Reisebericht: Mit Rovos Rail von Namibia nach Südafrika

Vom Löwen gebissen, Survival-Training im Süden von Afrika

Der Löwe ist ein schönes Tier, wenn man ihn in der Ferne sieht: Von Frankfurt via Johannesburg nach Irene Country

Einleitung

Ich bin von einem Löwen gebissen worden. Wer kann das schon von sich sagen? Die meisten können ihre Erfahrung danach nicht mehr weitergeben. Der Stärkere siegt. Aber der Reihe nach. Die Überschriften sind afrikanische Redewendungen, die ich passend zu den jeweiligen Destinationen fand. Ich kann und will aus privaten Gründen im Jahr 2019 zweimal auf Reisen mir etwas mehr gönnen, als sonst mein Budget hergibt, die zweite große Reise kommt im August. Frei nach dem Motto von George Best „Ich habe viel Geld für Reisen ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst“. Meine Mutter war mit Rovos Rail von Südafrika nach Tansania unterwegs. Sie schwärmte von dieser Zugfahrt mit: Die schönste Reise ihres Lebens.

Ich hatte noch nie in einem Zug übernachtet, und war über den Unterschied zu einer Kreuzfahrt neugierig. Afrika und Safaris waren ohnehin wieder mal dran, und gespannt wie es wird buchte ich die Route von Namibia nach Südafrika.

Von der Fernseh-Serie Verrückt nach Zug, die auf der gleichen Strecke fährt, hatte ich ein paar Folgen gesehen. Der African Explorer vom TV unterscheidet sich, manchmal gering, manchmal groß, mit der Pride of Africa von Rovos Rail in der Ausstattung, der Route, den Kabinen, den Lodges zwischendurch, der Verpflegung und dem Dresscode.

Dazu buchte ich einen Flug mit Lufthansa nach Johannesburg und zurück, zwei Übernachtungen in Südafrika, ein Flug mit SA Express nach Walvis Bay in Namibia, und zwei Nächte in Swakopmund. Mir war nicht bekannt, dass der Flughafen von Walvis Bay seit Anfang 2008 zum zweiten internationalen Flughafen des Landes ausgebaut wurde. Der offiziell seit 25. Juli 2016 abgeschlossener Ausbau lässt nun auch Interkontinentalflüge zu. Mein erster Flug dorthin vor langer Zeit war noch mit einer kleinen Propeller-Maschine.

Ich hatte die Reise direkt bei Rovos Rail in Südafrika gebucht, und einige Fragen an die nette Mitarbeiterin Querida von dem Reservierung-Team. Eine Reaktion auf mein Many questions I’m sorry war You are welcome to ask as many questions as you wish. That is why I am here! Diese Service-Einstellung führte zu dem ersten und nicht letzten Pluspunkt für Rovos Rail.

In der Innenstadt von Johannesburg zu übernachten hatte ich kein Bedürfnis und buchte ein Hotel in Irene, ein kleiner Ort, der südlich der Hauptstadt Pretoria liegt. Ich hoffte auf ein ländliches Ambiente, viel Natur, eine schöne Hotelanlage und keine kriminellen Jugendgangs.

Die letzten sechzig Tage vor Abflug zogen sich wie Kaugummi, ich freute mich sehr auf neue Eindrücke und Erfahrungen. Nicht wegen der Länder, ich war schon in Südafrika und Namibia, auch in den meisten angefahrenen Zielen, sondern ob mir eine Kreuzfahrt in Zügen gefällt.

Die Anreise

Endlich konnte ich den letzten Aufruf für ein Bier folgen. Keine schwierige Aufgabe für einen Vielflieger: War ich ab München oder Frankfurt geflogen?

Zinnis bayerischer Abschied von Deutschland
Zinnis bayerischer Abschied von Deutschland

Auf dem angenehmen Lufthansa-Flug mit einer sehr aufmerksamen und netten Crew sah ich nach zehn Stunden Flugzeit die ersten Blicke auf Südafrika. Vielen Dank auf diesen Weg an die Besatzung, ihr wart Weltklasse!

Anflug auf Johannesburg in Südafrika
Anflug auf Johannesburg in Südafrika

Nach der Landung erreichte mich eine Nachricht meines Mobile-Anbieters: Willkommen in Jersey. Es wurden wohl die südlichen und nördlichen Koordinaten verwechselt …

Am Flughafen in Johannesburg warteten keine Löwen oder Elefantenherden auf mich, sondern eine ungefährliche, aber nervende Schlange: Warten in Südafrika kann zwischen einer Minute und zwei Tagen dauern, je nachdem, was anliegt, und bei meiner Passkontrolle lag es dazwischen.

Ich hatte mit als erster das Flugzeug verlassen, und war vermutlich als letzter am Gepäckband. Der alte Spruch Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit hatte sich bewiesen. Neu ankommende Passagierströme wurden an freie Schalter geleitet, und in meiner Wartereihe lief nichts. Das war Werbung für eine neue Reise zu planen für jedes Land, außer Südafrika.

Die afrikanische Geduldsprobe war noch nicht beendet, denn trotz der langen Wartezeit musste ich noch ewig auf mein Gepäck warten. Ich hatte wenig Hoffnung, dass mein bestellter Shuttle-Dienst noch mit mir rechnete, aber er scheint die Verhältnisse zu kennen und schimpfte nicht einmal mit mir wegen der langen Wartezeit.

African Pride Irene Country Lodge

Wie in Deutschland war auch dort am 1. Mai Feiertag. Es war wenig Verkehr, und wir erreichten zügig den Ort Irene, meine erste Destination meiner Reise für zwei Nächte. Von der African Pride Irene Country Lodge war ich vom ersten Moment angetan, als ich sie bei der Suche nach einer passenden Unterkunft gefunden hatte. Sie hatte sich nach der Ankunft so schön erwiesen, wie ich sie erhofft hatte:

Die African Pride Irene Country Lodge
Die African Pride Irene Country Lodge
Die African Pride Irene Country Lodge
Spiegelungen in der African Pride Irene Country Lodge

Auch bei dem ersten Blick in das Zimmer wurde meine Vorfreude bestätigt, es war alles Top dort:

Mein Zimmer in der African Pride Irene Country Lodge
Mein Zimmer in der African Pride Irene Country Lodge

Auch der Hinweis, dass die wilden Affen in der Anlage nicht gefüttert werden dürfen, hatte mir gefallen. Trotz mehreren Versuchen hatte ich beim Suchen nach denen aber nicht einen gesehen, schade.

Ich hatte dort die erhoffte Ruhe und Stille gefunden, und hatte einen entspannten Start der Reise bei Spaziergängen durch die Anlage:

Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge
Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge
Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge
Spiegelungen in der African Pride Irene Country Lodge

konnte dabei etliche Vögel beobachten:

Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge
Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge

und hatte anschließend am ersten Abend bereits einen fantastischen Sonnenuntergang:

Sonnenuntergang in Südafrika
Sonnenuntergang in Südafrika

Auch das Restaurant konnte glänzen, nur warum bei den Buffets Lachs und Co frei zugänglich waren, Salami und Wurst aber als Staatsschatz galten und nur auf Anforderung gereicht wurden, hatte sich mir nicht erschlossen. Bei einem Gespräch mit dem Restaurant-Leiter erzählte er mir, dass er lange Manager in der Lodge im Etosha Park war, wo wir Tage später übernachten werden. Er rief seinen Nachfolger an, und dieser versprach mir einen VIP Service. Groß erwartet hatte ich aber nichts.

Am nächsten Morgen schaute ich mir zuerst den Bauernhof der Anlage an. Es gibt weltweit aufregendere Plätze, und deswegen muss man nicht so weit fliegen, aber nett war das trotzdem:

Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge
Ein Pferd auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge
Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge
Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge
Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge
Spiegelung auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge

Für den nächsten Tag buchte ich einen Ausflug zum Lion und Safari Park, wo mir bewusst war, dass dies ein großer Zoo ist, und keine unberührte Natur mit wilden Tieren. Ich mietete mir ein Auto mit Fahrer, selbst zu fahren hatte ich keine Lust. Wir führten viele informative Gespräche über das Land und die Leute, es hatte Spaß gemacht ihm zuzuhören.

Lion und Safari Park

Der Lion und Safari Park in der Provinz Gauteng ist es ein Naturschutzgebiet mit zahlreichen Tierarten und Safari-Touren. Aber alles andere als Disneyland: Im Jahr 2015 attackierte ein Löwe eine Frau durch ein offenstehendes Autofenster, die wenig später an den Folgen der Bisswunden starb. Es waren Selbstfahrer, nicht umsonst werden bei geführten Touren dort Gitterwagen eingesetzt, die einen hohen Schutz gegen Angriffe von Löwen bieten:

Ein Gitterwagen im Lion und Safari Park
Ein Gitterwagen im Lion und Safari Park

Das erste Gehege war bereits das mit den brauen und weißen Löwen. Lange suchen musste unser Guide nicht danach:

Löwen im Lion und Safari Park
Zwei Löwen im Lion und Safari Park
Löwen im Lion und Safari Park
Löwen im Lion und Safari Park

Dass dies nicht wilde Natur ist, war leicht zu sehen:

Löwen im Lion und Safari Park
Löwen im Lion und Safari Park

Etwas aufwendiger war es dort diesen Geparden zu finden. Die Wasserflasche konnte selbst unser Guide sich nicht erklären:

Ein Gepard im Lion und Safari Park
Ein Gepard im Lion und Safari Park

Wilde Hunde:

Wilde Hunde im Lion und Safari Park
Wilde Hunde im Lion und Safari Park

ein Warzenschwein:

Ein Warzenschwein im Lion und Safari Park
Ein Warzenschwein im Lion und Safari Park

und eine Giraffe mit einer Herde Gnus rundeten das Besuchsprogramm ab:

Giraffe und Gnus im Lion und Safari Park
Giraffe und Gnus im Lion und Safari Park

Am Ende des Besuches wartete eine geduldige Giraffe auf Streicheln und Futter:

Eine Giraffe im Lion und Safari Park
Eine Giraffe im Lion und Safari Park

Aber nicht nur die. Denn im Ausflugsprogramm inbegriffen war ein Streicheln von jungen Löwen. Nach einer kurzen Einweisung waren die Kids dort auf uns zugelaufen, und wir konnten mit ihnen spielen und sie streicheln. Das war wirklich nett:

Da waren sie noch lieb
Da waren sie noch lieb
Da waren sie noch lieb
Junge Löwen
Da waren sie noch lieb
Da waren sie noch lieb

Und dann kam der historische Moment. Ich war unaufmerksam, und einer der Kleinen hatte seinen Killerinstinkt geweckt. Er hatte starkes Interesse an meinen Jeans gefunden, halb verhungert sah er nicht aus. Er biss kräftig hinein. Für seine Verhältnisse, das ist nicht übertrieben.

