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Reisebericht: Die Arktis pur erlebt, auf Expeditions-Kreuzfahrt in Grönland und Kanada mit der HANSEATIC inspiration
Frei nach dem Roman „Der alte Mann und das Bier“ von Ernest Beeraway
Hannover, 8.9.2023, 24 °C
Sonnenaufgang: 6:43, Sonnenuntergang: 19:54
Herzlich willkommen in meiner Selbsthilfegruppe der anonymen Kreuzfahrt-Süchtigen mit meinem Reisebericht über eine Expeditions-Kreuzfahrt mit der HANSEATIC inspiration von Grönland nach Kanada im September 2023 bei „Zinni-auf-Reisen“.
Wenn nicht bekannt, dieses Portal ist weltweit das größte, das über Reisen von Zinni berichtet. Nur diese Webseite wird alljährlich von dem Autor selbst mit dem begehrten „Zinni-auf-Reisen-Preis“ ausgezeichnet, jeweils mit einem Grußwort des Bundespräsidenten. Finanziert wird es durch Praktikanten-Ausbeutung, Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Pakistan und Bilanzfälschungen im hohen Ausmaß.
Genug der Lobhudelei. Ich habe mir vorgenommen, alle meine Wortspiele und Erfindungen auf meinen Webseiten zu streichen. Ich weiß nur bislang noch nicht, in welcher Farbe und wie das geht. Dafür bitte ich um Geduld.
Dieses Problem hatte ich nicht, als ich eine Kreuzfahrt mit der HANSEATIC inspiration von Grönland nach Kanada entdeckt hatte. Grönland ist eines meiner Lieblingsländer, vor dieser Reise war ich 14 Mal auf der Insel. Auch Kanada mag ich, und auf der geplanten Route waren viele neue Ziele für mich dabei, besonders in Kanada:
Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von
Hapag-Lloyd Cruises
Schnell war mir klar, dass ich diese außergewöhnliche Kreuzfahrt unternehmen werde, da ich im Jahr zuvor auch mit diesem Schiff von Grönland aus nach Kanada unterwegs war, allerdings auf einer unterschiedlichen Route:
Im Preis eingeschlossen war, wie im Jahr zuvor, der Hinflug von Hannover, die Heimat der TUI-Zentrale, nach Kangerlussuaq in der Mitte von Grönland. Wie üblich, buchte ich eine Übernachtung vor dem Abflug in der Nähe vom Abflugs-Flughafen und individuell den Rückflug von Toronto nach Frankfurt.
Am 8. September 2023 war es soweit. Am Anfang lief es noch gut. Ich hatte mich zu Hause vom Wachhund verabschiedet, fuhr mit einem Taxi von meiner Heimatstadt Hochheim am Main aus zum Flughafen von Frankfurt am Main und war ohne in einen Stau zu kommen, was auf dieser Strecke ansonsten öfter vorkommt, dort angekommen. Die Koffer-Abgabe und die Sicherheitskontrolle waren in drei Minuten erledigt. Das kalte Bier anschließend beim Warten auf den Flug nach Hannover war herrlich. Wie ich es im Terminal 1 gewohnt bin, wenn ich dort abfliege und bei Hausmann’s einkehre:
Anschließend lief es leider schlechter. Ich wollte ein zweites Bier bestellen und hatte dabei die Antwort bekommen, dass dies mindestens 15 Minuten dauern würde. So lange hatte ich keine Zeit bis zum Abflug und musste folgerichtig das Lokal wechseln. Aber auch da schmeckte das Bier.
Anschließend war ich pünktlich zum Boarding erschienen, da war für mich überraschend der Einsteige-Vorgang aber schon fast abgeschlossen. Als letzter bestieg ich den überfüllten Bus zu der Außen-Position des Flugzeugs, wo wir eine Ewigkeit von der hintersten Gate-Position am Flugsteig A im Terminal 1 zum anderen Ende des Flughafens gefahren waren. Am Flugzeug angelangt, warteten wir zudem eine Endlosigkeit, bis die Maschine zum Abflug bereit war.
