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Reisebericht: Mit der HANSEATIC inspiration exklusiv unterwegs in der Arktis auf den Spuren der Entdecker
Die „Nord-West Side Story“ in Grönland und Kanada
1. August 2022: Hannover, GPS 52° 22′ 33.24 N 9° 43′ 55.2 E
Willkommen bei meinem Reisebericht über eine Reise in die Arktis mit der HANSEATIC inspiration. Ein Besuch in Grönland vermisse ich seit vier Jahren, auf der weltweit größten Insel war ich bereits vor dieser Reise vierzehnmal. Doch verschiedene Begleitumstände machten es lange 47 Monate nicht möglich, dieses großartige Land zu besuchen und das nicht nur wegen Corona. Ich ahnte dies bereits bei meiner bislang letzten Reise dorthin im Jahr 2018 auf dem Rückweg vom Icefjord in Ilulissat zurück zur Stadt.
Die Crew von Zinni-auf-Reisen berichtete natürlich live und exklusiv darüber:
Als ich beschlossen hatte, wieder zurück in den Ort zu laufen, hatte ich das Gefühl das letzte Mal dort zu sein. Erklären warum, konnte ich es mir nicht.
So war ich hocherfreut, eine Kreuzfahrt mit der HANSEATIC inspiration in die Arktis entdeckt zu haben, die nicht nur die nördlichen Teile dieser Insel abdeckt, sondern auch über die Baffin Bay hinweg nach Kanada führen sollte.
Hier die geplante Route in der Arktis mit der HANSEATIC inspiration:

Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von
Hapag-Lloyd Cruises
Nordwärts zwischen Kanada und Grönland mit einer flexiblen Route unterwegs, die ein Schiff mit höchster Eisklasse ermöglicht. Es waren für mich einige neue Ziele dabei, und insgeheim hoffte ich auf meine erste Sichtung eines Eisbären. Aber nur vom Schiff aus, und nicht während einer Wanderung. Natürlich dazu auch auf nächtliche Nordlichter im Süden der Route. Das hatte sich spannend angelesen, und wurde gebucht.
Im Preis inbegriffen war die Anreise, mit einem Flug von Hannover nach Kangerlussuaq, gelegen inmitten von Grönland. In Hannover liegt der Sitz der TUI, der Sitz des Veranstalters. Das wird wohl der Grund gewesen sein, den Sonderflug von dort aus zu starten. Gebucht wurde trotzdem, mit einer Bahn-Anreise ab dem Rhein-Main-Gebiet einen Tag vorher.
Zwei Wochen vor der Kreuzfahrt zeigte meine Corona-Warn-App die Farbe Rot an wegen einer Risiko-Begegnung, und ich war zufällig an einem Testcenter vorbeigekommen. So ließ ich mich vorsichtshalber kontrollieren, ohne mir dabei große Gedanken zu machen. Ich war kurz danach sehr überrascht, dass ich ein positives Ergebnis bekommen hatte. Die ganze Familie hatte bei nachfolgenden Untersuchungen das gleiche Resultat, wer die anderen angesteckt hatte, blieb offen. Zum Glück hatten wir alle nahezu keine Symptome.
Nun war ich in einem Dilemma. Auf dem Gesundheits-Formular für die Kreuzfahrt war eine Frage, ob ich zwei Wochen vorher Corona positiv getestet wurde. Natürlich wollte ich diese nicht falsch beantworten, und informierte den Veranstalter, ob ich trotzdem an Bord gehen konnte nach einem negativen Ergebnis. Hapag Lloyd gab das okay, und acht Tage danach war ich nach langen Bangen die Pest wieder los. Das Zittern hatte sechs Tage vor der Abfahrt zum Glück geendet.
Am 1. August 2022 ging es los, an einem Tag, wo es sich wieder jährt, dass ich einmal die Sonne umrundet hatte. Ich fuhr an diesem Ehrentag mit dem Zug von Frankfurt nach Hannover, ohne ein nennenswertes Problem. Die Ansage: „Im Bistro gibt es heute nur ein eingeschränktes Angebot“ galt zum Glück nicht für mein kaltes Bier, das mir trotz hoher Belegung an den Platz gebracht wurde:

Ich prostete allein auf meinen Geburtstag an, und nahm nach der Ankunft in Hannover ein Taxi zum
Maritim-Hotel, das direkt in Fußentfernung am dortigen Flughafen liegt. Wenn ich in ein Hotel komme, suche ich nicht aus Vernunft als Erstes den Noteingang, sondern die Bar. Und das war dort einfach, eine lag unübersehbar direkt vor der Rezeption. Diese wurde genutzt, bis kein Zuschlag zum early Check-in zu zahlen war, das war somit günstiger.
Zum Einschiffen waren drei Coronatests nötig, einer 48 Stunden vor Abfahrt, den hatte ich noch zu Hause durchgeführt. Dann einer 24 Stunden davor, dafür nutzte ich das Testcenter am Flughafen. Die Prüfung dort war schnell erledigt, ohne Wartezeit und mit super Personal. Vielen Dank auf diesem Weg. Der letzte Check war dann an Bord nach dem Betreten der HANSEATIC inspiration auf dem Weg zur Arktis.
Ich hatte individuell das Hotel gebucht, und zufällig brachte die Reederei auch dort ihre Gäste unter, die ein Anreisepaket hatten. Diese Passagiere wurden von dem Schiffs-Personal betreut, somit konnte auch ich am Abend vor der Abreise bereits meine Dokumente und Coronatests prüfen lassen.
Bei diesem Vorgang hatte ich verwundert festgestellt, dass ich keine Sitzplatzauswahl für meinen Flug nach Grönland hatte. Aufgrund meines Jubiläums-Tages gönnte ich mir die Business-Klasse, mein Fensterwunsch bei der Buchung wurde aber leider ignoriert. Ich wurde in der Mitte im Flugzeug in die Reihe Eins neben der Toilette platziert und war damit alles andere als begeistert über diese unangenehme Geburtstags-Überraschung. Das teilte ich dem Personal auch mit, die sich zuerst wenig hilfsbereit erklärten, um dieses zu ändern.
Trotzdem feierte ich gelassen und gut gelaunt im Hotel meinen Geburtstag zusammen mit Reise-Bekannten.

„Wenn Freunde etwas Schönes schenken, ist immer toll!“
Der Autor
2. August 2022: Kangerlussuaq, GPS 52° 22′ 33.24 N 9° 43′ 55.2 E
Das Einchecken hatte sich gezogen am nächsten Morgen. Es gab einen Priority-Schalter, die Wartezeit war aber länger als an den normalen Schaltern, weil an diesem zuerst die Eisbären-Wächter für diese Kreuzfahrt abgefertigt wurden, und dieser Vorgang lange dauerte wegen der aufgegebenen Waffen. Wenigstens hatte der Veranstalter ein Einsehen, und mir einen Fensterplatz organisiert.
Nach dem langen Anstehen am Check-in fand ich anschließend keine Fast Lane bei der Sicherheitskontrolle. Nach meiner Frage, ob es eine gibt, war die Antwort der unfähigsten Flughafen-Mitarbeiterin meines Lebens ein Witz: „Es gibt in diesem Terminal keine Business-Klasse Flüge“. Als ich ihr meine Bordkarte zeigte, meinte sie, dass dies Pseudo wäre und es auf meinem Flug nur eine Economy-Klasse gibt. Und dass zusätzlich bei Nicht-Schenken-Flüge eine Fast Lane gesetzlich verboten ist. Ich weiß nicht, wie sie darauf kommt, sie war mit Sicherheit nicht eine wahre Expertin in ihrem Fach. Hier wäre eine Schulung angebracht, ein Rat an die Zuständigen am Flughafen in Hannover.
Danach im Abflugbereich gab es leider auch keine Lounge, das ganze Drumherum um den Flug hatte ich mir anders vorgestellt. Ich benötigte sehr viel Zeit, den Orientierungssinn eines Fähnlein Fieselschweif und mehr Gelassenheit als ein erfahrener Club-Schlangen-Steher, um das Gate zu erreichen.
Nach gefühlt unendlicher Zeit konnte ich endlich den Finnair Airbus A330 betreten:

Wenn mir jemand ein paar Wochen vorher erzählt hätte, dass ich am 2. August 2022 mit Finnair von Hannover nach Kangerlussuaq auf Grönland fliegen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt.
An Bord war mein Sitzplatz Interkontinental-Standard mit einem Flatsitz. Das war aber das einzige Privileg der Business-Klasse. Es gab keinen Begrüßungs-Cocktail, keine Zeitschriften, keine Spirituosen etc. Der Service war 1:1 wie in der Economy-Klasse. Dafür war der Aufpreis für den 4 1/2 Stunden langen Flug sehr happig.
Immerhin gab es Champagner in allen Klassen an Bord, und welche Überraschung für meine Leser, die Cola auf dem Bild rechts gehört nicht zu mir:

Später gab Bier aus Finnland, nur leider ohne Wodka:

Mich gibt es in zwei Zuständen: Ich trinke, oder ich will trinken.
Vielleicht hat der Kapitän den Schnaps ausgetrunken, denn wir hatten uns danach nach Bayern verflogen:

Immerhin gab es wunderschöne Ausblicke auf Grönland:


Wir erreichten anschließend den Kangerlussuaq-Fjord beim Lande-Anflug, auf Deutsch großer Fjord:

Das ist spannender als jedes Unterhaltungs-Programm an Bord eines Flugzeuges:

und landeten auf dem Flughafen Kangerlussuaq, der am Ende des etwa 163 Kilometer langen gleichnamigen Fjords liegt:

Er entstand durch die Errichtung der US-amerikanischen Militärbasis Bluie West Eight, die ab dem Jahr 1941 in Betrieb war. Er hat keine große Zukunft. In der Hauptstadt Nuuk und im Touristen-Mekka Ilulissat mit dem Welterbe Eisfjord sind derzeit Bauarbeiten für neue Flughäfen, über die in der Zukunft die Verbindungen nach Dänemark durchgeführt werden. Das ist dort, wo die meisten Menschen wohnen und fast alle Touristen hin wollen. Das derzeitige Drehkreuz der Air Greenland wird danach nicht mehr benötigt, da dort nur Angestellte und die Angehörigen wohnen, und kein weiteres Aufkommen besteht.
Nach dem Bustransfer am Hafen angekommen gab es einen Tender-Service zur HANSEATIC inspiration, danach den dritten Coronatest innerhalb von drei Tagen und nach dem negativen Ergebnis konnte ich endlich die ersten Getränke an Bord genießen auf unserer Fahrt in der Arktis:

Zum Glück wurde Nachschub für unsere Kreuzfahrt vor Ort geladen:

Leider nicht ausreichend, wie ich später leidvoll feststellen musste.
Ich hatte eine Grenze überschritten, und war wieder auf Grönland, endlich. Danke Gott. Wie ein Lied von Cat Stevens: „Look at me, I am old, but I’m happy“:

Ich war wieder hier, in meinem Revier.
Wir verließen den Hafen von Kangerlussuaq:

und genossen die prächtige Stimmung am Abend:

sowie die Fahrt durch den Fjord:

Das Licht und die Stimmung dort machten bereits Lust auf mehr:

auch nach dem Blick auf die Gletscher dort. Willkommen Arktis:

Die Länge des Fjords beträgt etwa 165 Kilometer bei einer Breite von 1,5 bis 5 Kilometer:

Nach diesen Ausblicken:


war ich in meiner Kabine schnell eingeschlafen nach dem anstrengenden Tag, der Start war gelungen:

Ich musste nicht ein Deck weiter unten zu nehmen, um tief schlafen zu können.
Am Ende eines Tages werde ich manchmal Fridtjof Nansen zitieren. Er war unter anderem ein Polarforscher, und dabei durchquerte er im Jahr 1888 als Erster Grönland über das Inlandeis und stellte während einer Nordpolarexpedition mit einer geografischen Breite von 86° 13,6′ N einen neuen Rekord in der Annäherung an den geografischen Nordpol auf.
„Ein schweres Leben wird erträglich, sobald man ein Ziel hat!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
3. August 2022: Seetag, 68° 5′ N 50° 57′ W
Ausgeschlafen und mit diesem Ausblick wachte ich am nächsten Morgen auf, wie schön:

Am ersten Seetag wurde die tolle Stimmung etwas gemindert, als wir von einer Routenänderung erfahren hatten. Wir konnten nicht, wie geplant, direkt nach Kanada fahren. Die vorhergesehenen Ziele dort waren wegen zu viel Eis nicht schiffbar:

Die roten markierten Stellen waren trotz unserer höchsten Eis-Klasse nicht befahrbar, und genau dort wollten wir hin.
So fuhren wir zuerst Richtung Norden die Küste von Grönland entlang Richtung Uummannaq anstatt direkt nach Kanada. Damit war leider der Kurs in den Smith Sound zwischen Grönland und Kanada ausgefallen, dafür wurden neue Ziele auf Grönland geplant. Das galt nicht für mich, denn ich war bereits ausgiebig in Uummannaq und Upernavik. Aber wir waren ja nicht bei „Wünsch Dir was“, sondern bei „So ist es“.
Wir erhielten danach unsere Parkas gegen den Kälte- und Regenschutz sowie Gummistiefel für nasse Anlandungen mit den Zodiacs. Anschließend gab es eine Einweisung für die Sicherheits- und Verhaltensregeln in der Arktis. Ich vermisste nur die Pizza Kaltzone im Restaurant.
„Schwierige Dinge sollte man sofort erledigen, unmögliche Dinge ein wenig später!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
4. August 2022: Uummannaq, GPS 70° 42′ 28.19 N -52° 7′ 31.20 W
Nach einer ruhigen See in der Nacht erreichten wir am nächsten Morgen Uummannaq. Das ist der Moment, wo man aufwacht, und feststellt, dass das Leben schön ist:

Auch wenn die Sonne sich nicht sehen gelassen hatte. Es gibt Schlimmeres. Er ist einer der wenigen Orte, der nicht von der Silhouette moderner Wohnsilos beherrscht wird auf Grönland:

Die Farben der Häuser hatten in der Vergangenheit eine Bedeutung, damit Besucher der Ortschaften sofort erkennen können, wo das Gesuchte liegt. Fabriken waren blau, Krankenhäuser gelb, Kommunikations-Einrichtungen wie eine Radiostation grün, Kirchen und Geschäfte rot und Polizei-Gebäude waren schwarz. Diese Regelung gilt aber heute nicht mehr.
Die farbenfrohen Häuser und der herzförmige, rötlich schimmernden Berg dort prägen das Bild der Insel:

Das Aussehen des Berges gab es Insel ihren Namen, der Robbenherzförmige:

Mein erstes Ziel war ein Guesthouse, welches ich mir vor einigen Jahren für mich gemietet hatte:

Hier der Reisebericht und die Bilder dazu:
Die im Jahr 1935 erbaute Granitsteinkirche ist das Wahrzeichen der Stadt:

Mir war aufgefallen, dass auf den Straßen viel weniger Hunde als bei meinen vorherigen Besuchen zu sehen waren, die Zwinger wurden nach außerhalb der Stadt ausgelagert:

Viel mehr konnte ich leider nicht unternehmen. Zum Wandern hatte ich keine Kraft, ich bin nun mal Anfang ranzig.
Der Ort selbst ist sehr übersichtlich, und vor allem: Die Kneipe hatte noch zu.
Trotzdem freute ich mich bei Temperaturen bis zu fünf Grad auf die Weiterreise auf der HANSEATIC inspiration durch die Arktis

denn zu Hause in Deutschland gab es Temperaturen bis zu 40 Grad am selben Tag. Ich hätte nicht tauschen wollen.
Ich fuhr anschließend zufrieden wieder zurück auf das Schiff:

Im Bordprogramm stand eine kleine Einweisung in die grönländische Sprache, à la Guten Tag auf Deutsch heißt dort Tikilluarit. Was dabei fehlte, war das längste Wort, das es auf Grönländisch gibt. Es sollte „Nalunaarasuartaatilioqateeraliorfinnialikkersaatiginialikkersaatilillaranatagoorunarsuarrooq“ sein, auf Deutsch in etwa: „Sie versuchten erneut, einen Radiosender zu bauen, aber anscheinend ist es immer noch nur auf dem Reißbrett“. Das ist vielleicht bei der eine Milliarde Frage bei Jauch nützlich zu wissen.
„Das Schwierigste tun wir heute, das Unmögliche morgen, und übermorgen tun wir das, was uns Spaß macht!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
4. August 2022: Salliaruseq, GPS 70° 41′ 17.99 N -51° 49′ 59.99 W
Zu meiner Freude wurde das ursprünglich geplante Ziel Upernavik, dass ich bereits vor einigen Jahren ausgiebig erkundet hatte:
gegen zwei mir unbekannte Destinationen ausgetauscht, auf die ich mich mehr freute als auf etwas bekanntes.
Das erste war die unbewohnte Insel Salliaruseq, die mit 130 Quadratkilometer eine der größeren Inseln im Uummannaq-Fjordsystem ist.
Aber dahin mussten wir erst einmal hinkommen. Auf dieser Kreuzfahrt wurden dazu das erste Mal Zodiacs eingesetzt. Diese Schlauchboote wurden bei Anlandungen eingesetzt, wo es kein Pier gibt und nicht das Tenderboot eingesetzt werden kann:

Mein ausgesprochenes Cool im Zodiac zu meinen Mitreisenden wurde von ihnen wie erhofft verstanden. Es war kein jugendsprachlicher Anglizismus von mir, sondern damit wirklich die 1:1 Übersetzung des Wortes aus dem Englischen gemeint: Kalt. Und nass dazu:

Die Insel ist sehr bergig, mit steilen Hängen. Der höchste Punkt der Insel ist Inussugtalik mit einer Höhe von 1 418 Meter. Sie hat warme Erdtöne, die auf das Vorkommen von Mineralien hindeuten:


Unsere Bärenwächter an Bord hatten dort ihren ersten Einsatz auf unserer Kreuzfahrt. Ich kann es vorwegnehmen: Während der Fahrt hatten sie an Land zum Glück nie einen gesichtet:

Leider regnete es dort, die Aussicht auf die Eisberge war trotzdem toll:

Die Insel ist karg und wird nicht zu Unrecht weiterhin auch Wüsteninsel genannt:


„Oh, so wohltuend und still! Welche Erholung für die Gedanken! Frei von dem betäubenden Lärm der Menschen!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
5. August 2022: Maarmorilik, GPS 71° 7′ 21.00 N -51° 16′ 24.00 W
Am nächsten Morgen konnten wir kurz vor dem Anlegen in Maarmorilik bei völliger Windstille und Sonnenschein fantastische Spiegelungen sehen:

Da musste ich noch vor dem Frühstück auf das Oberdeck bei so schönen Ausblicken:

Meine Augen waren feucht dabei:

„An Tagen wir diesen“ von den Toten Hosen hatte ich dabei im Kopf:

Danach erreichten wir Maarmorilik, ein „Lost Place“ und äußerst kurioser Ort:

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts gab es hier Bergbau. Die Black Angel Mine dort war von den Jahren 1973 bis 1990 in Betrieb. Bis zu 350 Menschen hatten dort gearbeitet. Alle Bewohner wurden nach der Einstellung umgesiedelt, und seit dem Jahr 1993 ist der Ort verlassen. Abgebaut wurde nicht alles, und vieles wurde einfach dort gelassen:

Wer damals Lust hatte, konnte Bob beim Suchen seiner leeren Bierdosen helfen:

Auch lagen viele Fässer herum, ob die zu Schäden der Natur dort führt, konnte ich nicht herausfinden:

Der Zugang zur Mine war mit einer Seilbahn gewährleistet:

Im Innern der Station finden sich allerlei Gerümpel, aber zum Teil auch neue Maschinen und Gegenstände:


Ob die Firma SISAG jemals ihr Geld für das geleistete bekommen hat?

Links unten auf diesem Bild sind die beiden Gondeln der Station zu sehen:

Der Name der Mine kommt von einer dunklen Schieferformation direkt über dem Eingang zur Mine. Sie hat mit sehr viel Fantasie oder vorherigen Alkoholgenuss die Form eines Engels:

Der Norden hält die Menschen frisch, ich hatte zwei Jacken zu viel dabei:

Wenn mir etwas gefällt, analysiere ich das nicht wie einige Passagiere an Bord, sondern genieße es erst einmal.
Wir verabschiedeten uns von dieser skurrilen Lokation:

blickten noch einmal auf die Küste von Grönland:

Abschließend sagten wir Grönland erst einmal Auf Wiedersehen und fuhren anschließend Richtung Kanada:

„Die Menschen sind wahrhaftig nicht erschaffen worden, um in Städten zu leben!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
6. August 2022: Seetag, GPS 73° 36′ N 65° 2′ W
Mitten in der Nacht wachte ich auf, und war sehr überrascht, wie schön es draußen ausgesehen hatte:

Es war die Arktis pur auf der HANSEATIC inspiration in der Baffin-Bay auf dem Weg nach Kanada zu sehen:

wenn auch noch keine Robben und Gummibärchen Eisbären zu sehen waren.
Gut gelaunt fand ich danach in der Kabine ein Formular zur Anmeldung für einen Hubschrauberflug zum Eisfjord Gletscher in Ilulissat mit einem Stopp dort. Dieses Erlebnis fehlte mir noch. Die Nachfrage war groß, und es gab nur neun Plätze für alle Passagiere an Bord. Bis sich andere das noch überlegten, schlug ich schnell zu und meldete mich an:

Daraufhin gönnte ich mir am Abend kostenpflichtigen Kaviar, Champagner und Wodka. Das war es mir wert:

Ich ernähre mich übrigens bewusst, den bewusstlos kann zumindest ich nicht essen!
„Ein größerer Geist muss kommen, der den Zug umlenkt und höher hinauf … Kommt er nicht, dann gehen die Menschen zugrunde!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
7. August 2022: Tay Sound, GPS 72° 6′ 3.60 N -78° 59′ 52.80 W
Am nächsten Morgen hatten wir eine Anlandung in Pond Inlet, eine an der Nordküste der Baffin-Insel gelegene Siedlung mit etwa 1 600 Bewohnern im Territorium Nunavut:

Das war der Erstbesuch in Kanada der HANSEATIC inspiration. Die Bezeichnung Kanada stammt übrigens von dem indianischen Wort „kanata“ und bedeutet Siedlung.
Es war nicht zu übersehen, am welchem Ort wir angelegt hatten:

Die Siedlung ist der östliche Eingang zur Nordwestpassage:

Wir konnten aber leider nicht von Bord gehen, nur für die Eindeklarierung waren Behörden am Bord. Diese wurden gezielt eingeflogen, da es vor Ort kein Personal gibt, die dies durchführen konnten. Weiterhin hatten wir einen Inuk als neuer Passagier bekommen, von dem später in diesem Reisebericht noch die Rede sein soll.
Zur Erläuterung, wenn nicht bekannt: Inuit sind die zirkumpolare Jagdvölker. Inuk ist die Einzahl davon, also ein Mensch.
Bei der Fahrt durch den Tay Sound (der kein Sound ist trotz des Namens, sondern ein Fjord, da er nur einen Ein- und Ausgang hat) sahen wir zuerst eine kahle Hochebene mit schroffen Felsen aus Gneis:

und anschließend eine sanfte Hügellandschaft, dicht bewachsen und grün:

Bei so viel Schönheit hieß es nur „Augen zu und durch“:

Anschließend machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, ein Stück Land am Ende des Tay Sound. Dazu wurden die bordeigenen Zodiacs bereitgestellt:

und wir fuhren zur Anlegestelle:


Direkt dort befinden sich verfallene Jagdhütten:


Viel unternehmen konnte ich dort nicht. An die angebotene Wanderung über den Hügel zu einem See hinter den Hütten war mit meinen kaputten Knochen nicht ansatzweise zu denken, und obenrein das Gebiet, das von den Eisbärwächtern freigegeben wurde, nur sehr übersichtlich war:


und daher fuhr ich auch bald wieder zurück auf die HANSEATIC inspiration zur Weiterfahrt durch die Arktis:

„Glückliches Kind, du ahnst noch nicht, wie wunderbar verwickelt und wechselvoll das Leben ist!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
8. August 2022: Seetag, 72° 34′ N 82° 50′ W
Das Aufwachen am nächsten Morgen lohnte sich:

Der Ablauf an Seetagen auf dieser Reise war fast immer gleich bei mir: Ausschlafen, zusammen sein, Trinken, feste Feste feiern und gelegentlich eine Kleinigkeit essen.
Auf dieser Kreuzfahrt waren noch als Höhepunkt die Kommentare mancher Mitreisenden dazu gekommen, wie „Eine Frechheit, dass wir hier nicht anlegen konnten!“ und das bei Windstärke Acht und Zodiac-Anlandung.
Unglaublich, traurig, aber auch in gewisser Art unterhaltsam. Weitere folgen an manchem Ende eines Kapitels. Und mein Mitleid hatte sich in Grenzen gehalten. Ich dagegen vermisste nur die Beach-Bars. Auch kurios, ich weiß. Und nicht ernst gemeint, keine Bange. Als Nordmann kennt man sich etwas aus.
Der Höhepunkt des Tages war abschließend die Sichtung von einem Eisbären auf einer Eisscholle. Er war mein Erster in der Natur gesehener, endlich:

und ein wohlgenährtes, etwa fünf Jahre altes Männchen.
Bitte das nicht vorhandene Talent gute Tier-Bilder aufzunehmen seitens des Fotografen zu entschuldigen. Dafür haben meine Freunde an Bord, mit denen ich bereits meinen Geburtstag gefeiert hatte, diese tolle Aufnahme gemacht:

Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von befreundeten Passagieren.
„Ich breche die Brücken hinter mir ab. Man verliert dann keine Zeit mit Rückblicken, wo es schon genug Mühe macht, die Augen nach vorn zu richten. Es gibt also keine andere Wahl, als vorwärts zu gehen!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
9. August 2022: Beechey Island, GPS 74° 42′ 59.99″ N -91° 50′ 59.99″ W
Am nächsten Morgen sollten wir auf Beechey Island anlegen. Sie ist nur bei Flut eine Insel, liegt 75 Kilometer östlich der Resolute Bay und unmittelbar vor Devon Island, mit dem sie durch eine Nehrung verbunden ist.
Sie wurde im Jahr 1819 von Captain William Edward Parry entdeckt. Den Namen William Beechey erhielt sie übrigens von seinem Sohn, der auch als erster Offizier an der Expedition teilnahm.
Es sah vor dem Frühstück und die anschließende geplante Anlandung nicht gut aus. Es war dichter Nebel und die Sicht war gegen null. Doch etwas später tauchte die Insel doch mystisch aus dem Nebel auf:

Kurz später hatte sich der Nebel zum Glück verzogen, und wir konnten anlanden:

Die Anlegestelle lag nicht weit von Gräbern entfernt:

Die betroffene Franklin-Expedition hatte die Aufgabe, nach 300 Jahren vergeblicher Anläufe, die letzten noch unbekannten 500 Kilometer der Nordwestpassage durchzusegeln und zu kartieren. Der geschützte Hafen der Insel wurde dabei als Winterlager im Jahr 1845 genutzt.
Die Suche danach glückte damals nicht, das Schiff galt als verschollen. Suchmannschaften entdeckten im Jahr 1852 dort die Gräber. Sie gehörten den drei Mitgliedern der Mannschaft, die während des Winters gestorben waren:

Ich kann seit neustem auch zählen, keine Bange. Denn es starb auch dort ein Mitglied der Rettungsmannschaft, das ebenfalls dort beerdigt wurde. Es ist das vom Seemann Thomas Morgan, der zur Mannschaft der HMS Investigator gehört hatte. Das Schiff wurde aufgeben und die Crew erreichte anschließend zu Fuß die Insel, wo er vermutlich an Skorbut verstarb:

In diesem Bereich waren noch mehr Monumente:

Die HMCS Cormorant war dort vor der Küste auf der Suche nach John Franklin gesunken:

Eine Ehrung an John Franklin von den Bürgern von Spilsby, wo er im Jahr 1786 geboren wurde:

Und das ist eine Widmung für Otto Sverdrup. Unter seiner Leitung in den Jahren 1898 bis 1902 erforschte er dort die zweite norwegische Polarexpedition mit der FRAM die kanadische Inselwelt westlich der Ellesmere-Insel:

Die Oberfläche der Insel selbst ist von feinem, schiefrigen Kalkstein bedeckt:

und Vegetation ist dort fast nicht zu finden:

Ein Passagier und ein Crewmitglied wollten ernsthaft dort baden gehen, wie bei fast jeden Hafen auf dieser Kreuzfahrt. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen, denn dort gibt es keine heißen Quellen, sondern Wassertemperaturen zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Ich würde nicht für 10 000 € dort hineingehen. Ab einer Million kann man aber mit mir reden:

Es gab dort einen relativ großen Bereich, der von den Eisbärwächtern freigegeben wurde und abgelaufen werden konnte:

was auch von den vielen Passagieren genutzt wurde:

Was mir wie so oft selbst auf dieser Reise wegen fehlender Hardware im Körper nicht gelungen war. Ich empfand den Ausflug dorthin trotzdem gelungen und interessant.
Nach dem Übersetzen mit dem Zodiac zurück auf die HANSEATIC inspiration:

fuhren wir anschließend auf den Weg zur Eiskante, in der Hoffnung Tiere zu finden:

Auf einer kleinen Eisscholle sahen wir Walrosse, eines davon versteckte sich hier noch etwas vor uns:

aber kurz darauf waren beide zu sehen:

Ich hatte den Eindruck, dass sie sich nicht von uns gestört fühlten.
Weiterhin wurde von der Crew und den meisten Passagieren noch eine Eisbären-Mutter mit ihren zwei Kindern gesehen. Bis ich an Deck war, waren sie aber leider nicht mehr zu sehen. Aber meine Freunde haben es dokumentiert:

Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von befreundeten Passagieren.
Ein fantastischer Tag ging leider viel zu schnell zu Ende.
„Es nützt nichts, gegen den Strom zu arbeiten!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
10. August 2022: Croker Bay / Devon Island, GPS 74° 42′ 0.00 N -83° 14′ 24.00 W
Devon Island ist die zweitgrößte der Königin-Elisabeth-Inseln und gehört zum Territorium Nunavut. Sie gilt auch als „The Last Stop Before Mars“. Dort legten wir an zwei Destinationen an einem Tag ein, zuerst in der Croker Bay, ein 35 Kilometer tiefer cooler Fjord an der Südküste der Insel:

Die Bucht wird von 450 Meter hohen Tafelbergen flankiert:

und ist ein 35 Kilometer tiefer Fjord an der Südküste der Insel. Eine Gletscherfront treibt riesige Eismengen in die Bucht:

Das bordeigene Zodiac-Ballett wurde vorbereitet auf eine Rundfahrt durch die Gegend:

In diesen Zodiacs konnten wir nahe an die Eisberge der Region uns nähern:

sowie auch zum Gletscherrand:

Im Wasser lagen viele kleine und größere Eisberge in den tollsten Formationen, zwischen grün-schwarz:

und blauen war alles dabei:

die sich zudem noch im Wasser spiegelten:

das war ein cooles Ereignis für mich:

Was für ein tolles Fantasiespiel. Daneben erscheint „World of Warcraft“ wie ein Reality-Format:

Die Fahrt war Top, und erneut ein Höhepunkt auf der Arktis-Reise der HANSEATIC inspiration.
„Heute kein Eisbär auf einer Eisscholle vor uns!“
Ein unbekannter Passagier auf der HANSEATIC inspiration
Mein Kommentar: Klar, ausgestopft wäre das möglich zu organisieren, ist aber auch nicht das Wahre.
10. August 2022: Dundas Harbour / Devon Island, GPS 74° 30′ 59.99 N -82° 22′ 59.99 W
Am Nachmittag fuhren wir auf der gleichen Insel zu der etwas weiter auf einer Landzunge liegenden verlassenen Gemeinde Dundas Harbour:

Die Geisterstadt wurde über verschiedene Epochen hinweg von verschiedenen Völkern bewohnt. Die verfallenen Holzgebäude gehörten der Royal Canadian Mounted Police und der Hudson Bay Company, die in den Jahren von 1920 bis 1950 dort Außenstellen hatten:

In den Hütten befinden sich noch Relikte der „Mounties“ Epoche:

Durch einen Sturm änderte sich die Lage des Bodens und der Decke dieser Bretterbude schlagartig:

Wir waren nicht allein dort, der Ort hat auch einen Campingplatz:

Das waren aber keine Interrail-Jugendliche auf Tour, sondern Einheimische, die in der Umgebung wohnen und dort auf Robben-Jagd gehen.
Die Umgebung ist eine Tundra, mit einem Strand aus roten Sand, der aus Granatsteinchen besteht:

Es war aufschlussreich, in welchen verlassenen Gegenden die Royal Canadian Mounted Police ihre Außenstellen hatte.
Zurück auf dem Schiff verließen wir anschließend den schrägen Ort bei Regen:

„Das sind ja nur ein paar Hütten in diesem Kaff!“
Ein unbekannter Passagier auf der HANSEATIC inspiration
Mein Kommentar: Es stimmt sogar, New York ist etwas größer.
11. August 2022: Seetag zur Packeisgrenze, 77° 3′ N 72° 40′ W
Der Morgen am Seetag war ereignislos, doch nach dem Mittagessen hatte die Brücke einen Eisbären weit entfernt vom Land oder einer Eisscholle entdeckt:

Da er schnell beschlossen hatte, dass wir für ihn nicht essbar sind, wendete er sich leider wieder ab, und war nicht mehr gesehen.
Zu diesem Zeitpunkt war von der Packeis-Grenze noch nicht viel zu sehen:

Dieser Wasserfall glänzte dabei besonders:

Quatsch, keine Ahnung wie das Bild entstanden ist, und welcher Effekt es war.
Die Packeis-Lage änderte sich schnell, und sie wurde von Minute zu Minute mehr:

Die Suche zum Durchkommen war wie ein Eintausend-Teile-Puzzle nur mit blauem Himmel. Knifflig, aber mühsam machbar:

Wir erreichten ans anschließend den nördlichsten Punkt unserer Reise bei 78°16,4′ N, und der, den die HANSEATIC inspiration jemals in der Arktis erreicht hat:

Schön blau war es dort:

Es gab an Bord einen sogenannten Inspiration-Walk am Heck auf unserem Schiff:

an dem sich bei solchen Momenten meist die Passagiere drängten:

So ganz verstanden warum hatte ich das nicht, weiter oben hatte man seine Ruhe und mehr Übersicht. Mir sollte es recht sein.
Ich bewunderte auch die Gelassenheit des Passagiers etwas links von der Mitte des Bildes aus. Wenn der geahnt hätte, wie schlecht der Glühwein ist, hätte er anders reagiert. Solche Ausreißer kamen aber zum Glück selten vor an Bord.
Die Auswirkungen auf den Wein waren bei mir trotzdem anzusehen. Auf diesem Bild haben sich 1,34 Promille Alkohol versteckt:

Kleiner Foto-Aufnahmetipp von mir: Bei Porträts kein Ultra-Weitwinkelobjektiv verwenden.
Das war ein tolles Erlebnis in der Packeis-Grenze, und der Nachtisch beim Abendessen danach passte zu der Umgebung und mir:

„Ich glaube, dass, wenn wir auf die sich in der Natur selbst vorfindenden Kräfte Acht geben und versuchen, mit denselben und nicht gegen sie zu arbeiten, wir den sichersten und leichtesten Weg zum Pole finden werden!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
12. August 2022: Siorapaluk, GPS 77° 46′ 59.9 N -70° 45′ 59.99 W
Am nächsten Vormittag wollten wir den größten Ort der Region, Qaanaaq, besuchen. Bei der Durchsage „Wir prüfen gerade, ob wir in Qaanaaq anlegen können“ dachte ich mir bereits, dass dies eine vorsichtige Warnung für „Der Aufenthalt fällt aus“ war. Als ich ein Zodiac im Wasser gesehen hatte, war ich mir selbst nicht sicher, ob ich da überhaupt einsteigen möchte.
Und wie von mir geahnt, konnte wegen Wind, Böen bis Windstärke 7 und Wellen die Anlandung nicht zugelassen werden. Groß traurig darüber war ich folgerichtig nicht bei diesem Wetter.
Quizfragen:
Ich war auf den Azoren auf acht von den neun bewohnten Inseln vor einer Kreuzfahrt im Jahr 2022 mit Hapag Lloyd, und alle neun waren geplant.
Welche wurde gestrichen?
Drei Monate später:
Mir fehlt noch eine Stadt auf Grönland für einen Besuch.
Welche konnte auf dieser Fahrt trotz mehreren Versuchen nicht angelegt werden?
Das Leben kann hart sein, gibt aber Schlimmeres.
Die anschließende Anlandung in der Siedlung Siorapaluk am Nachmittag konnte zum Glück durchgeführt werden:

Etwa 50 Menschen leben hier, 1 262 Kilometer vom Nordpol entfernt:

Weitere andere sind dort beerdigt:

Viele Passagiere liefen gezielt zum Haus eines Einheimischen:

Für wenig Geld und erstaunlicherweise auch in Euro hatte er dort die wohl weltweit nördlichsten Achate angeboten:

Die Bevölkerung leben aber nicht nur davon, sondern hauptsächlich von der Jagd auf Wale, Robben, Moschusochsen und Walrosse. Dies war gut zu sehen, im Ort lagen vor fast allen Häusern die Skelette von der Beute:



oder ein frischer Fang:

Ich wurde vor diesem Haus:

sehr freundlich von einem Inuk begrüßt:

Ungefragt zeigte er mir seine Wohnung und Bilder von seinen Jagd-Erfolgen, unter anderem ein Eisbär:

Nicht nur er wurde mein neuer Freund dort, sondern auch dieser süße Welpe:

Am liebsten hätte ich ihn mitgenommen nach Hause. Aber ich habe ihn natürlich lieber vor Ort bei Mutter weiter wachsen lassen:

Dieses Hunde-Bild musste ich aus unappetitlichen Gründen bearbeiten, und ein Teil davon editieren:

Da es im Ort keine Müllabfuhr gibt, liegt vor den Häusern vieles ausgedientes herum:

Kein schöner Anblick, aber bewerten oder gar kritisieren ist hier nicht angebracht. Eine Alternative wäre gewesen, das Schiff zu verlassen, und den nächsten Hubschrauber-Flug der Air Greenland zu nehmen:

Das kam natürlich nicht infrage. Siorapaluk war ein Ort, wie ich Grönland kenne und liebe:

Ohne ein kühles Bad vor Ort:

fuhr ich glücklich dort gewesen zu sein zurück auf das Schiff:

Mir ist bekannt, dass ich anders bin als andere. Das ist okay, ich kann damit leben. An diesem Abend hatte mir sogar dieses Wetter und die Wellen dazu gefallen und es genossen. Die meisten anderen Passagieren nicht:

Das ist wohl Geschmackssache. Für mich war auf dieser Kreuzfahrt bislang gewissermaßen jeder Tag wie ein Endspiel. Gibt dir das Leben Zitronen, mach eine Limonade daraus.
„Wir möchten zurück in die Antarktis!“
Ein unbekannter Passagier auf der HANSEATIC inspiration
Mein Kommentar: Hoffentlich kommen sie bald dort an, und lassen uns ihren Spaß mit der HANSEATIC inspiration in der Arktis unterwegs zu sein.
13. August 2022: Parker Snow Bay, GPS 76° 8′ 51.0 N 68° 32′ 21.0 W
Am nächsten Morgen sollten wir in der Parker Snow Bay anlegen. Als ich trotz langem Baraufenthalt am Abend zuvor morgens um vier überraschend früh aufgewacht war, schaute ich nach draußen und wusste warum. Ich sah dieses vom Vortag gewohnte Bild:

Da ahnte ich bereits, dass wir keine Chance auf eine Anlandung hatten aufgrund zwei bis drei Meter hohe Wellen, Windböen bis Stärke 8, Nebel und weiterhin heftiger Regen. Das würden folgerichtig nur Wahnsinnige tun. Also doch etwas für mich. Unsinn, bei dem Wetter wäre ich auch nicht übergesetzt, selbst wenn die Freigabe gekommen wäre. Ich wollte kein Hobbit der Schlacht der fünf Meere sein. Ich legte mich wieder in mein Bett, alterte vor mich her, und war hoch motiviert an dem Tag so wenig wie möglich zu tun.
Das änderte sich, als wir am Mittag das Cape York passierten. Trotz noch immer mit einem Kampf mit den Wellen. Viele Lust nach Außen zu gehen hatte ich dadurch nicht, und lies meine Spiegelreflexkamera zur Sicherheit in der Kabine.
Aber mit dem Smartphone konnte ich wagemutig ein paar Fotos von dem Eisbergfriedhof dort aufnehmen:

Wir konnten Eisberge in den verschiedensten Formen bewundern:

Das Cape York befindet sich an der Südspitze einer langen schmalen Halbinsel:

wo dadurch die Giganten auf ihrem Weg nach Süden gestoppt werden:

Nicht nur ich Weichei zog es anschließend vor, das coole Geschehen in der Arktis vom Innern der HANSEATIC inspiration aus beobachten zu können. Hingegen aus trockener und windfreier Sicht, und mit Bier vom Fass:

Am Nachmittag war der Spuk vorbei, und die See war wieder ruhig:

„Wir haben noch keine Wale gesehen und sind enttäuscht!“
Ein unbekannter Passagier auf der HANSEATIC inspiration
Mein Kommentar: Das ist Natur und zum Glück nicht planbar.
14. August 2022: Qullissat, GPS 70° 5′ 3 N 53° 0′ 2 W
Am nächsten Tag lag fast ein Seetag vor uns. Und der hatte es in sich, wir mussten ständig gegen Wellen, die bis zu drei Meter hoch waren, kämpfen. Folglich stampfte das Schiff, viele Passagierelagen im Bett, waren müde und fühlten sich unwohl. Ich nicht, und hatte fast allein beim Frühstück gesessen.
Mein Respekt für den Passagier, der sich traute, den Inspiration-Walk bei diesem Wetter zu betreten:

Am Nachmittag gab es Hoffnung auf eine Besserung, denn wir fuhren in eine Meeresstraße zwischen dem Festland und der Disko-Insel ein. Dort hatten wir Landschutz und das Meer wurde wieder ruhiger.
So konnten wir doch noch wie geplant nach dem Abendessen in der verlassenen Stadt Qullissat anlegen,
unser erster Aufenthalt in Grönland nach dem Abstecher in Kanada:

Die Stadt wurde im Jahr 1924 als Heimat für Minenarbeiter gegründet. In der Mitte des 20. Jahrhunderts war sie eine der größten des Landes. Im Jahr 1972 wurde dort die letzte Kohlemine geschlossen, und die letzten Bewohner verließen Qullissatt. Sie ist die einzige aufgegebene Stadt im Land, alle andere waren nur Orte.
Von weiten aus sahen die Häuser noch intakt aus, fast wie Ferienhäuser:

Vom Nahen aus war der Verfall aber deutlich zu sehen, so ähnlich wie bei mir:

Das Geisterdorf war trotzdem sehr interessant:

mit den vielen verfallenen Häuser:

Überraschend war eine Gruppe von Geologen vor Ort, mit Maschinen sowie sogar zwei Hubschrauber. Sie führen geologische Kartierungen dort durch, und machen dies sehr geheimnisvoll. Sie hatten uns dazu nicht verraten, für welche Firma sie suchen, und wollten nicht fotografiert werden. Uns aber nahmen sie auf, ohne zu fragen.
Nach der Rückkehr auf die HANSEATIC inspiration hatte ich übrigens zusammen mit dem Bürgermeister von Pond Inlet auf Nunavut in Kanada an der Bar gesessen. Seine Aufgabe an Bord war zu untersuchen, warum Kreuzfahrten wie unsere HANSEATIC inspiration zur Arktis kommen, und was die Passagiere interessiert. Dadurch hoffe er, seine Heimatstadt attraktiver für Kreuzfahrten-Anlandungen zu machen. Er schaute aber auch, dass wir in Kanada nichts Verbotenes anstellen. Er ist cool, und ein neuer Freund von mir. Okay, das ist leicht. Aber auch ein Feind zu werden. Wenn mir jemand mein Bier abnimmt oder so etwas, was hier natürlich nicht passierte:

Wenn von Interesse, hier ein Interview der Reederei mit ihm an Bord:
Expedition Arktis mit der HANSEATIC inspiration: Der Bürgermeister von Pond Inlet im Interview
Er ist ein toller Mensch, es hatte viel Spaß gemacht und war interessant, sich mit ihm zu unterhalten.
Wie auch auf dem Weg zu meiner Kabine noch einmal nach draußen zum Schauen. Die Antwort auf die Frage, ob deutsche Männer weinen dürfen, war mir egal. Ich hatte vor Freude Tränen in den Augen:

„Wir besuchten heute nicht Qullissat. Wir kennen doch schon ein solcher Ort in Grönland, einer reicht. Sie sind doch alle gleich!“
Ein unbekannter Passagier auf der HANSEATIC inspiration
Mein Kommentar: Sprachlos in Grönland.
15. August 2022: Ilulissat, GPS 69° 13′ 0.12 N 51° 6′ 0 W
Satz mit X, war wohl nichts. Der Morgen in Ilulissat begann nach dem Ausbooten mit einer Enttäuschung für mich. Mein gebuchter Hubschrauberflug wurde leider wegen eines medizinischen Notfalls gestrichen. Schade, aber das geht natürlich vor.
Ich musste umplanen, das war aber einfach. Denn eine Wanderung zum Eisfjord ist immer wieder ein Erlebnis dort. Auch wenn mir klar war, dass ich ihn nur eingeschränkt besuchen konnte aus den bekannten Gründen.
Folgerichtig nahm ich den angebotenen Shuttle-Dienst der Reederei, und lief von der Bus-Endhaltestelle im Ort den Holzsteg entlang in die Richtung des weltweit schönsten Fjordes:

Der Name Ilulissat ist Programm, er bedeutet auf Deutsch Eisberg. Ilulissat ist die drittgrößte Stadt auf Grönland mit seinen knapp 5 000 Bewohner. Außer von Fischen und Jagen lebt die Stadt dazu auch von den Touristen, die den Icefjord besichtigen möchten. So wie ich unzählige Mal, ich war glücklich, dass ich endlich wieder einmal dort war:

Mit Mühen stieg ich zum Aussichtspunkt auf, von dem aus der Fjord am einfachsten zu sehen ist:

Ich war dabei natürlich nicht allein:

und hoffe, dass es meinen Mitbesuchern so gut gefallen hat wie mir:

Mein bekanntes Leid sorgt davor, dass ich dort die kürzeste Wanderung von meinen vielen bisherigen Aufenthalten unternommen hatte. Mehr war aber leider nicht möglich. So lief ich zufolge zurück zur Stadt.
Dort kehrte ich wieder einmal im Inuit Café ein, das von einem Deutschen und seiner Frau aus Sri Lanka betrieben wird. Ich hatte dort Weißbiere aus Grönland gerettet, das in einer Flasche gefangen waren:

Ich bestehe übrigens zu 70 Prozent aus Durst, der Rest ist Reisen und die Planung dazu.
Einfacher wurde es erst am Nachmittag mit einer angebotenen Zodiac-Tour. Dazu musste ich nur auf das Boot einsteigen, das hatte ich hinbekommen.

und schnell sahen wir erwartungsgemäß viele Eisberge:

in vielerlei Variationen:

auch mal schön blau, meine Lieblingsfarbe:

Das Wetter passte, und sorgte für eine fantastische Stimmung:

Ich kann mich nie sattsehen an diesen Giganten, und jede Fahrt dorthin ist immer wieder anders:

Auf dieser Tour war noch die Sichtung von einigen Walen dazu gekommen:

und wir hatten alle Meer mehr verdient:

und bekommen:

Es war eine Wonne, das Spektakel anzuschauen:

Andere Zodiacs fuhren näher zu den Walen, unser Fahrer wollte dies nicht. Das hatten wir alle im Zodiac akzeptiert, und hatten auch keine Wal Wahl:

Weiterhin war meine Position auf dem Zodiac war nicht die Erste, sondern die Economy-Klasse, sodass es nicht immer einfach war, ein Bild ohne Personen aufnehmen zu können:

Trotzdem war die Fahrt sensationell. Es war ein Tag voller Wendungen, alles war dabei, mit Tops und Flops. Und meine erste gesehene Fata Morgana als Abschied, es war unfassbar:

Grönland löst alles ein, was die andere nur versprechen.
„Die Natur, stark und wild, ist wie eine alte, in Schnee gemeißelte Sage, die manchmal in so feiner und zarter Stimmung ist wie ein Gedicht!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
16. August 2022: Seetag, 65° 52′ N 53° 47′ W
Am nächsten Tag nur auf See war etwas faul: Ich. Wie auch in diesem Kapitel zum Schreiben.
Ich mache auf witzefrei, und schwänzte dazu an Bord alle Dokumentarfilme, Vorträge wie „Aberglaube oder Realität – Der Einfluss der Gestirne auf die Natur“, Erzählungen, was wir alles über die „Seemeile“ wissen müssen und den klassischen Piano-Abend zu dem Thema „Classics on the rocks“ ohne Getränke-Service. Und ich war trotzdem zufrieden.
Langweiliger Chronologie-Pflicht-Modus ein:
Wir waren 176 Passagiere und 164 Crew-Mitarbeiter. 4 Gäste waren aus Österreich, 4 aus den Niederlanden, 11 auf der Schweiz und weiterhin eine Person aus London. Die restlichen Gäste waren aus Deutschland.
Die Arktis verdankt übrigens ihren Namen dem Sternbild des großen Bären, eine ausgezeichnete Orientierungshilfe für den Norden. Bär heißt im Altgriechischen Arktas.
Trotz der niedrigen Temperaturen draußen war leider das Bier im Restaurant nicht immer kalt, schade. Nach Beschwerden von mir wurde es mit einem Service à la Hapag Lloyd serviert:

Der Boden eines Iglus nennt sich übrigens Eisdielen.
Langweiliger Chronologie-Pflicht-Modus aus
„Soviel Seetage hatten wir nicht erwartet!“
Ein unbekannter Passagier auf der HANSEATIC inspiration
Mein Kommentar: Die Anzahl der Seetage stand in allen Beschreibungen.
17. August 2022: Ivittuut, GPS 61° 12′ 22.03 N 48° 10′ 25.72 W
Am nächsten Morgen empfing uns dazu eine graue Suppe nach Art der grönländischen Landfrauen, nordich und derb:

Ich hoffte, dass wir danach bei der Anlandung auf Ivittuut ein besseres Wetter haben. Und in der Tat besserte sich langsam die Sicht. Ich musste bei diesem Anblick:

an das Lied Brothers in Arms von Dire Straits denken:
„These mist covered mountains
Are a home now for me“
Der Berg Kuunnaat ist dort das Wahrzeichen des befahrenen Arsukfjordes mit seiner Höhe von 472 Meter:

Danach erreichten wir die Geisterstadt Ivittuut. Direkt an der Anlegestelle befindet sich die einzige Straße in Grönland, die zwei Gemeinden verbindet. Auch wenn eine davon aufgegeben wurde:

Was war das für ein bizarrer Ort:

Ivittuut war die weltweit einzige Grube, die Kryolith förderte, ein selten vorkommendes Mineral. Aber auch Erz wurde abgebaut:

Früher wurde der Ort von rund 120 Personen im Sommer und 60 im Winter bewohnt. Die Bergleute waren meist junge unausgebildete Dänen, die gerade ihren Wehrdienst geleistet hatten, sie wohnten in Häusern wie diesen dort:

Innen sah es dort aus wie in der Garage vom Lehmann-Nachbar:

Es wurde aufgebaut, eingerichtet, benutzt, verlassen und den Krempel anschließend liegen gelassen:

Der Ort wirkt verkommen:

hatte aber für mich auch auf einen gewissen Flair:

obwohl natürlich heute alles aufgegeben ist:

Mir fehlen die Worte, ob ich die Ortschaft als absonderlich, ausgefallen, befremdend, bizarr, eigenartig, exotisch oder extravagant nennen soll. Ich war fasziniert dort und lebte in einer neu entdeckten Welt.
Die Weiterfahrt war Wahnsinn, reiner Wahnsinn, bei dieser tollen Landschaft dort:

und schönen Bergen:

Die Stimmung am Abend war prima:

Aber schade, das waren noch keine Polarlichter, als ich am Deck nach Außen geschaut hatte:

Als ich anschließend bereits im Bett gelegen hatte, wurde ich durch eine Lautsprecherdurchsage geweckt mit dem Hinweis auf Polarlichter! Leider war ich körperlich nicht in der Lage aufzustehen, die Knochen machten nicht mit. Das war zu viel Belastung für sie. Dafür hat man ja Freunde an Bord, die dies belegen können:

Zu schön wie das ja dort bestimmt war, aber mich zu quälen mit eventuellen Folgeschäden hätten ja nichts gebracht:

Copyright und Quelle der letzten beiden Bildern: Mit freundlicher Genehmigung von befreundeten Passagieren.
„Wir brauchen Mut, um die alten Kleider wegzuwerfen, die ihre besten Tage hinter sich haben!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
18. August 2022: Prins Christian Sund, GPS 71° 14′ 18.00 N -53° 33′ 59.99 W
Am nächsten Tat fuhren wir in den Prins Christian Sund ein:

Die Landschaft dort war fantastisch schön:

Dieser über 100 Kilometer lange und an vielen Stellen nur 300 Meter breite Kanal trennt das grönländische Festland von einer Inselgruppe mit dem Kap Farvel im Süden:

Es war eine Wonne, diese tolle Landschaft zu genießen. Zunächst lagen die steil aufragenden Berge noch im Schatten, aber später lagen sie in der Sonne:

Bei der Aufnahme von diesem Bild waren alle Schmerzen vergessen, auch weil das Bild von unserem Bordarzt aufgenommen wurde:

Frei von mir nach einem berühmten Entdecker, der seine Hunde behalten wollt:
„Behaltet mein Auto, nehmt mir die Wohnung, mein Geld könnt ihr auch haben, aber lasst mir die Urlaubsfreude!“
Nach der anschließenden Anlandung:

blieb ich an Bord. Es war ein weiter Weg bis zum dortigen Gletscher, den ich unmöglich geschafft hätte. Ich konnte ihn auch von Bord aus gut sehen:

Ich hatte nur Angst, dass ich aufwache und merke, dass die alles nur ein Traum war:

Denn die Eisberge und die Gegend waren ultracool:

Darauf ein Prost:

Während andere mitten im Leben stehen, schaue ich immer, wo ich mich für ein Getränk setzen kann. Ich bin nun mal ein alter Mann.
Der Sonnenuntergang war erneut der Hammer. Im Gegensatz etwa zu Hitchcock lege ich Wert auf Farben:

Wir waren im Süden von Grönland angekommen, das hatte man an den Aldi Finalen erkannt. Und es war ein wunderschöner Tag, mit einer tollen Stimmung am Abend:

Aber am Abend erreichte mich eine Schreckensnachricht: Das Fassbier war am Ausgehen. Ob das mit an mir lag, hatte ich nicht herausfinden können. Aber zum Glück gab es Alternativen.
Nach dem letzten Gin and Tonic an diesem Tag sagte ich der tollen Crew Gute Nacht:

„Nächstenliebe ist die einzig mögliche Realpolitik!“
Fridtjof Nansen, Polarforscher
19. August 2022: Skjoldungensund, GPS 63° 28′ 00.01 N 42° 0′ 00.00 W
Skjoldungen ist eine große unbewohnte Insel an der Südostküste Grönlands. Die bergige Insel ist etwa 49 Kilometer lang und 14 Kilometer breit:

Die höchste Erhebung ist dort mit 1.738 Meter der Pandebrasken im Nordwesten. Selbst Expeditionsschiffe kommen dort kaum vorbei:

Wir fuhren über zwei Stunden lang quer durch diese grandiose, einsame Bergkulisse aus nacktem Felsen:

Es war relativ warm, und wir konnten ohne den blauen Parka nach Außen gehen, um dieser wunderbaren Spiegelungen anschauen zu können:

Die Berge dort sind zwischen 1 000 und 2 000 Meter hoch.
Dieser Gletscher hat seine besten Tage hinter sich, er ist in der Phase des Absterbens:

So wie ich. Dadurch hatte ich schweren Herzens beschlossen, an Bord zu bleiben. Die Knochen hatten sich umgehend bedankt.
Die Eisberge in der Umgebung waren als Entschädigung auch herrlich:

und dieser Gletscher natürlich auch:

Die Umgebung war wunderschön dort:

Ich war erneut ohne Worte auf dieser Reise:

Um zwölf Uhr verließen wir diesen wunderbaren Platz auf Grönland und machen uns anschließend auf den Sund hinaus, Richtung Westen nach Island. Die gesamte Flotte von Hapag Lloyd war im Norden von Europa unterwegs an diesem Abend:

„The hardest part of going to Greenland is leaving!“
Ein unbekannter Autor
Mein Kommentar: in der Tat. Grönland ist wie ein Magnet. Ich komme zurück von dort nach Hause, und will sofort wieder hin.
20. August 2022: Harry Potter und die Kabine des Schreckens, GPS 63° 55′ N 30° 59′ W
Ein Sorry an alle Harry Potter Fans, mit ihm hat dieses Kapitel wenig zu tun. Es liest sich aber spannender an als es ist, wenn er erwähnt wird.
Die letzten Tage lief es nicht so schön. Während eines lange andauernden Sturms war ich mir vorgekommen wie der Held in „Game of Thrones“, der in der Schlacht der Bastarde allein gegen eine gesamte Armee antritt. Diese bestand hier aus heftigen Wind von allen Seiten. Die Fahrt war wie ein schlechter Braten, der zu viel Zeit im Ofen bekommt: Sie drohte dadurch, zäh zu werden.
Ich hatte den Tag und die Nacht durchgemacht, und mir dazu durchgehend die Decke der Kabine angestarrt. Es rollte und stampfte am Stück:

Wie hoch die Wellen waren weiß ich nicht, sie werden vom Schiff aus außerdem leicht überschätzt. Das Schiff wackelte mehr als ein durchschnittlicher Zinni um neun Uhr am Abend auf der Weihnachtsfeier.
Obwohl mein Körper unter Denkmalschutz steht, stürzte ich mehrfach, mit Auswirkungen wie diese:

sowie mehrere blaue Flecken und einem Schaden am Handy. Das was mein einziges Mitbringsel von der Reise. Es sah aber schlimmer aus, als es war. Der Bluterguss tat einfach nur verdammt weh. Es gibt Schlimmeres.
Ich hatte mir wieder einmal dabei vorgenommen, nie mehr erneut eine Hochsee-Kreuzfahrt zu buchen, aber das heißt bei mir nicht viel. Aber bereits jetzt habe ich mein Leben an eine Filmproduktions-Firma verkauft. Der Titel des Films wird sein: „Das lange Leiden des alten Zinnis“.
Am Abend danach hatte es sich etwas gelegt. Nur die Regenflecken auf den Scheiben waren noch die Zeugen der Vorgänge am Tag:

„Das Laden meiner Tageszeitung aus dem Internet dauert ewig, und das ist nicht zumutbar!“
Ein unbekannter Passagier auf der HANSEATIC inspiration
Mein Kommentar: Ich dagegen war froh, dass ich überhaupt fast immer etwas senden und empfangen konnte mit dem bordeigenen Wi-Fi.
21.-23. August 2022: Reykjavik, GPS 64° 7′ 59.999″ N 21° 55′ 59.999″ W0
Der Sturm ging herum, und ich konnte immerhin etwas schlafen. Am nächsten Morgen schaute ich nach dem Aufstehen auf den alten Hafen in Reykjavik, das letzte Ziel dieser Kreuzfahrt:

Die Kabine musste bis neun Uhr verlassen werden, und das Frühstück war im Tages-Programm bis halb zehn ausgeschrieben. Als ich aber um halb neun den Frühstücks-Raum betreten hatte, war aber schon alles abgeräumt. Schade, kein schöner Abschied von der HANSEATIC inspiration auf meiner Reise durch die Arktis. Ansonsten war ich aber mehr als zufrieden mit dem Service.
Da mein Handy durch den Sturz während des Sturms nicht mehr funktionstüchtig war, hatte ich keine Unterlagen für mein gebuchtes Hotel. Ich hatte nur noch etwas mit „Center“ im Namen in Erinnerung, aber so nennen sich viele Hotels dort. Im ersten ausgesuchten Hotel fand das Personal keine Buchung, und gab mir auch keinen Zugriff auf das Internet, um dort meine Buchung im Mailsystem zu finden. Internet-Cafés sind ausgestorben dort, so war guter Rat teuer. Mich könnte man überall aussetzen, ich komme nirgends zurecht.
Aber zum Glück konnte mir die Touristeninformation helfen. Das gebuchte Hotel zu finden, war für mich keine leichte Aufgabe. Aber da ich dies doch mehr oder weniger hinbekommen hatte, kümmere ich mich bei meiner nächsten um den Weltfrieden.
Die nächste Herausforderung war die Reparatur meines Handys. Ich musste einiges laufen, um ein Geschäft dort zu finden, das die passenden Teile hat. Da das Handy nicht mehr funktionstüchtig war, konnte ich dieses nicht vorher am Telefon klären. 450 € und viel Zeit kostete der Spaß.
Und die Stadt Reykjavik selbst war proppenvoll mit Menschenmassen wegen einiger Events. Sie hat sich meiner Meinung nach auch sonst verschlechtert, und wird eine 08/15-Stadt wie viele andere auch. Mit den ständig gleichen Restaurants (mittlerweile mehr Asiaten als andere), austauschbare Shops mit den selben Artikeln, die es überall gibt, Souvenir-Kitsch und dazu Billig-Hotels, wo niemand wirklich schlafen möchte. Schade.
Ich tröstete mich dafür mit Erfrischungsgetränken in der tollen Skúli-Craft Bar:

Der Mensch, der den Sauerbraten erfunden hat, war ein schlauer Mann, aber der mit dem Bier ein Genie.
Am Abreisetag bestellte ich über die Rezeption ein Taxi zum Flughafen nach Kefjavik, was aber nicht erschienen war. Die Buchung wurde vom Taxi-Unternehmen bestätigt, das hatte aber keines verfügbar. Ich würde die Kontakte mit solchen Firmen streichen, wenn ich im Hotel etwas zu sagen hätte. Zum Glück fand ich eine Alternative.
Anschließend am Flughafen angekommen war die Wartezeit zum Koffer aufgeben und die Sicherheitskontrolle danach unter fünf Minuten, sodass ich noch Zeit für ein letztes Bier auf Island hatte:

Durst zu haben, gehört zu meiner Persönlichkeit.
Und dabei den schönen Himmel über dem Flughafen Kefjavik betrachten zu können:

Zurück zu Hause nach einem ereignislosen Flug hatte ich gelesen, dass ich nicht mehr so oft verreisen soll. Damit waren aber keine Horoskope gemeint, sondern die Erkenntnisse nach einem Blick auf meine Kontoauszüge.
Also blickte ich sehnsuchtsvoll auf die wunderbaren Bilder dieser Reise:

Die Kreuzfahrt war sensationell, eine geniale Route auf einem klasse Schiff mit vielen neuen Destinationen für mich. Hanseatic und Grönland haben eines gemeinsam: Man verlässt sie, und möchte zu Hause angekommen sofort wieder zurück. Beide wirken wie ein Magnet auf mich.
Ob es weitere Reiseberichte auf meiner Website gibt, ist noch offen. Elon Musk hat mir ein Angebot in Höhe von sieben US-Dollar gemacht, um „Zinni auf Reisen“ zu übernehmen. Doch ob ihm die Übernahme von „Deutschland wenigst besuchter Reisebericht-Seite“ gelingt, ist noch offen.
Ich hoffe, dass der Beitrag gefallen hat. Und keine Bange, ich werde weiterhin von meinen Reisen berichten, wenn es denn möglich ist.
Und das letzte Wort haben keine Passagiere oder Forscher, sondern natürlich ich. Mit einem gut gemeinten Ratschlag:
„Come with me, my love, to the sea, the sea of north!“
Der Autor

Ach, herrlich 😊
Habe nach dem Lesen akutes Fernweh 😫
Und spannend, dass es auch auf der Hanseatic Inspiration so viele Menschen gibt, die keine Ahnung haben, was sie gebucht haben und wo sie eigentlich sind…
Liebe Grüße
Danke für den Kommentar. War schon krass, dass über viele Seetage gemeckert wurde, diese aber vorher bereits im Programm standen.
Mal schauen ob es ab morgen ähnlich wird auf der inspiration Fahrt von Tromsö nach Hamburg.
Gruß aus Norwegen Zinni
Lieber Zinni
Ein cooler Bericht aus einer kühlen Region. Wie immer gut beschrieben und bebildert.
Es soll sogar Kreuzfahrt Passagiere geben, die „selbst“ in der Antarktis keinen einzigen Eisbären gesehen haben! Dafür wahrscheinlich Wolpertinger!
Bis zum nächsten Bericht, viele Grüße
Danke Rüdiger,
schön, dass der Bericht und die Bilder gefallen haben. Wir hatten in Grönland auch keine Pinguine gesehen, was für ein Skandal.
Gruß von der Mack Brauerei in Trömso, ich bin am Taxi bestellen zur HANSEATIC inspiration auf dem Weg nach Hamburg. Leider ist das Wetter bescheiden, und die Vorhersage für die nächsten Tage ist nicht die beste.
Gruß Gerald
Moin Gerald,
Samstagmorgen und ich habe Ruhe und Zeit deinen Reisebericht zu studieren.
Wieder mal großartige Bilder, versehen mit deinen „typischen“ Kommentaren. 🙂
Ich habe die Zeit genossen, in der ich deinen Reisebericht gelesen habe und wurde dann immer wieder mal neidisch, da ich weiß, ich werde das niemals live sehen. 🙁
Viele Grüße, Frank
Moin FRank,
schön, dass der Bericht gefallen hat! Starte nun einen neuen, und hoffe, dass dieser auch gefällt. Dauert aber etwas 🙂
Liebe Grüße
Gerald