Der Löwenbiss
Der Löwenbiss

Nachdem ein lautes Ehh von mir nichts genutzt hatte, wehrte ich mich entgegen der Anweisung, den Kopf und den Schwanz nicht zu berühren, mit einem Klaps auf die Ohren. Dadurch hatte ich den harten Kampf gewonnen. Ich darf mich nun Löwenbändiger nennen, ohne die Faustformel: Bei einem Löwenbiss einfach kräftig zurück zu beißen angewandt hatte:

Nach diesen dramatischen Bildern erwarte ich einen Spendenmarathon zu meinen Gunsten. Quatsch, ich bin ja selbst daran schuld, wenn ich so etwas mitmache. Normal bin ich skeptisch dabei. Mit Delfinen schwimmen gehen wollte ich in Kuba nicht, und in Thailand hatte ich Streicheln von Tigern abgelehnt, weil ich dabei an Drogen dachte, die den Tieren gegeben werden. Hier ließ ich mich durch den Guide überzeugen.

Ich denke, den Löwen geht es relativ gut dort, die Anlage wirkte gepflegt, und die Tiere erschienen mir so artgerecht behandelt, wie das in diesem Rahmen möglich ist. Manche sind in freier Wildbahn nicht überlebensfähig.

Die Folgen von einem Löwenbiss
Die Folgen von einem Löwenbiss

Mir gingen so Dinge wie: Ist eine Löwenbiss-Behandlung eine grobe Fahrlässigkeit oder wird die von der Reisekrankenversicherung abgedeckt? oder: Ist mein Hausarzt auf Löwenbisse eingestellt? durch den Kopf. Ich glaube auch kaum, dass selbst die blutrünstige Bild-Zeitung diesen Vorfall erwähnt, wobei ich mir, je mehr ich darüber nachdenke, doch eine Schlagzeile Deutscher Tourist in Südafrika vom Killer-Löwen angefallen oder so was vorstellen kann.

Wenn man für die National Parks keine Zeit hat und trotzdem Tiere sehen mag, ist man in dem Park gut aufgehoben. Die Rückfahrt war so angenehm wie die Hinfahrt, ich sprach wieder mit meinem Guide viel über Land und Leute, und hatte einen neuen Freund gewonnen. Den Tour-Operator African Eagle kann ich empfehlen:

Abschied von einem neuen Freund
Abschied von einem neuen Freund

Die Weiterreise nach Namibia

Die Weiterreise nach Namibia hatte sich gezogen. Drei Stunden vor geplanten Abflug stand mein vorbestelltes Taxi bereits bereit, ein Transporter mit zehn Sitzen für mich. Verkehr war wenig, somit erreichten wir zügig den Flughafen von Johannesburg. Es dauerte dort aber nur wenige Sekunden, bis eine Schar Porter auf mich zukamen, und mir mein Gepäck abnehmen wollten. Ignorieren hatte geholfen, sie loszuwerden.

Das Check-in danach ging schnell und reibungslos. Ich fragte den Agenten dabei nach einer freien Reihe für mich allein oder einer hübschen zwanzigjährigen Dame als Nachbarin. Now way, this is my size, sagte der freundliche junge Agent. Doof, wenn man alt wird. So behielt ich erst einmal meinen vorreservierten Sitz am Notausgang in der ersten Reihe.

Der Weg zum Gate hatte sich gezogen. Ich musste zu Fuß das Terminal wechseln, und bei der Sicherheitskontrolle war die Schlange so lang wie früher vor der Eröffnung von Billigketten zum Winterschlussverkauf in Deutschland. Und das Gleiche auch bei der Passkontrolle. Das Land hat bestimmt andere Probleme als Zinni muss warten bei der Ein- und Ausreise, aber eine hohe Motivation das noch einmal mir anzutun habe ich im Moment nicht.

Mit Pfeil und Bogen oder Großwildwaffe hatte erwartungsgemäß niemand am Gate gesessen. Dafür hatte ich eine WhatsApp von einer Dorfschönheit aus Swakopmund erhalten, dass sie sich über meine baldige Ankunft freut. Ich dachte, es wäre das Hotel, und auf meine Antwort See you soon wurde geschrieben: Sie hat sich getäuscht, es tut ihr leid, sie möchte mich persönlich kennenlernen, dabei entschuldigen etc. Sie wurde blockiert, um meine Ruhe zu haben.

Ich frage mich heute noch, wer meine Daten missbraucht hatte, denn viel kommt ja nicht infrage: Hotel oder Airline oder Shuttle. Und was das Motiv dafür war: Ein geplanter Überfall? Prostitution? Zufall kann das nicht gewesen sein.

SA Express / Flughafen Johannesburg
SA Express / Flughafen Johannesburg

Ich stieg als letzter ein, und mein Sitz war belegt. Das war mir egal, weiter hinten war alles frei. Nur durfte ich dort aus Trimmungs-Gründen nicht sitzen. Ich ging zu der ersten Reihe, und nahm den Gangplatz, weil ich auf Diskussionen keine Lust hatte. Während die Flugbegleiterin uns für den Notausgang einweisen wollte, stellte sich heraus, dass mein Nachbar kein Englisch konnte, und er musste sich umsetzen. So hatte ich doch meine gewollte Reihe für mich allein.

Der Flug selbst war kurz und belanglos, und zügig sah ich nach langer Zeit wieder einmal auf Namibia:

Anflug auf Swakopmund
Anflug auf Swakopmund

Die Einreise war so schnell wie das Schreiben dieses Satzes, willkommen in Namibia. Okay, ich war auch der Erste, der am Schalter war.

Der Nebel und die Sonne sind zusammen: Von Irene Country via Swakopmund nach Walfishbay

Swakopmund

Da von dem Flughafen von Walfish Bay nach Swakopmund kein Transrapid alle zehn Minuten abgeht, bestellte ich ein Shuttle im Voraus. Peinlich: anstatt für den Mai für den gleichen Tag im März. Der Inhaber wollte zum Glück ein paar Tage vorher eine Bestätigung haben, sodass ich das noch korrigieren konnte.

Obwohl mein Zug von Walfish Bay aus abging, übernachtete ich in Swakopmund, der touristische Schwerpunkt des Landes. Dort war ich vor Generationen schon einmal. Wie der Name entstand, will so richtig keiner wissen, denn es hat mit einer Körperöffnung und Ausströmungen zu tun. Mehr dazu lieber nicht an dieser Stelle.

Damals wie heute wohnte ich im Strandhotel. Es hat sich viel verändert, denn von meinem Strandhotel in der Vergangenheit steht nicht mehr ein Stein. Es wurde abgerissen und neu erbaut. Beim freundlichen Empfang hatte ich ein Upgrade erhalten. Das wird von mir immer gerne wieder genommen, vielen Dank auf diesem Wege!

Mein Zimmer im Strandhotel in Swakopmund
Mein Zimmer im Strandhotel in Swakopmund

Der Hotel-Name ist Programm, wie der erste Ausblick von meinem Zimmer aus zeigt:

Blick vom Strandhotel in Swakopmund auf den Strand
Blick vom Strandhotel in Swakopmund auf den Strand

Trotzdem sollte man die Bezeichnung Strand-Hotel nicht allzu wörtlich nehmen. Bei der Temperatur des Wassers muss man schmerzfrei sein, um das zu ertragen. Es sieht schön aus, aber nur, bis man seinen Fuß ins Wasser setzt. Der Vorteil: Es gibt zahlreiche Fische, und die Farbe ist schön Blau. Das Hotel ist schick und fein, und sollte mittlerweile das erste Haus am Platz sein.

Eine Herausforderung war die Suche nach der Abfahrtszeit für meinen Shuttle nach Walfish Bay. Rovos Rail in Südafrika hatte meine Kontakt-Adresse, und naiv bildete ich mir ein, dass diese Informationen im Hotel vorliegen. Das Hotel-Personal wusste leider nichts davon. Das Büro von Rovos Rail in Südafrika ist aber samstags geschlossen, und die angegebene Notrufnummer vom Anrufbeantworter verstanden nicht einmal die Damen an der Rezeption. Wir mussten die für Deutschland zuständige Rovos-Rail-Repräsentation am Wochenende belästigen, um die Zeit herauszubekommen.

Nach dieser Aufgabe ging ich zuerst in das Swakopmund Brauhaus. Solche Lokalitäten sind in Afrika eher selten, Namibia und Südafrika geltend aber als die trinkfreudigen Nationen des Kontinents. Ich dachte, es gibt, wie der Name sagt, selbst gebraute Biere, wurde aber enttäuscht. Es gab dort nur die Alltagsgetränke Windhoek Lager und Hansa-Bräu, und diese schmeckten so schal, wie sie ausgesehen hatten:

Bier im Brauhaus von Swakopmund
Bier im Brauhaus von Swakopmund

Auch aus Stiefeln, was in Deutschland mittlerweile, zumindest in meinem Umfeld, niemand mehr trinkt. Bei Durst ist das Lokal zu ertragen, der Knaller war es aber nicht. Die Einrichtung ähnelte an das Sportlerheim meines örtlichen Fußballvereins, dazu noch eine Hansa Rostock Fahne, erstaunlich viel deutschen Polizei Aufnäher und die Reichsflagge.

Und es scheint beliebt zu sein, die große Gaststätte war bei meinem Besuch dort ausgebucht, und mehrere telefonische Anfragen wurden abgelehnt. Ich blieb länger als gedacht, durch das gute Kassler mit Kraut. Das musste bei dem Standort sein:

Kassler im Brauhaus von Swakopmund
Kassler im Brauhaus von Swakopmund

und dem Brand aus Kaktusfeigen dort namibischer Obstler genannt. Ein zweites Mal hingehen muss aber nicht sein. Weiterhin hatte ich Gäste von Rovos Rail getroffen, die bei der Tour ab Südafrika davor an Bord waren, und hatte mich mit denen sehr angenehm über die Zugreise unterhalten. Das Thema war top, meine Vorfreude wurde dadurch noch gesteigert.

