Inhaltsverzeichnis
Reisebericht: Eine arktische Achterbahnfahrt auf Grönland
Was wir von Grönland und der Arktis lernen können
Gelassenheit: Die Planung, Kopenhagen und die Anreise
Vorwort: Meine Angaben sind subjektiv. Es gibt nicht DEN Grönländer, genauso wenig wie es DEN Deutschen gibt. Es ist meine Einschätzung und Gefühle aus den Erfahrungen meiner Urlaube in Grönland und der Arktis, mehr nicht.
Grönland in der Arktis zum vierzehnten Mal besuchen. Viele finden das wahrscheinlich öde und/oder blöde, und wahrscheinlich auch zu Recht. Die Welt hat so viel zu bieten, da muss man sich nicht auf eine Gegend dermaßen versteifen. Stimmt, ich mache es trotzdem. Manchmal denke ich: nun ist es genug, aber wenn ich zu Hause bin, plane ich ein Wiedersehen. Etwas Neues muss dabei sein, und im Jahr 2018 ist mir dieses (zumindest planerisch) gelungen, auch wenn es eine verrückte arktische Achterbahnfahrt der Gefühle wurde.
- Einer Fährfahrt von der weltweiten Eisberg-Metropole Ilulissat zur Landes-Hauptstadt Nuuk
- Der Ort Paamiut im Süden des Landes
- Die Hoffnung, endlich einmal Nordlichter zu sehen. Sie war da, stufte ich aber als sehr gering ein
- So spät im Jahr wie noch nie, Ende September bis Anfang Oktober
Beim letzteren im Gegensatz zum Vorjahr, da war ich so früh wie noch nie dort, im März:
Die Reiseplanung war, wie immer, wenn es nach Grönland geht, in ein paar Minuten problemlos erledigt. Lufthansa kennt seine Kunden, der Buchungscode war TEEN53, der vordere Teil stimmt, beim Alter haben sie sich aber vertan.
Kopenhagen war wie meist nach Grönland und der Arktis der Transit-Flughafen, und eine benötigte Übernachtung dort ist mittlerweile schon fast Alltag bei mir, auch zu anderen Zielen. Um mal etwas Neues zu unternehmen, buchte ich das AC Hotel Bella Sky. Ein vom Namen her Flughafen-Hotel, das trotzdem nicht ganz nah am Flughafen liegt, aber immerhin einen Bus-Shuttle von dort aus anbietet.
Ein Bekannter aus Nuuk (der Hauptstadt der Insel) sendete mir kurz vor der Reise eine Mail, dass seit ein paar Nächten ausgezeichnet Nordlichter zu sehen waren. Dies steigerte die Vorfreude auf die Reise. Trotz vieler Möglichkeiten hatte ich dieses Naturspektakel noch nie gesehen. Eines Tages muss es doch einmal klappen.
Nach einem reibungslosen Flug mit der Lufthansa von Frankfurt am Main nach Kopenhagen, wartete ich auf das Gepäck, und checkte in der Zeit online für die Grönland Flüge zur Arktis am nächsten Tag ein. Air Greenland warnte auf ihrer Website, dass an diesem Tag an der Westküste viele Flüge wegen Sturm gestrichen wurden, genau wo ich hinwollte. Leicht egoistisch dachte ich: Was juckt mich heute, morgen wird es besser sein. Vorweggenommen: War es nicht.
Bereits auf der Fahrt wirkte der Hotel-Komplex vom AC Hotel Bella Sky Hotel cool:

Obwohl es das Hotel seit einigen Jahren gibt (mit unterschiedlicher Leitung, nun unter Marriott), kannte ich es nicht. Ich war zwei Stunden vor dem frühestmöglichen Check-in dort und hörte wie so oft den Satz: Mein Zimmer wird noch gereinigt, aber für ein Upgrade für gerade nur paar Euro/Pfund/Kronen/Kopeken kann ich es jetzt eines bekommen, sogar in den oberen Etagen. Hatte ich abgelehnt, und ein paar Minuten gewartet. Dann einen anderen Agenten ausgesucht, und schon wurde mir ein Zimmer zugewiesen. Ganz oben, ohne Aufpreis.
Die Umgebung um das Hotel herum ist grün, und der nette Amager Park war zu Fuß schnell zu erreichen. Das war jetzt nichts, warum man nach Kopenhagen fliegen muss. Aber nett und angenehm, und für meine Belange mehr als genügend:




Ich hatte Lust diese Beeren zu probieren, hatte nur mutlos Bedenken, ob sie essbar waren. Einige Früchte in Dänemark sind giftig:

Nach dem Spaziergang war Zeit für ein Mittagessen, und das wurde der Knaller. In der obersten Etage des Hotels befindet sich das Restaurant Sukaiba. Ein Monat vorher erst eröffnet, wirbt es mit lebendiger internationaler Atmosphäre trifft gehobene japanische Esskultur auf edle nordische Traditionen. Wow, auf diesen Satz muss man erst einmal kommen. Das Lokal ist schick eingerichtet, hat nettes (meist europäisches) Personal und eine außergewöhnliche asiatische Küche. Dazu Biersorten abseits der fürchterlichen dänischen Tuborg / Carlsberg Welt, und natürlich Sake:

Nach einer ausgiebigen Mittagsruhe wiederholte ich den Besuch mit anderen Speisen. Zum Glück gab es kleine Portionen, ich konnte einiges testen. Ich beendete den angenehmen Tag an der Hotelbar, und war mir sicher, dass ich das Hotel wieder buchen würde, wenn ich vor Ort bin, und nichts in der Stadt zu erledigen habe. So schön das war, diese SMS von der Air Greenland brachte mich wieder zurück in die Realität:
Message from Air Greenland: Your booking has been changed to 28SEP GL580 Kangerlussuaq – Ilulissat at 16:30-17:15.
Willkommen in Grönland und der Arktis. 11:55 war der geplante Start des Anschlussfluges, knapp fünf Stunden vorher. Das Funk-System bei der Destination war ausgefallen, und es durfte immer nur ein Flug im Anflug oder Abflug sein. Das hieß alle halbe Stunde nur ein Flug, und das auf dem Verteilerflughafen der Air Greenland. Dementsprechend war meine Vorfreude gesunken, wer den Flughafen kennt, weiß, dass man da nicht viel unternehmen kann.
Am nächsten Morgen waren wie bei mir üblich im Flughafen von Kopenhagen lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle nach dem schnellen Einchecken, ich kenne ihn nicht anders. Es kann sein, dass es an der morgendlichen Abflugzeit liegt, und die Lage ab mittags entspannter ist. Das plante ich ein, und war pünktlich am Gate. Die Frau am Steuer bereitete mir keine Sorgen:

Anstatt aufgebrachter Passagiere wegen den Verspätungen (fast jeder Passagier sollte betroffen sein), herrschte Entspannung. Zurecht, aufregen bringt nichts, und macht es nicht besser. Ich glaube kaum, dass dies bei einem deutschen Charterflug in ähnlicher Konstellation so wäre. Das Internet am Flughafen wäre über die Anfragen, welche Entschädigung man nach einer EU-Verordnung bekommt, überlastet.
In Grönland und der Arktis ist Zeit nicht so wichtig, die Menschen sind gelassener als bei uns. In Deutschland setzen sich manche Leute (mich eingeschossen) wegen unwichtiger Dinge unter Druck, dort nicht. An Bord das gleiche Spiel, es herrschte eine angenehme Stimmung. Beim Service wurden Kleinigkeiten eingespart (keine Menüwahl mehr, reduziertes Essen, keine Spirituosen etc.). Das war mir egal, und war mir nur aufgefallen.
Zum ersten Mal hatte ich Richtung Grönland zur Abwechslung auf der linken Seite gesessen. Ich empfehle die rechte, wollte mal etwas anderes sehen. Das war an dem Tag egal, die Aussicht war bescheiden. Nur kurz vor der Landung klarte es dort etwas auf:


Nach der Landung in Kangerlussuaq:

war die gleiche entspannte Situation. Die Schalter der Air Greenland wurden nicht vor Empörung über die Verspätungen und Forderung der Entschädigung gestürmt. Die Passagiere fügten sich ohne Verhandlungen ihrem Schicksal, und suchten ihren Platz zum Warten im Terminal und in der Cafeteria. Oder in der neuen Eisbude vor dem Gebäude. Auf die Geschäftsidee muss man erst einmal kommen:

Lange fünf Stunden hatte ich nach der Landung zu überbrücken. Bei den angebotenen Ausflügen passte zeitlich nur die Tundra-Safari, die Humbug ist (in den seltensten Fällen sieht man wilde Tiere), aber wenigstens die Zeit vertreibt. Leider war sie ausgebucht.
Ich hatte noch ein Heilbutt-Sandwich bekommen, und zog mich danach in die Bar im ersten Stock zurück. In einem Bereich, wo man seine Ruhe hat, und bei meinem Stammplatz Stromanschluss für das Handy. Mit Bier aus Grönland und Wi-Fi (Gebührenpflichtig) lässt es sich dort aushalten.
Vor Abflug genehmigte ich mir noch Spaghetti mit Moschusochsen-Haschee, und setzte mich auch beim Weiterflug auf die falsche Seite. Geduld mussten wir haben, ein anderes Flugzeug war noch in der Luft, vorher durften wir nicht starten. Nach einer Wartezeit von dreißig Minuten an Bord mit einem Plätzchen als Service ging es los. Anstatt von der rechten Seite während des Landeanfluges den Icefjord zu sehen, sah ich arktische Landschaften:



einen schönen Sonnenuntergang:

und beim Anflug auf Ilulissat viele Eisberge:


Die Anreise hatte sich nach fünfzehn Stunden Reisezeit ab Kopenhagen sehr gezogen. Ich war froh, wie wir gelandet waren, und träumte, dass das Schlimmste der Reise hinter mir war:

Spontanität: Unterwegs in Ilulissat
Obwohl die Ortschaft Ilulissat einige Taxen hat, werde ich immer von der gleichen Fahrerin abgeholt, die mich auch umgehend erkannte. Ich denke, sie ist auf Flughafen-Shuttles der Hotels spezialisiert. Nach der kurzen Fahrt zum Icefjord-Hotel erwartete mich wieder ein umwerfender Blick auf die Bay von meinem Zimmer aus:


Ich hatte keine Lust mehr an dem Abend in den Ort zu laufen, und wollte nur in der Hotelbar ein paar Bier trinken, und danach schlafen gehen. Überraschend war kein Platz frei, drei Gruppen drängelten sich in dem kleinen Raum. Ich hoffte, dass die meisten Gäste bald zum Essen ins Restaurant gingen, was auch schnell erfolgte. Nur hatte danach keiner mehr vom Personal Zeit für die Bar.
Geduldig, wie ich war, schaffte ich dann doch das Gewünschte zu bekommen. Auch dort konnte sich die Bedienung an mich erinnern, wir plauderten etwas über das, was sich im Ort geändert hatte. Ich ging müde ins Bett, es war ein langer Tag.
Ich schaute am nächsten Morgen aus dem Fenster, und sah viel Neuschnee:

Wie später auch bei dem Blick auf den Ort:

Alles andere als gute Voraussetzungen zum Eisfjord zu laufen. Meine zuerst eingeschlagene Richtung war eine schlechte Entscheidung, der in den Wander-Karten des Ortes als gelbe gekennzeichnete war unpassierbar bei den eisigen Zuständen. Aber die ersten Blicke auf den Fjord waren wie immer unbezahlbar:



Es gibt eine Wanderroute zum Fjord, die auf Holzplanken verläuft, das war an dem Tag die einzige vernünftige, die ich ablaufen konnte. Der Rest wäre zu leichtsinnig gewesen. Zunächst waren mir auf dem Weg dorthin viele Vögel aufgefallen, ich hatte keine Ahnung, ob das ihre Zeit war, oder Zufall:

Vor den Eisbergen an Fjord musste ich die Hundies wiedersehen, die auf dem Weg dorthin ihr zu Hause haben. Das Finden war einfach, ich musste nur den Spuren folgen:

Was Quatsch ist, denn die Huskys dürfen sich nicht frei bewegen, und sind angeleint (Bild ist später aufgenommen, passt aber thematisch):


Auch wenn sie noch so süß sind:


Richtung Icefjord waren die Hinweisschilder nicht zu mehr zu erkennen:

und die Wege sehr glatt:

Egal, dann sah ich ihn endlich wieder, mein weltweiter Lieblingsschauplatz: der Eisfjord von Ilulissat. Es ist für mich immer wieder göttlich, sich das erhabene Eis-Spektakel anzuschauen:

Ich war fast allein, während sich im Hochsommer bei der Anwesenheit von mehreren Kreuzfahrtschiffen einiges los ist:

Ich erstieg eisglatt-schwierig einen Hügel:

und ging natürlich wieder zu meiner Bank. Lang zu sitzen hielt ich bei der Kälte aber nicht aus:

Da andere Wege nicht passierbar waren, lief ich zurück in den Ort. Ich fragte bei dem führenden Anbieter World of Greenland nach einer freien Bootstour zum Eisfjord an. Es waren aber alle Touren ausgebucht.
Die Schönrederei für ein Bier trinken zu gehen, ist herrlich bei einer Zeitverschiebung von vier Stunden. Abends geht man in lokaler Zeit weg, und kommt heim, wenn in Deutschland das Backgewerbe bereits seinen Dienst antritt. Am Mittag startet man mit: daheim ist es schon dunkel. Ein passendes Argument findet man immer. Dazu bietet sich das Café Inuit gut an. Der Inhaber stammt aus Deutschland, und das Essen ist lokale Küche. Ich bestellte mir ein Heilbutt-Sandwich, dazu passendes Bier des Landes. Einer der beiden Köche erkannte mich wieder von meinen letzten Besuchen.
Der Inhaber hat ein eigenes Boot und veranstaltet Fahrten zum Eisfjord. Ohne dass ich eine große Chance sah, fragte ich nach einer Tour, und spontan wurde mir eine angeboten, Abfahrt in zwei Stunden. Ob er am nächsten Tag fährt, wusste er noch nicht. Typisch Grönland und Arktis: Wie wird das Wetter morgen? Das sehen wir morgen–
Natürlich willigte ich ein. Ich machte ich mich auf zum nahen gelegenen Hafen:

Wir waren nur acht Passagiere auf dem Boot bei einer Kapazität von zwölf, was für ausreichend Platz für jeden Passagier innen und außen sorgte. Schnell erreichten wir die coole Welt der Eisberge:








Wir sahen uns nicht nur die fantastische Szenerie an, sondern hörten auch gespannt den Vorträgen des Skippers über verschiedene Eis-Arten & Co an:

Dies war circa meine zehnte Boots-Fahrt im Fjord, die immer wieder anders ist. Man kann vor Ort beruhigt mehrfach diesen Ausflug buchen, es ist immer wieder anders. Sei es wegen des Lichtes oder der Wolken:

oder den Formationen:

Dieser hatte sich wegen der flachen Fläche schon einmal gedreht:

dieser eher nicht:

Ein Passagier stellte sich als Hans-Georg Maaßen vor. Er sagte, es gebe keine Belege dafür, dass die Eisberge authentisch seien. Wir beförderten ihn zum Matrosen:

Bevor die Sonne unterging:


erreichten wir wieder Ilulissat:

Nach dieser wunderbaren Tour ging es wieder ins Café Inuit. Ich unterhielt mich mit dem sympathischen Inhaber über Ilulissat und die Welt, und speiste dazu eine hervorragende Seespinne:

Zurück im Hotel reichte es noch zu einem Absacker an der Bar, danach fiel ich todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen hatte ich zuerst schönes Wetter, und es schien die Sonne. Es waren mehr Wandertouren als am Vortag möglich. Ich wählte zuerst wieder die in den Karten des Ortes als gelbe gekennzeichnet ist, und an der Küste entlanggeht:



Der Farbe entsprechend sind auf dem Weg regelmäßig Steine in dieser Farbe gefärbt. Verlaufen kann man sich dadurch kaum. Anstrengend war es wegen der Glätte, mit der ständigen Sorge nicht auszurutschen. Und es ging in die Höhe. Das ging in die Beine, was ich am nächsten Tag leidvoll noch merken würde …

Egal, es gibt schlimmeres. Trotz des fegenden Windes. Ich hatte Bedenken, dass ich weggefegt werde, gelohnt hatte es bei diesem Ausblick allemal:

Danach lief ich noch einmal die blaue Tour vom Vortag, entlang den Holzplanken:

Als ich beschlossen hatte, wieder zurück in den Ort zu laufen, hatte ich das Gefühl das letzte Mal dort zu sein. Erklären warum, konnte ich es mir nicht. Ständig hatte ich das Lied Time to say good bye im Kopf, und Tränchen liefen mir die Wange hinunter. Das ging bis ich den letzten Blick auf den Icefjord so:

Ob es so kommt oder nicht kann ich nicht mal ansatzweise beurteilen.
Nach einem Abschiedsessen im Café Inuit, Curry-Suppe mit viel Fisch, etwas anderes ergab bei diesem Wetter keinen Sinn mehr:

machte ich mich auf den Weg zum Hotel, dort zum Abschiedsbier, und danach zum Shuttle zum Hafen. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich nicht im Ansatz, was dort auf mich zukommt.
Ehrlichkeit: Mit der Fähre von Ilulissat nach Nuuk
Ein paar Passagiere warteten am Hafen auf das Einsteigen zur Fähr-Fahrt mit der M/S Satfaq Ittuk nach Nuuk, da die Fähre Verspätung hatte. Nachdem das kleine Kassen-Häuschen geöffnet hatte, gab es keine Tumulte, wer zuerst einsteigen soll. Gerade das Gegenteil, mir war es peinlich, dass ich mit der erste Passagier war, obwohl ich als Letzter angekommen war. Interessierte aber außer mir niemanden. Meine Kabine war sehr großzügig. Bei einer Belegung aller vier Betten könnte es etwas zu eng sein, Schränke waren Mangelware:

Die erste Begrüßung eines Offiziers zu mir war Hast du den Wal gesehen? Natürlich nicht, weil ich wie immer auf der falschen Seite stand. Dort wirkte ab der ersten Minute der Service ehrlich, und nicht aufgesetzt. Ich hatte die Mädels und Jungs sofort in mein Herz geschlossen. Sei es die hilfsbereite Frau an der Kasse, die hübsche Köchin oder der souveräne Chef-Purser. Keiner machte einen Diener vor einem, oder nannte mich Mein Herr. Das muss auch keiner, aber alles schon erlebt in anderen Ländern.
Mir gefällte diese Ehrlichkeit, und wenn eine Bedienung einen schlechten Tag erwischt, zeigt sie es auch. Anders wäre das Zusammenleben in diesem Land auch nicht möglich, jeder verlässt sich auf den anderen und traut ihm.
Natürlich fuhren wir zuerst wieder den Icefjord entlang, der wie immer faszinierte. Eisberge anschauen ist immer noch cool, und nicht out:



Es wurde schnell kühl, und ich ging in das Café Sarfaq. Ein Selbstbedienungs-Restaurant, mit zu festen Zeiten angebotenen Tagesessen und durchgängigen Sandwich- und Getränkeangeboten. Das lokale Maibock-Bier schmeckte mir auch im Oktober. Wie die Shrimps aus der Arktis, und als Apéritif gab es Wodka aus Grönland. Ich ging glücklich und zufrieden in meine Kabine, freute mich auf ein paar kurze Zwischenstopps am nächsten Tag, und vielleicht ein Treffen mit dem einen oder anderen Wal.
Es hätte so schön sein können, das Glücksgefühl wurde mir aber schnell genommen. Mitten in der Nacht wachte ich auf, weil ein Sturm fegte. Da dachte ich noch an ein kurzfristiges Ereignis, und konnte bis zur geplanten Frühstückszeit nur kaum schlafen.
Es wurde immer stürmischer, anstatt besser. Ich blieb im Bett liegen, ein Aufenthalt an Deck ergab keinen Sinn. Spaß machte das nicht. Anstatt Whale Watching Augenpflege, den Tag hatte ich mir anders vorgestellt. Störend war noch, dass die Ansagen teilweise nicht in Englisch waren, und ich nicht alles verstanden hatte. Wird bald verfilmt: Grönland und die Arktis im Herbst, das lange Leiden des alten Zinni.

