Inhaltsverzeichnis
Reisebericht: Mit der HANSEATIC spirit auf den Azoren unterwegs
Auf Tour mit dem Schiff der guten Hoffnung auf schönes Wetter
Im Trockenen: Die Planung
Vor langer Zeit waren die Azoren jahrelang meine Lieblings-Destination. Unberührte Natur, kaum Tourismus und einfach zu bereisen. Ich war über zehnmal dort, auf allen bewohnten Inseln außer Santa Maria. Diese war in den wenigen Reiseführern, die es über das Archipel gab, schlecht weggekommen. Angeblich gibt es dort nur den Flughafen, und nichts zum Anschauen. Auf dieser Reise hatte ich von Einheimischen erfahren, dass die Bewohner der Insel sich damals über die negative Berichterstattung beschwert hatten. Und in der Tat sahen die Bilder darüber einladend aus, die Insel kennenzulernen.
Um diese Lücke füllen zu können, buchte ich eine Kreuzfahrt auf der HANSEATIC spirit, die auf Madeira startet, geplant alle neun bewohnten Inseln der Azoren anfährt, und auf dem Festland in Porto endet. Diese hatte sich sehr verlockend angelesen, hier die geplante Route:
Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von
Hapag-Lloyd Cruises
Mit Hapag Lloyd macht man nichts verkehrt, es ist das führende Kreuzfahrtunternehmen für luxuriöse Expeditions-Fahrten in Deutschland. Meine bisherigen zwei Reisen mit dem Schwesterschiff HANSEATIC nature waren klasse. Hier die Links dazu bei Interesse:
Ich hatte im Vorfeld nur das Problem, dass keine Bank bei uns im Ort portugiesische Escudos hatte zum Umtausch gegen Euro. Ich hoffte, am Flughafen in Frankfurt am Main oder auf Madeira welche zu bekommen.
Um an Bord der HANSEATIC spirit gehen zu dürfen, waren wegen Corona die Optionen ein PCR-Test bis 72 Stunden vor der Einschiffung, ein PoC-NAT-Test bis 48 Stunden, oder ein Antigentest bis 24 Stunden. Einen PoC-NAT-Test konnte bei uns im Kaff niemand anbieten, und den Antigentest hätte ich in Funchal machen müssen. Da ich keine Lust hatte, Stunden dort zu verschwenden auf der Suche nach einer Station, investierte ich lieber die siebzig Euro für den PCR-Test in der Heimat.
Im Hoch: Die Anreise nach Madeira
Unterwegs mit Eurowings Discover
Bei dem Flug nach Madeira hatte ich meinen Erstflug mit Eurowings Discover, die neue Touristik-Tochter der Lufthansa. Die Airline selbst konnte nichts dafür, dass wir eine Außenposition hatten, ewig mit dem Bus fuhren, und zeitweise noch mit dem Flugzeug über alle Rollfelder des Frankfurter Flughafens uns bewegten.
An Bord hatte ich eine Dreierreihe für mich, Platz war dadurch jede Menge:
Die Crew spielte mit, war sehr aufmerksam, hilfsbereit und nett. Es war sehr angenehm während des Fluges. Das sollten auch meine Bewertungen der Crew zeigen:
Leider gab es aber auch zwei Schwachpunkte, für die die Crew nichts konnte. Dieses Gericht soll Mojo Verde sein, nach einem Rezept aus den Kanaren:
Es sah aus, stank und schmeckte wie „Eurowings feines Brechen“.
Und es gab kein Wi-Fi, nur Spielfilme im In-flight Entertainment. Aber nur stumm, ohne Kopfhörer und Ton, weder als Service inklusive noch zum Kauf, obwohl sie im OnBoard-Shop angeboten wurden. Das ergab für mich keinen Sinn.
Als Hauptbeschäftigung an Bord war somit Atmen angesagt. Und der Gin and Tonic dazu war okay. Wie auch dieser Ausblick auf die Wolken:
und auf die Tragfläche:
Nach dem Beginn des Anfluges auf Madeira:
waren die Berge von Madeira zu sehen:
und ein Blick auf Funchal:
Im Sonnenglanz: Madeira
Unterwegs zu Fuß
Flop bei Ronaldo
Nach der Ankunft am Flughafen in Funchal auf Madeira (auf Deutsch: Holz) nahm ich mir ein Taxi zum Hotel „Pestana CR7“. Es heißt nicht nur nach Cristiano Ronaldo und seiner Rückennummer 7, er ist auch daran beteiligt. Beim Einchecken und Bezahlen dachte ich: „Gemütlich sieht anders aus“. Es war steril hoch drei dort. Dazu sah ich einen Hinweis, dass es in dieser Nacht eine DJ-Party bis zwei Uhr in der Frühe gab. Klasse, mein Zimmer war nur ein paar Meter weg davon. Die erhoffte Hoffnung auf eine ruhige Nacht war damit geplatzt. Tauschen konnte ich nicht, alle anderen Betten waren belegt.
Danach wollte ich kostenfrei stornieren, das wurde strikt abgelehnt. Ich verlangte anschließend den Manager, nur war dieser angeblich nicht zu erreichen. Bei Ronaldos Ankunft wäre der in Sekunden angetanzt, da bin ich mir ganz sicher. Danach erfand ich etwas mit einem Einfluss, den ich angeblich auf Medien hätte. Langsam verstanden die Beschäftigten, dass man mich nicht einfach abwimmeln kann. Am Ende buchten sie mich um auf eine andere Unterkunft der gleichen Kette, was mir dort viel besser gefallen hatte als der gebuchte sterile Lärmschuppen, und zahlten auch das Taxi dorthin:
Dass der Fahrer mich zuerst zu einer falschen Adresse gebracht hatte, wunderte mich nicht.
Hier lungerte ich danach in ein paar Kneipen der Umgebung herum, in einer gab es großartige Livemusik. Das machte die Mühen der Anreise mehr als wieder wett. Müde ging ich DJ-Musik frei auf mein Zimmer, und hatte eine hervorragende Aussicht auf Funchal:
und eine angenehme Bettruhe.
Top im Beerhouse
Ronaldos Lärm-Hotel liegt direkt am Kreuzfahrt-Hafen, das war der Grund, warum ich es gebucht hatte. Aber auch von der Unterkunft, in die ich umgebucht wurde, konnte ich problemlos zu der HANSEATIC spirit zu meiner Kreuzfahrt auf den Azoren laufen, da es nur bergab ging. Im Hafen angekommen, konnte ich nur mein Gepäck abgeben, die Kabine war noch nicht bezugsfertig.
Funchal bedeutet sinngemäß „viel Fenchel“. Die Stadt erhielt ihren Namen, weil die Portugiesen bei der Entdeckung der Insel dort außerordentlich viel Fenchel vorfanden. Eine große Lust mir die Stadt anzuschauen hatte ich nicht, ich blieb schnell im nahe gelegen Beerhouse an der Promenade hängen:
Ich war nicht binär, und musste natürlich dort so viel Bier-Sorten wie möglich testen, eine Ehrensache für mich:
Nur fand ich bedauerlicherweise niemanden, der mit mir eine Giraffe teilen wollte:
2 1/2 Liter für mich allein wären doch etwas viel auf einem Schlag gewesen.
Danach stattete ich Ronaldo selbst noch einen kurzen Besuch ab:
Auf dem Bild sind zwei Männer zu sehen. Der eine hat Weltformat, ist ein Idol und eine Ikone. Der andere ist Ronaldo.
Auf dem Schiff
Ich war der Erste, der auf der HANSEATIC spirit zur Kreuzfahrt zu den Azoren eingecheckt hatte. Die Anzahl der nach mir folgenden Passagiere war bescheiden, es waren nur 100 Azoren-Philes an Bord, bei einer Kapazität von 340 Betten. Dadurch gab es nie Wartezeiten auf dem Schiff während der gesamten Reise. Meine Kabine war wie gewohnt großzügig. Ich hatte viel Platz für mich:
Natürlich gab es auch wie gewohnt eine kulinarische Begrüßung auf der Kabine:
Nach der obligatorischen Seenotrettungsübung und mit einem Blick auf Funchal verabschiedete sich die HANSEATIC spirit am Abend von Madeira, und machte sich auf zum Weg zu den Azoren:
Ronaldos Disco-Schuppen ließen wir dabei achtlos auf der linken Seite liegen:
Unsere Kreuzfahrt auf der HANSEATIC spirit zu den Azoren konnte beginnen!