Obwohl mir gesagt wurde, dass die Stadt auch am Abend sicher sei, war mir auf dem Rückweg zum Hotel nicht wohl. Es war keine Menschen auf den Straßen dort, außer Bettler. Und es war dunkel, ohne eine Beleuchtung. Der Wer hat Angst vorm schwarzen Mann Spruch war bei mir wahrscheinlich unnötig in den Kopf gekommen. Ich bildete mir ein, wenn eine Szene von einem Tatort in Namibia, wenn es denn so etwas gibt, gedreht wird, mit einem Verbrechen dann dort.

Klar, ich war die coolen und netten Einheimischen von den ersten Tagen gewohnt, die aber allesamt im Dienstleistungsbereich arbeiten, und nicht die afrikanische Realität ist. Ob meine Skepsis für einen ungewollten Besitzerwechsel meiner Wertgegenstände gerecht war oder nicht, weiß ich heute noch nicht.

Die Alte Brauereistube (hier am Tage) war leider geschlossen nach meiner Rückkehr:

Die Alte Brauereistube in Swakopmund
Die Alte Brauereistube in Swakopmund

aber im Hotel fand ich das vor, was ich im Brauhaus vermisst hatte: Selbst gebrautes Bier. Und das schmeckte, Prost:

Bier im Strandhotel von Swakopmund
Bier im Strandhotel von Swakopmund

Dass Namibia ein Land der Fleischesser ist, sah ich an der Speisekarte dort: Es wird ein Man Size Rump mit einem Kilo Gewicht angeboten. Wenn man es packt, bekommt man die Chance ein Signature BandB Steak Knife zu bekommen. Ich hätte keine Chance und würde eine Woche dafür benötigen. Ich hatte ein nettes Gespräch mit einem Deutschen, der mit seinem Auto durch Afrika unterwegs ist. Durch meine Lieblingsthemen Essen, Trinken und Reisen war es sehr unterhaltsam. Vielen Dank Ralph, und viel Spaß weiterhin auf deinen Touren!

Sandwich Harbour

Am nächsten Morgen sah ich aus dem Fenster, und sah erst einmal nichts. Swakopmund ist die Nebelhochburg des Kontinents. Der Benguela Strom fließt dort mit vierzehn Grad kaltem arktischem Wasser entlang der Küste. Er sorgt dafür, dass die Luft kondensiert, und an mehr als hundert Tagen im Jahr als dichter Nebel durch den Ort zieht:

Ich fragte an der Rezeption nach, ob mein gebuchter Ausflug in die Wüste und zu den Dünen einen Sinn ergibt. Ich wurde beruhigt, im Laufe des Vormittags schafft es meist die Sonne sich durchzusetzen.

Zu Beginn der Tour noch nicht:

Nebel nahe Swakopmund
Nebel nahe Swakopmund

aber beim ersten Halt bei vielen Flamingos wurde es schon besser:

Flamingos nahe Swakopmund
Viele Flamingos nahe Swakopmund
Flamingos nahe Swakopmund
Flamingos nahe Swakopmund

Beim nächsten Halt wurde es skurril, denn mehrere bunte Verdunstung-Teiche waren zu sehen. Tatsächlich ist dies das Plankton, das sich in Salzwasser ausbreitet und für die Färbung des Wassers in diesen Salzgewinnungsseen in allen vorstellbaren Rot- und Rosatönen verantwortlich ist:

Verdunstung-Teiche nahe Swakopmund
Verdunstung-Teiche nahe Swakopmund
Ein Verdunstung-Teich nahe Swakopmund
Ein Verdunstung-Teich nahe Swakopmund
Verdunstung-Teiche nahe Swakopmund
Verdunstung-Teiche nahe Swakopmund

Wir überquerten anschließend die ehemalige Grenze zwischen Südafrika und Namibia. 1977 wurde das Gebiet der Walvis Bay einer Provinz in Südafrika unterstellt. Auch nach der Unabhängigkeit Namibias 1990 blieb dieser Zustand. Erst nach dem Ende der Apartheid 1994 gehört das Gebiet wieder zu der Republik Namibia:

Die ehemalige Grenze zwischen Namibia und Südafrika
Die ehemalige Grenze zwischen Namibia und Südafrika

Beim Anblick auf das Meer danach war ich froh, keine Kreuzfahrt gebucht zu haben:

Blick auf die Küste bei Swakopmund
Ausblick auf die Küste bei Swakopmund
Blick auf die Küste bei Swakopmund
Blick auf die Küste bei Swakopmund

Wegen meiner Löwen-Erfahrung in Südafrika nahm ich den Kampf mit diesem blutrünstigen Raubtier auf:

Zinni und sein Palmato-Gecko / Sandwich Harbour
Zinni und sein Palmato-Gecko / Sandwich Harbour
Zinni und sein Palmato-Gecko / Sandwich Harbour
Ein Palmato-Gecko / Sandwich Harbour

Unerwartet nahe ließ sich danach dieser Schakal sehen. Er störte sich nicht groß an uns, und wir ließen ihn auch seine Ruhe. Vermutlich ist er stärker als der kleine Gecko:

Ein hungriger Schakal nahe Sandwich Harbour
Ein hungriger Schakal nahe Sandwich Harbour
Ein Schakal nahe Sandwich Harbour
Ein Schakal nahe Sandwich Harbour

Unverletzt erreichten wir den Höhepunkt der Tour, die Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour. Bei einem Blick darauf sollte bei jedem mit einer Vorliebe für Natur und Fotografie das Herz höherschlagen:

Sandwich Harbour nahe Swakopmund
Sandwich Harbour nahe Swakopmund
Sandwich Harbour nahe Swakopmund
Blick auf Sandwich Harbour nahe Swakopmund
Sandwich Harbour nahe Swakopmund
Sandwich Harbour nahe Swakopmund
Sandwich Harbour nahe Swakopmund
Vögel in Sandwich Harbour nahe Swakopmund

Das Gebiet Sandwich Harbour hätte diese Flagge verdient:

Die verdiente Flagge von Sandwich Harbour
Die verdiente Flagge von Sandwich Harbour

Inklusive bei dem Ausflug war einer Achterbahn-Fahrt für große Jungs. Wir wurden in unseren Jeeps hin und her geschüttelt, wenn mein Fahrer Ambitionen hätte bei Paris-Dakar mitmachen zu wollen, würde er mindestens im Mittelfeld landen:

Jeep-Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour
Jeep-Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour
Während einer Jeep-Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour
Während einer Jeep-Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour
Jeep-Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour
Jeep-Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour
Jeep-Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour
Abwärts: Jeep-Fahrt durch die Dünen von Sandwich Harbour

Manchmal war ich froh, dass wir einige schöne Stopps hatten, und in Ruhe die Landschaft genießen konnten:

Stopp in Sandwich Harbour
Stopp in Sandwich Harbour

Die Tour war gelungen, und hatte sehr viel Spaß gemacht:

Zinni in Sandwich Harbour
Zinni in Sandwich Harbour

Auch durch meinen Fahrer Karsten. Wer in der Gegend ist, und Lust darauf hat, kann gerne ihn direkt kontaktieren:

Bernina 4 × 4 Tours / Karsten Louis / karsten.louis@yahoo.com / +264 8167337

Zwei Wüstenfans / Sandwich Harbour
Zwei Wüstenfans / Sandwich Harbour

Im Hotel zurück wunderte ich mich, welche Menge Sand in meinen Schuhen mit der Größe 46 passten, der Mülleimer war voll davon. So wunderschön der Ausflug auch war, ich freute mich am nächsten Tag auch endlich in den Rovos Rail Zug Richtung Südafrika einsteigen zu können.

An solche schönen Sonnenuntergänge hatte ich mich bereits gewöhnt auf der Reise:

Gute Nacht Swakopmund
Gute Nacht Swakopmund

Ein Löwe brüllt im Busch: Von Walfishbay nach Etosha

Pride of Africa

Nach dem Transfer zu der Railway Station von Walfish Bay wurden wir freundlich mit Sekt begrüßt, und ich warf einen ersten neugierigen Blick auf mein Fahrgerät der nächsten Tage:

Der Pride of Africa in Walfish Bay
Der Pride of Africa in Walfish Bay

Ich wurde zu meinem Abteil geführt, der Löwenanteil hatte das große Bett:

Mein Bett bei Rovos Rail Richtung Südafrika
Mein Bett bei Rovos Rail Richtung Südafrika

was mir auf Anhieb gefallen hatte.

Meine zuständige Hostess erklärte mir die Funktionen des Abteils. Zuerst befürchtete ich, dass ich den benötigten VHS-Kurs dafür verpasst hatte. So kompliziert war es dann aber doch nicht. Bis auf die Jalousien, die auch meine Hostess und ein Mechaniker, Typ: Kraftbündel, nicht bedienen konnten. Sie versprachen mir eine Reparatur. Die Klimaanlage war auf 24 Grad eingestellt, ich dachte, wer schläft den freiwillig in einer Sauna.

Später wusste ich den Grund: in der Nacht konnte es empfindlich kalt werden, so viel Unterschied zum Tag in Grad wie in etwa die Verluste der Volksparteien bei unserer letzten Europa-Wahl. Dieses Verstellen schaffte ich, ohne Hilfe, Lehrgänge und Verletzungen.

Wahrscheinlich zur Überraschung aller Leser/-innen ging mein erster Ausflug an die Bar:

Der Bar-Salon im Zug von Rovos Rail Richtung Südafrika
Der Bar-Salon im Zug von Rovos Rail Richtung Südafrika

und ich beschloss umgehend, dass dieser Ort mein Wohnzimmer für die nächsten Abende sein wird. Die Barfrau sagte mir voraus, dass ich viele neue Freunde auf dieser Reise kennenlernen werde, und vorweg: Sie hatte recht. An diesem Abend noch nicht, meine Mitreisenden waren nach der Anreise müde, und ich hatte allein an der Bar gesessen.

