Inhaltsverzeichnis
Reisebericht: Mit der MS nickoVISION zum Delta der Donau
Mit neuen Visionen durch sieben Länder zum Donaudelta
Schnitt auf der Burg (Passau, Wien und Pécs)
Passau
Ich muss mich outen: Ich war noch nie im Donau-Delta. So wie auch auf dem Mond, wie peinlich. Im Jahr 2019 wollte ich das ändern, als ich eine Kreuzfahrt der MS nickoVISION der Donau entlang entdeckt hatte. Ein nagelneues Schiff mit einzigartigem Konzept, und dazu vielen neuen Ländern und Orte für mich. Das sollte eine interessante Seh-Reise werden für mich und wurde gebucht. Der Nachteil, dass die Reise in Passau beginnen und enden würde mit einer langen Anreise, hatte ich in Kauf genommen.
Als ich den Zug in Mainz bestieg, gab es umgehend einen „Verspätungsalarm wegen polizeilichen Ermittlungen“. Leider wollte mir von der Besatzung niemand verraten, um was ging, Derrick und Co. sah ich nicht an Bord. Die fünf Stunden zogen sich, waren aber zu ertragen, auch dadurch:
Das Abendessen im Löwen-Brauhaus war nicht der erhoffte Knaller, und eher enttäuschend. Und der Verkupplungs-Versuch der Bedienung scheiterte. Der Blick auf die abendliche Veste Oberhaus entschädigte das:
Wie auch Absacker in die schicke Journey Cocktailbar, sie ist sehr zu empfehlen auf der Suche nach irdischen Genüssen:
Nach einer entspannten Nacht im Hotel König checkte ich aus, dort lästerte ein Tourist über Kreuzfahrer an der Rezeption. Das wäre nur etwas für langweilige Rentner über achtzig, ganz genau das Richtige für mich. Zeit hatte ich genug, die Abfahrt war erst am Nachmittag. Ich lief zur Anlegestelle, um meinen Koffer abzugeben. Durch die viel befahrene Landesstraße B130, örtlich Nibelungen-Straße genannt, war der dreißigminütige Spaziergang keine Idylle, sondern eher eine Automobilshow:
Gepäcklos lief ich wieder zurück in die Drei-Flüsse-Stadt, in der am Zusammenfluss von Ilz und Donau die Burg Veste Niederhaus steht:
Sie existiert bereits seit dem Jahr 1250, mit einer bewegenden Geschichte. Sie war unter anderem ein Beherbergung für Pilger, wurde durch eine Pulverexplosion zerstört und wiederaufgebaut, war eine Residenz von Bischöfen und ein Gefängnis für widerspenstige Geistliche. Heute befindet sie sich in Privatbesitz, und ist nicht öffentlich zugänglich.
Entlang der Ilz lief ich Richtung Veste Oberhaus (natürlich bergauf), diese Häuser spiegelten sich dabei in dem Zufluss der Donau:
Weil es nach oben ging, hatte ich herrliche Ausblicke auf das Bayerische Venedig:
Leider befanden sich unter den zu sehenden Schiffen nicht die von nicko cruises Schiffsreisen, diese lagen weit außerhalb an der Donau.
Danach erreichte ich die Veste Oberhaus. Die weit sichtbare Inschrift 1499 auf der Fassade zeigt nur eines der Baujahre der bis 1800 immer wieder erweiterten Burg:
Ich lief dort etwas herum:
was zu einem starken Durstgefühl führte. Zum Glück befindet sich in dieser Anlage das (nicht ganz originell genannte) Gasthaus Das Oberhaus, ein gemütliches Restaurant. Es ist anscheinend beliebt, denn mit Glück hatte ich an der Bar einen Platz bekommen. Die netten Beschäftigten verwöhnten mich mit einigen Bier-Spezialitäten.
Und nach geschätzten einer Million getrunkener Biere hatte ich eine Premiere: Von einem Schnitt hatte ich noch nie gehört, geschweige denn probiert. Das Glas wird unter den Zapfhahn gehalten, und einmal kurz und weit geöffnet. Das Bier schießt ins Glas, bis es halb voll ist, darüber türmt der Schaum:
Es schmeckte klasse, und besser, als es aussieht. Aber Obacht geben, länger leben: In ein Wirtshaus gehen und einen Schnitt bestellen gehört sich nicht. Mindestens ein normales Bier sollte man getrunken haben, bevor man einen Schnitt bestellt.
Gegessen hatte ich dort nichts, nach der Wirtschaftsweisheit: Sieben Bier sind auch ein Schnitzel. Ich hätte ewig dort sitzen können, das Schiff hatte dafür aber leider kein Verständnis. Ich torkelte zurück, und bezog meine geräumige Kabine:
Das war das Gegenteil von einem Wohnungssuchenden in Berlin: Ich hatte viel Raum bekommen. Darauf trank ich erst einmal ein Bier:
Bestaunte die tolle Landschaft der Wachau und seine kleinen Ortschaften, wie hier Dürnstein und sein Stift:
und tauschte mit anderen Passagieren alberne alte Witze aus, wie: Was liegt zwischen Krems und Stein? Und!
Der Start war gelungen, und machte Lust auf Meer. Wir fuhren Richtung Wien, und ich ging an die Bar mit nettem Personal:
Wien
Am nächsten Morgen erreichten wir Wien. Ich war schon ein paarmal dort, und hatte keine große Lust in die Stadt zu laufen, oder die Stadtrundfahrt zu buchen. Ich lief entlang der Donau, an den DC Towers (Mehrzahl, obwohl nur einer) auf der anderen Flussseite vorbei:
Der DC Tower 1 wurde am 26. Februar 2014 eröffnet, und ist das zweithöchste Gebäude Österreichs. DC Tower 2 und 3 befinden sich in der Planungsphase.