Im Wetterloch: Santa Maria
Es gab ein stürmisches Tiefdruckgebiet im Atlantik, dessen Auswirkungen wir auf den Azoren deutlich gespürt hätten. Somit ergab es keinen Sinn, direkt mit der HANSEATIC spirit zu der ersten vorgesehenen Insel auf den Azoren nach Santa Maria (auf Deutsch: Heilige Maria) zu fahren. Der Wind und der Schmell dort waren anfangs viel zu stark.
Die Route musste geändert werden, und als Ersatz wurde in Porto Santo angelegt, die Nachbarinsel von Madeira. Ich war auf acht der neun bewohnten Inseln auf den Azoren, nur Santa Maria fehlte mir. Da ich aber Porto Santo auch nicht kannte, gibt es weitaus Schlimmeres.
Im Sonnenschein: Porto Santo
Unterwegs mit Rita
Die Insel Porto Santo (auf Deutsch: Heiliger Hafen) ist etwa elf Kilometer lang und sechs Kilometer breit. Die Bewohner leben überwiegend von der Fischerei und dem Tourismus. Der Entdecker-Kapitän Christoph Kolumbus lebte einst dort, und dessen ehemaliges Wohnhaus ist heute ein kleines Museum.
Der erste Ausblick auf die Insel sah von der HANSEATIC spirit aus vielversprechend aus:
Wir hatten zu dritt eine Inselrundfahrt im Geländewagen gebucht, und hatten diesen für uns allein bei sieben Sitzen. Die Fahrerin begrüßte mich auf Deutsch mit: „Sie haben Pech, Frau am Steuer“. Genau die Art von Humor, die mir gefällt. Rita war klasse, sie führte uns mit ihrer lockeren Art angenehm durch die Insel.
Unser erster Stopp war der Aussichtspunkt „Pico das Flores“. Ungehindert hatten wir tolle Ausblicke von dort aus über den Süden der Insel:
und auf die Ilhéu da Cal, eine kleine und unbewohnte Nachbarinsel. Sie liegt nur wenige hundert Meter südlich von Porto Santo:
Starke Rodungen haben dazu geführt, dass es auf den Inseln derzeit weitgehend baumlos ist. Auch, weil es keine Flüsse dort gibt.
Anschließend waren wir am Südhang des „Pico de Ana Ferreira“, dem höchsten Punkt der Insel. Dort befinden sich interessante, fünfeckige Basaltformationen:
Die vulkanische Steinformation bildet ein Amphitheater:
Im Vergleich sieht der Zinni dazu klein aus:
Windmühlen sind auf der Insel oft zu finden. Die ersten Siedler aus Portugal bauten auf der Insel Getreide an, die erste Windmühle dafür wurde bereits im Jahr 1794 erbaut. Die Bewohner nutzten die starken Winde, die über die Insel wehen. Heute gibt es immer noch einige Mühlen dort, manche sind noch betriebsbereit:
Danach fuhren wir zu versteinerten Dünen:
die uns an eine Wüste erinnern:
Das Gebiet befand sich vor Millionen Jahren auf dem Meeresgrund, was diese Versteinerungen von Meeresbewohnern zeigen:
Durch vulkanische Tätigkeiten wurde das Gebiet angehoben und liegt nun über der Steilküste:
Durch die Erosion sind bizarre Gebilde und Formationen entstanden:
Tiere und Pflanzen können dort in der Wüste fast nicht überleben, nur einige Überlebenskünstler wie dieser neue Freund:
Anschließend fuhren wir zum King-Kong-Felsen, der aus einer bestimmten Perspektive betrachtet wohl, wie der Affenstar aussehen soll. Unsere war wahrscheinlich nicht die geeignetste dafür:
Der nächste Halt war der Aussichtspunkt „Miradouro da Portela“. Von dort aus hatten wir einen tollen Blick auf den Strand und den Atlantik:
Danach fuhren wir zurück zum Hafen und der HANSEATIC spirit zur Weiterfahrt auf die Azoren:
Das war ein toller Ausflug! Mit Rita und Geländewagen unterwegs in Porto Santo, es war wunderbar:
Nachdem ich einen kurzen Blick auf einen Strand in Vila Baleira geworfen hatte:
musste ich natürlich noch lokale Spezialitäten im Ort testen:
Danach verabschiedeten wir uns mit der HANSEATIC spirit von der schönen Insel, und setzten unsere Fahrt Richtung Azoren fort:
Mit einem Blick auf die Ilhéu de Cima und dem Leuchtturm dort verabschiedeten wir uns von der Insel-Gruppe:
Wir waren da noch ahnungslos, was uns in Kürze bevorstehen würde.
Auf dem Schiff
Denn es folgte die Überfahrt zu den Azoren mit der HANSEATIC spirit. Am Anfang war es noch ruhig:
und der Sonnenuntergang war fantastisch:
Aber später zog schnell Sturm auf:
Viele der Passagiere und auch Mitglieder der Crew wurden seekrank. Ich zum Glück nicht. Ein normaler Körper benötigt, wenn er krank ist, eine leichte Suppe. Ich ein Bier, dann entsteht das erst gar nicht:
Trotzdem hatte die Überfahrt nicht viel Spaß gemacht, es ging aber herum.
Ein ruhiger Schlaf war in meiner Kabine nicht möglich. Es knarrte so laut regelmäßig alle paar Sekunden, und das lag nicht an dem Sturm. Wer jemals auf einem Flugzeugträger an der Startrampe tätig gewesen war, sollte wissen, was gemeint ist. Ich hatte das Personal darauf hingewiesen, dass es an einer Kiste oberhalb des Safes innerhalb des Zimmers liegt. Das Maintenance-Team meinte aber, dass es von dem Stockwerk darüber kommt. Egal und wie auch immer, nachdem ich einen Blick in eine freie Kabine neben meiner werfen konnte, und dort Ruhe war, durfte ich dorthin umziehen. Seitdem war Ruhe am Tag und in der Nacht.
Im Bewölkten: São Miguel
Unterwegs mit Fremden
São Miguel (auf Deutsch: Sankt Michael) ist die größte Insel der Azoren. Sie zählt zur Ostgruppe des Archipels, und ist 63 Kilometer lang und 16 Kilometer breit. Dort leben rund 140 000 Menschen.
Ich hatte einen Ausflug dort zu den Sete Cidades gebucht. Ich war dort schon ein paarmal, aber etwas anderes hatte sich wegen meiner morschen Knochen und Interessen nicht angeboten.
Als ich in den Bus einstieg, war ich erstaunt. Es gab keine freie Reihe für mich, und neben einem fremden Gast stundenlang zu sitzen, war in Coronazeiten nicht infrage gekommen. Ich kam, sah, und hatte keinen Bock darauf. Als ich dabei war, den Bus wieder zu verlassen, sah ich, dass die Plätze für Behinderte in der ersten Reihe noch frei waren. Ich setzte mich dorthin, und wurde nicht verjagt. So blieb ich doch im Bus. Und bei allen weiteren Bus-Ausflügen wurde mir von der Reiseleitung eine Reihe für mich allein versprochen und auch eingehalten.
Unser erster Halt war in einer Ananas-Plantage. Das ist kein Institut oder eine App, um die Termine einzuplanen, an denen man die Früchte essen soll, sondern eine Farm für die Aufzucht derer. Sie die einzige ihrer Art in Europa, und benannt nach ihrem Gründer, dem azoreanischen Unternehmer Dr. Augusto Arruda:
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden die Früchte dort für den europäischen Markt kultiviert. Sie werden dort in Gewächshäusern angebaut, in denen es mollig warm und feucht war, das beste Klima dafür:
Der lokale Reiseleiter war ein Deutscher, der seit 23 Jahren auf der Insel lebt. Er erklärte uns einiges über die aufwendige und zeitintensive Aufzucht. Das war für mich nicht eine Sehenswürdigkeit zu den Azoren zu kommen, aber trotzdem interessant.
Der nächste Halt war der Grund des Ausfluges für mich, der Ausblick auf die Sete Cidades, eine Caldera im Westen der Insel. Sie gehört zu den schönsten und beliebtesten Ausflugszielen der Azoren:
Die Caldeira verfügt über einen See, den Lagoa das Sete Cidades. Er unterteilt sich in zwei Teile, die durch einen schmalen Kanal miteinander verbunden sind:
Die unterschiedlichen Farben der Teile sind bedingt durch den Einfall des Sonnenlichts. Eine Sage dazu ist natürlich weitaus romantischer. Die Liebe zwischen einer Prinzessin und einem einfachen Hirten wurde wegen der vereinbarten Hochzeit mit einem Mann aus einer reichen Familie beendet. Beide trafen sich ein letztes Mal, wo heute eine Brücke die Seen verbindet. Zum Abschied flossen Tränen. Der blaue See entstand der Legende nach durch die der Prinzessin, der grüne durch die des Hirten:
Die meisten Bilder (nicht meine) der verschiedenen Farben des Sees sind übrigens nachbearbeitet, so groß wie manchmal dargestellt ist der Unterschied nicht.