Schlafen war angesagt, das Bett war sehr bequem und vom Platz für mich mehr als ausreichend. Geschlafen hatte ich und alle mir bekannten Passagiere in der ersten Nacht trotzdem schlecht. Wenn gebremst wurde, was regelmäßig passierte, klang das in etwa so wie wenn jemand neben einem eine Vuvuzela bläst. Nachträglich hatte ich den Grund erfahren: Es lag viel Sand auf den Gleisen. Das bietet wenigstens etwas Gutes: Einen triftigen Grund, noch mehr zu trinken zum Einschlafen.

Als ich mir am nächsten Morgen bei einem weiteren Misserfolg, die wuchtigen Jalousien zu öffnen, einen meiner Daumen demolierte, meine Hände voller Öl waren, und lautes Fluchen nichts nutzte, ließ ich mir die Zug-Managerin holen. Sie hatte ein Einsehen und Erbarmen mit mir. Ich konnte das Abteil auf dem Weg nach Südafrika wechseln, um weitere Verletzungen an Bord der Rovos Rail zu vermeiden. Die Folgen sind beim Schreiben des Berichtes fünf Wochen nach der Reise noch sichtbar. Aber egal, das Leben ist viel zu kurz, um zu jammern.

Wir fuhren los, doch die Freude hielt nicht lange. Die Lokomotive war defekt und eine neue musste angefordert werden. Das passierte bei dieser Reise öfter. Siebenmal gab es einen unplanmäßigen Halt, was über der durchschnittlichen Rovos-Rail-Train-Ausfall-Prozent-Quote-pro-Reise lag.

Schnell fand ich meinen Lieblingsplatz während der Fahrt nach Südafrika mit Rovos Rail: Der Panorama-Wagen, hier Observation-Salon genannt, mit Außensitzen und Barservice:

Zinni im Panorama-Wagen im Stolz von Afrika
Zinni im Panorama-Wagen im Stolz von Afrika
Prost mit Zinni im Observation-Salon der Rovos Rail Richtung Südafrika
Prost mit Zinni im Observation-Salon der Rovos Rail Richtung Südafrika

Viele Kinder und auch Erwachsene winken uns während der Fahrt freundlich zu, aber bei nötigen Stopps wie eine Wasseraufnahme etc. wurde auch gebettelt.

Aber weitaus nicht mit professionellen Methoden wie in Indien, ein plumpes Give me Money ist verbesserungswürdig. Richtig dauerhaft genervt hatte aber niemand. Nur meine Kameraausrüstung übersteigt den Durchschnitt eines Jahreseinkommens, wahrscheinlich hielten sie uns für einen fahrenden Club der Millionäre.

Ich hatte erwartet, mehr Orte und Einheimische auf der Fahrt zu sehen, aber in die Weite der Namib passen immerhin Deutschland, Polen, Österreich und die Schweiz zusammen hinein

Etosha-Park

Lange waren wir nicht gefahren. Wir hielten am Bahnhof der Stadt Otjiwarongo an, um weiter mit dem Bus zum Etosha-Park zu fahren. Dort war eine Übernachtung in einer Lodge geplant. Schön war die Verabschiedung vom Personal bei jedem Ausflug mit einem fröhlichen Winken. Es kann aber auch gut sein, dass sie froh waren, uns Nervensägen los zu waren.

Nach der belanglosen Busfahrt sah die Mokuti Etosha Lodge auf den ersten Blick schick aus:

Der Pool der Mokuti Etosha Lodge
Der Pool der Mokuti Etosha Lodge

Die Anlage ist aber eher für die Masse ausgelegt. Das Zugpersonal bedauerte, dass man nicht etwas Exklusiveres buchen kann, da die anderen Unterkünfte zu klein für eine Gruppe von Rovos-Gästen sind.

Schön war der Blick aus meinem Zimmer auf exotische Tiere:

Blick von meinem Zimmer aus in der Mokuti Etosha Lodge
Blick von meinem Zimmer aus in der Mokuti Etosha Lodge

Das Mittagessen war so, wie ich es mir in einem Ein-Sterne-all-Inclusive-Hotel in der Türkei vorstelle. Keine weiteren Details. Ärgerlich wurde es, als ich ein Bier bestellte, bezahlte, und kein Wechselgeld zurückerhalten hatte. Das war in etwa der Tageslohn eines Farm-Arbeiters im Land. Es hatte lange gedauert, mit vielen erfolglosen Bemühungen, bis ich die Dollar hatte. Später mehr dazu. VIP Behandlung wie in Johannesburg versprochen war das nicht.

Das war schnell vergessen, als wir am Nachmittag unser erster Game-Drive auf unserer Reise hatten. In kleinen speziell auf Pirschfahrten ausgelegten Fahrzeugen ging es los, um hoffentlich viel Big Five Tiere sehen zu können. Und schnell war die Nummer Eins gesehen, zwei Elefanten:

Elefanten im Etosha Nationalpark
Elefanten im Etosha Nationalpark
Elefant im Etosha Nationalpark
Ein Elefant im Etosha Nationalpark

Zebras gehören nicht dazu, es war trotzdem schön sie zu beobachten:

Zebras im Etosha Nationalpark
Zebras im Etosha Nationalpark
Zebras im Etosha Nationalpark
Zwei Zebras im Etosha Nationalpark

und noch in der Kombination mit einer Giraffe:

Zebra und Giraffe im Etosha Nationalpark
Zebra und Giraffe im Etosha Nationalpark

Horntiere gab es genug zu sehen:

Horntiere im Etosha Nationalpark
Horntiere im Etosha Nationalpark

Das war alles mehr oder weniger Kleinkram, doch dann war sie da. Die erste und letzte wilde Löwin der Reise. Gebrüllt hatte sie im Busch nicht, sondern wollte eher ihre Ruhe haben:

Eine Löwendame im Etosha Nationalpark
Eine Löwendame im Etosha Nationalpark

Mehr Aktivitäten gab es an einem Wasserloch, was mehrfach angesteuert wurde. Vermutlich wäre es vernünftig gewesen, nur dort zu bleiben, und auf die durstigen Tiere zu warten:

Ein Wasserloch im Etosha Nationalpark
Ein Wasserloch im Etosha Nationalpark
Ein Wasserloch im Etosha Nationalpark
Tiere am Wasserloch im Etosha Nationalpark
Ein Wasserloch im Etosha Nationalpark
Ein Wasserloch im Etosha Nationalpark

Kurz vor der Rückkehr sahen wir zum Abschied noch eine Elefantenherde:

Elefantenrunde nach der Bundestagswahl im Etosha Nationalpark
Elefantenrunde nach der Bundestagswahl im Etosha Nationalpark

Etwas mehr Tiere zu sehen hatte ich erhofft, ist aber Natur und nicht planbar. Der Himmel bot aber wieder ein schönes abendliches Spektakel:

Der Himmel über Etosha
Der Himmel über Etosha
Der Himmel über Etosha
Sonnenuntergang in Etosha

Ein landestypischer Grillabend brachte mir die Erkenntnis, dass auch Fleisch zubereitet nach traditionelle Methoden zäh sein kann. Das Ereignis wird dort Braai genannt, was mit der Konsistenz unseres Breies nicht ansatzweise etwas zu tun hat. Mit richtigem Feuer und Rauchgeruch. Wer das in Deutschland nur von Weber-Grills kennt, bitte Opa fragen. Vegetarisch zu bestellen war mir aber doch etwas zu dekadent, wahrscheinlich hätten sie mir bei der Fleischeslust des Landes Hühnchen als Alternative serviert.

Alle Gäste gingen danach ins Zimmer, außer Zinni. Und was für eine Überraschung, Richtung Bar. Ich war dort der einzige Gast, führte ein interessantes Gespräch mit der Managerin, und hatte eine schöne Unterhaltung. Sie kannte ihren alten Manager, der jetzt in Irene Country ist. Wir machten vermutlich lustige Fotos von uns, und sendeten ihm diese.

Ich sprach nebenbei sie auch an wegen des Wechselgeldes am Mittag. Etwas später staunte ich, die betroffene Bedienung stand neben mir, und entschuldigte sich. Er wurde in seiner Freizeit gebeten, zur Unterkunft zu kommen, und um eine Stellungnahme gebeten. Das war nicht das, was ich gewollt hatte. Er war zumindest äußerlich nicht sauer, und behauptete, er hätte es einem anderen Gast gegeben. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Ich gab ihm die Hand, und sagte ihm, dass alles okay sei.

Dass am nächsten Morgen der Weckanruf nicht erfolgte, erstaunte mich nicht, sicherheitshalber hatte ich meinen Wecker gestellt. Es ging früh heraus zum nächsten Game-Drive in den Park. Auch wenn mich Etosha an einen riesigen Zoo erinnert, bleibt es doch Natur. Von den großen fünf Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard sahen wir nur Nashörner kilometerweit entfernt:

Nashörner im Etosha Nationalpark
Nashörner im Etosha Nationalpark

Da sie nur sehr eingeschränkt zum Reiten geeignet sind, war es vielleicht auch besser so.

Am Wasserloch hatte noch niemand Lust auf einen Frühschoppen, außer dieser Giraffe:

Giraffen-Frühschoppen im Etosha Nationalpark
Giraffen-Frühschoppen im Etosha Nationalpark

ein Schakal ließ sich kurz sehen:

Ein Schakal im Etosha Nationalpark
Ein Schakal im Etosha Nationalpark

und das war es schon. Selbst die kleinen fünf Käfer, Mäuse, Vögel, Fliegen, Füchse waren rar. Interessant fand ich, dass Studiosus mit einem unpassenden großen Bus durch das Gelände gefahren war, da war ja noch weniger zu sehen.

Mit Pannen hatte ich es bei dieser Reise, unser Bus gab auf der Fahrt zum Zug auf, und ein Ersatz musste bereitgestellt werden. Es gibt nichts Schöneres, als mitten im Nirwana zu stranden. Ich ertrug es mit Fassung.

Panne auf dem Weg zum Etosha Nationalpark
Panne auf dem Weg zum Etosha Nationalpark

Zurück im Zug ging es durch eine schöne Landschaft weiter zur Hauptstadt des Landes, Windhoek:

Auf dem Weg nach Windhoek
Gleise auf dem Weg nach Windhoek
Auf dem Weg nach Windhoek
Auf dem Weg nach Windhoek

Die Wege der Weisheit führen durch die Wüste: Von Etosha nach Sossusvlei

Windhoek

Nach der morgendlichen Aufregung gab es einige Stunden lang nur Essen, Trinken, Gegend schauen, dummes Zeug reden (kann ich gut) und den Aufenthalt an Bord genießen, das war herrlich.