Es wurde nicht besser, sondern schlimmer. Beim Abendessen saß ich allein im Speisesaal, den anderen Passagieren schien verständlich der Appetit vergangen zu sein. Wenn in Grönland oder der Arktis, wie in der Mitte des Bildes zu sehen, jemand eine halbe Flasche Bier stehen lässt, läuft es bei den Preisen nicht wie sonst:


Eine Warnung hatte ich vom Chef Purser bekommen: Ich sollte mich mit Alkohol zurückhalten. Die Chance auf einen Sturz mit bösen Folgen steigt mit jeder Erhöhung der Promille-Anzahl. Natürlich hatte er recht, mein Plan war ohnehin nur zwei Bier im Café und eines auf dem Zimmer zu trinken. Die Menschen geben aufeinander acht in Grönland, geschuldet der unberechenbaren Natur in der Arktis.
Einen tiefen Schlaf hatte ich nicht zustande bekommen. So ließ ich mir den größten Ort auf Grönland, den ich noch nicht besucht hatte, beim Anlaufen in nächtlicher Stunde morgens um drei nicht entgehen, Maniitsoq. Es lag etwas Mythisches in der Luft, die Stimmung war Arktis pur:



Erst am Morgen linderte sich der Sturm. Es war ein harter Kampf, ihn 24 Stunden heil zu überstehen. Ich war nicht seekrank geworden, vielleicht wegen des Sea-Bandes, selbst wenn es Placebo war:

Und zum Glück sturzfrei. Hätte schnell passieren können, jeder Gang war eine Qual wegen der Schaukelei. Zudem noch mit meinem gehörigen Muskelkater vom Vortag wegen vieles Laufens.
Ich glaube, die meisten Passagiere waren froh, heil in Nuuk nach fünf Stunden Verspätung angekommen zu sein:

Wachstum: Auf Achse in der Hauptstadt Nuuk auf Grönland in der Arktis
Ich habe einen Bekannten in Nuuk, die weltweit nördlichste Hauptstadt, der mich freundlich nach der Ankunft empfangen hatte. Unser erster Weg führte zum Somandshjemmene (Seemannsheim), ein christlich geführtes Hotel, das meine Unterkunft für eine Nacht war. Der Mitarbeiter begrüßte mich freundlich auf Deutsch. Nach meiner Frage, woher er so gut das kann, antwortete er mir, dass er als Kind oft die Sesamstraße auf Deutsch gesehen hatte. Fand ich originell und süß.
Wir hatten Schneeregen, der die Hoffnung auf eine gemeinsame Wanderung oder Bootsfahrt zunichtemachte. Es blieb uns nur, die Stadt zu erkunden. Der erste Halt war am Friedhof. Es war schwierig vorzustellen, wie ein Grab im Winter ausgehoben wird:

Danach fuhren wir in das Zentrum von Nuuk, dem alten Hafen:

Dort hatte der örtliche Kajak-Verein bereits Winterpause:

und natürlich gehört die Mutter des Meeres Granitskulptur direkt ans Meer, damit Mensch und Tiere zueinander finden. Sie ragt bei Ebbe aus dem Wasser, und ist bei Flut völlig bedeckt:

Sie vereint ein Mythos mit Vergangenheit und Zukunft. Das letzte passt zu Nuuk. Es hat sich einiges geändert seit meinem letzten Aufenthalt dort. Die größte Steigerung: Die Stadt hat mittlerweile drei Ampeln, eine 300 % Steigerung gegenüber meinem ersten Aufenthalt vor dreizehn Jahren. Zum Vergleich: Das Bruttojahresregister von Deutschland steigerte sich nur um 36 Prozent in dieser Zeit. Aber nicht nur das, immer mehr Menschen ziehen aus den kleinen Ortschaften in die Stadt, die Bevölkerungszahl wächst stetig. Man rechnet in naher Zukunft mit 30 000 Bewohner, derzeit sind es 18 000 Bewohner.
Die hässlichen Wohnblocks aus den 1960er-Jahren im Plattenbaustil sind bald Geschichte. Sie werden/wurden abgerissen oder renoviert. Damals wollte die Regierung von Dänemark die Inuit zu einem moderneren Lebensstil zwingen, und siedelte Jäger um, die in Fabriken arbeiten mussten. Das führte zu einem großen Alkohol-Problem. Bei meinem ersten Aufenthalt in Nuuk sah ich auf der Straße viele Betrunkene, das ist zum Glück Historie. Heute boomt die Stadt, vielleicht in einem etwas zu schnellem Tempo.
Die Mumien von Qilakitsoq zählen zu den berühmtesten Schätzen des Landes. Sie sind relativ unscheinbar in einem Winkel von Grönlands Nationalmuseum untergebracht. Man fand die Leichen von sechs Frauen und zwei Kindern weiter nördlich auf der Insel, die alle bekleidet waren. Die Mumie eines sechs Monate alten Kindes zieht mich seit meinem ersten Besuch in den Bann. Möglicherweise wurde es lebendig begraben. Wenn damals die Mutter starb, wurde das Baby oft mit der Mutter zusammen begraben. Es gab keine Alternativen.

