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Reisebericht: Taste of Bordeaux, eine Kreuzfahrt mit viel Rotwein auf der AmaDolce
Frei nach dem Merlot-Epos „Krieg der Reben, das Imperium schlägt zurück“
Warum „Taste of Bordeaux“?
Willkommen bei Zinni auf Reisen mit meinem neuen Reisebericht über eine Fluss-Kreuzfahrt mit der AmaDolce in der Gegend um Bordeaux mit dem Schwerpunkt Rotwein.
Eine Warnung vorweg: Diese Urlaubsschilderung bietet, wie gewohnt auf diesem Portal, garantiert uninteressante Einblicke aus monotonen Gegenden, akribisch nicht recherchierte Recherchen, immergleiche öde Trinkgelage-Erzählungen und nur höchstenfalls mittelmäßige Scherze mit schlechten Wortspielen. Das belanglose Geschriebene sorgt eher für Langeweile als für Unterhaltung. Nicht nur Didi Hamann und Lothar Matthäus sehen bei meinen Berichten keinerlei Weiterentwicklung. Wenigstens passte der gelungene „Tuchel-Konter“ dazu, wenn bekannt. Ich wünsche dennoch viel Spaß beim Lesen!
Ich bitte um Entschuldigung und Verständnis für diese banalen Vorworte. Mein Redakteur, der sonst immer die frisch-frechen Einführungen schreibt, war im Urlaub und ich musste dies selbst erledigen.
Kreuzfahrten mit einem Schiff der AmaWaterways-Flotte sind meine Favoriten auf Flüssen. Nach einigen vorherigen Reisen mit dieser Gesellschaft war meine letzte Fahrt im August 2023 mit der AmaCerto auf dem Rhein und dem Main von Basel nach Nürnberg:
Eine Fahrt mit der AmaDolce durch die Umgebung von Bordeaux in Frankreich hatte ich bereits für den Juni 2023 gebucht. Diese, vom Veranstalter „Taste of Bordeaux“ genannt, musste ich bedauerlicherweise krankheitsbedingt kurzfristig absagen.
Die Leitung der Kundenzentrale von AmaWaterways in der Person von Andy Burt hatte sich daraufhin sehr kulant verhalten, so dass ich diese Fahrt unbedingt noch einmal angehen wollte. Leider waren meine Wunschtermine im September 2023 bereits ausgebucht, ich konnte nur eine Abfahrt Ende des Oktobers im gleichen Jahr bekommen. Etwas Bedenken hatte ich, dass es zu dieser Zeit in Südfrankreich etwas nass werden kann. Letztlich entschied ich mich für die Fahrt, trotz meiner Wolkenbruch-Befürchtung. Wie immer mit einer Hotel-Übernachtung in der Nähe des Abfahrtshafens vor Fahrtbeginn, um einen Anreisestress zu umgehen.
Dies war die geplante Route:
Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von AmaWaterways
Kurz vor Beginn der Tour waren die Wetter-Vorhersagen mehr als mies. Ich befürchtete, dass es zwischen dem 25.10.2023 und dem 2.11.2023 zu einem Rekord an Anzahl der Regenschauer in dieser Region seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 gibt und dies sogar nicht nur den lokalen Zeitungen eine Meldung auf der Titelseite wert ist.
Da bei dem damaligen miesen Wetter in meiner Heimat sich ein Wegfliegen angeboten hatte, war ich trotzdem froh, von dort aus die Flucht anzutreten. Bei meiner gebuchten Kreuzfahrt lag der Schwerpunkt auf Rotwein-Proben, und diese sind meist in Innenräumen. Ich freute mich auf den Ausflug, es wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre. Oder um es mit Matthäus-Worten auszudrücken: „I look not back, I look in front“!
Der Wert der Niederschlags-Wahrscheinlichkeit bei meinen Überschriften bedeutet, dass es in etwa prozentual wie angegeben mindestens einmal an diesen Tag regnet oder schneit. Bei einem Wert von 93 % kann mit einer hohen Sicherheit von einem Unwetter ausgegangen werden. Es bedeutet aber nicht, dass es 93 % der Zeit an diesem Tag feucht wird.
Bordeaux, 25.10.2023-26.10.2023
Niederschlags-Wahrscheinlichkeit: 93 %, Weinprobe: Nein, Hafenbier: Ja
Der Flug von Frankfurt nach Bordeaux
Am 25.10.2023 fuhr ich mit einem Taxi zum Flughafen von Frankfurt am Main. Dort angekommen, hatte ich, nur mit Handgepäck ausgestattet, bei der Sicherheits-Kontrolle keine Wartezeit und war in zwei Minuten damit durch. Anschließend war mein Flughafen-Bier verdient. Ein Prost von der Hausmann’s Bar im Flughafen Frankfurt am Main, mein gewohnt letzter Stopp bis zum Boarding, gelegen im Terminal 1 im A-Bereich:
Danach lief ich zum Gate und konnte nach der Ankunft umgehend in das Flugzeug einsteigen. Über den Wolken hatte ich den Service genossen. Der Flug war kurz, klasse und entspannend:
Nach der Landung in Bordeaux, regnete es vor Ort wie erwartet ohne Ende:
Von der Witterung her gesehen wäre es wohl das Beste gewesen, unmittelbar von dort aus den nächsten Abflug in die Karibik zu nehmen.
Das Taxi benötigte staubedingt eine Stunde Fahrzeit für die 15 Kilometer vom Flughafen zum Hotel in der Innenstadt. Bereits bei der Fahrt spürte ich bei meinen Kontakten mit dem Fahrer die Lebensweisheit Im Land: „Sprichst du französisch, fahre nach Frankreich. Sprichst du englisch, bereise die Welt“. Mit Fremdsprachen kommt man in diesem Land nicht viel weiter. Touristische Dienstleister ausgeschlossen, aber einen Passanten egal welchem Alter etwas fragen außer auf Französisch ist meist erfolglos.