Ein windiger Winkel namens Windhoek war das nächste Ziel, die Hauptstadt von Namibia. Bei einem Blick auf die Straßenschilder fühlt man sich manchmal in Deutschland zurück, wobei immer mehr umbenannt werden, man möchte die Überbleibsel der deutschen Unterdrücker-Herrschaft nicht mehr.

Nur die Hans-Dietrich-Genscher-Straße ist sicher davon, sie gibt es erst seit 1990. Es gibt aber auch eine Fidel Castro Street, denn die SWAPO wurde von der Sowjetunion und Kuba unterstützt. Bizarr war das Projekt Noah’s Ark II. Namibia exportierte eine dreistellige Anzahl von Wildtieren nach dem staatlichen Zoo von Kuba …

Es geht aber noch skurriler beim Anblick auf das Independence Museum, vor Ort Kaffeemaschine genannt, und unser Halt in der Stadt. Es wurde von Nordkoreaner erbaut. Und nicht nur dieses Gebäude. Wer sich fragt warum: Namibia exportiert Uran, und ist einer der weltweit größten Länder davon. Noch Fragen? Was sich die Erbauer dabei gedacht hatten, weiß ich nicht, vielleicht war zu viel Sake im Spiel. Eine Werbung für Gelungene Architektur aus Nordkorea war das nicht:

Das Independence Museum in Windhoek
Independence Museum in Windhoek
Das Independence Museum in Windhoek
Das Independence Museum in Windhoek

Das Beste dabei ist die Aussicht auf die Stadt:

Blick vom Independence Museum aus auf Windhoek
Blick vom Independence Museum aus auf Windhoek

auf die Christuskirche:

Blick vom Independence Museum aus auf Windhoek
Blick vom Independence Museum aus auf Windhoek

und die alte Feste mit dem Reiterdenkmal, das dem Museum weichen musste, und zudem den Status eines nationalen Denkmals verloren hat. Heute ist es einsam dort, da die Festung seit 2014 wegen Sanierung geschlossen ist, die aber im Jahr 2019 immer noch nicht begonnen haben. That’s Afrika. Oder auch: Von deutschen Großprojekten gelernt!

Blick auf die Alte Feste in Windhoek
Blick auf die Alte Feste in Windhoek
Gedenktafel vor der Alte Feste in Windhoek
Gedenktafel vor der Alte Feste in Windhoek

Sossusvlei

Viel mehr Sehenswürdigkeiten hat Windhoek nicht. Wir fuhren zu dem nationalen Flughafen Eros, um von dort aus nach Sossusvlei zu fliegen. Dort wurden wir von unseren Piloten begrüßt, die vom Aussehen nach noch vor kurzer Zeit die Schulbank gedrückt hatten. Vertrauen hatte ich trotzdem und bestieg den Sitz neben dem Piloten in der Cessna. Ich versprach ihm hochheilig, nichts zu berühren von etwas, wo ich keine Ahnung habe:

Cessna V5-JPK der Desert Air in Sossusvlei
Cessna V5-JPK der Desert Air in Sossusvlei

Der Flug war der Knaller, mit super Aussichten auf das Land, und einem Wow vor Begeisterung von mir nach der Landung:

Auf dem Flug zur Sossusvlei Lodge
Ausblick auf dem Flug zur Sossusvlei Lodge
Auf dem Flug zur Sossusvlei Lodge
Auf dem Flug zur Sossusvlei Lodge

Er hätte ruhig länger sein können!

Zinnis Abschied vom Flug
Zinnis Abschied vom Flug

Wir wurden zu unserer Unterkunft Sossusvlei Lodge gefahren, und bezogen unsere Zimmer:

Mein Bungalow in der Sossusvlei Lodge
Mein Bungalow in der Sossusvlei Lodge

Es gab ein ähnlich mieses Mittagessen wie in Etosha, und wir hatten den Nachmittag zur freien Verfügung:

Der Pool der Sossusvlei Lodge
Der Pool der Sossusvlei Lodge

Nach dem Motto Sorge dich nicht Lebe buchte ich am Vortag meine erste Ballon-Fahrt über die Dünen von Sossusvlei. Ich fühlte mich wie jemand, der vierzig Jahre lang Lotto spielt, und dann das erste Mal gewonnen hat. Die Beschreibung über die Wüste zu gleiten hörte sich verführerisch gut an. Man ist oben und hat seine Ruhe.

Kurz nach der Ankunft in unserer Lodge wurde mir schnell die Hoffnung genommen, aus Wettergründen wurde die Fahrt gestrichen. Wie wenn man nach dem mutmaßlichen Gewinn einsieht, dass man den Lottoschein nicht abgegeben hat. Ich nahm Doppelherz als Hauptsponsor dieser Reise in Betracht.

Die Tour der Enttäuschung wurde fortgesetzt. Eine Desert Drive with Sunset war angesagt. Wir verteilten uns wie üblich auf kleine Jeeps, und anfänglich war es richtig nett. Es gab erwartungsgemäß nichts an wilden Tieren zu sehen, aber eine herrliche Bergwelt:

Unterwegs in Sossusvlei
Unterwegs in Sossusvlei

Auffallend waren die Nester von den geselligen Webervögeln (Sociable Weaver). Oft hängen in den Baumkronen die Hängenester dicht beieinander:

Nester von geselligen Webervögeln
Nester von geselligen Webervögeln

Es war toll, aber es wurde später und später, und unsere Befürchtung war, dass wir nicht mehr pünktlich den Sonnenuntergang sahen. Grund war der Fahrer vor uns, der seinen Gästen anscheinend jedes Sandkorn erklärte, und wir ihn nicht überholen durften. Und in der Tat, als wir den geplanten Platz der Beobachtung erreichten, war die Sonne schon untergegangen:

Der Fast-Sonnenuntergang in Sossusvlei
Der Fast-Sonnenuntergang in Sossusvlei
Du musst mit dem Mond träumen, wenn du zum Himmel willst
Du musst mit dem Mond träumen, wenn du zum Himmel willst

Klar, ich habe schon viele schöne Sonnenuntergänge gesehen, und es gibt Schlimmeres. Aber das war unnötig und hätte leicht vermieden werden können. Als Trost errichtete Rovos Rail eine Sunset-Bar, wo wir unseren Frust herunterspülen konnten:

Die Sunset-Bar von Rovos Rail
Die Sunset-Bar von Rovos Rail
Zinni in der Wüstenbar
Zinni in der Wüstenbar

Alle Gäste dachten, dass wir zurück in die Lodge zum Abendessen fahren würden. Mir graute davor nach der Massenabfertigung zum Mittagessen. Aber nach einer kurzen Wanderung wurde uns dieses in der Vlei (Afrikaans für Pfanne bzw. Senke) stimmungsvoll präsentiert:

Diner in der Vlei
Ein Diner in der Vlei
Diner in der Vlei
Diner in der Vlei

Es gab Fleisch vom Kudu, Zebra und/oder Gazellen. Ich wählte Kudu, es war leider nicht das zarteste Fleisch in meinem Leben. Richtig genießen konnte ich das Event nicht, weil ich schwach nachtblind bin, und Schwierigkeiten hatte überhaupt etwas zu erkennen. Ich benutzte während meines Essens meine Taschenlampe.

Ein kleiner Hieb-eared Fuchs mit seinen großen Ohren hatte Geschmack an unserem Diner gefunden. Er suchte respekt- und furchtlos nach etwas Essbaren:

Ein kleiner Hieb-eared Fuchs
Ein kleiner Hieb-eared Fuchs

Am nächsten Morgen rechnete ich nicht mit viel Tourismus in Sossusvlei, bei der abgeschiedenen Lage des Ortes. Ich täuschte mich, nicht nur wir hatten die Idee, die schöne Dünenlandschaft zu besuchen.

Anscheinend zum Pflichtprogramm gehört der Aufstieg zur Düne 45. Sie liegt am Straßenkilometer 45, wir hatten keine Zeit dafür:

Düne 45 in Sossusvlei
Düne 45 in Sossusvlei
Dünen in Sossusvlei
Dünen in Sossusvlei

Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet, war mir dabei eingefallen. Zur Selbstfindung ist der Ort nur sehr eingeschränkt zu empfehlen. Trotzdem war der Blick auf die weltweit höchsten Dünen traumhaft schön:

Dünen in Sossusvlei
Dünen in Sossusvlei
Dünen in Sossusvlei
Ausblick auf Dünen in Sossusvlei
Dünen in Sossusvlei
Dünen in Sossusvlei

Danach hatten wir eine afrikanische Massage spendiert bekommen. Nur mit Allradantrieb, oder etwas eingeschränkt auch zu Fuß möglich, ging es weiter zum Dead Vlei. Wir waren faul, saßen im Jeep, und wurden durchgeschüttelt:

Eine afrikanische Massage in Sossusvlei
Eine afrikanische Massage in Sossusvlei

Aber die Mühen hatten sich gelohnt. Wer Lust hatte, wie ich, konnte immer geradeaus in die Wüste laufen Richtung Dead Vlei:

Auf dem Weg zum Dead Vlei
Auf dem Weg zum Dead Vlei

Hinweis-Schilder gab es keine. Unser Guide verschätzte sich bei der Entfernung, ich war mir nicht sicher, ob ich den richtigen Weg gegangen war. Verloren konnte ich aber aufgrund der vielen Touristen auch nicht gehen. Gefunden hatte ich das Dead Vlei dann doch. Es ist schon seit geraumer Zeit durch eine große Sanddüne vom Wasser abgeschlossen. Die Folge davon sind seit Hunderten Jahren toter Kameldornbäume, die in der extremen Trockenheit der Wüste konserviert werden, und vom Verwesungsprozess abgehalten werden:

Das Dead Vlei in Sossusvlei
Blick auf das Dead Vlei in Sossusvlei

Was für ein bizarrer Ort:

Das Dead Vlei in Sossusvlei
Das Dead Vlei in Sossusvlei

Dort war es wunderschön, ich hätte stundenlang fotografieren können, und fand immer wieder neue Motive:

Das Dead Vlei in Sossusvlei
Im Dead Vlei in Sossusvlei
Das Dead Vlei in Sossusvlei
Das Dead Vlei in Sossusvlei

Ging leider nicht, unsere Fahrer mit ihren Jeeps:

Unser Carpark in Sossusvlei
Unser Carpark in Sossusvlei

warteten. Sie brachten uns zum Breakfast in the Vlei:

Breakfast in the Vlei
Breakfast in the Vlei

Bis dahin konnte ich noch nicht verstehen, warum meine Ballon-Fahrt abgesagt wurde, bei dem aufkommenden heftigen Wind dort hätte die Fahrt in der Tat keinen Spaß gemacht, und hätte auch keinen Sinn ergeben. So etwas Sandsturm zu nennen, wäre vielleicht aber auch etwas übertrieben gewesen:

Sturm in Sossusvlei
Ein Sturm in Sossusvlei
Sturm in Sossusvlei
Sturm in Sossusvlei

Wir sorgen uns sogar umsonst, ob wir wieder mit unseren Cessnas zurück nach Windhoek kommen.