Ich warf einen Blick auf die Franz-von-Assisi-Kirche, ohne als Kunstbanause hineinzugehen:
die lokal auch Mexiko-Kirche genannt wird. Grund war, dass dieses Land 1938 das einzige war, das vor dem Völkerbund offiziellen Protest gegen den gewaltsamen Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich einlegte. Zum Gedenken an diesen Akt hat die Stadt Wien dem umgebenen Platz und dieser Kirche diesen Namen verliehen.
Nachdem lief ich zum Prater, ein weitläufiges und öffentliches Areal. Ich war schon einmal dort, damals waren mir auf dem Weg dorthin viele zwielichtige Gestalten begegnet. Dieses Mal nicht, wobei ich nicht weiß, ob aufgeräumt wurde, oder es an der Tageszeit lag. Wenn man außerhalb Wiens vom Prater spricht, ist häufig nur der Vergnügungspark, der Wurstel Prater, gemeint. Dieser macht flächenmäßig nur einen geringen Teil des gesamten Gebiets aus, das von Wiesen und Gewässern geprägt ist.
Schon von Weitem sichtbar war das Blumenrad. Die Höhe von fünfundvierzig Meter sorgt für eine gute Aussicht auf Wien:
und auf den großen Bruder, das Riesenrad:
das eine lange und bewegte Geschichte hat. 1897 wurde es zur Feier des 50. Thronjubiläums Kaiser Franz Josefs I. errichtet. Unter anderem gab es eine Erteilung der gerichtlichen Abbruchgenehmigung, die nie wahrgenommen wird, und es brannte, und wurde wiederaufgebaut. Dort blicken die Besucher aus fünfundsechzig Metern Höhe über die Donaumetropole.
Das reichte mir zu sehen, und lief zurück zu der MS nickoVISION und meiner Kabine:
ohne die beiden Einrichtungen auf der linken und rechten Seite des Bildes zu besuchen, ich war ja im Urlaub.
Pécs
Nach den Wiederholungs-Besuchen von Passau und Wien stand endlich etwas Neues an, ein Aufenthalt in Solt, eine Stadt in Zentralungarn. Diese hat nicht viel zu bieten, es hatte sich angeboten, einen Ausflug zu buchen. Mein Plan war zum Naturpark Gemenc-Wald zu fahren, war damit aber der alleinige Interessent an Bord. Dadurch fand der Trip natürlich nicht statt. Hatte ich bereits aber geahnt, da im Vorfeld nicht gerade positiv darüber beworben wurde: Wälder können sie auch in Deutschland sehen, aber die Stadt Pécs nicht. So blieb mir nur die Fahrt dorthin.
Nach einer 1,5-stündigen langweiligen Fahrt durch die ungarische Tiefebene Richtung der Grenze zu Kroatien erreichten wir Pécs, angeblich eine der schönsten Städte Ungarns und seinen 150 000 Bewohner. Groß vorbereitet darauf war ich nicht, da ich ja in lieber in die Natur wollte. Gemütlich, schick sah Fünfkirchen (der deutsche Name, und 2010 zur Kulturhauptstadt Europas ernannt) auf den ersten Blick aus, wie hier der Szechenyi Platz:
Sie wurde 2010 zur Kulturhauptstadt Europas ernannt, wobei es mir vorkommt, dass es außer meiner Heimatstadt keine andere Stadt gibt, die noch nicht Kulturhauptstadt war. Dadurch wurde Pécs etwas bekannter, wer kennt den noch einen Städtenamen außer Budapest in Ungarn?
Einer der außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten und ein Überbleibsel aus der Türkenzeit ist die Moschee Gszi Khassim. Sie wurde nach Abzug der osmanischen Herrscher zur katholischen Kirche umgewidmet, und hat deshalb kein Minarett:
Die Kathedrale St. Peter und Paul erinnerte mich an das Mittelalter, Teile der Kirche stammen aus dem 4. Jahrhundert:
Danach bummelte ich etwas durch die Fußgängerzone:
und das sorgte folgerichtig für Durst. Ich hatte ein Lokal gefunden, wo ich mit Euro bezahlen konnte, genoss ungarisches Bier und beobachtete das Treiben auf dem Platz:
Dabei konnte ich auch eine Aktion von jungen Leuten beobachten, die friedlich gegen etwas protestierten. Wahrscheinlich WFF oder Ähnliches (Wednesday for Future, da es ein Mittwoch war)
Es wurde langsam dunkel:
und wir liefen zurück zum Bus, ohne den Rekord der Stadt zu sehen: Das Magasház (ungarisch: Hochhaus) ist ein vierundachtzig Meter hohes Gebäude mit fünfundzwanzig Stockwerken. Es wurde 1974 errichtet, und ist seit 1989 wegen mangelhafter Baustatik unbewohnt. Somit hat es als das höchste unbenutzte Hochhaus in Mitteleuropa einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde.
Danach ging es zurück nach Mohacs zur Donau und der MS nickoVISION. Die Stadt ist bekannt durch die Schlacht dort in 1526, wo die Türken Ungarn den Todesstoß versetzten. Was dort genau passierte, mit den wohl mehr als 10 000 Gefallenen und wo letztlich der König auf der Flucht ertrank, sind bis heute weitgehend offene Fragen. Wenn man noch heute auf Ungarisch ausdrücken möchte, dass es auch hätte schlimmer kommen können, wird das Sprichwort gebraucht: Több is veszett Mohácsnál, auf Deutsch Mehr ging bei Mohács verloren. Seitdem trösteten wir uns an Bord, wenn das Bier warm war oder schlimmeres, mit diesem Spruch.