In Bordeaux
Als ich endlich im gebuchten Hotel „Quality Hotel Bordeaux Centre“ eingetroffen war, hörte ich beim Einchecken gerne diese Nachricht (auf Englisch!): „We have good news. You booked a single room, but we have a big upgrade for you“. Das höre ich immer wieder gerne und verstehe sogar ich. Nur das Wetter vor Ort war absehbar mies, dafür konnte das Hotel natürlich nichts.
So lief ich zuerst nur etwas in der nahen Umgebung herum, und war am Grand Théâtre vorbeigekommen:
Da der Dauerregen bedauerlicherweise angehalten hatte, ging ich wegen des Schmuddelwetters so schnell wie möglich wieder zurück zum Hotel. Doch war mir dabei ein Lokal in die Quere gekommen, dieses musste ich folgerichtig natürlich betreten. Im „The Houses of Parliament“ Pub war ich in meiner eigenen kleinen Zinni-auf-Reisen-Welt:
Jeder kann etwas gut. Ich zum Beispiel kann gut in einem Lokal sitzen. Und gebe mein Geld bevorzugt in Bars aus. Heißt ja nicht umsonst Bargeld!
Das Bier schmeckte und die überdies bestellte Salamiplatte war optimal für meine Bedürfnisse:
Der Auftakt der Spritztour war nass, aber dennoch gelungen.
Während des Auscheckens am nächsten Morgen erwähnte das Hotel-Personal zu mir „Your Bill“. Wobei ich doch Gerald heiße, merkwürdig.
Als mein vom Hotel vorbestelltes Taxi zur AmaDolce angekommen war, standen bereits stolze 15 € Anfahrts-Kosten auf dem Taxameter. Ich fand das übertrieben, kannte aber die lokalen Verhältnisse nicht. Auch auf dieser Fahrt standen wir im Stau, diese kurze Strecke gelaufen wäre schneller gewesen. Überrascht war ich bei der Ankunft, dass der Fahrer 10 € weniger als der angezeigte Fahrpreis verlangt hatte. Vielleicht hatte er den Grundpreis falsch eingetippt und dies gemerkt.
Auf der AmaDolce
Nach dem Einchecken auf der AmaDolce und einer kurzen Wartezeit in der Lounge konnte ich meine schicke Heimat für die nächsten 7 Tage auf der AmaDolce beziehen:
Hier lag ich immer richtig! Nur der dortige Schuhlöffel im Gegensatz dazu war völlig ungeeignet, um damit ordentlich meine Schuhe zu essen! Schade:
Nach dem Motto: „Ich verschönere jeden Raum, wenn ich rausgehe“, blieb ich nicht lange in der Kabine, denn das Bar-Personal hatte nach mir gerufen:
Wenn von Interesse, hier der Grund für meine kurzen Haare: Ich war einmal beim Friseur und konnte mich dort nicht entscheiden. Also warf ich eine Münze, es ging um Zopf oder kahl. Seitdem bin ich nahezu haarlos auf dem Kopf.
Bei dem miesen Wetter ging ich nicht mehr, wie von mir ursprünglich geplant, hinaus für ein Hafenbier. Ich blieb lieber in meinem neuen Wohnzimmer während meines Aufenthaltes an Bord.
Nach dem Willkommens-Cocktail und der darauf folgenden Sicherheitseinweisung ging ich in das Restaurant zum Welcome Dinner:
Diese Speisekarte wurde im Format Dinner 4 gedruckt!
Ich eröffnete damit offiziell die Rotwein-Proben-Kreuzfahrt:
Ich hatte diesen Wein wie gewohnt ohne ein Wasser dazu getrunken, denn ich trinke doch nicht durcheinander. Der Deutsche Verband der Rotwein-Liebhaber (DVRL) kann stolz auf mich sein.
Bei dem nachfolgenden Absacker war ich der einzige Gast in der Bar. Das ist für einen Anreisetag normal bei einer Kreuzfahrt wegen der meist langen Anfahrt der Passagiere. Deshalb konnte ich natürlich die Musik nach meinem Geschmack gestalten. Normal hat nur der Kapitän den Steuer-Vorteil beim Navigieren auf einem Schiff, an diesem Abend hatte ich diesen bei der Musik-Auswahl. Selbstverständlich wünschte ich mir dementsprechend auch dieses Lied. Das musste sein und ist bestimmt keine Überraschung für jene, die mich kennen:
Video von der abendlichen Musik auf der AmaDolce, 14 Sekunden Laufzeit
Später gab einen triftigen Grund, in die Kabine zu gehen: Die Kellner wollten ins Bett.
Libourne, 27.10.2023
Niederschlags-Wahrscheinlichkeit: 100 %, Weinprobe: Ja, Hafenbier: Ja
Unterwegs mit der AmaDolce
+++ Eilmeldung: Die führenden Meteorologen im Lande schwärmten an diesem Vormittag von einem „Traum-Wetter“ +++.
Denn trotz der üblen Prognosen regnete es vor Ort einmal nicht, wer hätte das gedacht:
Wir verließen nach dem Frühstück die Stadt Bordeaux und fuhren mit der AmaDolce zuerst die Garonne entlang, ein Fluss, der in Nord-Spanien entspringt:
Weiter ging es zum Ästuar Gironde und von dieser Bucht aus direkt zu deren zweiten Zubringer-Fluss Dordogne:
Unterwegs sahen wir die Stadt Bourg, die wir an einem Folgetag anlaufen werden. Der erste Blick darauf sah interessant aus und ich hoffte insgeheim, dass wir auch später dort so ein Wetter haben werden:
Draußen zu sitzen wollte ich nicht, denn es war mir zu kalt dort. Der Sekt schmeckte mir auch in der Lounge:
Wobei die Wetter-Sensation ausgeblieben war und es begonnen hatte zu regnen:
Zum Glück setzte nachfolgend der Niederschlag aus, als wir die Stadt Libourne erreicht hatten:
Von dort aus wurden drei unterschiedliche Ausflüge zu der Stadt Saint-Émilion angeboten, bei AmaWaterways sind grundsätzlich die Ausflüge inkludiert. Je nach Vorlieben gab es einen mit dem Fahrrad, einer mit Freizeit und einer mit einer Weinprobe. Ich denke, es ist keine Erklärung nötig, welchen ich ausgewählt hatte.