Nach dem Start:

Flieger Blick auf Zinni
Flieger Blick auf Zinni

erlebte ich wieder einen hervorragenden Sightseeing-Flug über die Weiten von Namibia:

Namibia aus der Luft gesehen
Namibia aus der Luft gesehen
Namibia aus der Luft gesehen
Blick auf Namibia, aus der Luft gesehen
Namibia aus der Luft gesehen
Namibia aus der Luft gesehen

Warum die Lotsen entschieden hatten, das langsamste Flugzeug zuletzt starten zu lassen, kann nur jemand erklären, der die namibische Mentalität versteht. Ich befürchte niemand. Dementsprechend war die Wartezeit der zuerst gelandeten Passagier lang. Zumindest für europäische Verhältnisse.

Sehen ist anders als erzählt bekommen: Von Sossusvlei via Garas und Fish River Canyon nach Upington

Rovos Rail Richtung Südafrika

Nach dem agilen Sossusvlei Aufenthalt war ich froh, wieder an Bord der Rovos Rail meine Ruhe zu haben, und die Landschaft vom Panorama-Waggon aus zu genießen auf dem Weg nach Südafrika:

Rovos Rail auf dem Weg nach Südafrika
Rovos Rail auf dem Weg nach Südafrika

Bis wir immer langsamer wurden, die Steigerung eines Hügels wurde für die Lokomotive zur Qual. Wahrscheinlich waren wir durch das gute Essen zu dick geworden. Wir hatten zu wenig Antrieb, packten es nicht ohne Hilfe, und eine zusätzliche Lokomotive wurde angefordert. Dass dies für die Betreiber eine Überraschung war, konnte ich mir schlecht vorstellen, der Hügel ist bestimmt nicht steiler geworden, und die Strecke wird seit Jahren bedient.

Das war ein schöner Moment, unseren Stolz auf ein Bild zu packen:

Mit Rovos Rail on Tour Richtung Südafrika
Mit Rovos Rail on Tour Richtung Südafrika
Rovos Rail on Tour Richtung Südafrika
Rovos Rail on Tour Richtung Südafrika

Bis die benötige Kraftverstärkung uns erreichte:

Unsere Hilfe kommt
Unsere Hilfe kommt
Unsere Verstärkung
Unsere Verstärkung

Keetmanshoop

Danach störungsfrei erreichten wir die Regionshauptstadt Keetmanshoop (Keetmans Hoffnung). Sie wurde 1866 als Missionsstation aufgebaut. Sponsor war der deutsche Kaufmann und Bankier Johann Keetman, der selbst aber nie dort war.

Der Bahnhof wurde 1908 von Deutschen errichtet, und brannte im Jahr 1918 aus. Das neue Gebäude stammt aus 1928, und ist somit der einzige Bahnhof in Namibia, der nicht in der deutschen Zeit erbaut wurde:

Der Bahnhof von Keetmanshoop
Der Bahnhof von Keetmanshoop

Unser erster Gang ging zur ehemaligen evangelischen Missionskirche. Sie ist seit dem 9. Juni 1978 ein nationales Denkmal, und das älteste Bauwerk der Stadt. Heute ist sie ein kleines Museum:

Die rheinische Missionskirche von Keetmanshoop
Blick auf die rheinische Missionskirche von Keetmanshoop
Die rheinische Missionskirche von Keetmanshoop
Die rheinische Missionskirche von Keetmanshoop

Garas

Das war nicht der Grund des Ausfluges, sondern der Garas (Nama / Damara Sprache, englisch Quivertree, deutsch Köcherbaum) Park. Fake News: Es sind keine Bäume, sondern eine Aloen-Art, die etwa fünf Meter hoch werden kann. Früher wurden Pfeilköcher aus den Ästen geschnitzt, so ist der Name entstanden. Manche Pflanzen sind über zweihundert Jahre alt, und eher Einzelgänger (na ja eher Steher). In dem Park sind sie gehäuft, daher eine besondere Attraktion.

Es gibt einen kleinen Campingplatz mit viel Liebe und Humor. Die Besitzerin verkauft allerlei Skurriles:

Eingang zum Campingplatz vom Garas Park
Eingang zum Campingplatz vom Garas Park

dass davon die Bewohner steinreich sind (siehe Hintergrund):

Die Locals vom Garas Park
Die Locals vom Garas Park

Die Pflanzen stehen im Vordergrund der Landschaft:

Köcherbäume im Garas Park in Namibia
Köcherbäume im Garas Park in Namibia
Köcherbäume im Garas Park
Zwei Köcherbäume im Garas Park
Köcherbäume im Garas Park
Köcherbäume im Garas Park
Köcherbäume im Garas Park
Ein Köcherbaum im Garas Park
Köcherbäume im Garas Park
Köcherbäume im Garas Park

Aber auch die Formationen der Doloritfelsen sahen so aus, als ob Giganten damit gespielt hatten:

Köcherbäume und Doloritfelsen im Garas Park
Köcherbäume und Doloritfelsen im Garas Park

Ein Panoramablick über den Garas Park:

Blick auf den Garas Park
Blick auf den Garas Park

Die Anlage wirkt sehr surreal, ich hätte noch Stunden dort verbringen können, und hätte mich dabei keine Sekunde gelangweilt. Für Freunde der Fotografie ist es ein Genuss und Paradies. Eine Harmonie zwischen Menschen und Natur, manchmal geht das.

Fish River Canyon

Vor der Abfahrt war ich mit einem Mitarbeiter des Bahnhofs ins Gespräch gekommen. Er fragte mich unter anderem, ob ich reich sei. Für seine Verhältnisse bestimmt, aber ein plumpes Ja wäre mir zu albern gewesen. Ich erzählte ihm eine Story, dass dies die Fahrt mit Rovos Rail nach Südafrika die Reise meines Lebens sei, und ich darauf jahrelang gespart hatte. Ohne in Details zu gehen: War übertrieben, aber ein Klumpen Wahrheit steckten dahinter. Wir trennten uns als neue Freunde.

Bahnfreunde unter sich
Bahnfreunde unter sich

Das war nicht der einzige Höhepunkt an dem Tag. Nach zwei Stunden Eisenbahn-Fahren erreichten wir Holoog, um nach einer Stunde Busfahrt am einhundertsechzig Kilometer langen Fish River Canyon vorbeizuschauen. Er ist der größte Canyon von Afrika und nach dem Grand Canyon der weltweit zweitgrößte. Wie oft musste unser Reiseleiter auf etwas warten:

Das lange Warten am Fish River Canyon
Das lange Warten am Fish River Canyon

Das hatte sich gelohnt, die Aussichten war fantastisch:

Ausblick auf den Fish River Canyon
Ausblick auf den Fish River Canyon
Ausblick auf den Fish River Canyon
Blick auf den Fish River Canyon

Nicht nur wir vom Zug genossen den Blick auf Afrikas tiefste Schlucht:

Hier könnte ihre Werbung stehen
Hier könnte ihre Werbung stehen

aber ansonsten war sehr wenig los. Die meisten Besucher sind morgens dort, wenn das Licht wesentlich besser ist. Wir konnten einen Pfad am Rande der Schlucht entlanglaufen:

Wanderweg am Fish River Canyon
Wanderweg am Fish River Canyon

An dieser Stelle sah es so aus, dass früher eine Treppe von dort ins Tal ging. Wer das heute probiert, und ein Guter ist, landet wahrscheinlich schnell im Himmel, der Rest in nicht so schöne Regionen:

Die Treppe zum Himmel?
Die Treppe zum Himmel?

Die Landschaft erinnerte mich etwas an den Uluru / Ayers Rock:

Landschaft am Fish River Canyon
Landschaft am Fish River Canyon

Leider viel zu früh erreichten wir unser Ziel:

Blick auf den Fish River Canyon in Namibia
Blick auf den Fish River Canyon in Namibia

wo wie gewohnt Rovos Rail sich etwas hatte einfallen lassen. Ich vergab der improvisierten Lokalität das Prädikat Weltweit schönste Bar aller Zeiten:

Zinni in  der weltweit schönsten Bar am Fish River Canyon
Zinni in der weltweit schönsten Bar am Fish River Canyon

Die Gegend war magisch für mich, was aber nicht viel heißt bei diesem Urlaub, weil vieles magisch war. Das bei der Busabfahrt angebotene Bier vom Zug-Personal wirkte auf mich vermutlich wie Zebra-Keulen für hungrige Löwen. Wie der ganze Tag: Lekker. Das Wort wird in Südafrika für sämtlichen Lebenslagen angewandt, nicht nur für Nahrungsmittel. Auch zum Beispiel für That girl was so lekker!

Die Reichen beschweren sich immer: Von Upington nach Kimberley

Upington

Wir mussten warten auf die Einreise nach Südafrika an Bord der Rovos Rail. Ein Dauerthema dieser Reise wie auch hier. Mitbekommen hatte ich nichts, und durfte durchschlafen. Andere Passagiere wurden geweckt, das Auswahlsystem hatte sich mir nicht erschlossen. Aber vorher musste das Zug-Personal Geduld haben, denn auf der namibischen Seite der Grenze war einfach kein Grenzpersonal anwesend. Ich könnte jetzt schreiben typisch Afrika, ist mir aber auch schon ähnlich in anderen Kontinenten passiert.