Nichts in Manhattan (Belgrad und Donaudurchbruch Eisernes Tor)
Belgrad
Silvester 2018 feierte ich den Jahreswechsel in Belgrad, dass ich so schnell die Stadt wiedersehen würde, dachte ich damals nicht im Traum daran. Meine eigenen Wettervorhersagen waren nicht die Besten, denn der Himmel nach dem Aufstehen sah nicht nach Sonne pur aus:
Mein Ziel dort war der Dom des Heiligen Sava. Mit einer überbauten Fläche von 4 830 m² ist es eines der weltweit größten orthodoxen Gotteshäuser. Mit der Errichtung wurde 1935 begonnen. Der finale Entwurf orientierte sich an der Hagia Sophia in Istanbul. Nach einer schnellen Pause durch den Weltkrieg, einem Bauverbot unter der kommunistischen Regierung von Jugoslawien und das Aussetzen der Arbeiten in den Bürgerkriegsjahren wurde die äußere Gestaltung der Kirche erst 2004 vollendet. Der weiße Marmor leuchtete bei mir leider nicht so schön, wegen des Regens:
Der Innenbereich ist noch unvollendet, aber die Arbeiten in der Krypta sind seit 2015 abgeschlossen. Für diese allein ist ein Besuch es wert:
Ich war fast der einzige Besucher und war fasziniert von der Stimmung durch die Melodie im Hintergrund. Die Einrichtung wie dieser große Kronleuchter begeisterten mich:
Ich hatte mich eine gefühlte Ewigkeit dort aufgehalten, um Kunstwerke wie diese zu bestaunen:
Ich beantragte nach dem Besuch die Streichung des Attributes Kunstbanause für mich. Danach buchte ich einen VHS-Kurs in Getränke im neobyzantinischen Stil mixen.
Besser wäre es wohl gewesen, einer bezüglich Wettervorhersage zu belegen. Wir hatten einen Mix zwischen trüb und bedeckt:
und leicht bedeckter blauer Himmel:
Von der Burg aus sah ich mir den sehenswerten Sonnenuntergang an, was außer mir geschätzt 47 Prozent der Bevölkerung der Stadt dort mit mir teilten:
Danach lief ich zurück zur Donau und der MS nickoVISION, vorbei an der französischen Botschaft:
Der Besuch der Stadt war wieder lohnenswert, mit dem unerwarteten Höhepunkt der Krypta.
Das Bord-Konzept für das Abendessen ist eine freie Tischwahl im Haupt-Restaurant, oder in den Spezialitäten-Restaurants Manhattan und Mario’s Grill. Eine Reservierung ist dort erforderlich, die nicht immer geklappt hatte. Das passte nicht zu der Werbung „Für alle, die sich zum Beispiel nicht schon morgens festlegen möchten, wo und was sie abends essen“, denn gerade das ging nicht immer.
Ich hatte danach am Abend eine für das Manhattan:
Dort gibt es alle zwei Tage wechselnde Themen-Abende:
Die Crew war klasse dort, ich hatte oft meinen Spaß mit denen. Ansonsten zeigt das Schild Restaurant und Jazzclub die Richtung an, was geplant war, denn bislang ist es nur ein Restaurant. An der Bar konnte man nicht sitzen, seinen Durst zu löschen, wäre außerdem schwierig gewesen bei diesen Flaschen. Wer findet den Fehler?
Nachdem mussten in der Nacht die Uhren umgestellt werden. Und das auf der Reise nicht nur einmal. Was bei einer Schiffs-Kabine gar nicht so einfach ist, immer einen neuen Platz zu finden …
Bereits in Passau im Hotel hatte ich Passagiere kennengelernt, die die gleiche Route gebucht hatten. Aber mit der MS Bolero, auch im Einsatz von Nicko. Wir sahen uns oft, natürlich auch in einer der vielen Schleusen der Donau:
Eisernes Tor
Der erste Höhepunkt vom Fluss-Verlauf her stand an, die Passage Eisernes Tor. In Rumänien Parcul Natural Portile de Fier genannt. Einst galt sie als gefährliche Schiffspassage, heute riskiert dort niemand dort nicht mehr sein Leben.
Sie bildet heute die Grenze zwischen Serbien und Rumänien, mit wildromantischen Abschnitten:
Einer der baulichen Höhepunkte dort war das Kloster Manastirea Mraconia, das zwischen 1787 und 1792 völlig zerstört wurde. 1931 begann der Wiederaufbau des Gebäudes:
Wer Manastirea Mraconia bei Scrabble legt, hat sofort gewonnen.
Bereits kurze Zeit danach war der Kopf des Königs Decebal am Donau-Ufer zu sehen:
Die Skulptur ist vierzig Meter hoch in den Fels gehauen, damit die größte dieser Art in Europas. Das Projekt wurde erst 1994 nach den Skizzen eines italienischen Bildhauers in die Wege geleitet und 2005 beendet:
auch wenn Königs Decebalus im Dakerkrieg 106 n. Chr. gegen Trajan verloren hatte.
Danach folgte das Kraftwerk Eisernes Tor 1, das mit 2 280 Megawatt das leistungsstärkste Laufkraftwerk in der Donau ist:
Es liegt an der Grenze zwischen Serbien und Rumänien. Der Stern im Hintergrund dort ist der mittlerweile verkommene Tito-Gedenkpark, und eine unnötige Erinnerung an die Zeit des ehemaligen Diktators.
Ich war noch nie in der Donau schwimmen. Ich befürchte, dass dies selbst an heißen Sommertagen eine kalte Angelegenheit ist. Ob jemand von diesen Ausflüglern drin war, hatte ich nicht mitbekommen, für mich wäre das nichts:
Wie bei der Donau hatte ich im Pool der MS nickoVISION auch niemanden gesehen, ich weiß gar nicht, ob ich komplett da reingepasst hätte:
Immer wieder klasse waren die Spiegelungen der Donau, die nach der Wolga der zweitgrößte und zweitlängste Fluss in Europa ist:
Die angenehm von außen, aber auch vom Salon auf der MS nickoVISION mit Blick auf die Donau beobachtet werden konnten:
Das Wetter passte, es gab viel zu sehen, und dazu etwas zu trinken. Was will man mehr?