Château de Pressac
Nach einer kurzen Busfahrt hatte meine gebuchte Exkursion direkt mit der Rotwein-Degustation begonnen. Der Veranstalter hatte sich dafür die Weinkellerei Château de Pressac, die in der kleinen Gemeinde Saint-Étienne-de-Lisse liegt und nur wenige Kilometer von Saint-Émilion entfernt ist, ausgesucht. Wir betraten das Gelände mit dem schlossähnlichen Prachtbau, der auf einem 42 Hektar großen Hochplateau thront bei einsetzenden Regen:
36 Hektor von dem Gelände sind mit Reben bepflanzt:
Der Ursprung des Anwesens geht auf das Jahr 1737 zurück. Im Jahr 2012 wurde der Betrieb erstmals als „Grand Cru Classé“ klassifiziert. Von der Jahresproduktion von 90 000 Flaschen sind etwas über 70 % Merlot-Weine, der Rest verteilt sich entsprechend auf Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Carmenère Noir de Pressac und Petit Verdot:
Von der Lager-Kapazität her ist dort anscheinend noch Potenzial für eine Erweiterung dieser Menge vorhanden:
Danach wurde es ernst, denn unsere erste Rotwein-Probe stand an. Über 10 000 Besucher testen die Weine im Jahr, und der Zinni war demzufolge nun auch einer davon, der am weinen war:
Zu den auserlesenen charaktervollen Rotweinen wurde zudem Brot, Käse, Salami und Trockenfrüchte gereicht:
Ich war mir bei diesem „Fingerfood“ wie ein Kannibale vorgekommen.
Saint-Émilion
Nach diesem gelungenen Weintest fuhren wir weiter zu der mittelalterlichen Stadt Saint-Émilion, mit ihren fast 2 000 Einwohnern. Die Ortschaft und das umliegende Weinbaugebiet wurden im Jahr 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt:
In der Felsenkirche hatten wir einen längeren geführten Aufenthalt, hier der Eingang:
Das Gotteshaus wurde zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert aus dem massiven Felsen herausgeschlagen und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe deklariert. Bei mir war im dortigen Untergrund eine „Indiana-Jones-Stimmung“ aufgekommen. Belegen kann ich das nicht, denn Fotografieren war in der Kirche leider verboten.
Man sollte jeden Tag etwas haben, worauf man sich freut. Ich zum Beispiel bin bei einer Kreuzfahrt jeden Morgen frohgestimmt darauf, später ein Hafenbier zu trinken. Mit diesem beendete ich den klasse Ausflug:
Im Anschluss daran fuhren wir zurück nach Libourne zur AmaDolce. Es war ein toller Ausflug, auch, weil das Wetter gepasst hatte.
Aber damit war der Tag noch nicht beendet. Nach dem Abendessen waren noch lokale Entertainer in der Lounge, die Gruppe „The Candies“. Ich war bei diesem Auftritt sprachlos, denn diese Show war genial:
Video von der Gruppe „The Candies“ auf der AmaDolce, 21 Sekunden Laufzeit
Mehr fällt mir dazu nicht ein. Ich mag AmaWaterways von ganzem Herzen, die wissen, was sie tun. Ich war mir wie ein UFO vorgekommen, ein Unheimlich Fröhliches Objekt. Mal nebenbei bemerkt, wenn man ein gewöhnliches UFO erkennt, ist es nur noch ein FO. Wenn es gelandet ist, nur noch ein O.
Blaye, 28.10.2023
Niederschlags-Wahrscheinlichkeit: 24 %, Weinprobe: Ja, Hafenbier: Nein
Château de la Rivière
Nach dem aufregenden Vortag freute ich mich folgerichtig am nächsten Tag auf einen weiteren Aufenthalt auf der AmaDolce und der Erkundung der Gegend rund um Bordeaux.
Den Vormittag blieben wir noch in Libourne. Entscheiden konnten wir uns in dieser Zeit zwischen einem Spaziergang durch die Landschaft, der Besuch eines lokalen Marktes oder ein „Fronsac Wine Tasting“. Ich möchte nicht erneut langweilen mit der Frage nach meiner Entscheidung. Auch wenn es grundsätzlich zu früh für mich für so etwas gewesen war. Vor der Exkursion wäre ich gerne Dornröschen gewesen. Nur ohne den Prinzen, ausschlafen hätte mir gereicht.
Die Schlafbedürftigkeit war aber schnell vergessen. Erneut wurde ein beeindruckendes Weingut in der Weinbauregion Bordeaux von den Verantwortlichen der AmaDolce auserkoren. Im Weinbaugebiet Fronsac besuchten wir das Château de la Rivière:
Mit über 65 Hektar Rebfläche ist es das größte Weingut in diesem Gebiet:
Inhabern bringt das Weingut offenbar Unglück. Im Jahr 2003 starb der Eigentümer bei einem Flugzeugabsturz, zehn Jahre später sein Nachfolger zusammen mit seinem Nachkäufer bei einem Hubschrauber-Unfall.