Wer einmal dieses Gesicht gesehen hat, vergisst es nicht:

Was die zwei da getrieben hatten, hätte ich eher in einem Beate Uhse Laden als in einem Museum erwartet. Ich errötete als ehemaliger Klosterschüler:

Danach beendeten wir die Visite der Hauptstadt, und mein Bekannter verabschiedete sich von mir. Mein Weg führt ins Godthaab Bryghus, das Brauhaus (Bryghus) von Nuuk (auf alt-dänisch Godthaab = gute Hoffnung). Im TV zu sehen gab es den FC Bayern bei einem Champions-League-Spiel, ich hätte aber nichts verpasst, dieses nicht gesehen zu haben. Zu trinken gab es gute Hausbiere, wie das Eric The Red mit Chili und Honig. Der deutsche Braumeister Jörg-Erich Sennhenn beendete kurz vor meiner Reise nach acht Jahren seine Tätigkeit in Grönland und der Arktis. Ich hoffe, dass ein fähiger Nachfolger gefunden wird.

Nach einer ruhigen Nacht hatte ich am nächsten Morgen vergessen, dass ich in Grönland und der Arktis im Herbst war. Ich verließ mich darauf, dass mein Flug nach Paamiut pünktlich war. Als ich bei der Fahrt zum Flughafen neuen Schneefall sah, ahnte ich bereits, was kommt: Der Flug war um drei Stunden verspätet. Ich nahm es gelassen hin, bin lernbereit. Der Grund war aber nicht das Wetter (andere Maschinen waren gekommen und gegangen) und auch nicht Özil, sondern die Technik.
Es wurden letztlich fast fünf Stunden, bis wir einsteigen konnten. Als die Propeller angemacht wurden, und minutenlang außer Kreisen nichts passierte, ahnte ich es schon: Kurz danach wurden wir gebeten, das Flugzeug wieder zu verlassen. Die Ansagen waren nicht in Englisch, aber es ging wohl um ein neues Enteisen, und warten auf etwas mir nicht verstandenes.
Dazu hatte ich keine Lust mehr. Am übernächsten Morgen musste ich wieder zurück, so langsam lohnte sich das nicht mehr. Ich wollte nicht zwei Tage später bei drei Flügen am Stück stranden, und den Rückflug nach Dänemark verpassen. Ich ließ mir mein Gepäck geben, und fuhr zurück in die Stadt. Vielleicht hätte ich mehr Geduld haben sollen, der Rest der Passagier hatte sie. Ob die Entscheidung richtig oder falsch war, werde ich nie herausbekommen.
Es passte zu dieser Reise: Zurück im Seemannsheim wollte ich über booking.com das Zimmer buchen. Das wäre nicht nötig, wurde mir beantwortet, das machen wir direkt. Später war mir der Grund klar: Der Haustarif war 150 Kronen teurer als der booking.com Tarif des Tages. Die Antworten auf meine Frage warum waren bizarr. Danach wollte ich Ausflüge und das Hotel in Kangerlussuaq für den nächsten Tag organisieren. Aber in dem Moment, wo ich angefangen hatte, war das Internet im Hotel ausgefallen. Eine Ewigkeit später lief es, nur Ausflüge gab es keine mehr zu buchen. No country for an old Zinni.
Ich lief paamiut-los durch die Nacht. Wieder wie am Vortag besuchte ich zuerst das Brauhaus, und schaute mir dieses Mal die Schalker an. So viel Champions-Liga wie an den zwei Abenden schaue ich zu Hause in drei Jahren zusammen nicht an. Ich war leicht niedergeschlagen, und enttäuscht, dass wieder etwas nicht geklappt hatte. Unerwartet kippte die Stimmung ins Gute. Im früher berüchtigtsten Pub der Stadt Takuss ist nun das schicke Restaurant Kalaaliaraq (zu Deutsch kleiner Grönländer).
Es wurde Anfang 2018 als Pop-up-Restaurant eröffnet, und sollte ursprünglich nur für zwei Monate geöffnet werden. Die große Popularität führte dazu, dass es dauerhaft offen ist. Koch ist der Küchen-Meister Inunnguaq Hegelund, ein Revolutionär mit mehreren Auszeichnungen. Ihn kannte ich nicht, aber den Kellner. Er hatte mich vor Jahren im damals besten Lokal des Landes in Ilulissat bedient. Er konnte sich auch an mich erinnern, die kulinarische Welt des Landes ist klein.
Ich muss zugeben, dass ich nicht alle Gerichte der Speisekarte etwas zuordnen konnte (nur eines, Mattak = Speck vom Wal):

dafür hatte ich ja die Bedienung. Die Seespinne und die Forelle dort waren klasse:

Es soll das Flair der alten Bar erhalten bleiben, die alten Spielautomaten und Barhocker stehen bewusst noch in der Ecke:

Zuletzt landete ich in der schicken Bar des Hotels Hans Egende. Es war nicht viel los, das war mir aber auch recht so. Der Alleinunterhalter aus Rumänien spielte meine musikalischen Wünsche, dazu war der Barkeeper nett. Mir reichte das.
Als ich den nächsten Morgen aufwachte, rieb ich meine Augen: Ich sah Sonnenschein. Richtiger, live, bunt, in Farbe und nicht im TV. Ich hätte mit allem gerechnet, nur damit nicht. Das nahm ich natürlich zum Grund, etwas durch die Gegend zu laufen. Das hatte aber seine Tücken, die Straßen waren spiegelglatt. Mein Bekannter warnte mich per Mail, er sei dadurch gestürzt. Ich brach den Lauf Richtung Zentrum ab, das wurde mir zu gefährlich. Ich hielt mich nur in der Hafenumgebung auf, was schwierig genug war. Schön war es dort:



Zurück im Hotel wurde es albern. Check-out Zeit war zehn Uhr. Als ich um 10:02 das Zimmer verlassen wollte, ging das Telefon, warum ich nicht auschecken würde. Um 10:04 war mir im Gang der Angestellte entgegengekommen, wo ich denn bleiben würde. Ich denke, er war kein Einheimischer, sondern ein Bewohner von Penetrant-Hausen.
Durch das frühe Check-out hatte ich noch Zeit, in der Umgebung des Flughafens etwas wandern zu können. Ich lief so nahe es ging zum 1 210 Meter hohen Berg Sermitsiaq (was mittelgroße Eisbedeckung auf Grönländisch bedeutet), und hatte dort einen majestätischen Ausblick auf das Wahrzeichen der Stadt, was auch im Wappen enthalten ist:

Ich sah mir die Umgebung an:

und lief nachdem wieder zurück zum Flughafen:

Dieses Mal ging pünktlich mein Flug nach Kangerlussuaq:

Geduld: Kangerlussuaq, die Rückreise von Grönland und das Fazit für die Fahrt zu der Arktis
Bei dem Flug nach Kangerlussuaq hatte ich eine tolle Aussicht auf die arktische und herbstliche arktische Landschaft dort:



und wurde nach der Landung in Kangerlussuaq noch an Bord mit einem netten grönländischen Lied empfangen. Gut gemacht, Air Greenland, das passte zur Stimmung. Als ich nach der Landung das Terminal betreten hatte, lag da bereits einsam mein Gepäck. Es war mir unerklärlich, wie das so schnell vor mir dort sein konnte. Ob es in Grönland Wichtelmänner gibt, weiß ich nicht.
Das sonnige Wetter lud zu einem Spaziergang ein. Eine Woche zuvor war in dieser Gegend ein Eisbär aufgetaucht, der erschossen wurde. Bevor die große Empörung kommt: Wer eine andere Lösung bevorzugt, sollte berücksichtigen, wer das bezahlen soll. Den finanzschwachen Gemeinden fehlt das Geld dazu, und spenden tut dafür niemand. Und ein Zoo nimmt nur junge Eisbären.
Frei von Eisbären packte ich es nicht ganz zum Zuckerhut (Sugar Loaf). Das sind vierzehn Kilometer, aber wenigstens in die Richtung war ich gekommen:



Ich war froh, dass mir keine Moschus-Ochsen begegnet waren, ich war zu Fuß, und die sind etwas stärker:

Zurück an der Hotel-Bar hatte ich den nächsten Schock: Das lokale Bier war dort ausverkauft. Notgedrungen musste ich mit dänischer Plörre leben. Was Dänemark von Deutschland lernen kann: Bier brauen.
Dafür wurde mir Hoffnung gemacht, dass die Chance auf Nordlichter hervorragend seinen in dieser Nacht. Hörte sich gut an, daran glauben wollte ich erst, als ich welche gesehen habe. Ich bat per WhatsApp meine Kontakte, mir die Daumen zu drücken, verdient hätte ich es mir nach den Vorfällen der Reise.
Danach besuchte ich noch im Hellen das schicke Restaurant im Hotel:

und das war auf einen allein reisenden Zinni nicht eingestellt. Ich machte es schnell, ignorierte dort mutlos das Herz vom Moschus-Ochsen auf der Karte, und nahm als Feigling das Kabeljaufilet:

Danach ging ich wieder an die Bar, um auf die Aurora Borealis zu hoffen. Ich war nervös wie ein Kind beim Warten auf die Weihnachtsgeschenke. Einheimische machten mir immer mehr Mut, dass heute Nordlichter erscheinen würden, mit einer Prognose von dem Verlauf und der Zeit. Es war spannender als bei Hitchcock, was für ein Drama. Zuerst war das Personal optimistisch: Die Lichter kommen gleich. Dann war wie immer heute zu warm etc. zu hören. Das Thema war für mich nach vielen Stunden enttäuschend verlaufen.
Gerade als ich ungeduldig wie ein Nicht-Grönländer gehen wollte, war meine Rettung in letzter Sekunde gekommen. Der Kellner war ganz stolz zu mir gekommen, und mich nach draußen geschickt. Dort waren sie doch noch beim Blick nach oben. Meine ersten Nordlichter, endlich. Jahrzehnte (nicht übertrieben) hatte ich darauf gewartet. Die Handy-Qualität ist doof, macht aber nichts:


Die Geduld hatte sich gelohnt, es gab ein Happy End eines verrückten Ausfluges in die Arktis. Einige Aufnahmen sind kurios, wie immer die dort auch entstanden waren (vermute Strahlungen, kein Photoshop):


Nicht nur das, am nächsten Morgen brannte auch noch der Himmel über Kangerlussuaq bei diesem Ausblick aus dem Fenster:

Hinweise auf Verspätung zu meinem Flug nach Kopenhagen gab es nicht:

ein kleines Aufatmen bei mir. Wir konnten überpünktlich einsteigen:

Unerwartet bei dem schönen Wetter gab es beim Rückflug nach Dänemark keine gute Aussicht. Schnell nach dem Start zogen Wolken auf, und verhinderten einen Blick auf die arktische Wunderwelt:


Die Zeit ging trotzdem schnell vorbei, auch wegen meines angenehmen Sitznachbarn. Er gab mir nach der Landung die Hand und bedankte sich für die gute Unterhaltung. Vielleicht war er auch nur froh, mich los zu sein. Wir erreichten Kopenhagen zwanzig Minuten früher wegen kräftigen Winden wie geplant:

Bequem wie ich war, hatte ich das Clarion Hotel gebucht, das zu Fuß vom Terminal aus einfach zu erreichen ist. Wie die es geschafft hatten, mir zweimal eine Schlüsselkarte zu geben, die nicht funktionierte, hatte ich nicht verstanden. Selbst die Dame an der Rezeption hatte keine Erklärung dafür. Der kurze Tag wegen der Zeitverschiebung endete an der Bar, bei deutschem Weißbier (konnte das dänische Zeug nicht mehr sehen) und tollen nordischen Tapas:

Die Bedienungen waren nett, und alles war gut. Bis ich als Last Order zuletzt einen Gin & Tonic bestellte, der fünfzig! Euro kosten sollte. Dass ich in einem teuren Land bin, wusste ich, denke aber trotzdem, dass man darauf hinweisen soll. Nach einigen Diskussionen wurden es dann siebzehn. Schade, ein unschöner Abschluss, wo sich das Hotel keinen Gefallen bei mir getan hatte. Passte aber zur Reise, ein Auf und Ab der Gefühle.
Wie am nächsten Morgen. Ich hatte sehr erholsam geschlafen, ein ausgiebiges Frühstück (endlich, die in Grönland sind banal), und wollte mich danach noch etwas hinlegen. Genau in diesen Moment begann eine lärmende und nervende Bohrorgie. Der Kommentar an der Rezeption, dass die Bauarbeiten nur noch einige Tage andauern würden, brachte mir nicht viel.
Bevor ich zum Gate ging, verabschiedete ich mich noch von der Air Greenland:

Sie brachte viele Passagiere zu neuen Abenteuern im Land, und Lufthansa mich hoffentlich nach Hause. Bei meinem Flug gab es einen kurzfristigen Fluggerätewechsel. Der hintere Bereich gehörte so gut wie mir beim Einchecken, obwohl es vorn voll war. War mir recht:

Nach dem kurzen Flug und Sicht auf meinen Lieblings-Berg kurz vor der Landung:

war der Abenteuerurlaub beendet.
Wer das Gleiche erlebt wie ich auf dieser Reise in Grönland, und das erste Mal dort war, kommt bestimmt nicht wieder. Ich weiß, dass es anderes sein kann, und oft auch bei mir war. Vieles im Land ist unberechenbar. Im Gegensatz zu der Hitzefolter in Deutschland war dort fast der ganze Sommer kalt und verregnet, ganz anders als die schönen der vorherigen Jahre. Manche Sachen sollten einfach dieses Mal nicht sein, schade. Eine Woche vorher oder danach wäre es vielleicht perfekt gewesen, das kann aber vorher niemand ahnen. Paamiut läuft nicht weg, dafür wurde endlich mein Traum von Nordlichtern verwirklicht.
Ich hoffe, dass ich niemanden die Lust am Reisen nach Grönland verdorben habe. Ich möchte trotz allem wieder hin, dann aber zu einer anderen Reisezeit. Vielleicht Ende November oder Anfang Februar. Aber was denke ich jetzt schon an das nächste Jahr! Was heute passiert, das ist wichtig. Das habe ich ja in Grönland gelernt.
Viele arktische Grüße von Gerald
Augen auf, überall. Während dem Schreiben des Berichtes sah diesen schönen Sonnenaufgang. Auch Deutschland ist schön:
