen Technik oder Wetter ausfallen.
Nachdem die meisten Passagiere nach Kulusuk weitergeflogen sind, waren wir nur noch sieben Personen, die weiter nach Ittoqqortoormiit wollten. Genau diese Sitze gibt es in dem Hubschrauberweiterflug mit der Air Greenland. Ansonsten hätte er noch einmal fliegen müssen. Bordkarte, Security-Check und Sicherheitsunterweisung gibt es nicht, einfach einsteigen und los ging es.
Willkommen Ittoqqortoormiit in Grönland
Die kleine Siedlung Ittoqqortoormiit in Grönland liegt wunderschön gelegen am Ausgang eines Fjord-Komplexes. Während meiner Anwesenheit war ich der einzige Tourist dort. Das nette Gästehaus mit seinen zwei Küchen und Bädern, dem Wohnzimmer und den paar Gästeräumen gehörte mir allein.
Allerdings gab es dort kein Restaurant oder Ähnliches, nur der Supermarkt (mit vielen abgelaufenen Produkten) und zwei Tante-Emma-Läden standen mir für die Nahrungsaufnahme zur Verfügung, satt wurde ich. Der einzige Pub öffnet nur freitags von 22:00 bis 3:00, da ich von Samstag bis Mittwoch dort war, konnte ich ihn leider nicht besuchen.
Mein erster Gang ging zur Touristeninformation dort, die überraschend geöffnet hatte. Bei mir als einziger potenzieller Kunde dort hätte ich das nicht gedacht. Eine Tour konnte sie natürlich aus mangelnder Nachfrage nicht anbieten, aber eine Waffe konnte ich zumindest mieten, damit ich auch außerhalb des Ortes mich bewegen durfte:
Ich hatte den Schlüssel für das Museum bekommen, das im Jahr 1997 eröffnete. Neue Scheiben könnte es mittlerweile vertragen. Ansonsten war es dort sehr übersichtlich und man konnte erahnen, wie die Jäger früher gewohnt hatten:
Von davon werden sie wohl früher (und heute noch) gelebt haben:
Die Kirche ist älter und wurde 1928 gegründet. In einem Raum fand der Gottesdienst statt und der andere wurde als Klassenraum genutzt:
Ich besuchte den Kindergarten und hatte ein paar Geschenken für die süßen Kleinen dabei, die sich darüber freuten:
Im Wetterballonhaus schaute ich mir die Porträts aller Bewohner an, das war klasse gemacht:
Das regelmäßige Aufsteigen des Wetterballons dort war sehr interessant:
Wie in Grönland fast überall sorgten auch in Ittoqqortoormiit die tollen Hundies bei mir wie immer für viel Verzückung:
Das Stadtbild fand ich dort überwältigend und wahrscheinlich schöner als im Sommer ohne Schnee:
Der Fußballplatz war durch ein fleißiges Räumkommando frei vom Eis:
Der landschaftliche Höhepunkt war die Walrusbay, die nach einer kurzen Wanderung von zwei Kilometern schnell vom Ort aus zu erreichen war. Dort sorgt ein schöner Kies- und Sandstrand (natürlich zum Baden ungeeignet) und die Berge im Hintergrund für ein tolles Szenario. Man nennt sie auch die Arctic Riviera, ohne mitnichten die Temperaturen des Mittelmeeres zu erreichen. Die Bay ist ein beliebter Treff der Einheimischen, was ich gut verstehen konnte.
Die lokale Jugend trifft sich dort zum gemeinsamen Kicken:
und die Damen des Ortes zum Fischen:
Außerdem konnte ich viele Vögel-Schwärme sehen und beobachten:
Vieles sorgte für einen angenehmen Aufenthalt dort:
– Noch keine Mücken
– Keine Touristen
– Keine Dunkelheit
– Relativ warm, ich fror nicht einmal und schwitze dafür paar Mal. Die Temperatur schwankte zwischen 5 und 10 Grad
– Die Hauptwanderwege waren geräumt
Negativ war dafür:
– Abseits der Wege lag dort unpassierbar Schnee
– Eine Schiff-Fahrt war wegen des Eises noch nicht möglich
– Für eine Hundeschlitten-Tour war das Eis bereits zu brüchig
– Und natürlich keine Northern Lights (Aurora Borealis), da es nie dunkel wurde
Alle Monate dort haben ihre Vor- und Nachteile, sodass nichts gegen eine Reise zu einer anderen Zeit spricht, um neue Erfahrungen zu machen. Mir hatte es in der Ortschaft super gut gefallen, ich hatte keine Sekunde Langeweile und es war wirklich interessant dort.
Auf der Rückreise ging es den gleichen Weg über Island wieder zurück in die Heimat. Nett war, dass die Verspätung von einer Stunde des Hubschrauberfluges mir am Gästehaus mitgeteilt wurde. Da sollten sich andere Airlines ein Beispiel nehmen. Eingecheckt wurde urig im Supermarkt.
Fazit
Ich dachte, dass ich irgendwann einmal genug von Grönland habe, aber es ist gerade umgekehrt. Ich würde mich freuen, dieses tolle Land in den nächsten Jahren so oft wie möglich besuchen zu können. Das fehlende Essen und Hotels in Ittoqqortoormiit auf dieser Tour fand ich im Nachhinein nicht schlimm, ich denke, dass ich einmal später wieder in den Osten komme.
Für Grönland-Einsteiger empfehle ich aber erst einmal ein gängiges Touristenziel wie zum Ilulissat zu wählen, um festzustellen, ob einem das Land überhaupt liegt. Mit Ittoqqortoormiit würde ich nicht als erstes Ziel für dieses tolle Land beginnen.
Danke für das Lesen und arktische Grüße wünscht euch Gerald
Wir sind gespannt. Im August werden wir dort sein. 7 Tage im Scoresbysund mit MS Fram von Hurtigruten und 1 Tag in Itto. Es wird unsere 3. Grönlandreise.
Gruß Bernd.
Viel Spass, das wird gut!