Die Weine sind zu zwei Dritteln mit Trauben der Sorte Merlot bestockt, weitere setzen sich aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Petit Verdot zusammen:
Die Weinkeller dort sind einzigartig. Eine Reihe von alten Steinbrüchen, die im 18. Jahrhundert gegraben wurden, werden als große Lagerflächen für die Weinfässer genutzt und sorgen überdies für eine märchenhafte Atmosphäre:
Sie umfassen 8 Hektar oder auch 25 Kilometer Stollen. Die Weine werden bei 13 °C gelagert, bei einer Luftfeuchtigkeit von 100 % und außerhalb der Besucherzeiten bei absoluter Dunkelheit. Einige Räume werden auch als Probierstube genutzt:
Wir dagegen verließen nach der ungewöhnlichen Tiefgeschoss-Führung die Niederungen und kosteten den Wein über der Erdoberfläche:
Ich musste nun wie die Römer herausfinden, in welchem Wein die Wahrheit liegt:
In vino veritas! Die ausgesuchten Weine hatten für mich einen angenehmen und fruchtigen Geschmack. Und ich wüsste in der Folge darauf nichts, was gegen eine erneute Weinprobe an einem Vormittag sprechen soll.
Unterwegs mit der AmaDolce
Zufrieden mit dem Gebotenen zurück auf der AmaDolce fand ich auf meiner Kabine ein Wein-Präsent von der Crew:
Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Ich mag AmaWaterways und ich bilde mir ein, die mich auch. Vielleicht auch unter anderem, weil ich dem Personal stets auf allen Fahrten eine Tüte mit Süßigkeiten für ihre Pausen spendiere.
Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg von Libourne nach Blaye. Auf dem Schiff war eine herrliche Ruhe bei einer sorglosen und ungezwungenen Stimmung. Ich hatte das genossen. Es hatte meiner Seele und den Knochen gut getan, in der Lounge etwas zu trinken und dabei lediglich mir die Gegend der Gironde ansehen:
Ist es nicht schön, wenn man eine Entspannungspause vorhat, dazu in die Kabine geht, diesen Ausblick dabei hat und innerlich denkt Herrlich beim Genießen dieses Szenarios:
Zumindest ich finde das klasse und freute mich dabei auf die kommenden Erlebnisse auf der AmaDolce und natürlich auch auf die Begebenheiten an Land.
Blaye
Am späten Nachmittag waren wir in Blaye angelangt, eine Stadt mit fast 5 000 Einwohnern im Département Gironde:
Der Abend wurde gemütlich. Das Abendessen wurde nach den Leitsätzen der „Chaîne des Rôtisseurs“ serviert. Das ist eine internationale gastronomische Gesellschaft, die nahezu 25 000 Mitglieder in über 80 Ländern hat.
Danach spielte in der Lounge die Gruppe „La Douce France Strings“ klassische Musik. Das war jetzt nichts, was bei mir Begeisterungsstürme erzeugt hatte, aber war vom Können her gelungen. Es muss ja nicht jeden Abend eine Party sein:
Video von der Gruppe „La Douce France Strings“ auf der AmaDolce, 14 Sekunden Laufzeit
Ich dachte bei diesem Lied umgehend an den für mich unvergessenen Eistanz in Sarajevo bei den Olympischen Spiele im Jahr 1984 von Jayne Torvill und Christopher Dean mit ihrem legendären Bolero. Das berührt mich heute noch. Jüngere Leser können damit wahrscheinlich nichts anfangen und denken bei dem Lied höchstens an Bo Derek, aber das ist ja auch schon lange her.
Bourg, 29.10.2023
Niederschlags-Wahrscheinlichkeit: 86 %, Weinprobe: Ja, Hafenbier: Ja
Blaye
Am folgenden Tag in der Frühe hatten wir vor der Abfahrt zum nächsten Hafen noch genügend Zeit, um einen Blick auf die Stadt Blaye werfen zu können. Zuerst unternahm ich das alleine. Fast direkt an der Anlegestelle liegt die im 17. Jahrhundert errichtete Zitadelle von Blaye. Sie ist errichtet worden, mit fast gleichzeitig zwei weiteren auf dem Ort vorliegenden Inseln in der Gironde, um den Hafen von Bordeaux vor Angriffen der Engländer und Spanier zu beschützen:
Zwei ehemalig mit Wappen geschmückte Tore bilden den Zugang zu diesem Gelände:
Die meist begehbaren Mauern umschließen ein Areal, das bis zum Ersten Weltkrieg eine Garnison beherbergte. Die militärischen Einrichtungen im Inneren wurden fast alle abgerissen. Nun wohnen dort 100 Einwohner in Wohnhäusern, mit anliegenden Restaurants, Kunstläden und ein Museum:
Mir hatte es dort gefallen, durch die charmanten Wege zu laufen:
In der Allée des Arts sind regelmäßige Kunst-Ausstellung zu betrachten:
Nur diese Katze war anscheinend nicht über meinen Besuch erfreut bei diesem Blick:
Angriffsbereit war sie zum Glück nicht, Glück gehabt. Als ich die Teilnehmer von unserem Schiff bei geführten Touren durch die Anlage gesehen hatte, schloss ich mich einer an. Einige Fragen von mir waren offen, diese wurden fachkundig von dem lokalen Reiseleiter mir beantwortet.
Hernach hatte ich mir noch die Zeit für ein zwei Hafenbier genommen. Lieber aber mit einem Bier aus Belgien, anstatt einer Plörre aus Frankreich:
Wo ein Wille ist, ist auch ein Hafen-Bier.
Bei dem folgenden Mittagessen im Restaurant der AmaDolce wurden unter anderem auch frische Austern serviert:
Ich hatte meinen Freunden zu Hause als Mitbringsel einige von diesen mitgebracht. Diese wurden bis zu meiner Rückkehr ungekühlt in meiner Kabine gelagert, denn mein Kühlschrank war mit Getränken belegt, das hatte Priorität. Kurz nach meiner Übergabe wurden alle Beschenkten ärztlich behandelt, mit dem Verdacht auf einer schweren Lebensmittelvergiftung. Wer weiß, was die möglicherweise gegessen hatten. An den Muscheln kann es nicht gelegen haben, denn zumindest während der Kreuzfahrt hatte niemand ein Problem damit.