Dieses verlassene Hotel am Aussichtspunkt war eine Idee eines ausländisches Unternehmen, niemand auf den Azoren selbst hatte damals dort ein Fünf-Sterne-Hotel gewollt:
Bei meinem ersten Aufenthalt auf der Insel wurde es gerade erbaut. Der Investor, der französische Privatkonzern Creusot Loire, ging pleite, als das Bau längst beschlossene Sache war. Eine azoreanische Bank sprang ein. Nur vom April 1989 bis November 1990 hatte das Haus geöffnet, aber die erwünschten Gäste blieben aus.
Nachdem das Hotel geschlossen wurde, wurde es einundzwanzig Jahre lang bewacht, bis zum Jahr 2011. Der Wächter und seine Hunde beendeten danach ihren Dienst. Kurz darauf wurde geplündert, vieles gestohlen und zerstört, alle Möbel, Türen, Fenster, Badewannen und die Aufzüge. Nun ist es ein Schandfleck für die Insel, und warum das Gebäude nicht abgerissen wird, erschließt sich mir nicht.
Anschließend fuhren wir zu dem Ufer des Sees, und hatten etwas Zeit, uns dort umzuschauen:
und konnten danach von einem weiteren Aussichtspunkt noch einmal Blicke auf den See werfen:
Wir bestaunten das Hinterland:
sowie die Westküste der Insel:
Viel Neues hatte ich auf dem Ausflug nicht gesehen, es war aber entspannt und ohne große Anstrengungen. Eine Alternative hatte ich bei meiner gesundheitsbedingten Situation nicht gefunden, eine Wanderung wäre unmöglich gewesen.
Als Hauptstadt der Azoren ist Ponta Delgada auf São Miguel ein Sinnbild für die strahlende Historie der Inseln. Kirchen, Rathaus und Plätze versprühen das Flair der Barockzeit. So wie das dreibogige Stadttor Portas da Cidade aus dem Jahr 1783, das heute das Wahrzeichen von Ponta Delgada ist:
das Rathaus, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Wohnsitz einer noblen Familie im Barockstil errichtet und Anfang des 20. Jahrhunderts von der Stadtverwaltung übernommen wurde:
und die im Jahr 1709 als Franziskanerkirche erbaute „Igreja Sao José“ mit ihrer streng geometrischen Fassade:
Die Planung der Promenade der Stadt wurde bestimmt von den gleichen Experten, wie die von dem Hotelkasten am See erstellt. Sie ist hässlich hoch drei und passt nicht zum Stadtbild:
Vor vielen Jahren war ich in einer der Unterkünfte dort, auf der Suche nach einem freien Zimmer. Es waren aber alle Betten in der Stadt ausgebucht. Das Personal schaffte es, mich für vier Nächte im örtlichen Hospital unterzubringen. Nicht als Patient, sondern als Gast. Mit Frühstück-Service etc. wie in einem Hotel. Ich befürchte, dass dies heute nicht mehr möglich ist.
Auf dem Schiff
Zurück an Bord wurde die Maskenpflicht für die Passagiere komplett abgeschafft, innen und außen. Nur die Crew musste im Innern bis zum Ende der Reise eine tragen.
Im Regen: Sao Jorge
Unterwegs im Bus
São Jorge (auf Deutsch: Sankt Georg) zählt zu der Zentralgruppe der Azoren. Sie gleicht entgegen allen anderen Azoreninseln einer langen Nadel. Die Insel ist 56 Kilometer lang, und nur 8 Kilometer breit. Erwähnt wird Sao Jorge erstmals im Jahr 1439. Fünf Jahre später wurde sie im Jahr 1443 nachweislich besiedelt. Ab 1470 gibt es die ersten Ortschaften dort.
Ich hatte wieder einen Ausflug mit dem Bus reserviert, eine Inselrundfahrt. Unangekündigt war der schnelle erste Halt eine Käsefabrik, mit Verköstigung und Weiß- und Rotwein-Probe. Das war selbst für mich um viertel nach neun am Morgen etwas zu früh, aber testen musste ich den Wein und den Käse natürlich trotzdem:
Der deutschsprachige Guide meinte, dass der frühe Start okay ist. Wir wären im Urlaub, und es gilt nur „kein Bier vor vier“, und nicht für Wein. Ich klärte ihn auf, dass damit das Alter gemeint ist, und man ab vier Jahren auch vor vier Uhr Bier trinken darf.
Der Käse war nicht mein Geschmack. Er war mir zu streng, selbst der jüngste der drei angebotenen Jahrgänge. Die salzhaltige Luft und die immergrünen Hochweiden geben ihm seinen intensiven Geschmack. Er wird von dort aus bis nach Nordamerika verkauft, und natürlich auch direkt an uns Passagiere:
Das Markenzeichen von São Jorge sind die über 50 Fajãs, hier eine davon:
Für die rund 8 500 Bewohner der Insel spielen die kleinen Landzungen eine wichtige Rolle. Sie sind durch Lavaströme oder erdbebenbedingte Erdrutsche entstanden, und waren in der mit hohen Steilküsten umgebenen Insel ein einfacherer Zugang zum Meer und zugleich eine ebene und sehr fruchtbare Anbaufläche:
Viel mehr anzuschauen gab es dort nicht. Zum einen, weil viele Teile der Insel menschenleer sind. Oft sieht man, wenn überhaupt, nur Kühe und Milchkannen, oder wie hier gar nichts:
Zum anderen aber auch wegen des Wetters. Der Regen hat auf den Azoren eine Einstellung, dass er immer so von oben herabkommt. Da wirkte auch der Blick auf diese alte Kirche nicht:
Man kennt nicht alle Arten von Regen, bevor man auf den Azoren war.
Zum Glück war der letzte Blick auf den Hauptort Velas und der HANSEATIC spirit bei klarem Wetter, eine Ausnahme bei meiner Reise auf den Azoren:
Auf dem Schiff
Zum Mittagessen bestellte ich einen einfachen trockenen Wein, später standen für die 0,25 Liter 15,70 € auf meiner Rechnung. Es wurde ungefragt der teuerste Wein auf der Getränkekarte serviert. Auf eine Anfrage, warum dies so praktiziert wird, folgte Unverständnis. Schade, das machte für mich nicht gerade den seriösesten Eindruck. Zu Hause würde ich Lokale mit solch einer Geschäftspolitik meiden.
Die geplante Zodiac Tour am Nachmittag wurde wegen schlechtem Wetter abgesagt. Für mich war das nicht überraschend oder gar enttäuschend, ich wäre ohnehin nicht dabei gewesen. Mir war zu viel Regen, Wind und Nebel. Ich hielt mich lieber trocken an einer der beiden Bars auf:
Im Dunst: Corvo
Unterwegs mit dem Van
Corvo (auf Deutsch: Rabe) ist mit 17 Quadratkilometern Fläche die kleinste der bewohnten Azoren-Insel. Das Dorf Vila do Corvo ist mit 500 Bewohnern die Gemeinde mit Stadtrecht und der wenigsten Bevölkerung in Portugal. Dort gibt es eine Kirche, Schule, Apotheke, Feuerwehr, Polizeiposten, Hafen, Flughafen und ein Gefängnis. Eine Verwaltung gibt es dort nicht.
Nachdem wir mit einem Zodiac-Shuttle-Service auf die Insel übersetzten:
erreichten wir den kleinen Hafen:
Von hier aus nutzte ich einen Taxi-Van-Service, um zur Caldeirão zu fahren, die Sehenswürdigkeit der Insel. Den Weg hinauf zu dem Vulkan geht sieben Kilometer hinauf auf den Berg über eine Straße, die erst 1996 asphaltiert wurde. Gehalten wurde direkt am Kraterrand, von dort aus konnte ich direkt die wunderschöne sattgrüne Kraterlandschaft bewundern:
Ich war vor Jahrzehnten schon einmal auf der Insel, da wurde die Fahrt noch mit Traktoren über Feldwege durchgeführt. Hingekommen war ich nur, weil ich auf der Nachbarinsel Flores übernachtete, und von dort aus eine Überfahrt wegen einer Beerdigung organisiert wurde. Ein paar Touristen durften mitfahren, um sich in der Zeit der Bestattung sich die Insel anschauen zu können. Einen Flughafen oder einen regelmäßigen Fährverkehr gab es zu dieser Zeit noch nicht.