Der 35 Minuten Flug selbst war, auch durch die zwei Bier und den servierten geräucherten Saibling, ein Klacks. Aber nach der Landung in Hannover und Erreichen des Terminals war die Tür zur Brücke defekt. Wieder dauerte es lange, bis jemand zum (erfolglosen) Reparieren gekommen war. Ein Bus musste organisiert werden, um uns letztlich doch erfolgreich ins Terminal zu bringen:
Gebucht hatte ich das Maritim Airport Hotel Hannover, das einfach zu Fuß vom Flughafen aus zu erreichen ist. Für einen Transfer mit einem Flughafentaxi dafür 7.000 € zu verlangen, fand ich etwas überteuert und lief deshalb lieber:
Im Hotel erschienen, hatte ich das Personal darauf hingewiesen. Diese baten mich, es der Zentrale zu melden. Das tat ich, leider ohne eine Antwort bekommen zu haben, ob das korrigiert wurde. Wenn nicht, ist das auch okay, sollen die sich doch weiterhin blamieren.
In die City zu fahren hatte ich keine Lust, viel Sehenswertes gibt es dort nicht. Zusammen mit einem Bekannten, der auf der gleichen Kreuzfahrt wie ich gebucht war, fuhren wir auf eine Empfehlung hin zum Paulaner-Biergarten in der vom Flughafen nahe gelegenen Stadt Langenhagen. Das Essen und Trinken war okay, da aber der Außenbereich direkt an einer Hauptstraße liegt, war es nicht so idyllisch wie erwartet.
Zurück im Hotel angelangt, ging ich noch einmal in die Bar, aber nicht üblich nur kurz und danach auf mein Zimmer. Beim anschließenden Blick aus dem Fenster hatte ich Gänsehauto bekommen:
Am nächsten Morgen lief ich Gänsehauto-frei mit meinem Bekannten, der mir zum Glück beim Gepäck transportieren geholfen hatte, zum Terminal. Ich stand auf der Warteliste für die Business-Class, aber am Check-in-Schalter war dafür wenig Entgegenkommen, dies zu verstehen, geschweige denn zu erklären, wie der Stand war. Weiterhin wurde jeder Kunde, der einen Wunsch hatte, seinen Sitzplatz zu tauschen (der willkürlich von der Gesellschaft selbst vergeben wurde, eine Reservierung war nicht möglich), strengt gerügt. Die Hapag-Lloyd Cruise Betreuung wollte uns das lautstark sogar verbieten, was ich während meiner 45-jährigen Arbeitszeit im Airline-Business noch nie erlebt hatte. Der Support am Flughafen von der Reederei war suboptimal, nur eingeschränkt zu empfehlen und ungewöhnlich für mich bei dieser Gesellschaft.
Wir ließen uns von dem lokalen Flughafen-Angestellten am Schalter trotzdem die Sitzplatz-Verteilung unbemerkt und dadurch straffrei vom Schiffs-Personal zeigen und notierten uns die wenigen freien Plätze. Da wir einer der letzten Fluggäste beim Einchecken waren, war die Chance sehr hoch, dass diese Plätze später beim Einsteigen auch frei blieben.
Auch am Gate war mein Nachfragen nach meinem Upgrade-Versuch erfolglos. Eine Motivation, meine Warteliste zu überprüfen, war nicht vorhanden. Ich hatte nicht einmal eine vernünftige Antwort erhalten, sondern mir immer nur Nonsens anhören müssen. Ich hatte mich danach mit der Economy-Klasse abgefunden und dadurch Geld gespart. Es gibt Schlimmeres, ein Kundenservice war es aber nicht.
Nach dem Einsteigen war die Belegung so, wie wir sie erwartet hatten. Wir hatten dadurch beide freie Nebensitze und ausreichend Platz im Airbus A330 der Finnair auf dem 5 Stunden Flug nach Grönland:
Das Wetter war nicht das Beste für einen Sightseeing-Flug, so spielte ich erst einmal eine Runde „Who Wants to Be a Millionaire?“. Bei meinen bescheidenen Englisch-Kenntnissen schaffte ich es lediglich auf 64.000 Dollar:
Doch selbst diese bescheidene Summe versuche ich bislang vergeblich bei der Fluggesellschaft einzufordern, die weigern sich einfach, diese zu bezahlen. Was für ein Skandal. Klebt sich bitte jemand auf die Straße für mich dafür?