Fracht-Schiffe waren auch unterwegs, ich hätte aber mehr erwartet:
Auch durch die tollen Sonnenuntergänge gefallen mir Fluss-Kreuzfahrten, es gibt immer etwas zu sehen:
So schön der abendliche Bar-Besuch auf der MS nickoVISION mit Blick auf die Donau auch war:
aber die Musik nervte. Meiner Meinung nach passte sie nicht zu dem Anspruch der Reederei: Ein Schiff für alle, die Flusskreuzfahrten bisher angestaubt fanden. Ich empfand Lieder wie die von Männern, die die größten Eier haben in einer Dauerschleife peinlich. Der Bedienung war es egal. Ich befürchte, dass sie mangels deutschen Sprachkenntnissen wahrscheinlich nicht wusste, um was es überhaupt ging. Den Hinweis, dass ich dies am Ende in der Bewertung kritisieren soll, nahm ich nicht ernst.
Ich hatte keine Lust, mir so etwas noch etliche Tage lang anzuhören, und ging zum Kreuzfahrt-Direktor. Zuerst hatte er mich nicht ernst genommen (à la „dicke Eier sind doch schön“), aber dann gab es ein Einsehen. Die DVD wurde anscheinend entsorgt, und nicht mehr gespielt.
Auch sonst fand ich die Unterhaltung eher altbacken und angestaubt. Es gab nur die üblichen Spielchen wie Bingo, in einer Art wie ich meine jährliche Einkommenssteuer ausfülle: Zieht sich mit Langeweile. Es hat leider eher die über 80-jährigen Reisenden angesprochen, noch bin ich nicht so weit.
Ein Witz war bei der Ausschreibung die Zusage: Musikalisches Abendprogramm mit regionalen Künstlern. Sie bestand an einem! Abend von einem! bei Nicko angestellten Musiker der MS Bolero, der Frank Sinatra Lieder gesungen hatte. Schade, ich hatte mich auf einen Folklore-Abend gefreut, anscheinend hat aber ein Sparprogramm der Reederei gesiegt. Egal, ich freute mich auf den nächsten Tag, auf meinen Erstbesuch in Bulgarien.
Tuica beim Fischer (Rousse und das Delta der Donau)
Rousse
Rousse, durch die 220 000 Bewohner die fünftgrößte Stadt Bulgariens mit dem größten Donaufreihafen, wird für seine Rosenölproduktion und seiner Jugendstilhäuser auch Kleines Wien genannt. Was mich erwartete, wusste ich selbst nicht so genau. Disneyland oder Gesetzlosigkeit? Erwarten mich Zigeunerbanden und Jugendgangs? Immerhin gehört das Land zu den Armenhäusern der EU.
Mutig auf eigener Faust lief ich zuerst in das Stadtzentrum Richtung Opernhaus:
und merkte schnell, dass mir hier kein Mensch etwas antut. Die Einheimischen waren bei bester Laune (kein Wunder bei dem schönen Wetter) und interessierten sich nicht für den Zinni. Keine bettelte oder wollte Geld wechseln, der Nervensägen Anteil war bei null.
Auch am Brunnen nahe der Regionalbibliothek Lyuben Karavelov:
wo reizende Damen pausenlos ansprechende Körperteile gewaschen bekommen:
Ich war mir mittlerweile sicher, dass ich den Palast der Justiz nicht betreten brauche:
Ein interessantes Jugendstil-Gebäude reihte sich an das andere:
Eine Herausforderung hatte ich: Wie belichte ich am besten das achtzehn Meter hohe Denkmal der Freiheit, das an die Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft erinnert:
Das war aber mehr ein Luxusproblem. Der Himmel war so friedfertig wie die Stadt:
Entweder waren alle Profi-Diebe im Ausland auf Urlaub, oder es ist immer so. Stellt sich die Frage, wieso ich dachte, dass es in Bulgarien unsicherer ist als in Deutschland? Klar wird es dort auch Probleme geben, nicht zu vergessen ist die Korruption. Hier steht Bulgarien schlechter da als Deutschland, aber damit hat ein Tourist eher wenig zu tun.
Mein erster Aufenthalt in Bulgarien hatte mir gefallen. Und ich freute mich auf ein weiterer Höhepunkt am nächsten Tag, die Fahrt zum Delta der Donau mit der MS nickoVISION.
Das Delta der Donau
Dies war einer der Hauptgründe dieser Reise zu buchen. Dort sollten wir ein Rendezvous mit der Natur haben, die Gegend ist fast unberührt. Es gab zwei Möglichkeiten, die Gegend anzuschauen: Entweder mit großen Ausflugsbooten, oder mit maximal zehn Personen auf einem Boot, die Einzigartigkeit des Donaudeltas besser zu erkunden. Ich war so entschlossen wie das britische Unterhaus zur Brexit-Entscheidung, und buchte spontan die exklusive Tour.
Ich machte es mir auf dem kleinen Boot gemütlich:
und sah dabei gespannt dem Kapitän bei der Fahrt zu:
Die Crew gab sich sehr viel Mühe, uns die Natur und möglichst viele Tiere zu zeigen:
Aber auch einige Passagen hatten viel Tempo, es grenzte schon an Schleichwerbung für Papier-Taschentücher.
Oft sahen wir leider nur Angler und ihre Boote:
und nur vereinzelt Vögel. Welche von den 325 Vogelarten dieser ist, kann ich als Ornithologie-Laie nur raten, ich vermute ein Reiher:
Am guten Wetter hatte es nicht gelegen:
Das Donaudelta stellt nach dem Wolgadelta das zweitgrößte Delta Europas dar und umfasst ein Gebiet von 5 800 km². Ein klein wenig enttäuscht war ich am Anfang, dass wir wohl in den verkehrten Gebieten waren, und nicht das erhoffte Paradies für Vögel und Fische fanden.