In dem erloschenen Vulkan, dem Monte Gordo, der eine 2 Kilometer weite und 300 Meter tiefe Caldera bildet, befindet sich auf seinem Grund ein See namens „Lagoa do Caldeirão“, ein Vulkankrater mit See:
560 Meter über dem Meer hat man dann von einem Aussichtspunkt einen Ausblick auf die Küste:
Viele Passagiere waren den Weg zum Schiff zurückgelaufen, ich kann das im Moment noch nicht bewerkstelligen. Ich fuhr wieder mit dem Sammeltaxi nach Vila do Corvo zurück, dem einzigen Ort auf der Insel:
Die Jugend vor Ort zieht es nach Beendigung der Schule in die Ferne, und die Älteren kehren nach dem Berufsleben in die Ruhe und Geborgenheit der Insel zurück. Für mich überraschend sah ich trotzdem viele junge Menschen dort, das hätte ich nicht erwartet. Wie dieser Halbstarke in der örtlichen Taverne:
Anschließend nahmen wir Abschied von der kleinen Insel. Aus Sicht der Geologen liegt sie auf der nordamerikanischen Platte, und gehört zum amerikanischen Kontinent. Aus europäischer Sicht sind sie der letzte Zipfel Europas:
Auf dem Schiff
Warum der Transfer zur Caldeira bei so einer Kreuzfahrt nicht inklusive war, hatte sich mir nicht erschlossen. Es ging um zehn Euro pro Person. Und der Preis an Tagen ohne Kreuzfahrten ist laut diversen Quellen fünf Euro.
In den Restaurants war bei der geringen Auslastung immer viel Platz. Selbst im gediegenen Restaurant L’ESPRIT, wo normal eine vorherige Reservierung zu empfehlen ist. Auf dieser Fahrt herrschte dort immer gähnende Leere, wie auch bei meinem Besuch:
Der Hummer-Gang schmeckte trotzdem:
Aber auch in den beiden anderen Restaurants, dem Lido mit Selbstbedienung und dem Restaurant mit Service am Tisch bei fast gleichem Speiseangebot gab es Feines, wie hier diese Portion Kaviar:
Der Wodka dazu war nicht meine Idee und wurde unaufgefordert serviert. Ablehnen konnte ich das Angebot natürlich nicht.
Die meisten Beschäftigten waren top, und es machte Spaß, mit ihnen zusammen an Bord zu sein. Nur in seltenen Fällen musste ich dem Service das Attribut „unaufdringlich“ geben, das waren aber zum Glück Ausnahmen.
Im Nebel: Flores
Unterwegs in den Wolken
Flores (auf Deutsch: Blumen) ist die viertkleinste und westlichste Insel der Azoren und der westlichste Punkt von Europa. Sie ist wild und lieblich zugleich. Nicht nur im Winter ist es zumeist neblig und feucht dort.
Das konnte ich auch schnell beim ersten Stopp meines Ausfluges, eine Inselrundfahrt, sehen. Oder auch nicht. Wie man sieht, sahen wir erst einmal nichts:
Das sollen die „Rocha dos Bordões“ sein, Orgelpfeifen im Wind. Angeblich die schönste Naturerscheinung auf der Insel. Kann sein, bestätigen kann ich es nicht.
Leider spielte das Wetter nicht wie erhofft mit, die Insel lag fast völlig in den Wolken. So konnten die Aussichten meist nur in der Fantasie stattfinden:
Wir Gäste bekamen das aus den Wetterberichten so berühmte Azorentief an seinem Originalschauplatz mit. Nur, wo war das Azorenhoch, wenn man es mal benötigt? Weit weg konnte das vom Namen her doch nicht sein.
Wenigstens war dieser Wasserfall zu erkennen:
Es sah dort aus wie bei „Herr der Ringe“, nur mit Kühen:
Beim Anblick dieser dachte ich mir: Schwitzen die mit den schwarzen Flecken bei warmem Wetter mehr als die mit den grauen oder weißen? Schwarz absorbiert ja das Sonnenlicht und erhöht dadurch die Temperatur:
Bei Faja Grande endet an der Ilheu de Monchique auch die Europäische Union: Die kleine Insel ist Europas westliches Ende und war früher ein Navigationspunkt für Seefahrer:
Ein trüber Ausblick auf „Lajes Das Flores“, der südlichste Ort der Insel, beendete den nebelreichen Ausflug:
Schade, ob die blumige Namensgebung der Insel zu Recht ist, und sie die hübscheste Azoreninsel ist, konnten wir bedauerlicherweise nicht feststellen.
Es gibt aber schlimmeres, ein Comeback von Modern Talking zum Beispiel. Oder ein Leben ohne Bier:
Wie so oft brachte mich der letzte Tender allein zurück auf das Schiff. Außer mir kehrte niemand ein, und das Wetter hatte nicht zum Spaziergehen eingeladen:
Ich kann mir folgende Meldungen zwischen den einzelnen Posten innerhalb des Schiffes kurz vor der Abfahrt lebhaft vorstellen:
- Wir vermissen noch einen Passagier
- Wer ist das?
- Zinni von Kabine 4711
- Das ist okay, der hat immer Durst, und kommt gleich
Denn zu spät war ich nie, immer pünktlich, halt wie ein typischer Deutscher.
Auf dem Schiff
Das Ausflugsteam machte einen guten Job. Es organisierte für mich, wenn ich keinen passenden Ausflug gefunden hatte, ein Taxi oder Jeep mit englischsprachigen Fahrern, und bei einer Busfahrt eine Reihe mit einem freien Platz nach der Ponta-Delgada-Bus-Erfahrung mit den belegten Sitzen.
Wir hatten auf der Expeditions-Kreuzfahrt nur eine Zodiac-Rundfahrt, zwei waren geplant, eine wurde wegen schlechtem Wetter gestrichen. Etwas mehr Abenteuer hätte es für meinen Geschmack sein dürfen.
Im Smog: Pico
Unterwegs mit Carlos
Pico (auf Deutsch: Gipfel) ist die zweitgrößte Insel der Azoren und Teil der Zentralen Gruppe (Grupo Central dos Açores). Sie wurde nach dem gleichnamigen 2351 Meter hohen Vulkan Ponta do Pico benannt, dem auf der Insel gelegenen höchsten Berg Portugals. Die Insel ist 42 Kilometer lang und 15 Kilometer breit, die Fläche beträgt 447 km².
Die Wettervorhersage war wieder nicht die Beste, hier der letzte Blick von der HANSEATIC spirit auf die Insel der Azoren:
Um sie zu erkunden, mietete ich mit einem befreundeten Ehepaar ein Taxi, meine bisherigen Busausflüge hatten mir erst einmal gereicht. Carlos, unser Fahrer, holte uns freudestrahlend am Hafen von Lajes ab, und wir freuten uns auf den Tag.
Schnell war der erste Stopp erreicht, ein Park. Schön grün war es dort:
Nicht aber an der Küste, da war es eher trist:
Auf diese natürliche Brücke wollte ich dort gehen:
Mein Guide konnte dies nach einem kurzen Handgemenge als Gewinner verhindern. Er wollte nur vermeiden, dass ich später in den Nachrichten erwähnt werde.
Die Sitze auf der rechten Seite dieses Bildes hatten wir nicht genutzt, die waren leider zu nass:
Das sind gefährliche portugiesische Galeeren, die einzige giftige oder gefährliche Tier- oder Pflanzenart auf den Azoren:
Die Tentakel verursachen schmerzhafte Verbrennungen oder einen allergischen Schock. Der Kontakt mit der Blase ist noch gefährlicher, man bekommt einen Stromschlag, der zu Atemnot oder Herzstillstand führen kann.
Die Weiterfahrt war so trüb wie vorher:
und nass war es dazu:
Gut für Regenwürmer, die benötigen ausreichende Feuchtigkeitsverhältnisse zum Überleben. Für die sollte es dort ein Paradies sein. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners indes benötigen Trockenheit. Ich befürchte, dass diese einen großen Bogen um die Azoren machen.
Der Besuch der Höhle „Furna da Frei Matias“ war der Höhepunkt der Fahrt.
Schon die Wanderung dorthin war ein Erlebnis:
Die Umgebung war ziemlich nass, und herrlich grün:
Die Höhle ist eine aufgebrochene Lava-Blase, die die Räume gebildet hat. Nach einer Legende lebte dort früher ein Mönch namens „Matthias aus Faial“ als Einsiedler:
Ich traute mich nicht hinein, das wäre meinen Knochen und Muskeln nicht gut bekommen:
Im Jurassic Park waren wir danach auch noch:
Wie der aussah, war es aber schon die Zeit kurz vor dem Aussterben.
Auch wenn ich nicht im Innern war, hatte sich die Fahrt dorthin gelohnt:
Anschließend fuhren wir weiter nach Cachorro, ein Ort an der Nordküste. Den Namen verdankt die Gemeinde einem Felsen, der an einen Hundekopf erinnert und vom portugiesischen Namen „Cachorro“ stammt:
Die Ohren sind aber nur angeklebt und nicht echt.
Charakteristisch dort ist die schroffe Lavafels-Landschaft, wie hier die Küste:
Ein Ausbruch des Vulkans Pico im Jahr 1718 schob einen Lavastrom in Richtung der Ortschaft, an dessen Meeresufer die erstarrende Lava schroffe Felsgebilde formte:
Das Herumklettern dort ist sehr gefährlich und nur sehr eingeschränkt zu empfehlen, trotz dieser Treppe:
Denn diese führen ins Nichts:
und sind schlecht gesichert. Dazu ist der Boden locker, leicht brechbar und scharfkantig:
Was für ein bizarrer Ort.
Und dann geschah „Das Wunder von Pico“. Für einen sehr kurzen Moment konnten wir einen Blick auf die Spitze des Ponta do Pico erhaschen:
Er ist ein Stratovulkan, und mit einer Höhe von 2351 Meter der höchste Berg Portugals.
Das „Denkmal für die Walfänger“ in Sao Roque do Pico war unser letzter Stopp:
Ab dem Jahr 1860 wurden dort von Hand und aus kleinen Booten aus Harpunen und Lanzen geschleudert zum Walfang. Noch bis zum Jahr 1983 liefen die Boote aus.
Danach fuhren wir zum Hafen von Lajes do Pico zurück. Dort verabschiedete ich mich von meinem neuen Freund Carlos:
Auf dem Bild ist bereits leicht zu erahnen, was meine nächste Destination war. Der trockenste Platz auf der Insel war das „Bistrot Whale’come ao Pico“, und dort musste ich natürlich einkehren:
Dabei fragte ich mich: Ist Biertrinken ein richtiges Hobby?
Der Ausflug war klasse, aber ich war danach schlagkaputt. Er war lange und anstrengend, zumindest für einen alten Mann wie mich. Ich hatte danach keinen Muskelkater, sondern ein Muskelblauwal. Und Greislaufbeschwerden. Mein Inneres sagte zu mir: „Mach das nie wieder mit mir“. Groß darauf gehört hatte ich danach aber nicht, und hatte die Knochen meckern lassen. Denn ganz so schlimm war es auch nicht. Ich benötige weiterhin einen Schrittzähler, und nicht nur eine Strichliste. Und immer noch nur eine Erste Hilfe, und nicht die Letzte. Aber es gab in der Tat auch schon bessere Zeiten.
Auf dem Schiff
Außer mir waren an diesem Abend ausnahmsweise noch ein paar weitere Passagiere in der Bar. Ich denke, der Grund war die grandiose Aussicht auf den Nebel und Regen der Azoren:
Begleitet wurden wir musikalisch dort mit Nenas 99 Luftballons. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.
Ansonsten war ich oft allein an den Bars nach dem Abendessen, und ich musste täglich überlegen, welchen der beiden Musiker ich einen Besuch abstatten soll. Beide waren gut, und beide setzten sich für ein Schwätzchen auch mal zu mir.
Im Grauen: Faial
Unterwegs mit der Expertin
Faial (auf Deutsch: Buche) ist die fünftgrößte Insel der Azoren und wird auch „Ilha Azul“, die blaue Insel, genannt, denn im Sommer säumen viele Straßen kilometerlange blaue Hortensien-Hecken. Die Insel spielte von jeher eine besondere Rolle für die Azoren, ob als Zwischenstation der frühen Transatlantikflüge, als Zentrum für die Telekommunikation zwischen Europa und Amerika oder als wichtiger Jachthafen.
Meine Erwartungen auf schönes Wetter dort waren gering. Vor Ort angekommen wurde es etwas besser, nach dem Einlaufen in Horta, dem Verwaltungssitz der Insel:
Dadurch traute ich mich am späten Abend noch einmal herauszugehen.
Im Hafen hat sich Hapag Lloyd mit vier Schiffen verewigt:
und hier ist schwierig zu übersehen, wo ich war:
Da es bewölkt blieb, dauerte mein Spaziergang nicht lange:
Ich schaute noch kurz in das fürchterliche „Peter Café Sport“ hinein, und war erwartungsgemäß schnell wieder draußen. Ihren Gin Tonic können die vielen Massen dort auch ohne mich trinken. Warum hier mit „der beste Gin Tonic im Atlantik“ geworben wird, hatte sich mir noch nie erschlossen. Zwangsläufig war jeder Segler dort, heute jeder Tourist.
Zurück auf dem Schiff hatte ich noch einmal einen schönen Blick auf Horta:
Für den nächsten Vormittag hatte ich einen Ausflug „Geologische und historische Insel-Tour“ gebucht, auch weil dieser von einer Azoren-Expertin durchgeführt wurde. Sie ist eine Deutsche, die sich vor vierzehn Jahren auf der Insel São Miguel niedergelassen hatte, und nun als offizieller Guide Studienreisen und Wandergruppen über die Inseln leitet.
Die Fahrt begann im Grünen:
mit einem, wenn auch etwas bedeckten Ausblick, über die Insel:
Danach erreichten wir das Hauptziel des Ausfluges, den Volcão dos Capelinhos:
Zuerst besuchten wir das Besucherzentrum, das unterhalb des alten Leuchtturms entstanden ist. Es liegt eingegraben im Boden und ist von Weitem nur zu erahnen. Was für ein Unterschied zu den Bausünden in São Miguel.
Im Zentrum wird Vulkanismus und die Entstehungsgeschichte der Azoren erklärt, mit einer klaren Linie und innovativer Architektur:
Ich mache ansonsten um solche Zentren einen großen Bogen, doch dort hatte es mir gefallen. Es wird nicht nur über die lokalen Begebenheiten berichtet, sondern zielstrebig über mehrere Stufen vom Universum bis zum Volcão dos Capelinhos. Unter anderem lernte ich dort, dass „Big Ben“ der einzige Vulkan in Australien ist, der auf der unbewohnten subantarktischen Insel Heard liegt:
Das Wahrzeichen der Insel Faial ist der Leuchtturm dort. Er ragt einsam aus der Sandwüste und markiert bis heute die frühere Westspitze der Insel. Es war schwierig vorstellbar, dass das Gebäude vor 50 Jahren noch direkt an der Steilwand der Westküste stand:
Seit dem Ausbruch dort hat sich der Westen der Insel drastisch verändert. Heute ist das Gebiet eine vegetationslose Steinwüste, ähnlich einer Mondlandschaft:
An einen Aufstieg zu der neunzig Meter hoch gelegenen Geländekante auf der Westseite des Volcão dos Capelinhos traute ich mich natürlich nicht:
Was war dort ein krasser Gegensatz zur ansonsten grünen Insel.
Das anschließende Mittagessen hatten wir in einem Waldpark als Picknick. Was dieser alberne Kindskopf dort suchte, verstanden wir nicht. Wir hatten ihn dorthin eingeliefert, wo er hingehört. Wenigstens eine Nervensäge weniger auf der Insel:
Auf der Rückfahrt zur HANSEATIC spirit sahen wir noch diese Küste mit Höhlen:
wieder die gefährlichen portugiesischen Galeeren:
der Strand von Porto Pim mit der ehemaligen Wal-Verarbeitungsfabrik, die erst Ende der 70er-Jahre geschlossen wurde:
und ein Blick auf Horta:
Die anschließende Stadtführung ersparte ich mir, und ließ mich lieber zurück zum Schiff fahren. Es war ein interessanter Ausflug, aber mit viel Fahrzeit.
Der Nachmittag stand im Zeichen von Zodiac-Erkundungen. Eine große Lust dazu hatte ich zuerst nicht, das Wetter war nicht passend dazu. Ich ließ alle Aufrufe verstreichen, bis ich doch den letzten nutzte, um teilzunehmen. Dadurch war das Boot nur halb voll gefüllt, gut so.
Umgehend nach der Abfahrt war mein Lieblings-Provider erschienen:
Das war für mich auf einer Zodiac-Fahrt etwas Neues, gut gemacht Hapag Lloyd! Danach ging es zu dem Monte da Guia, einen kleinen, teilweise eingestürzten 145 Meter hohen Krater-Kegel:
An der Steilküste gibt es dort mehrere Lavahöhlen, die wir von außen anschauen konnten:
Die Krater selbst durften aus Naturschutz nicht mit Booten befahren werden, dafür durchquerten wir diesen natürlichen Bogen:
Ich war froh, mich doch für die Zodiac-Fahrt entschieden zu haben. An Bord der HANSEATIC spirit gibt es fünfzehn Boote. Der Name Zodiac entstammt der französischen Firma Zodiac, inzwischen gibt es mehrere Hersteller dieses Bootstyps. Der Begriff Zodiac hat sich aber als generischer Markenname im Sprachgebrauch durchgesetzt, unabhängig des Herstellers. So wie bei Tempo-Taschentüchern, Tesa-Film, Tipp-Ex oder der Tupperdose.