Kurz vor Grönland wurde die Aussicht langsam besser, so wie hier, wo schneebedeckte Berge zu sehen waren:
Bis wir einen großen Schlenker über die Westküste der Insel schwebten:
Anschließend flogen wir in die Richtung Kangerlussuaq zurück. Gut zu sichten auf diesem Bild ist die einzige längere Straße der Insel, die vom Flughafen zum Hafen geht:
Der Start meiner Kreuzfahrt mit der HANSEATIC inspiration von Grönland nach Kanada stand nun kurz bevor:
Quizshow des Tages: „Wer wird Bieronär?“
Kangerlussuaq, 9.9.2023, 4 °C
Sonnenaufgang: 6:19, Sonnenuntergang: 20:22
Nach der Landung in Kangerlussuaq stiegen wir direkt vom Flugzeug aus in bereitgestellte Busse, die uns zum Tenderhafen der HANSEATIC inspiration zum Beginn der Kreuzfahrt von Grönland nach Kanada gefahren hatten. Einreise-Formalitäten oder ein Gepäck-Handling waren somit nicht nötig:
Die bereitgestellten lokalen Tundra-Bugggies waren nicht bequem, aber für die nur etwa 10 Kilometer lange Strecke zu ertragen. Die Organisation am Hafen war gut, auf einen Tender mussten wir nicht lange warten. Auch an Bord dauerte es nur eine kurze Zeit, bis ich meine Kabine beziehen konnte. Die Durchführung war beispielhaft beim Einchecken.
Die Kabine war, wie bei allen meiner Kreuzfahrten mit Hapag-Lloyd Cruises bislang erlebt, selbstredend mehr als ausreichend für mich. Und endlich hatte wieder einmal ein 4-lagiges Toilettenpapier anstatt das Zuhause übliche 3-lagige und ein frisch bezogenes Bett, herrlich. Und war zudem der „Boeing-Mann“ an Bord wegen meiner Kabinennummer:
Mein erster Gang ging wie gewohnt umgehend an die Bar:
Leider wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass auf dieser Fahrt auf der HANSEATIC inspiration lokales Bier aus Grönland angeboten wurde. Als ich das später erfahren hatte, lies ich so viel wie möglich für meinen Reisepartner und mich zurücklegen.
Lange ausgehalten hatte ich in der Lounge nicht, denn ich wollte mir den Kangerlussuaq nach dem Ablegen anschauen. Der Name bedeutet „langer Fjord“ und ist Programm mit seiner Länge von 163 Kilometer:
Lange hatte das Vergnügen nicht angehalten, denn die Sonne verabschiedete sich langsam von uns. Mitsommernacht ist in diesen Breiten auf Grönland nur von Anfang Juni bis Mitte Juli:
Hier sieht man die Sonnenscheibe in ihren letzten Zügen an diesem Tag:
Nach dem Abendessen ging ich noch einmal in das HanseAtrium, eines meiner zwei Wohnzimmer an Bord. Aber dort war ich fast alleine. Das ist bei Kreuzfahrten meist so am ersten Tag, wegen der langen Anreise.
So war ich am nächsten Morgen früh wach, und konnte langsam zuschauen, wie es wieder hell wurde. Hier war der Mond noch sichtbar:
Anschließend glühte der Himmel:
ehe sich die Sonne hatte wieder sehen lassen. Der Moment, wenn man am Morgen aufwacht und aus dem Fenster schaut, ist unbezahlbar:
Das Spektakel am Himmel konnte ich wunderbar von meiner Kabine aus verfolgen, freiwillig möchte ich nicht in einer Innenkabine schlafen:
Anschließend machte ich mich fertig für den ersten Landgang auf Grönland, die Stadt Sisimiut.