Bourg
Danach fuhren wir die kurze Strecke von Blaye nach Bourg, eine französische Gemeinde mit etwa 2 300 Einwohnern. Dafür waren dabei lediglich 13 Kilometer zu bewältigen. Für viele geruhsame Stunden aus dem Fenster während der Fahrt zu schauen, war diese Kreuzfahrt nicht geeignet.
In Bourg hatte es mir auf Anhieb gefallen. Bis auf das Wetter fand ich es cool vor Ort:
Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein:
Das Waschhaus wurde im Jahr 1868 errichtet und noch bis in die 1990er Jahre genutzt:
Ich fand den Ort toll, aber trotzdem war es für mich ein „No Village for Old Men“ wegen der vielen Stufen:
Für die Passagiere der AmaDolce wurde eine exklusives „Fête le Vin“ in der Maison des Vins des Côtes de Bourg veranstaltet:
Ich freute mich darauf, denn ich war überzeugt, dass das Event gelungen wird.
Ich war der erste Passagier, der im Lokal eingetroffen war. Alle anderen waren noch auf einem Stadtrundgang, auf den ich keine Lust hatte:
Nachdem nach und nach alle anderen Gäste eingetrudelt waren, konnte die „Exclusive Bourg Wine Celebration“ beginnen. Natürlich wurden unterschiedliche Weine ausprobiert, lokale Snacks dazu gereicht und es gab ein Live-Auftritt mit traditioneller Musik:
AmaWaterways bekommt es hin, dass dies Spaß macht, ohne in Kitsch oder Klamauk auszuschweifen:
Video von dem Wein-Event in der Maison des Vins des Côtes de Bourg, 23 Sekunden Laufzeit
Das „Weinfest“ hatte mir viel Freude bereitet:
Zurück auf der AmaDolce war ich so frei, mich umgehend bei unserem wunderbaren Kreuzfahrt-Direktor Louis für dieses klasse Event zu bedanken. Er ist ein toller Mensch und hatte die Organisation der Ausflüge perfekt im Griff:
Fort Médoc, 30.10.2023
Niederschlags-Wahrscheinlichkeit: 87 %, Weinprobe: Ja, Hafenbier: Nein
Wir hatten am folgenden Tag einen Fluss-Vormittag, da durfte es auch einmal ein Glas Sekt zum Frühstück sein:
Wir fuhren nur 22 Kilometer entlang der Gironde von Bourg nach Fort Médoc, meist bei Regen.
Ich war aber beruhigt, denn für den Nachmittag war ein Grand Cru Classé Wine Tasting angekündigt. Für so etwas spielt das Wetter keine Rolle.
Kurz vor dem Mittagessen waren wir in Fort Médoc angelangt. Dass dieser Ort keine Großstadt ist, sieht man bereits an der Anlegestelle:
Dort ist nur das gleichnamige Fort, sonst nichts. Es wurde im Jahr 1689 auf Befehl von Ludwig XIV. erbaut und hat das klassische Aussehen einer Befestigungsanlage:
Leider gab es keine Chance auf ein Hafenbier. Aber wenigstens das Wetter hatte sich in diesem skurrilen Umfeld gebessert:
Während der Saison ist das Fort täglich für Besichtigungen geöffnet, bei uns war alles geschlossen. Dafür hatte ich das Vergnügen zu beobachten, wie ein junger Hund gelernt hatte, Schafe zu hüten. Erstgenannter hatte sichtbar seinen Spaß und letztgenannte waren gelassen dabei. Die scheinen das anscheinend öfter zu tun und sind es gewohnt. Ich fand es süß:
Vor der Weinprobe ging ich noch etwas baden, ehe ich zurück zur AmaDolce gelaufen war:
Das Mittagessen an Bord endete in einem kleinen Desaster. Dem Personal war bekannt, dass ich keinen Knoblauch vertrage, aber die servierten Muscheln wurden trotzdem mit „Knobi“ serviert. Das übel riechende Lauchgemüse produziert aus Eigenschutz stark stinkendes Allicin, damit ihn niemand isst. Warum Menschen so etwas dennoch konsumieren, verstehe ich nicht. Wer kennt ihn nicht, den Satz des Pitagyros: „Hast du Zaziki im Essen, kannst du Reisen vergessen“.
Château Gruaud-Larose
Am Nachmittag fand die angekündigte Weinprobe statt. Wir fuhren dazu mit einem Bus zu dem Château Gruaud-Larose und dessen Gutshaus, ein zweistöckiges mehrflügeliges Herrschaftshaus. Es wurde im 1725 erbaut und war bisher nur im Besitz von vier Familien:
Die Betriebsgröße erstreckt sich über 82 Hektar:
Der Turm auf der linken Seite dieses Bildes dient als Aussichtsplattform. Dort angekommen, hatten wir einen guten Überblick über das Gelände bekommen:
Die Weinproduktions-Hallen sahen mir durch den Einsatz von computerunterstützter Spitzentechnologie eher wie ein Labor als eine Kelterhalle eines alteingesessenen Weinguts aus:
Die Fässer in den Weinlagerbereichen waren makellos aufgereiht und sahen in jeder Hinsicht paradiesisch aus. Dort lagern Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot:
Später beim Eintreten machte die Probierstube einen gediegenen Eindruck:
Es war bereits alles vorbereitet für unsere nächste Weinprobe:
Die mir servierten klassischen und trockenen Rotweine des Weinguts mundeten, sie waren kräftig, mit einem saftigen Geschmack:
In den „Brunnen“ rechts auf dem Bild kann man übrigens den nicht getrunkenen Rest eines Weins schütten oder ausspucken, bevor man die nächste Probe kostet. Bei mir bleibt so etwas immer unbenutzt.