Auf dem Schiff
Die meisten Passagiere an Bord waren nett, das Alter lag zwischen 47 und 83 Jahren. Es war mir bei manchen aber auch eine Lehre, sie kennengelernt zu haben. Wir saßen im Ausflugs-Bus bei Regen, und meine Sitz-Nachbarn hatten keinen Handy-Empfang. Auf deren Wunsch schaute ich nach, wie lange der Regen noch ungefähr dauern soll. Laut einer Wetter-Website war die Vorhersage bis zwei Uhr, was ich denen mitteilte. Als es danach immer noch regnete, mischte sich eine andere Passagierin ein, und forderte, dass ich mein Schrott-Handy ins Meer schmeißen soll, es würde zusammen mit den Apps darauf nichts taugen. Und das Schlimme, sie meinte das im Ernst. Ich hätte ihr unnötig Hoffnung auf besseres Wetter gemacht, das soll ich unterlassen.
Später wollte sie im Bus abstimmen, dass der Ausflug abgebrochen wird, da ihr zu viel Regen war. Natürlich ging niemand darauf ein. Den Rest der Reise machte ich einen großen Bogen um sie, wenn ich sie gesehen hatte.
Im Wechselhaften: Graciosa
Unterwegs mit Severo
Graciosa (auf Deutsch: Zierlich) ist mit 61 km² die zweitkleinste Insel der Azoren. Ihren Namen verdankt sie ihrer graziösen und lieblichen Landschaft. Die meisten Besucher sind Einheimische auf Heimatbesuch. Auf Graciosa geht das Leben noch seinen gemütlichen Gang, wer kein Auto hat, nimmt immer noch Pferd oder Esel als Transportmittel.
Der Himmel war wie am Vortag bedeckt, aber es war immerhin erst einmal trocken. Dort hatte ich mir wieder ein Taxi bestellt, und wurde von dem Fahrer Severo abgeholt. Er sprach leicht hör- und verstehbar ein perfektes amerikanisches Englisch, er lebte fünfundzwanzig Jahre in den USA. Das machte die Verständigung sehr einfach.
Für die erneut schlechten Ausblicke konnte er natürlich nichts, wie dieser auf die Inselhauptstadt Praia da Graciosa:
oder auf den Leuchtturm „Farol do Carapacho“:
Nach diesem Ausblick verließen wir die Küstenstraße:
zur fuhren zur Höhle Furna do Enxofre:
Sie wurde im 19. Jahrhundert von Besuchern wie dem Fürsten Albert von Monaco und den Naturkundlern Fouqué und Hartung erforscht. Heute gilt die gigantische Lavahöhle auf dem Gebiet der Vulkanhöhlen-Forschung als einmaliges Naturwunder:
Leider war es für mich ein Ding der Unmöglichkeit, die 183 Stufen der Wendeltreppe dort hinabzusteigen. Aber das, was ich gesehen hatte, fand ich toll:
Wir fuhren weiter durch das Hinterland der Insel:
und hatten dabei Ausblicke wie diese:
Was für ein mystisches Bild könnte man meinen. Aber den See auf dem Grund hätte ich trotzdem gerne gesehen.
Schön grün war es wenigstens:
Anschließend standen wir im Stau, nach Art der Azoren:
Wie auf jeder Insel gibt es dort auch natürliche Schwimmbäder zwischen Felsen:
Ich befürchte, mir wäre das selbst im Sommer zu kalt.
Der Farol da Ponta da Barca ist mit seiner Höhe von 23 Meter der höchste Leuchtturm der Azoren. Sein Licht besitzt eine Tragweite von 20 Seemeilen:
Wir sahen kleine Orte auf dem Land:
und diese ehemalige Wal-Fabrik:
Typisch für die Inseln der Azoren sind die „Tourada à corda“, Stierkämpfe auf der Straße, wie auch dort auf Graciosa. Hier kann jeder Wagemutige seine Kräfte messen. Übertriebener Leichtsinn allerdings wird schnell bestraft.
Nach dem Kampf kommt der Stier wieder auf die Weide und soll im Fall eines erneuten Einsatzes eine Erholungszeit von mindestens acht Tagen erhalten. Auf Graciosa gibt es aber auch eine Stierkampfarena:
Hier treten im Sommer die portugiesischen Toreros auf.
Mit ihrer gedrungenen Form gleicht die Wallfahrtskapelle Nossa Senhora da Ajuda einer kleinen Festung:
Nach letzten Ausblicken über die Insel:
verabschiedete ich mich von meinem Fahrer Severo. Er war klasse, unterhaltsam und informativ, die Fahrt mit ihm war super:
Meine Bierografie endete wie gewohnt in einer Hafenkneipe. Nur nervten hier Wespen, warum auch immer:
Ein toller Tag endete mit einer schönen abendlichen Sicht auf die Insel:
Auf dem Schiff
Im Restaurant wollte ich zu einem Sorbet einen Wodka als Dressing, und war etwas verwirrt, als die Bedienung die mir unbekannten Sorten der Spirituose aufführte: „Eierlikör, Grand Marnier, Vanillesoße oder Himbeersirup“. Das Spiel wiederholte sich, ich bestellte langsam und laut einen Wodka, er wiederholte seine gleichen unpassenden Vorschläge. Ich weiß bis heute noch nicht, wie das gemeint war. Eine versteckte Kamera hatte ich nicht gefunden.
Im Sonnenstrahl: Terceira
Unterwegs mit António
Terceira (auf Deutsch: Die Dritte) liegt im Zentrum der Azoren und ist neben São Miguel die zweite Hauptinsel und das Drehkreuz der Zentralgruppe. Sie ist die drittgrößte Insel dort. Den Namen verdankt sie aber der Tatsache, dass sie als dritte Insel des Archipels entdeckt wurde.
Die Terceiraner waren schon immer von sich überzeugt, bereits im Jahr 1581 hatten sie die spanischen Truppen mithilfe von Stieren in der Bucht von Salga in die Flucht geschlagen.
Rund um die Insel bricht das Land steil zum Meer hin ab, die Küste ist rau und oft nur schwierig zugänglich. Durch das Inselinnere selbst führen nur wenige Wege. Deshalb war die Erkundung mit einem Jeep für uns die beste Option. Wir buchten diesen für einen Tag, und waren gespannt, was wir zu sehen bekommen würden:
Der erste Ausblick auf die Stadt Praia da Viktoria war schon ungewöhnlich auf dieser Reise. Kein Nebel, kein Regen, einfach nichts, was die Aussicht hätte stören können:
Auf Terceira gab es Sonne, wie ungewohnt. Auch bei dem nächsten Aussichtspunkt. Der langgestreckte Höhenzug Serra do Cume ist der letzte Rest eines Kraterrandes. Er steigt auf 545 Meter an:
Von dort oben hatten wir einen schönen Blick auf den flachen Riesenkrater Caldeira da Guillerme Moniz:
Die Hochebene ist von dichtem Grün und Viehweiden geprägt:
Die Ilhéus das Cabras (auf Deutsch: Ziegeninseln) sind zwei unbewohnte Inseln in Form einer Doppelinsel:
Wir erreichen den Süden der Insel, mit einem Blick auf Angra do Heroísmo, die älteste Stadt der Azoren:
Anschließend ging die Fahrt weiter zum Hausvulkan der Stadt, dem Monte Brasil mit seiner Festung. Von dort aus hatten wir eine schöne Aussicht auf die Universitätsstadt:
Die Altstadt von Angra wurde im Jahr 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt:
Auf tollen Straßen entlang:
ging es zum Mittagessen. Es gab ein Barbecue auf dem Land, was um Klassen besser war als ein üblicher Restaurant-Besuch. Nach dem Käse als Vorspeise:
gab es gegrilltes vom Rind, Schwein oder Huhn sowie Gulasch auf Art der Azoren. Dazu Beilagen, und Bier oder Wein. Danach drei Sorten Schnaps, hausgebrannt von unserem Fahrer. Alles schmeckte, es war urig, und hätte passender zum Ausflug nicht sein können. Das war eine tolle Leistung unserer Gastgeber.