Vereinzelt ließen sich dann doch Scharen von Vögeln sehen:
die wir in aller Ruhe anschauen konnten:
Nachdem das Klassen-Ziel des Tages erfüllt war, lagen wir an einer kleinen Insel an, auf der ein Fischer mit seiner Familie lebt. Rumänische Gastfreundschaft wurde großgeschrieben, der nette Mann servierte uns erst einmal einen Schnaps, ich vermute selbst gebrannter Tuica, eine traditionelle Spirituose des Landes:
Ich empfand den Aufenthalt dort gelungen. Es war ein kleiner Einblick in das ländliche Leben im Donau-Delta, es scheint dort die Zeit stehen geblieben zu sein. „Wer ins Delta fährt, fährt ins Vergessen“, heißt es in einem alten Sprichwort der Donaufischer.
Und ich verliebte ich mich außerdem noch in diese beiden süßen Tiere:
Wir lernten, dass nur der Tod des Diktators Ceausescu vor dreißig Jahren das Donau-Delta vor einer Umwelt-Katastrophe gerettet wurde. Der Spinner wollte achtzig Prozent des Deltas trockenlegen, um es wirtschaftlich nutzbar zu machen. den Rest wollte er dazu selbst als Jagdrevier nutzen. Ich befürchte, bei solchen Entscheidungen war auch zudem viel Alkohol im Spiel.
Nach dem Gelage auf dem Land fuhren wir zuletzt zur Donau und der MS nickoVISION zurück:
und bestaunten dabei die wunderschönen Hafen-Anlagen der Stadt Tulcea:
Nach einem schleppenden Start war doch Ausflug doch noch gelungen. Ich war froh, auf einem der kleineren Boote gewesen zu sein.
Die Krönung des tollen Tages war ein fantastischer Sonnenuntergang:
Bere mit Fahrer (Bukarest, Kompacki Rit und Novi Sad)
Bukarest
Ich war vorher noch nie in Rumänien, geschweige denn in der Hauptstadt Bukarest, unser nächstes Ziel. Ich wollte mir die lange Busfahrt mit der Masse nicht antun, und informierte mich über die Möglichkeit, die Metropole des Landes mit einem Taxi zu erkunden. Erschwerend war es, dass wir in zwei verschiedenen Häfen angelegt hatten, in Oltenita wurde nur kurz gehalten für die Fahrt nach Bukarest, und in Giuriu wieder angelegt zur Aufnahme der Ausflügler.
Auch sind in der Regel die Fremdsprachen Kenntnisse von einheimischen Taxifahrern dort eher gering. Diese Herausforderung konnte die aber sonst immer souveräne Reiseleitung meistern, und in Giuriu wartete bei der Ankunft bereits mein bestelltes Fahrzeug.
Der Fahrer konnte recht gut Englisch sprechen, wir hatten interessante Unterhaltungen auf der Fahrt nach Bukarest. Hier ahnte ich bereits, dass meine Entscheidung das individuell durchzuführen die richtige war. Doch dann hatte er sich verfahren, und uns nach Paris gebracht:
Quatsch, er wusste immer, wo er hin musste. Zuerst zum Arcul de Triumf, die rumänische Version eines Triumphbogens in Bukarest, was man aber auch gut am viel geringeren Verkehr gegenüber der Hauptstadt von Frankreich sieht. Nach ersten Vorläufern aus Holz wurde dieses Bauwerk zu Ehren des Triumphs im Ersten Weltkrieg errichtet. Wie in Paris strömt auch dort der Verkehr von einer Reihe großer Straßen sternförmig auf den mächtigen Bogen zu. Bukarest wird auch das Paris des Ostens genannt.
Wir fuhren weiter, ohne uns zu verfahren, zum House of Ceausescu, wo der Diktator gut und gerne lebte. Innen drin war und wollte ich nicht. Nach außen den Kommunismus hart durchsetzen, und dann selbst wie die Made im Speck leben, die Blicke darauf hatte ich mir nicht angetan.
Viel von außen zu sehen gab es nicht:
Der neue Nachbar ist die Botschaft von Kuwait. Die Arbeiten dazu hatten im Jahr 2017 begonnen, und waren im Jahr 2019 noch nicht abgeschlossen:
Dieses Gebäudes:
sollte geplant ein Zirkus mit Manege werden. Mangels finanzieller Mittel wurde nach einem Spendenaufruf das Gebäude zur Konzerthalle umgestaltet.
Dieses Reiterstandbild ist Karls I. gewidmet. Er wurde 1881 als erster König von Rumänien gekrönt:
Die alte Statue wurde 1948 entfernt und für eine Lenin-Statue eingeschmolzen. Der Begründer der Sowjetunion musste danach wieder für Karl I. weichen.
Der Parlamentspalast war früher als Haus des Volkes bekannt, und ist eines der größten Gebäude weltweit:
Was ich von der Straße aus nicht sehen konnte: Es hat eine Höhe von 86 Meter über dem Boden, geht aber auch 92 Meter in den Untergrund. Es gibt vier Untergeschoss-Ebenen, darunter einen enormen Atombunker. Inspiriert zu diesem klaren Fall von Gigantomanie wurde Ceausescu in den 1970ern bei seinen Staatsbesuchen in China und Nordkorea. Zunächst einmal musste Platz geschaffen werden. Ein ganzes Stadtviertel mit rund vierzigtausend Wohnungen wurde dafür eingeebnet.