Château Cos d’Estournel
Bei der Rückfahrt zur AmaDolce hatten wir weiterhin noch bei einem weiteren interessanten Gebäude mit dem Bus angehalten, das Château Cos d’Estournel, eines der berühmtesten Weingüter von Bordeaux:
Die Fassade wirkt geradezu märchenhaft:
Denn die Gebäude sind an architektonischen Vorbildern aus Arabien und Indien orientiert, zu denen ein früherer Besitzer Geschäftsbeziehungen unterhielt. Deshalb ist dieser Turm in der Umgebung des Schlosses, der auch zu einer Landschaft in Irland passen könnte, auch garantiert nicht aus dem Mittelalter:
Eine kurze Zeit später fing es allerdings wieder an zu regnen, Frankreich im Herbst 2023:
Trotzdem war es eher ein Glückstag für mich, auch wegen dieses Regenbogens:
Weiterhin hatte mich zurück auf der AmaDolce ein Crewmitglied zum Abendessen am „The Chef’s Table“ eingeladen. Das ist ein kleines und edles Restaurant an Bord. Von selbst wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dort zu reservieren, aber hier konnte ich nicht nein sagen.
Hatte ich schon einmal erwähnt, dass es klasse an Bord der AmaDolce war? Kein Wunder, bei so einer romantischen Stimmung:
Das war aber noch lange nicht das Ende dieses fantastischen Tages, denn später spielte die Gruppe „Sunshine Bross“ für uns. Der Auftritt war wieder einmal genial. Es hatte nichts mit der Gegend oder Frankreich zu tun, das war uns aber auch egal. Die Stimmung war prächtig:
Video von der Gruppe „Sunshine Bross“ auf der AmaDolce, 10 Sekunden Laufzeit
Einfach gesagt, der Abend war klasse:
Ich vermute, dass alle an Bord an diesen Abend glücklich waren:
Bordeaux, 31.10.2023
Niederschlags-Wahrscheinlichkeit: 87 %, Weinprobe: Nein, Hafenbier: Nein
Schloss von Roquetaillade
In der Nacht erreichten wir wieder Bordeaux. Am folgenden Morgen regnete es dort, wie so oft auf dieser Fahrt:
Ursprünglich war geplant, in Cadillac-sur-Garonne anzulegen, eine Gemeinde an der Garonne. Wegen ungünstiger Gezeiten-Zeiten war dies nicht möglich. So starteten die Ausflügen dorthin von der AmaDolce in Bordeaux aus.
Wunder gibt es immer wieder, besang schon Katja Ebstein. Wie auch an diesem Tag, denn ich hatte mich NICHT für eine Weinprobe entschieden! Da ich gewarnt wurde, dass beim „Sauternes Wine Testing“ ausschließlich süße Weine angeboten werden, die ich wiederum zum Weinen finde, buchte ich auf einen Ausflug zum Schloss von Roquetaillade um. Trotz des deutlichen Hinweises bei der Ausschreibung „No wine tasting on this Excursion!“.
Das Schloss wurde ab dem 14. Jahrhundert als befestigte Anlage auf einem rechteckigen Grundriss mit vier Ecktürmen und einem Donjon (auf Deutsch zugleich Wohn- und Wehrturm) in der Mitte erbaut. Dieser Bergfried ist die Besonderheit der Anlage und unterscheidet sich dadurch deutlich von den Ritterburgen im Vereinigten Königreich::
Der Name Roquetaillade bedeutet auf Deutsch In den Fels gehauen. Die Lokation diente wiederholt als Drehort für Kinofilme und TV-Produktionen wie den Liebesfilm „Sunday Lovers“ mit Roger Moore oder die Kriminalkomödie „Fantomas bedroht die Welt“ mit Louis de Funès:
In der Anlage befindet sich auch eine christliche Kapelle, die wir besichtigen konnten:
Im Anschluss besuchten wir den kleinen Innenhof des Schlosses:
Im Rahmen einer Führung wurden uns nachfolgend die Innenräume präsentiert. Dabei durfte nicht fotografiert werden, schade, denn manche Räume waren interessant eingerichtet.
Cadillac-sur-Garonne
Unser Busfahrer brachte uns danach sicher nach Cadillac-sur-Garonne, eine Gemeinde mit fast 3 000 Einwohnern, wo wir geplant über die Nacht gelegen hätten. Mein erster Eindruck war gut, nach diesem Blick auf den kleinen Ort von einem Stadttor aus:
Nur mit Hochwasser scheinen die Einwohner ihre Probleme zeitweise, aber regelmäßig zu haben bei einem Höchststand von 12,50 Metern, auch wenn dieser bereits im Jahr 1770 stattgefunden hatte:
Ich war trotzdem begeistert von der Lage dieses Cafés um die Ecke und hatte es umgehend erworben:
Dieses werde ich zu einer Braustube ausbauen. Im Rahmen einer zweiminütigen Projektarbeit über digitale Wege hatte ich zusammen mit einem fachkundigen Experten aus dem Hessen-Nachbar-Bundesland Rheinland-Pfalz erarbeitet, es „La Brasserie des Château de Gerald“ zu nennen. Ich lasse meine geschätzte Leserschaft über den Termin der Eröffnung wissen. Ich freue mich darauf, und hoffe, möglichst viele davon als Stammgäste begrüßen zu können, egal wo sie wohnen. Darauf ein: À la vôtre von Gerald!
Auch in Cadillac-sur-Garonne besichtigten wir einen Palast, das „Herzogliche Schloss von Cadillac-sur-Garonne“:
Das Gebäude wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Die Führung durch die unterschiedlichen Säle hatte sich gezogen, jeder vorhandener Stuhl dort wurde langwierig erläutert.
Bedauerlicherweise gab es dadurch bei diesem Ausflug keine Freizeit und somit kein Hafenbier und keine Weinprobe für mich. Zum Abstinenzler führte mich das aber nicht, denn zurück auf der AmaDolce in Bordeaux hatte Halloween das Kommando übernommen, und dies wurde kräftig gefeiert:
Es wäre unhöflich gewesen, da nicht mitzumachen.
Hernach verabschiedete ich mich von der Sonne:
und ging der üblichen Abendessen-danach-Bar-mit-Musik-anhören Routine nach.
Bordeaux, 1.11.2023
Niederschlags-Wahrscheinlichkeit: 99 %, Weinprobe: Ja, Hafenbier: Ja
Halles de Bacalan
Tags darauf hatte ich am frühen Morgen das mittlerweile gewohnte Bild, denn ich sah Bordeaux bei November-Regen:
Da dieser den ganzen Morgen lang anhalten sollte, schenkte ich der Firma AmaWaterways den von mir vorgesehenen Stadtrundgang und war an Bord geblieben. Meine Knochen bedankten sich darüber im Voraus, denn das viele Stehen und Gelaber im Château in Cadillac-sur-Garonne am Tag vorher war denen nicht bekommen.
Erst als sich die Sonne hatte sehen lassen, hatte ich Weichei die AmaDolce verlassen, um mir Bordeaux anzuschauen:
Aber so richtig auch nicht. Denn mein direkter Weg ging zu der Halles de Bacalan, eine Markthalle in der Großstadt:
Dort gibt es jede Menge Stände mit einem großen Angebot an Essen und Trinken. Und fast nur lokales, nicht wie zum Beispiel in Rotterdam mit lauter Asiaten und andere nicht zum Land passenden Angebote:
Der Grund, warum ich dort war, ist typisch für mich Kulturbanause: Den Stadtrundgang mit Kirchen der Stadt anschauen hatte ich geschwänzt, aber mich der Ausflugs-Gruppe angeschlossen, als es um das abschließende Essen und Trinken ging. Denn in dieser Markthalle gab es nach dem kulturellen Programm ein „Les Halles Market Tasting“, da wollte ich natürlich teilnehmen. Es wurden lokale Produkte serviert, wie hier diese Austern:
Und natürlich Rotwein, wenn auch nur aus Plastik-Becher:
Ein Prost auf diese gelungene Schiffsreise! Sie war alles andere als Käse, auch wenn im Hintergrund von diesem Bild jede Menge davon zu sehen ist.
Bassins de Lumières
Für den Nachmittag können wir zwischen zwei Ausflügen wählen. Einer ging zur Cité du Vin, ein Weinbaumuseum und Freizeitpark zum Thema Wein. Das wäre passend zu der Devise der Kreuzfahrt gewesen, aber das Gebäude alleine fand ich bereits hässlich hoch drei und lernbereit für noch mehr Weinkunde war ich auch nicht richtig:
Die Alternative war die Show Bassins des Lumières, auf Deutsch Lichtbecken, die ich letztlich auch gewählt hatte. Diese ist eine Lichter-Schau und angeblich das weltweit größte digitale Kunstzentrum. Die Ausstellung befindet sich in einem 42.000 m² großen und 20 Meter hohen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Dieser wurde von den Nazis gebaut, als U-Boot-Stützpunkt genutzt und konnte später nicht gesprengt werden. Die Anlage erinnerte mich an den Film „Das Boot“:
Das Thema der Show während unseres Besuches war „Tim und Struppi“, was mich erfreute. Ich mag die beiden schon seit meiner Kindheit. Insbesondere die Blicke aus Struppis Hundeaugen sind unwiderstehlich:
In den Hallen angekommen, vergab ich mein erstes Attribut für die Anlage: „Ungewöhnlich!“:
Nur waren mir in den Hallen zu viele Besucher und es war dadurch überfüllt:
Laut unserer lokalen Reiseleitung war unser Besuchstag der mit den meisten Besuchern im Jahr. Es war ein Feiertag im Land und der letzte Ferientag. Auch wenn es hier nicht so aussieht:
Einige projizierten Bilder spiegeln sich nahezu unverzerrt in den Wasserflächen:
Gut und originell aufgemacht war es, aber für mich auch vereinzelt morbide, laut, befremdlich:
Oder auch düster, unheimlich und dunkel:
Vielleicht hilft dieses Video, um dieses zu demonstrieren:
Video von der Stimmung in den Bassins de Lumières in Bordeaux, 12 Sekunden Laufzeit
Meine Zinni-Welt war das nicht gerade. Es gibt aber Schlimmeres, und unterhaltsam war es:
Die gesamte Show dauert etwa eine Stunde und wird anschließend kontinuierlich neu gestartet. Das komplette Programm hatte ich mir aber nicht angetan:
Das hatte einen triftigen Grund, denn ein Hafenbier hatte auf mich gewartet:
Sogar ein nobles Grand Cru (auf Deutsch „Großes Gewächs“), zusätzlich auch Bio und dazu mit einem World Beer Award ausgezeichnet. Das ist doch etwas, auch wenn dafür ein Spitzenpreis verlangt wurde:
Nach der Rückkehr zur AmaDolce beim letzten Abendessen an Bord wurde an meinem Nachbartisch ein Tabasco-Bier bestellt. Das wurde genau so serviert, wie es sich anliest, ein Bier vom Fass mit einem Schuss Tabasco. Ich mag beides, aber bitte getrennt. Aber jedem das nach seinem Geschmack.
Zurück in die Heimat
Am nachfolgenden Morgen verließ ich die AmaDolce und fuhr zum Flughafen von Bordeaux. Nach der Sicherheitskontrolle war ich im Terminal A angekommen, und dort war es menschenleer. Ich kann mich an keinen Airport in dieser Größe erinnern, wo mir so etwas jemals passiert war:
Passend zu der Fahrt war das Wetter am Flughafen. Kurz vorher war noch strahlender Sonnenschein und nur etwas Zeit später regnete es in Strömen. Frankreich im Herbst halt:
Meine Befürchtung beim Einsteigen, dass es wegen des zu dieser Zeit wütenden Orkantief Ciaràn unruhig während des Fluges werden konnte, war zum Glück nicht eingetroffen. Nur die ersten paar Minuten des Fluges nach dem Start hatte es gewackelt, der Rest des Fluges war aber ruhig. Meine Besorgnis, dass kein Service durchgeführt werden kann, war zum Glück nicht eingetroffen. So konnte ich an Bord ein Bier genießen.