Zum anschließendes Kalorienabbau hätten wir ein Bad in diesem natürlichen Schwimmbad nehmen können, genutzt hatten wir es nicht:
Den Abschluss unserer Tour war der Besuch der Vulkanhöhle Algar do Carvão. Der knapp 100 Meter tiefe Vulkanschlot war vor etwa 2000 Jahre bei einem Ausbruch des Vulkans Pico do Carvão entstanden. Ein Teil der Lava floss wieder in die Magmakammer zurück und erstarrte dabei relativ rasch. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ist der Vulkanschlot für die Öffentlichkeit zugänglich.
Über ein Tunnel gelangten wir in das Innere:
dann ging ich noch ein paar Stufen hinab, und war im oberen Bereich, nicht allzu weit von der Öffnung entfernt:
Vor dort aus konnte ich einen Blick zum Himmel werfen:
Über Stufen ging es noch viel tiefer in den Schlund. Ich hatte aber an diesem Punkt nach diesem Erinnerungsbild:
die Besichtigung abgebrochen, und war wieder zurück zum Eingang gelaufen. Mehr ging leider nicht. Aber die Umgebung der Höhle war auch sehenswert:
Die Tour war sensationell, auch durch unseren hervorragenden Fahrer und Guide, António:
Der Ausflug war durchdacht, hatte ein Konzept, und machte unwahrscheinlich viel Spaß. Die Fahrt kostete etwas mehr als eine Inselrundfahrt auf Mallorca mit Verkaufsveranstaltung, das Geld war es aber mehr als wert.
Darauf musste ich natürlich zurück im Hafen ein Bier trinken, näher zum Schiff geht es kaum:
Das Bier war für mich eine Massage von Innen nach dem langen Tag, der durch einen schönen Sonnenuntergang beendet wurde:
Auch am nächsten Vormittag hatten wir noch etwas Zeit, die Insel uns anzuschauen. Ich nutzte dazu den Shuttle-Bus der Reederei nach Praia da Vitória. Dort lief ich etwas an den Stränden entlang:
bewunderte diese Statue, oder was immer das auch sein soll:
und schaute mir zwei Kirchen an, die Hauptkirche Matriz von Praia da Vitória:
und die Misericórdia-Kirche, ein Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert:
Zu mehr hatte ich keine Kraft und Lust, und fuhr wieder zum Schiff zurück zu der Bar direkt am Hafen.
Auf dem Schiff
Am Abend zuvor hatte ich Lust auf Gummibärchen, warum auch immer. Der Bordshop war seit der Abfahrt geschlossen wegen Krankheit, und wir waren im Hafen, wo nichts verkauft werden darf. Für Notfälle sollte man an der Rezeption nachfragen, damit war aber eher an Zahncreme oder Kondome gedacht. Ich probierte trotzdem erfolglos mein Glück. Nach fünf Minuten in meiner Kabine kam ein Anruf: „Herr Zinni, wir haben für Sie welche aufs Haus organisiert“. Ich wollte sie abholen, sie wurden mir aber sogar gebracht. Eine Riesenpackung. Das war ein Service auf Weltklassen-Niveau. Das hatte sich die Crew dafür als Belohnung mehr als verdient:
Im Wasser: Die Überfahrt der HANSEATIC spirit von den Azoren nach Porto
Auf Wiedersehen Azoren, es war schön bei euch. Ihr konntet nicht immer mit einem schönen Wetter glänzen, aber dafür seid ihr ja bekannt. Sonnenmäßig sollte man nicht zu viel erwarten. Man kann Glück haben, dann scheint sie, aber oft auch nicht. Der Rest passt, bleibt, wie ihr seid.
Ich hatte auf der folgenden Überfahrt zum Festland keine Wale oder Delfine gesehen, andere Passagiere schon. Ich hatte mir aber auch null Mühe gegeben, und war selbst daran schuld.
Es war für mich gepflegte Langeweile an Bord am Ende der Kreuzfahrt, die mir gutgetan hatte. Ich war nicht Japanisch drauf, sondern eher Neinentspannt. Meine Knochen und ich freuten sich. Das war ein schöner und lockerer Abschied von einer tollen Reise.
Nach zwei Seetage erreichten wir die Hafenstadt Porto auf dem Festland von Portugal:
und damit war meine Kreuzfahrt mit der HANSEATIC spirit auf den Azoren beendet:
Am Wetter und meiner Kleidung sieht man, dass wir die Azoren verlassen hatten.
Auf dem Schiff
Die Rückgabe meiner in die Reinigung abgegebener Kleidungsstücke wurde zum Debakel. Die angebrachten Labels mit der Zimmernummer wurden anscheinend mit Sekundenkleber angebracht. Sie waren nicht von den Sachen abzubekommen. Zwei Teile musste ich entsorgen, nach missglückten Versuchen. Danach fing die Bettelei an, wenigstens die Kosten für das Waschen erstattet zu bekommen. Eine Ewigkeit später war es gelungen.
Im Trubel: Porto
Unterwegs mit André
Bei der Buchung von zwei Übernachtungen in Porto (auf Deutsch: Der Hafen) dachte ich daran, gemütlich an der Douro zu sitzen, Portwein zu testen, und entspannt den Urlaub ausklingen zu lassen.
Nach dem Einchecken im Hotel ahnte ich schnell bei einem anschließenden Spaziergang durch die Stadt, dass dies eher nichts wird. Überall waren Massen an Menschen, egal wo wir waren. Es war schönes Wetter, und das an einem Wochenende. Dazu war ein Konzert in der Stadt. Mir waren das zu viele Personen, die unterwegs waren. Wie hier in der Innenstadt:
Trotzdem probierte ich mir in Ruhe die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen. Das Rathaus der Stadt (auf Portugiesisch: Câmara Municipal do Porto) steht am äußersten Ende der Avenida dos Aliados. Die Fassade ist aus Granit:
In Porto gibt es die angeblich schönste weltweite McDonalds-Finale. Das hat zumindest das Unterhaltungsportal 9GAG herausgefunden, wer oder was das auch immer ist:
Das 1995 eröffnete Restaurant der Fast-Food-Kette befindet sich in den Räumlichkeiten des berühmten Cafés Imperial, das in den 1930er-Jahren in der Stadt eröffnet wurde:
Der Bahnhof Porto São Bento zählt ebenfalls zu den weltweit schönsten. 20 000 Azulejos, bunt gestaltete Keramikkacheln, zieren die Vorhalle des 1916 eröffneten Bahnhofsgebäudes:
Diese Gebäude sahen interessant aus, wohnen wollte ich aber eher nicht darin:
Das Stadtbild prägt vielen Kräne. Es ist kaum ein Blick möglich, ohne einen zu sehen:
Die Ponte Luís I Brücke ist eine Fachwerk-Bogenbrücke und die zweitälteste der noch existierenden Brücken über den Douro in Porto:
Sie hat zwei Fahrbahnebenen: Die untere Ebene dient dem Verkehr zwischen den ufernahen Stadtvierteln der Ribeira und des Cais de Gaia, und die obere Ebene ist für die Stadtbahnzüge der Metro do Porto und den Fußgängerverkehr reserviert:
In der Umgebung dort war jede Menge los. Von hier aus gehen die vielen Ausflugsboote zur klassischen Sechs-Brücken-Tour auf dem Fluss Douro ab, auf die ich nach dem Blick auf die Massen überhaupt keine Lust hatte:
Direkt am Fluss war es unmöglich, in aller Ruhe wo einzukehren. Es gab keine freien Plätze in den Bars, nur mit viel Glück etwas in der Sonne und Blick auf eine Mauer oder die Toilette des Hauses.
Zu ertragen war die kurze Wassertaxi-Fahrt auf die andere Seite der Douro:
Aber dort war es auch nicht besser. Die Bars und Portwein-Keller waren so voll wie auf der anderen Fluss-Seite:
oder waren geschlossen / hatten keinen Ausschank:
Die MS AmaDouro war vor Ort, sie wird das Ziel meiner nächsten Reise sein, eine Kreuzfahrt auf der Douro:
Nach der anstrengenden Suche nach einem freien Platz in einem Restaurant lief ich noch etwas durch die Straßen für einen Absacker. Das Nachtleben war entspannt, und viel entspannter als am Tag. Es war kein Problem in den Bars einen freien Platz zu finden, ich wählte das „The Gin House“:
Es war ein anstrengender Tag für mich, mit viel Laufen, auf- und abwärts. Gesehen hatte ich natürlich viel dabei.
Mein Zimmer im Hotel lag zum Glück zum Innenhof, die beiden Nächte waren mit die ruhigsten in meiner internen Hotelübernachtung-Lärm-Skala. Ich konnte mich dort tiefenentspannt von den Strapazen während des Tages erholen.