Etwas bescheidener ist der Patriarchen-Palast, der sogar über ein Amphitheater verfügt. Für mich nicht sichtbar, da ich das Gebäude nur von außen gesehen hatte, das im Jahr 1997 das rumänische Patriarchat erworben hatte:
Die Kathedrale St. Konstantin und Helena ist im Kern ein Zentralbau mit Kuppel auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes. Sie war bis 2018 die Patriarchal-Kathedrale, dies wurde übernommen von der ungleich größeren Kathedrale der Erlösung des Volkes:
Die Kirche Curtea Veche ist das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt:
und das Rumänisch-Orthodoxes Kloster gilt als eines der bedeutendsten Architekturdenkmäler der rumänischen Hauptstadt:
Nach den vielen Kirchen, Klöster und Kathedralen hatte ich Durst wie die beiden Jungs bekommen:
und mein Fahrer und ich kehrten in eine urige Bierkneipe ein. Ich, um ein Bere (der rumänische Name von Bier) zu trinken. Durch meinen Fahrer ließ ich den Wirt ausrichten, dass ich, wenn ich noch einmal in der Stadt bin, diese Kneipe mein Wohnzimmer wird. Ob er dadurch begeistert oder entsetzt war, hatte ich mangels Sprachkenntnissen nicht verstanden:
Es heißt, Bukarest sei hässlich, laut und staubig. Das kann stimmen, gesehen hatte ich davon aber nichts. Auch keine Bettler, Straßenhändler oder andere Nervensägen. Mein Fahrer erwähnte, dass früher nur Gefahr von streunenden Hunden ausging. Denen wurde der Kampf angesagt, und wurde anscheinend gewonnen.
Mir hatte es dort gefallen, und ich kann mir vorstellen, die Stadt noch einmal in Ruhe anzuschauen.
Es wurde schon dunkel, als wir wieder die Donau und die MS nickoVISION erreichten. Nach einem klasse Sonnenuntergang:
ging ich mal wieder in das Panorama-Restaurant:
aber nicht, um diesen kleinen Gast an Bord zu verspeisen:
sondern die beständig gute Küche dort zu genießen, die stets sehr appetitlich serviert wurde, das zu Appetit auf mehr führte:
Novi Sad
Die Fahrt nach Novi Sad, auf das ich mich sehr gefreut hatte, zeigte uns ein belebtes Leben am Ufer der Donau:
wir hatten durch die vielen Schleusen aber leider eine Verspätung:
Vor Ort stand mir viel zu wenig Zeit zur Verfügung, um mir Neusatz, der Name der Stadt auf Lateinisch anzuschauen. Die Festung Petrovaradin thront dort über der Stadt, und war die größte Festung Europas im 17. Jahrhundert:
Die Zeit für einen Besuch fehlte mir dafür.
Wie so oft wird in diesen Teilen von Europa der zentrale Mittelpunkt: Der Platz der Freiheit bezeichnet, hier mit Blick auf das Rathaus:
Fast alle Baustile in einem Gebäude vereint hat der vornehme Bischofspalast:
wo die Bauarbeiten erst im Jahre 1901 abgeschlossen wurden.
Nach einem kurzen Blick auf die Spitze eines Hauses, auf der sich dieser kleine Merkur, über dem sich ein Turm erhebt:
bauten sich einige Fotografen Stative auf, warum hatte sich mir aber nicht erschlossen.
Ohne ein landestypisches Gerstenkaltgetränk zu genießen (Gelegenheiten dazu gab es genug, nur die Zeit fehlte) lief ich zurück zum Schiff. Ich verabschiedete mich von der Stadt mit einem letzten Blick auf die Festung:
Ich ging danach wie oft zu Mario’s Grill, um ein Steak, ein Hamburger oder ein paar Pasta zu verzehren. Die Crew dort war fix und nett, und das solide Essen wurde unkompliziert und schnell serviert:
Oft reichte mir eine kleine Pizza:
Danach blieb genug Zeit, um es sich mir an der Bar gemütlich zu machen.
Kopacki Rit
Am nächsten Tag ging es in die Sümpfe. Nach der guten Erfahrung mit der exklusiv Tour im Delta der Donau wollte ich ein solches Erlebnis auch dort bei dem Besuch vom Naturpark Kopacki Rit buchen, eines der größten und besterhaltenen Sumpfgebiete Europas. Ausgeschrieben war eine Entdeckungsreise in kleinen Booten mit 8 Personen, dieser was leider nicht buchbar. Alle Versuche, so etwas auf eigener Faust hinbekommen, scheiterten. Wieder ein Ausflug, der im Programm stand, wurde nicht durchgeführt, schade.
Eine Tour buchte ich trotzdem, eine auf ein großes Boot. Nach einer Stunde Busfahrt erreichten wir das Gebiet zwischen Donau und Drau. Der wohl berühmteste Bewohner ist Europas größter Adler (der weiße Seeadler), und ich war gespannt, ob wir einen erblicken würden.
Kleine Boote lagen genug herum. An der Verfügbarkeit kann es nicht gelegen haben, dass ich die Tour nicht buchen konnte:
Brav, wie ich war, ging ich in den hinteren Bereich der Boots, damit die nicht so gut laufen können, keine weiten Wege haben. Als Dank wurde man (nicht nur ich) von genau denen angemeckert, wenn man etwas herumlief (was erlaubt war): Es gibt hier nur Sitzplätze. Ich bin immer wieder erstaunt, wie einige Egoisten ihre eigenen Regeln erstellen und durchsetzen wollen.
Viel zu sehen gab es zuerst nicht, nur gelegentlich ließ sich ein Piepmatz sehen:
Ein erhöhter Puls durch zu viel Aufregung war nicht zu befürchten, obwohl sich einige Pflanzen schön auf dem Gewässer spiegelten:
Einige verschiedene Vögel sahen wir. Als Laie der Artenerkennung nenne ich alles Vögel:
Es folgte noch ein Besuch von dem Rural Haus, wo wir mehr über das Gebiet, seine Tradition und Kultur erfahren sollten. Interessant und humorvoll wie im Programm beschrieben fand ich die Präsentation nicht, und hielt mich lieber an die Verkostung lokaler Produkte:
Ein Flop war die Fahrt nicht, aber auch keine Sensation. Ich denke, mit einem kleinen Boot wäre es ein tolles Erlebnis geworden, so eher eine Massenabfertigung. Schade.
Vörösbor auf dem Markt (Budapest)
In Budapest war ich bereits zu den tiefsten Zeiten des Kommunismus. Als Wessi hatte man dort alles für wenig Geld bekommen. Auch nach der Wende war ich noch einmal dort, und es hatte sich natürlich viel verändert. Zu meiner Schande war ich noch nie in der Markthalle, dafür wurde ich von fast allen Passagieren an Bord bemitleidet.
Um dieses unverzeihliche Manko zu beheben, ging natürlich der erste Gang dorthin. Entlang von etlichen weiteren Fluss-Kreuzfahrt-Schiffen, die dort angelegt hatten, wie oft nebeneinander:
Eine große Überraschung erlebte ich in den Hallen nicht, es sah dort aus wie weltweit in ähnlichen Instituten:
Es gab natürlich jede Menge Kolbász im Angebot (der ungarische Name für Wurst):
aber wer jetzt denkt, ich kenne die Sprache, irrt sich. Nur bei dieser kann ich mich nach einem Aufenthalt an kein lokales Wort erinnern. Als Beispiel: Danke heißt köszönet, das ist einfach zu lernen, so in etwas wie Finnisch.
Hier wurde es scharf:
und hier trocken:
wobei mir egal ist ob Weiß- oder Rotwein, ich bin farbenblind. Etwas übertrieben, aber leider viel Wahrheit dabei.
Dieses Lokal hat alles, was man benötigt, Prost und Mahlzeit:
Noch einmal würde ich nicht in die Hallen gehen, dafür immer wieder die interessanten Gebäude der Stadt bestaunen, wie hier der Burgpalast:
und das 268 Meter lange und Stadtbild dominierende Parlamentsgebäude:
dass sehr überraschend für mich der Sitz des ungarischen Parlaments ist.
Auf der Südseite des Parlaments befindet sich das Denkmal des ungarischen Magnat von Graf Gyula Andrassy:
Auf jeder Seite der Kettenbrücke bewachen zwei Steinlöwen den Eingang, die alle keine Zunge besitzen. Und zum Zahnarzt sollten die aber auch mal wieder gehen:
Angeblich beging der Bildhauer Selbstmord, als er realisiert hatte, dass er die Zungen vergessen hatte.
Ob dieser schwarze Löwe eine Zunge besitzt, hatte ich leider nicht nachgeschaut, ich habe eine Leophobie, und wie 99 Prozent aller Deutschen eine panische Angst vor Löwen:
Natürlich besuchte ich dort die Fischer-Bastei:
die von 1895 bis 1902 errichtetet wurde, und der Name von einer Fischergilde kommt, für die das Monument errichtet wurde.
Vor der Bastei steht die Statue Stephan I. ist keinem ungekrönten Fußballspieler in Deutschland gewidmet (sonst würde sie sich ja Stephan E. nennen), sondern einem Heiligen und magyarischen Fürst, und der erste König des von ihm begründeten Königreiches Ungarn:
wogegen dieser Brunnen mich durch seine weiblichen Reize erfreuen konnte:
Das Kossuth Denkmal wird arg kritisiert: Der Hauptdarsteller Kossuth spielte als Finanzminister nur eine bescheidene Rolle im Kabinett, und alle Gestalten blicken niedergeschlagen zu Boden. Vielleicht dachten alle Beteiligten dabei an die Qualität der Fußball Nationalmannschaft des Landes mit seinen wenigen Erfolgen:
Sein Leben lang: Dieser Riese wurde immer auf seine Größe angesprochen:
Ich hätte gerne noch länger bleiben können, musste aber bei dieser tollen Abenddämmerung mit Blick auf die Freiheitsstatue Vörösbor los durch die Nacht zurück zum Schiff:
Mit einem wunderschönen Blick auf den Burgpalast:
und auf das Parlament:
verließen wir die Hauptstadt von Ungarn.
Grüner Veltliner unter Einheimischen (Bratislava und Weißenkirchen)
Bratislava
Anschließend stand mein letztes unbekanntes Ziel auf dieser Reise an: Bratislava, die Hauptstadt der Slowakei. Der Blick auf die Burg dort prägt das Stadtbild, die hoch über der Stadt thront und als Wahrzeichen der Stadt gilt:
die auch Bratislavaer Burg, Burg Pressburg, Pressburger Burg oder einfach Pressburg genannt wird. Zuerst ging ich dorthin. Ein Luis Trenker muss man nicht sein, sie liegt nur fünfundachtzig Meter über dem Ufer der Donau:
Im Schloss angekommen, wurde ich von Svatopluk I. auf Pferd begrüßt, der von 870 bis 894 der Fürst von Mähren war:
Im Hof war nicht viel los und wenig zu sehen:
Ich wollte schon wieder gehen, erlebte aber vorher noch ein ungeplantes kleines Abenteuer. Es ging eine Tür in einen Keller, wo ich eine Toilette vermutete. Es wurde immer düsterer, ich war allein dort, und wusste nicht, wo es hinging. Spannend war es, und ich sah keine Gefahren für weiterzulaufen. Es ging immer tiefer, und am Ende des Ganges sah ich einen Brunnen, der bis zur Höhe der Donau geht:
Die düsteren und mystische Stimmung war cool. Dazu passte, dass ich allein war.
Danach in der Stadt sah ich diesen reizenden Bengel:
Er hatte eine große Zukunft vor sich: Der junge Ganymedes wurde auf Befehl der Gottheit Dia von einem Adler auf den Olymp getragen, damit er dort den Göttern dienen solle. Der Brunnen liegt vor dem slowakischen Nationaltheater, das älteste Theater der Slowakei. Es wurde im Jahr 1920, nach der Unabhängigkeit der damaligen Tschechoslowakei, gegründet:
Die Altstadt hat hübschen Gassen und nimmt im Verhältnis zum gesamten Stadtgebiet nur einen kleinen Teil ein. Viel los war dort nicht, vermutlich war es zu früh. Belebt sieht anders aus:
Dort liegt auch das alte Rathaus am Hauptplatz. Es wurde aus drei Häusern gebildet und gilt heute als eines der ältesten erhaltenen Gebäude der Stadt:
Die Sankt-Elisabeth-Kirche ist eine römisch-katholische Kirche. Sie glänzt aufgrund der Farbgebung der Fassade:
Die Jauch 100 000 € Frage: Durch ein blaues Majolika-Mosaik wird die Kirche auch als:
- Gelbe Himbeere
- Blaue Kirche
- Grüne Banane
- Weißer Apfel
bezeichnet?
Dagegen farblos wirkt der Renaissancebau der Kirche St Stephan:
Auffallend waren dort die viele unterschiedlichen und kreativen Wandbemalungen:
Ich verließ die Innenstadt und die Gegend rund um die Burg:
und widmete mich einem der traurigsten Kapitel der Geschichte der Stadt, das Kriegsdenkmal Slavín. Auf einem Hügel oberhalb der Burg liegend erinnert es an die Befreiung durch die Rote Armee im April 1945:
Die öffentliche Meinung gegenüber diesem Kulturerbe ist nicht einig. Es ist ein Dank des slowakischen Volkes an die Sowjetarmee für die Befreiung, andererseits wird es im Hinblick auf die 40 Jahre sozialistischer Totalität, die danach folgte, mit Mischgefühlen betrachtet:
Vielleicht war das der Grund, dass fast niemand außer mir dort sich aufgehalten hatte:
Auf dem Spaziergang danach zurück zum Schiff hatte ich einen Blick auf ein größeres Stadtgebiet:
sah, dass Menschen dort nicht die einzigen Lebewesen der Metropole sind:
lief an dieser Donau-Brücke vorbei:
bevor wir Bratislava verließen.
Mein Erstbesuch dort hatte sich gelohnt, ich hatte viele spannende Augenblicke dort:
Weißenkirchen
Beschaulicher wurde es am nächsten Tag in Weißenkirchen. Die Ortschaft in der Wachau mit seinen 1 400 Bewohnern ist überschaubar, wie die Anzahl der Sehenswürdigkeiten dort. Fast alle Passagiere fuhren zum nahe gelegenen Dürnstein, dazu hatte ich aber keine Lust. Ich verließ die MS nickoVISION und die Donau zu Fuß:
Ich wurde dort standesgemäß empfangen:
Anschließend lief ich etwas durch die Gegend:
Ich kenne aber Weinberge aus meiner Heimatstadt zur Genüge, spannend war das nicht für mich:
Nach einem Anstandsblick auf die Pfarrkirche:
kehrte ich unter Einheimischen im Gasthaus Weiße Rose ein:
Die Saison war vorbei. ich war der einzige Auswärtige und wurde nett aufgenommen. Ungefragt erklärte mir der Stammtisch das Kartenspiel, was gespielt wurde. Der Wein schmeckte mir, und ich empfand es schade, dass ich zurück zum Schiff musste:
Es war super dort.
So langsam endete die Reise. Mit einem wehmütigen Blick auf die Wachau:
einer schönen Wasser-Spiegelung:
und dem letzten Sonnenuntergang:
Am Morgen der Ausschiffung gab es das übliche Gedränge an Bord, dem ich aus dem Weg ging. Bei den Gästen der MS nickoVISION fand ich keinen großen Unterschied zu anderen auf deutschen Kreuzfahrtschiffen: Wenn es einen Sekt umsonst gibt, das Buffet eröffnet wird oder auf dem Weg zum besten Platz im Bus können sie rennen und drängeln, ansonsten sind sie eher im Schneckentempo unterwegs. Und bestaunen jede Tomate beim Buffet wie Zonen-Gaby ihre erste Banane.
Manchmal fragte ich mich, ob ich mittlerweile zu alt dafür bin, und mir das noch einmal antun muss. Oder mir ein Hobby suchen sollte, das mir Spaß macht. Es gibt aber schlimmeres, etwa wie Die Unsympathin an Bord. Eine Frau ohne Benehmen, die sich wahnsinnig etwas auf ihren Beruf beim ZDF einbildete, ich vermute Cleaning. Ich schaute, ob heimlich eine neue Folge von der Versteckten Kamera gedreht wurde. Zur Ehrenrettung gab es aber auch viele nette Leute, mit denen ich mich gerne unterhalten hatte. Vielen Dank an unsere Clique für die schönen Stunden!
Ich lief wieder entlang der Bundesstraße zum Bahnhof, und hatte dabei noch einmal super Blicke auf die Stadt und die Donau:
Als Pessimist hatte ich natürlich mit einer Verspätung der Ankunft gerechnet, und die Zugfahrt zu einer viel zu späten Abfahrtszeit gebucht. Am Bahnhof (die Passauer-Bundesbahn-Gepäckaufbewahrung-Schließfächer oder wie immer die sich nennen waren defekt und außer Dienst) und auf der langen Zugfahrt hatte ich lange genug Zeit nachzudenken, was in Tagen wie diesen passiert war.
Von der touristischen Seite her ein klares Plus, ich hatte viele neue Destinationen erlebt, und das Wetter passte. Eine neue Reise-Vision hatte ich dafür nicht gefunden, vieles war ähnlich wie auf gewohnten Kreuzfahrten. Das Schiff ist vom Produkt klasse, und würde ich immer wieder buchen. Ich befürchte in der nächsten Zeit aber nicht, da es fast nur auf der Donau eingesetzt wird. Da ich dort fast alles gesehen habe, kommen aber erst einmal andere Ziele dran.
An alle, die zu lange auf diesen Bericht gewartet hatten: Sorry. Es gibt ein Leben jenseits des Urlaubs. Auch wenn es schade ist. Do more of what makes you happy.