Kurz vor der Landung hatten wir einen Blick auf Offenbach und Frankfurt am Main:
und etwas später auf die Skyline von Frankfurt am Main:
Von einer Sonne war aber auch zurück in meiner Heimat nichts zu sehen. Am Wochenende nach meiner Kreuzfahrt wurden schwere Stürme in der Region Bordeaux mit Orkanböen bis 120 Kilometer pro Stunde vorhergesagt. Da hatte ich wohl noch Glück mit dem Wetter gehabt.
Nach der Rückkehr in die Heimat war viel Trubel rund um meine Wohnung. Der Grund war der jährlich stattfindende Hochheimer Markt, mit seinen geschätzten 100 000 Besuchern pro Tag, und das fünf Tage lang:
Dieser fand wie von mir gewohnt in Sichtweite von meinem Wohnzimmer statt. Beim Fernsehschauen konnte ich zusätzlich auch noch aktive Fahrgeschäfte anschauen. Ein Zappen wie beim TV war allerdings nicht möglich:
Nach der Kreuzfahrt und dem anschließenden Markt-Ende kehrte wieder Ruhe bei mir ein, und ich hatte Zeit gefunden, diesen Bericht zu erstellen.
Ich fand vieles während der acht Tage klasse und vollauf gelungen. Die Ausflüge waren spitze, die Service-Leistung an Bord war klasse, die Kabine war mehr als ausreichend für mich von der Größe her und so leise, dass ich immer sanft geschlafen hatte. Das Essen schmeckte, wenn es denn knoblauchfrei war. Nicht nur die 5 Weinproben und 4 Hafenbier-Lokationen sorgten an Land für eine nicht aufkommende Langeweile.
Kreuzfahrten mit AmaWaterways sind nicht vergleichbar mit jenen, die von deutschen Veranstaltern angeboten werden. Bei den Ausflügen gibt es große Unterschiede, bei AmaWaterways sind dieser exklusiver und ausgefallener. Auch die Unterhaltung besteht nicht aus den üblichen Bingo-Spielchen, sondern oft gibt es Livemusik. Ein paar Routen im Programm des Unternehmens sind noch offen bei mir, ich hoffe, die in den nächsten Jahren abfahren zu können. Neu ab dem Jahr 2024 sind Fluss-Kreuzfahrten mit dieser Gesellschaft in Kolumbien. Das liest sich spannend und unbekannt für mich an.
Vom Wetter war es für den Südwesten von Frankreich etwas zu spät von der Jahreszeit her. Mein ursprünglicher Termin im Sommer wäre wahrscheinlich besser gewesen. Aber leider war ja bei mir bekanntlich ein Missgeschick mit einem darauf folgenden Knochenbruch dazwischengekommen. Obacht geben, länger leben.
Ich hoffe, das Mitreisen und das Lesen von diesem Bericht hatte gefallen. Wer möchte, kann gerne Ende Dezember auf meinen Seiten für einen geplanten neuen Bericht schauen. Bis Anfang Dezember bin ich (hoffentlich) auf einer Kreuzfahrt ab und bis Athen zu Zielen im Mittelmeer, in der Türkei und Griechenland. Vorgesehen waren ursprünglich auch Destinationen in Israel und Ägypten, die Reederei hatte aber unmittelbar zu Beginn des Nahostkonflikts eingesehen, dass ein Anlaufen von diesen Häfen zu diesem Zeitpunkt nur sehr eingeschränkt zu empfehlen ist.
Zum Abschied ein Bild von einem brennenden Himmel über Hochheim am Main. Ein Santé oder auch ein Tchin-tchin darauf, liebe Grüße Gerald!
„Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – Sieh sie dir an.“
Kurt Tucholsky
Ein schöner Reisebericht, das macht richtig Lust auf Flusskreuzfahren in Frankreich 👍 – allerdings nicht zu der Jahreszeit 😉
Liebe Grüße
Danke für den Kommentar Steffi!
In der Tat, war etwas zu spät. Leider.
Liebe Grüße Gerald
Moin Gerald,
wie immer ein schöner Bericht, danke dafür! Aber mit Bordeaux-Weinen habe ich es trotzdem nach wie vor nicht so….
Für mich als Verfechter des gepflegten Rieslings gilt immer noch Strophe 2:
„….Weil so heiß dort das Blut ist
und der Wein dort so gut ist,
darum ist es am Rhein so schön!“
Wusstest du eigentlich, dass es tatsächlich ein „Hafenbier“ gibt?
https://beer-brauerei.de/project/hafenbier/
Liebe Grüße und eine schöne Kreuzfahrt im kanonendonnerfreien östlichen Mittelmeer
Frank
Danke Frank für den Kommentar!
Ich trinke meist das, was die Region bietet. Jetzt nur noch im Rheingau Urlaub machen, wegen dem Riesling dort, ist ja auch nicht der Knüller :-).
Das Hafenbier war mir nicht bekannt, auf nach Schillsdorf! Im Kiel gibt es ein Matrosenbier, das kenne ich.
Habe heute eine Hurtigrute-Expedition für den Januar angefragt. Wird bestimmt cool, wenn dies klappt.
Liebe Grüße
Gerald
Hallo Gerald,
ja, die Hurtigruten-Route mit Nordlicht sieht echt gut aus, hat auch einen guten PEPpigen-Preis und nach AMS kommt man ja auch gut….
Hoffentlich wird es was, allein schon wegen des Berichts 🙂
Gruß
Frank
Moin und danke für den Kommentar Frank!
Ich hoffe auch, dass es klappt, denn eine Alternative für den Januar finde ich nicht. Denn Langstrecke möchte ich nicht, und in Europa fährt nicht viel herum zu dieser Zeit.
Wird etwas kalt, aber wer friert ist faul oder dumm 🙂