Popsong des Tages: „Save The Last Beer For Me“
Sisimiut, 10.9.2023, 4 °C
Sonnenaufgang 6:36, Sonnenuntergang: 20:25
In Sisimiut, mit etwa 5 500 Einwohnern die zweitgrößte Stadt von Grönland, war ich schon ein paarmal. Somit hatte ich mir nichts vorgenommen, was ich in der Ortschaft „die bei den Fuchshöhlen leben“, das ist die Bedeutung des Ortes, mir unbedingt anschauen wollte.
Ein Schwesterschiff der HANSEATIC inspiration, die HANSEATIC nature, war zur gleichen Zeit in Grönland auf Kreuzfahrt und aus der Nordwest-Passage kommend, wie wir, ebenfalls in Sisimiut eingelaufen:
Den attraktiven Platz an der Pier hatte die HANSEATIC inspiration bekommen, diesen hatten wir wegen eines kleinen Vorsprungs gewonnen. Während wir bequem zu Fuß über die Gangway aussteigen konnten, mussten die Passagiere der HANSEATIC nature Tendern und verloren dadurch Zeit für ihre Freizeit an Land.
Von der Crew der HANSEATIC nature, die an der Pier auf ihre Passagiere warteten, kannte ich mehr, als bislang auf der HANSEATIC inspiration komplett. Obwohl ich öfter auf der HANSEATIC inspiration war, aber das Personal wird oft innerhalb der Flotte ausgetauscht.
Das Klima passte an diesem Tag, wie bei diesem Blick auf den Hafen zu erkennen ist:
Die Spiegelungen der Boote im Wasser waren herrlich:
Weil es dort so schön war, noch ein Bild davon:
Hier hatte jemand „Boote versenken“ gespielt und gewonnen:
Mein erster Gang ging zum Museum des Ortes. Dort findet man die älteste Kirche Grönlands, die Bethelkirche, die auch als Blaue Kirche bekannt ist:
Sie liegt im Komplex des Heimatmuseums, das einige alte Kolonialgebäude beheimatet und in dem man die Geschichte der Region und der Stadt erleben kann:
Ein Ortsteil wird Legoland genannt, aufgrund der bunten Wohnhäuser, die den bekannten Legosteinen ähnlich sehen:
Von dort aus hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Stadt mit der neuen Kirche. Sisimiut ist wie Rom auf sieben Hügeln erbaut:
Ich habe noch nie im Ort übernachtet und kenne Sisimiut nur von Kreuzfahrten aus. Bei meinen Aufenthalten mit den begrenzten Anwesenheitszeiten war stets der Pub Raaja geschlossen, wie auch auf dieser Reise. Diese Lokation ist vermutlich das größte Lokal auf der Insel, in dem ich noch nicht war. Schade, so ein Tanz auf dem Eis würde ich gerne einmal machen. Aber hoffentlich ohne dabei einzubrechen:
Besuche in solchen Lokalen sind in der Tat nicht immer komplikationsfrei. Je später der Tag, umso aufdringlicher werden die Gäste und es kommt auch schon einmal zu Schlägereien. Man sollte abgebrüht, nicht zartbesaitet und hart im Nehmen sein, um so eine Bierstätte auf Grönland zu betreten. In der Hauptstadt Nuuk wurde aufgeräumt, die berüchtigtste Spelunke ist mittlerweile geschlossen. Aber auf dem Land gibt es solche Kaschemmen noch, wobei ich nicht weiß, ob diese eine ist.
Ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Landes war in den 1960er Jahren im Rahmen der dänischen Politik die Aufgabe von kleineren Siedlungen, die Errichtung von Wohnblöcken in den größeren Städten und nachfolgenden Zwangsumsiedlungen von Inuit-Familien. Das führte schnell zu sozialen Problemen, mit den Folgen von Alkoholismus, Kindes-Missbrauch und eine hohe Selbstmordrate.