Mir war das egal, und bewusst, dass ich nichts verpassen konnte. Upington in Südafrika strotzt nicht mit Attraktionen, und vorweg, es war der Tiefpunkt der Reise an Bord der Rovos Rail. Es lag halt auf dem Weg, warum aber die einhundertzwanzig Kilometer entfernt gelegenen Augrabiesfälle nicht besucht wurden, hatte ich nicht verstanden.

Nach der Ankunft verließen wir den Zug, und liefen in einer Gruppe. Auf eigener Faust unterwegs wurde nur eingeschränkt empfohlen:

Mit Rovos Rail zu Fuß unterwegs in Upington in Südafrika
Mit Rovos Rail zu Fuß unterwegs in Upington in Südafrika

an einem Friedhof vorbei:

Ein Friedhof in Upington
Ein Friedhof in Upington

zu einem Guesthouse.

Einige Passagiere schauten auf den Fluss Oranje:

Fluss Oranje, Upington, Südafrika
Fluss Oranje, Upington, Südafrika

und die wie ich Internetsüchtigen quälten sich mit dem stockenden Wi-Fi dort. Es gab aber immerhin eines, im Zug keines.

Danach liefen wir durch die Stadt, um die Catholic Co-Cathedral Of St Augustines von außen anzuschauen. Für den, der noch nie eine Kirche gesehen hat, war es bestimmt interessant:

Catholic Co-Cathedral Of St Augustines, Upington
Die Catholic Co-Cathedral Of St Augustines, Upington
Catholic Co-Cathedral Of St Augustines, Upington
Catholic Co-Cathedral Of St Augustines, Upington

Nach belanglosen Straßenszenen:

Downtown Upington in Südafrika
Downtown Upington in Südafrika

und ein paar Graffiti, die mehr über Land und Leute aussagen als einige Reiseführer:

Graffiti in Upington
Interessante Graffitis in Upington
Graffiti in Upington in Südafrika
Graffitis in Upington in Südafrika

gingen wir in ein Geschäft, um getrocknete Früchte zu kaufen. Ich hatte noch ein paar Rand und machte internationale Geschäfte. Das Ziel fast aller Bundesliga-Vereine in einer Saison. Ob die verdaulich sind, müsste ich meine Bekannten fragen, denen ich diese als Mitbringsel schenkte. Noch hat keiner die Freundschaft gekündigt.

Fertig, das war es. Es riss niemanden vom Hocker, und war eher nichts aussagend. Das war mir im Vorfeld bereits bewusst. Die Tour würde bei einer Bewerbung Langweiligster Ausflug meines Lebens ganz vorn liegen.

Essen bei Rovos Rail in Namibia und Südafrika

Das gibt wenigstens wieder etwas Zeit über den Zug zu schreiben, dieses Mal über das Essen an Bord. Um einen lokalen Zahnarzt Besuch zu vermeiden, hatte ich den Verzehr von zähem luftgetrockneten Fleischfetzen (dort landestypisch Biltongs genannt) als Snack vor den Mahlzeiten vermieden:

Biltongs im Zug
Biltongs im Zug

Es gab zwei Restaurants mit unterschiedlicher Ausstattung, freie Sitzwahl und gleichem Essen:

Das Restaurant im Rovos-Zug Richtung Südafrika
Das Restaurant im Rovos-Zug Richtung Südafrika

von dem aus wir während der Fahrt schöne Ausblicke hatten:

Blick aus dem Zug-Restaurant der Rovos Rail in die Weite von Südafrika
Blick aus dem Zug-Restaurant der Rovos Rail in die Weite von Südafrika

Die Auswahl an Gängen war aus Platzgründen bescheiden. Sonderwünsche wurden erfüllt, und ich war nie hungrig ins Bett gegangen.

Hier ein Beispiel-Menü:

Ein Menü vom Abendessen im Zug der Rovos Rail Richtung Südafrika
Ein Menü vom Abendessen im Zug der Rovos Rail Richtung Südafrika

und eine Präsentation von diversen Gerichten, ich bestellte bewusst immer kleine Portionen:

Verschiedene Gänge zum Abendessen bei Rovos Rail Richtung Südafrika
Verschiedene Gänge zum Abendessen bei Rovos Rail Richtung Südafrika

Geschmeckt hatte es fast immer. Nur die trockene Hühnerbrust, die anstelle meines bestellten vegetarischen Gerichtes serviert wurde, brauche ich nicht mehr.

Die Sonnenuntergänge zu verfolgen, waren stets ein Höhepunkt des Tages. Hier eine Auswahl in Bild und Ton:

Sonnenuntergang an Bord von Rovos Rail in Südafrika!
Sonnenuntergang an Bord von Rovos Rail in Südafrika!
Gute Nacht Rovos Rail und Südafrika!
Gute Nacht Rovos Rail und Südafrika!

Ein Sitzplatz bringt keinen Reichtum: Von Kimberley nach Johannesburg

Kimberley

Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!

Dieses Zitat von Johann Wolfgang von Goethe begründet den Reichtum von Kimberley. The Big Hole sah ich bei einem Zwischenstopp in Kimberley vor vielen Jahren bereits einmal aus der Luft.

Nun stand mein Erstbesuch vom Boden aus an. Wir sollten das größte von Menschen geschaffene Loch mit einer geführten Tour folgen, die mit einem Film beginnen sollte. Dazu hatte ich keine Lust, und trennte mich von der Gruppe. Was den lokalen Guide nicht erfreute, nach meiner Frage nach einem Plan von der Anlage antwortete er unfreundlich I’m the map. Na dann.

Auch ohne Hilfe fand ich diese Konstruktion:

Auf dem Weg zum Big Hole in Kimberley
Auf dem Weg zum Big Hole in Kimberley

mit diesem Stahlgerüst:

Big Hole in Kimberley
Big Hole in Kimberley

von dem aus ich Blicke auf die kraterartige Landschaft mit der Stadt im Hintergrund:

Blick auf The Big Hole in Kimberley in Südafrika
Blick auf The Big Hole in Kimberley in Südafrika

und dem Loch mit dem Durchmesser von 460 Metern genießen konnte.

Das Wort Big ist keine Übertreibung:

The Big Hole von Kimberley in Südafrika
The Big Hole von Kimberley in Südafrika

Das Wasser ist kräftig grün, vermutlich wegen Algen?

The Big Hole von Kimberley
The Big Hole von Kimberley

Seit 1914 ist die ehemalige Mine stillgelegt, und es werden keine Diamanten mehr abgebaut:

Big Hole in Kimberley
Big Hole in Kimberley

Dann fuhr ich mutterseelenallein mit einem Fahrstuhl minutenlang tief in den Untergrund. Mir war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. Etwas mulmig war mir dabei zumute. Endlich angekommen, ging ich in die falsche Richtung, wieder zum Ausgang. Ich realisierte überraschend, dass ich nur einige Stufen steigen musste, um wieder an der frischen Luft zu sein. Diese Lausbuben hatten die Fahrt nur simuliert, und den Eindruck erweckt, kilometerweit herunterzufahren.

Aber auch die Wege durch die Stollen sorgten bei mir für Gänsehaut-Effekte:

Im tiefen Untergrund vom Big Hole in Kimberley in Südafrika
Im tiefen Untergrund vom Big Hole in Kimberley in Südafrika
Im tiefen Untergrund vom Big Hole in Kimberley
Durch den tiefen Untergrund vom Big Hole in Kimberley

Ein Lob für die Verantwortlichen, das haben sie gut und glaubhaft umgesetzt.

Das Museum wurde streng überwacht, kein Wunder bei den Diamanten, die dort ausgestellt sind:

Diamanten im Big Hole Museum in Kimberley
Diamanten im Big Hole Museum in Kimberley
Diamanten im Big Hole Museum in Kimberley in Südafrika
Zwei Diamanten im Big Hole Museum in Kimberley in Südafrika

Geleistet hatte ich mir keinen.

Außerhalb des Geländes gibt es noch etwas Old-Town Stimmung, nur schade, dass alle Bars geschlossen hatten:

Old-Town vom Big Hole in Kimberley
In der Old-Town vom Big Hole in Kimberley
Old-Town vom Big Hole in Kimberley
Old-Town vom Big Hole in Kimberley

denn Nektar-Tee muss ich mir nicht antun:

Old-Town vom Big Hole in Kimberley in Südafrika
Old-Town vom Big Hole in Kimberley in Südafrika

In Kimberley musste unser Zug für den letzten Reiseabschnitt gedreht werden, dabei gab es technische Probleme. Dadurch gab es noch eine fotostoppfreie Stadtrundfahrt. Etwas wirklich Sehenswertes konnte ich nicht erblicken.

Kamfers Dam

Durch die Verspätung konnten wir leider später bei der Weiterreise nach Pretoria wegen einsetzender Dunkelheit die Flamingos am Kamfers Dam nur mehr oder weniger als Silhouette sehen. Schade, trotz der schönen Atmosphäre:

Flamingos am Kamfers Dam
Flamingos am Kamfers Dam
Abendstimmung mit Flamingos am Kamfers Dam in Südafrika
Abendstimmung mit Flamingos am Kamfers Dam in Südafrika

Dieses Gebiet ist eine von nur vier Brutstätten für Zwergflamingos in ganz Afrika. In einer spektakulären Aktion retteten die Bewohner von Kimberley im Januar 2019 2 000 Küken. Durch eine anhaltende Trockenheit war so viel Wasser am Brutplatz verdunstet, dass die Vögel ihre Gelege und Jungen aufgegeben hatten. Erst Anfang Mai, kurz vor meiner Reise, konnten die Kleinen zurück zu ihrem Stammplatz gebracht werden.

Ein Mensch ist ein Mensch durch andere Menschen: Von Johannesburg nach Frankfurt

Danke

Fast am Ende der Reise wird es Zeit, darüber nachzudenken, was an Bord passiert war. Ich dachte erst, dass die umgekehrte Route mehr Sinn ergibt: Ausruhen am Anfang und die Höhepunkte am Ende. Ich war im Nachhinein froh es wie gebucht abzufahren. Die letzten zwei Tage konnte ich ausschlafen, und einfach nur die vorbeifließende Landschaft anschauen.

Mein erster Dank gilt der Crew. Ihr habt alles gegeben, damit ich mich an Bord wohlgefühlt hatte:

Aria, Aubrey, Boitumelo, Bongani, Bongiwe, Busi, Cathren, Charmaine, Conny, Damon, Gert, Ishepo, Jegardi, Kangwelo, Lewis, Mara, Maria, Marilou, Martha, Mavis, Meriea, Michael, Nazeerah, Njabulo, Renolda und Steevens.

Ihr wart spitze. Und nicht zu vergessen unser Rektor und Historiker Nicholas Schofield, ein echter Profi in allen Belangen:

Unser Historiker Nicholas Schofield und Zinni im Stolz von Afrika
Unser Historiker Nicholas Schofield und Zinni im Stolz von Afrika

Natürlich auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerhalb des Zuges, die sich um einen reibungslosen Ablauf der Reise inklusive meinem Vor- und Nach-Programm gekümmert hatten. Um mich bemüht hatten sich Karin und Querida in Südafrika und Heike aus Deutschland.

Mein zweiter Dank gilt den Passagieren: Ihr habt alle mit dazu beigetragen, dass es eine wunderschöne Reise war:

Alexis, Alma, Arthur, Bernhard, Burkhard, Carol, Catherine, Christie, Claude, Colin, Elizabeth, Eric, Fengli, Godfrey, Helen, Henry, Huiting, Jianhua, Jie, Jingjing, Joanna, Johanna, Johannes, Johnathan, Kim, Lesley, Li, Lisa, Lorraine, Lucille, Lynne, Marian, Mary, Mei, Michael, Neil, Nigel, Pamela, Ping, Qianyi, Richard, Robert, Shilu, Stefanie, Stephen, Tong, Xiang, Xiaorong, Yangmei, Yijia, Yilin, Yunyi und Zaiquan.

Ihr seid tolle Menschen, und es machte viel Spaß, mit euch zusammen gewesen zu sein.

Das wurde kräftig gefeiert bei der Abschiedsfete:

Abschiedsfete im Stolz von Afrika
Abschiedsfete im Stolz von Afrika

Ich hatte, wie von der Barfrau am Anfang der Reise vorhergesagt, viele neue Freunde gewonnen. Wie hier meine coolen Tottenham Hotspur Fans:

You'll Never Walk Alone
You’ll Never Walk Alone

Die deutsche Stellung hielt mit mir ein nettes und sympathisches Ehepaar aus Nürnberg:

Meine deutschen Freunde an Bord von Rovos Rail in Südafrika
Meine deutschen Freunde an Bord von Rovos Rail in Südafrika

Die Gäste waren nicht ansatzweise zu vergleichen mit denen eines deutschsprachigen Kreuzfahrt-Schiffes. Benehmen, Rücksichtnahme und Gelassenheit waren an der Tagesordnung. Angeber und Rassisten wurden keine gesichtet. Essen, Trinken und Reisen waren die Tagesthemen, nicht Asylsuchende, Krankheiten oder andere Stammtischparolen.

Die Heimat der Gäste war bunt gemischt: Australien, China, Deutschland, Großbritannien, Irland, Südafrika und der USA. Ich hatte an einem Tag mehr interessante Gespräche als sonst bei kompletten Reisen, und viel gelernt dabei. Glück ist auch immer das Glück der anderen. Im Zug wurde Glück geteilt.

Vor allem waren die Mitreisenden auch sehr geschätzt von mir, weil ich vereinzelt zwanzig Jahre jünger geschätzt wurde. Was für nette Leute. Am liebsten hätte ich eine Lokalrunde ausgegeben, ergab nur keinen Sinn, weil alles inklusive war.

Es gab ein Fragebogen zur Bewertung der Rovos Rail Reise durch Südafrika und Namibia, der sehr positiv bei mir ausgefüllt wurde. Auf die Frage in der Bewertung: ‚Würden Sie den Pride of Africa wieder buchen‘ antwortete ich: ‚The biggest YES in my life‘.

Ich wurde bei meiner Vorbereitung gewarnt, dass ich wegen Verspätungsgefahr keinen Flug am Ankunftstag buchen soll. Die Prognose traf zu, unsere Lokomotiven fielen mehrmals aus. So kurios wie manches bei dieser Reise: In der Nacht waren wir mit einer Elektrolok unterwegs. An einem mir unbekannten Ort fehlte ein Stück (wahrscheinlich geklaute) Oberleitung, damit waren wir bewegungslos. Und zu dieser Zeit erst einmal etwas Neues mit Diesel-Antrieb zu finden, war wahrscheinlich auch für das örtliche Personal eine Herausforderung.

Als durchgesagt wurde, dass wir eine längere Verspätung haben werden, war es für mich die schönste in meinem Leben. Ich wollte den Zug nicht verlassen, es war ein Geschenk für mich länger im Zug bleiben zu können. Unpassend war im Restaurant dieser Hinweis zu meinen Mitreisenden, den die hatten einen Flug am selben Tag gebucht. Daran hatte ich nicht gedacht, aber im Nachhinein ging alles gut aus.

Wir fuhren langsam immer näher in die Richtung Pretoria, was weder Menschen noch Tiere daran störte, dass es Verbotsschilder Das Betreten der Gleise ist verboten gab:

Das Betreten der Gleise ist verboten in Südafrika
Das Betreten der Gleise ist verboten in Südafrika
Das Betreten der Gleise ist verboten
Das Betreten der Gleise ist verboten

Johannesburg

Mir wurde traurig bewusst, dass ich meinem neuen Lieblingszug (okay, ich hatte noch nie einen) langsam Tata (auf Deutsch Tschüss) sagen musste. Ich hatte keine Lust dazu, aber was wollte ich machen. Wir hatten letztlich sechs Stunden Verspätung, aber später war Johannesburg fällig. Alle meine Transfers buchte ich über den stets zuverlässigen Tour Operator Ulysses Tours und Safaris. Auch in Pretoria stand mein Fahrer bereit, und brachte mich nach Johannesburg.

Stadt aus Blech mit goldenem Keller wurde die Metropole früher genannt, heute kurz Joburg. Woher der Name Johannes kommt, weiß kein Mensch. Hässlich, laut, geldorientiert, schwitzig, fiebrig und gefährlich sind noch die positiven Attribute der Weltstadt, sie hat die weltweit meisten ummauerten Grundstücke. Soweto am Abend unsicher zu machen, hatte ich keine Laune dazu, und das Hotel Radisson Blu Gautrain in Sandton, das wohlhabendste Viertel in der City of Johannesburg gebucht.

Dort vergnügte ich mich auf der schönen Terrasse:

Mein Yoga heißt Bier
Mein Yoga heißt Bier
Blick auf Sandton, Johannesburg, Südafrika
Blick auf Sandton, Johannesburg, Südafrika

Es war schade, dass zuerst der Service nicht mitspielte. Neue Gäste wurden bedient, ich wurde ignoriert. Meine Bedienung war anscheinend im Urlaub. Mit Wechsel des Sitzplatzes und Kellners klappte es dann. Am nächsten Morgen entschied ich mich kurzfristig, auf den geplanten Ausflug nach Soweto zu verzichten. Ich nutzte den Late Check-out Service des Hotels, machte auf faul, so in etwa wie auf der Arbeit, und blieb bis zur Fahrt zum Flughafen im Hotel. Das hatte ich mir wohl verdient.

Nach dem schnellen Einchecken und einer unkomplizierten Ausreise erreichte mich später in der Airline-Lounge die Nachricht: Ihr Flug ist nun zum Einsteigen bereit. Brav wie ich war, machte ich mich auf Richtung Gate. Dort passierte nichts. Lange. Erst dann erreichten sechs Beschäftigte der Crew das Gate. Das wunderte mich, so spät und nur ein Teil der Besatzung.

Später hatte ich erfahren, dass der Bus der Crew defekt war, und Kleinbusse eingesetzt wurden. Der Fahrer von dem Fahrzeug mit dem Kapitän hatte sich verfahren. ‚This Time For Africa‘. Das Lied hatte ich nicht einmal auf der Reise gehört.

Im Flugzeug wurde ich überrascht: Wann wird man schon einmal persönlich von der Stewardess begrüßt: Sie haben aber eine schöne Website? Sie hatte mich anscheinend auf der Passagierliste entdeckt, und konnte sich an ein früheres Gespräch mit mir erinnern. Später hatte sie leider während des Fluges einen Unfall, und konnte den Service nicht weiter durchführen. Schade. Ich hoffe stark, dass die Wunde mittlerweile verheilt ist. Die Crew war so fit wie auf dem Hinflug, es war schön den Service genießen zu dürfen.

Nach dem Abflug flogen wir über den Moloch Joburg, und ich sah mir den großartigen Oscar prämierten Film „Green Book“ an. Er spielt in den USA nach einer wahren Begebung, passte aber auch zu meiner Reise.

Gute Nacht Südafrika
Gute Nacht Südafrika

Die Landung wurde wie fast immer bei mir auf einen Film vom Hinflug ausgerichtet, der mir an Bord gefallen hatte und zum Thema passt. Dieses Mal der von Kerkelings Jugend, Der Junge muss an die frische Luft.

Am Ende sagt der kleine Harpe zeitgleich mit dem von mir zeitlich angepassten Take-off: Ich bin der wolkenlose Himmel, ich bin wach. Nicht nur er, auch ich. Landschaften, Tiere, Ruhe finden, sporadisch ein Eisberg und ausreichend Bier, mehr brauche ich nicht, um zufrieden zu sein. Gerne auch gelegentlich etwas Regen oder Schnee, zwischendurch etwas zum Essen, und Veränderungen, kein Stillstand. Auch wenn ich dafür für den einen oder anderen als Randfigur, Eigenbrötler oder Ewig-Reisender einschätzt werde. Das ist mir egal. Ich liebe meine Welt, und werde sie freiwillig nie verlassen.

Ich bin der wolkenlose Himmel, ich bin wach
Ich bin der wolkenlose Himmel, ich bin wach

Danke für das Lesen, Gruß Gerald

Über den Autor: Reisesüchtig. Was ist schon ein Löwenbiss oder ein demolierter Daumen.

Zinni auf Reisen
Zinni auf Reisen

‚Hier sitze ich, ich kann nicht anders‘

Frei nach Martin Luther

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