Den nächsten Tag wollten wir nicht erneut in der hektischen Stadt verbringen, das wäre auch kein passender Abschied für diese tolle Reise gewesen. Wir bestellten über die Hotel-Rezeption ein Taxi für eine ganztägige Fahrt durch das Douro-Tal, mit einem englischsprachigen Fahrer.
André holte uns wie abgesprochen am nächsten Morgen ab, er war uns auf Anhieb sympathisch. Wir fuhren Richtung Tal der Douro, passierten ein Tunnel, und konnten danach den ersten Blick auf den Douro werfen:
Wir waren dort in der Heißzeit gelandet, es war mehr als dreißig Grad. Celsius und Plus versteht sich, wir waren nicht mehr auf den Azoren. Eine Wanderung hätte ich dabei nicht unternehmen wollen:
Die Aussicht auf das Tal der Douro war aber bei der Hitze zu ertragen:
Ich freute mich dabei, in kurzer Zeit auf so einem Schiff zu sein, um den Douro zu erkunden:
Anschließend besuchten wir kurz das schicke Weingut Quinta da Pacheca. Zum Übernachten im Weinfass dort war es noch zu früh dafür:
Die Weiterfahrt ging nach Pinhão. Der Ort liegt an der Mündung des Rio Pinhão im Zentrum des Portwein-Anbaugebietes Alto Douro:
Bei dem Ausflug war eine Bootsfahrt ab dem Ort enthalten. Mir waren nur die Boote zu voll, um das zu genießen:
Zumal ich ja drei Wochen später genug Zeit habe, mir das in Ruhe anzuschauen.
Bei Sandwich und Bier wartete ich lieber in Ruhe auf meine Mitreisenden. Nach ihrer Tour fuhren wir weiter Richtung Berge, mit einem Blick zurück auf Pinhão:
Wer hier wohnt, oder was das für ein Anwesen sind, hatte ich nicht herausfinden können. Auch André wusste das nicht. In Google Maps ist es leicht zu finden, aber ohne Beschriftung:
Der Ausflug war klasse, und wir hatten mit André wieder einen klasse Fremdenführer gehabt:
Ich hatte mir die Entfernungen zwischen den Sehenswürdigkeiten kürzer vorgestellt, und es war einiges an Fahrzeit nötig, um sie zu erreichen. Durch das bequeme Auto und die angenehmen Mitfahrer an Bord
war dies aber kein Problem.
Nach dem Abendessen (mies wie am Vortag) ging ich noch etwas trinken:
Lang blieb ich nicht. Schade, die wahrscheinlich unnötige Vernunft, die Müdigkeit eines alten Mannes, die Ungeduld wieder nach Hause zu kommen oder sonst eine Unwichtigkeit hatte gesiegt. Somit war der touristische Teil der Reise beendet, es blieb nur noch die Heimreise.
Am nächsten Morgen ließen wir uns wieder von André zum Flughafen bringen. Das erste kalte Bier dort während einem langen Abreise-Tag gehört zu den besten Dingen, die Gott erfunden hat:
Die Wartezeit auf dem Flug war angenehm, wie auch an Bord. Kurz vor der Landung überflogen wir den weltweit schönsten Platz:
Damit war der Trip mit der HANSEATIC spirit zu den Azoren beendet.
Im eigenen Bett: Wieder zu Hause
Gesundheitlich hatte ich während der Fahrt gelitten. Meine Knochen sind immer noch morsch, an eine Wanderung war nicht einmal ansatzweise zu denken, und jeder Ein- und Ausstieg im Taxi, Bus oder Jeep tat mir weh. Abstiege in Höhlen waren utopisch. Mir geht es schlechter als ein Jahr zuvor, und ich befürchte besser als im Nächsten. Wenn ich eine Pizza wäre, dann eine Margherita. Die hat auch nichts drauf.
Acht von neun geplanten Inseln wurden angelaufen, das ist für die Azoren eine gute Bilanz. Andere Kreuzfahrten im Frühjahr im gleichen Jahr waren weitaus geringer. Dass es bei mir ausgerechnet die Insel war, auf der ich noch nicht war, nennt man wohl persönliches Pech.
Die Reise war klasse, und ich würde jederzeit wieder an Bord der Hapag Lloyd gehen. Zwei weitere Kreuzfahrten mit dieser Gesellschaft sind bereits gebucht.
Ein Dank auf diesem Weg auch an alle Guides und Fahrer, ihr wart ausnahmslos Spitze. Wir Touristen wurden von euch ernst genommen, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern. Da sind diese oft nur auf Umsatz aus, egal, was der Tourist dabei erlebt, fühlt und denkt.
Ich wünsche allen meinen Lesern ein Toi Toi Toi für die Zukunft, für alle Belange. Und wenn jemand Gedanken benötigt, bitte melden. Ich habe mir zu viele gemacht.
Bis bald, die nächste Reise kommt ja wieder in Kürze. Ich werde berichten. Liebe Grüße Gerald
Hallo Gerald,
ich habe gerade Deinen interessanten Reisebericht von den Azoren gelesen und kann Dir schreiben, dass er mir sehr gut gefallen hat.
Leuten, die eine solche Reise planen bietet er wertvolle Hinweise.
Zu meiner Person, vor gefühlt 35 Jahren haben wir zusammen bei der TG Hochheim TT gespielt, ich denke sogar in der selben Mannschaft.
Wenn es für Dich nicht zu diskret ist, wüßte ich gerne wie lange Du auf dieser Reise unterwegs warst und mit welchen Kosten in etwa man dafür rechnen muss?
Ich bin gespannt ob ich etwas von Dir höre und wünsche Dir für Deine weiteren Reiseunternehmungen alles Gute.
Liebe Grüße
Gerhard Ebert
Hi Gerhard,
Schön von dir zu lesen:-)
Am Besten wir treffen uns auf ein Bier.
Cheers Gerald
Zinnie@gmx.de
Hallo Gerhard
Ein toller Reisebericht, der mich oft zum Schmunzeln veranlasste. Mein Mann und ich waren auch auf dieser schönen Reise und haben sogar mit Dir und noch ein paar anderen Gästen beim Pool auf Deck einen Apero genossen. Du hast mir dabei Deine Visiten-Karte gegeben. Deine Homepage ist wirklich spannend, äußerst interessant und abwechslungsreich. Werde mit Sicherheit wieder dreinschauen.
Wir haben noch dreie weitere Reisen gebucht. Würde mich freuen, wenn wir uns auf einer weiteren Reise begegnen, um dann Reiseerlebnisse auszutauschen zu können.
Dir wünschen mein Mann und ich recht gute Besserung und hoffen mit Dir, dass sich Deine Knochen gut erholen werden.
Herzliche liebe Grüsse aus der Schweiz.
Irma Rothenbühler
Hallo ihr beidem,
danke für den tollen Kommentar, und schön, dass der Bericht gefallen hat.
Das mit den Knochen wird hoffentlich wieder …
Gruß
Gerald
Vielen Dank für den lebhaften Bericht, die vielen Infos und die wunderschönen Photos. Mich erinnert so Vieles an meine zweite Heimat La Gomera, die ich leider nicht mehr bereisen kann, da Flüge für mich verboten wurden. Der Regenwald , die Basaltformationen ( los órganos auf spanisch ) das viele Grün , der Nebel und auch die leidliche portugiesische Galeere die sich dort wohl als blinde Passagierin eingenistet hat, finden sich auf La Gomera.
Auf Deine nächsten Reiseberichte warte ich mit Spannung.
Lieben Gruß
Hela
Guten Morgen und vielen Dank liebe Hela für den schönen Kommentar!
Dass es auf La Gomera auch die Galeeren gibt ist interessant, ich kannte die vorher nicht.
Ab Freitag geht es wieder los, und danach gibt es mit Sicherheit einen Bericht über meine Douro-Kreuzfahrt.
Liebe Grüße
Gerald
Hallo Gerald,
Vielen Dank für den sehr informativen und gut bebilderten Bericht. Wann wir wieder mal mit einem Schiff fahren, steht in den Sternen. Aktuell treiben wir uns in Tirol herum. Aber mit Deinen Berichten kann man wenigstens virtuell reisen. Ich bin gespannt auf Deine nächsten Touren. Für die lädierten Knochen wünsche ich gute Besserung, notfalls musste Du neben dem Schiff herschwimmen, bei geregelter Biergabe wird das gehen.
Alles Gute und Grüße
Rüdiger
Vielen Dank Rüdiger,
Schön, dass der Bericht gefallen hat.
Viele Grüße nach Tirol von der Douro, meine derzeitige Kreuzfahrt. Ist schön hier, ich werde darüber berichten.
Gruß Gerald