Mittlerweile sind die verkommendsten Blocks abgerissen, andere wurde renoviert und modernisiert. Das wurde selbstverständlich auch in der zweitgrößten Stadt von Grönland praktiziert:
Heute gibt es bei einigen Wohnsilos im Land eine lange Warteliste an Interessierten, die in diesen Gebäuden gerne wohnen möchten. Wie wahrscheinlich auch hier, sogar mit Kunst am Bau:
Praktischerweise wurde das Krankenhaus im Plattenbaustil direkt neben dem Friedhof erbaut. Es ist aber nicht auf diesem Bild sichtbar, denn es liegt direkt rechts am Ende des Gräberfeldes:
Sisimiut liegt am Hundeäquator und ist damit der südlichste Platz auf Grönland, an dem man ausschließlich grönländische Schlittenhunde halten darf. Es ist untersagt, Schlittenhunde aus den Schlittenhundedistrikten auszuführen, aber auch übrige Hunde dorthin einzuführen. Etwas außerhalb der Stadt liegt „Dog Town“, dort werden über 1 500 Hunde gehalten. Trotz der Entfernung wollte ich dies mir anschauen.
Dort eingetroffen, waren viele Grönlandhunde am Schlafen, sei es im Rudel:
oder auch einer alleine, den ich ja lieber nicht wecken soll, laut der Redensart:
Er war so fertig wie ich. Anscheinend hatte es kurz vorher Futter gegeben. Das gab Grönland-Hund-Mutter kurz nach dieser Aufnahme in Folge von Milch an ihre Kids weiter:
Die Männchen hielten sich da raus, wie meist auch bei den Menschen:
Da meine zehn Kilometer lange Wanderung an diesem Tag seinen Tribut zollte, verabschiedete ich mich von meinen neuen Freunden:
Mit Schmerzen im Fuß, Hunger im Magen und Durst in der Kehle hatte ich anschließend das Restaurant Nasaasaaq betreten, das zwischen der Hundestadt und der City liegt. Ich bestellte mir einen Game-Hamburger aus Fleisch vom Rentier und Moschusochse und auf alle Fälle Bier dazu:
Der Moment, wenn man ein Bier auf Grönland trinkt und später auf die Rechnung schaut, ist unbezahlbar. Nach dem Schock schleppte ich mich zurück zum Schiff.
Nachdem alle Passagiere wieder zurück an Bord waren, konnte ich von meiner Kabine aus die Darbietungen eines Kajakfahrers sehen:
Sein Qajaq, auf Deutsch das bespannte Boot, ist eine flexible Konstruktion aus Treibholz und Robbenleder:
Dieser Inuit ist der dortige Landesmeister in verschiedenen Kajak-Disziplinen. Der Champion zeigte allerlei Kunststücke mit dem schnellsten und wendigsten Ein-Mann-Boot der Welt:
Wir konnten natürlich in der Tat die berühmte Inuitrolle sehen:
Das war eine geniale Entwicklung der Inuit, die das Überleben in der Arktis dadurch erst ermöglicht haben. Das wird mein neues Hobby:
Damit war der für mich anstrengende Tag aber noch nicht beendet. Ich entspannte mich in der Lounge bei einem Glas Sekt:
und hatte dabei den erneut sehenswerten Sonnenuntergang genossen:
Kinderlied des Tages: „Fuchs, du hast das Bier gestohlen!“
Ilulissat, 11.9.2023, 5 °C
Sonnenaufgang: 6:22, Sonnenuntergang: 20:17
Der nächste Morgen hatte gut begonnen. Trotz fast 12 Kilometer gehen am Vortag mit viel auf und ab hatte ich keinen Muskelkater und auch keine Schmerzen im Unglücks-Fuss. Ich hatte mir vorgenommen, dadurch aber nicht übermütig, euphorisch oder gar draufgängerisch zu werden. Das hoffte ich zumindest zu diesem Zeitpunkt. Ich kenne mich, deshalb war das ohne Garantie. Ich freute mich zunächst auf einen „Another Day in Paradise“.
Der Höhepunkt der Fahrt für die meisten Passagiere, die noch nicht in Grönland waren, stand an diesem Tag an, ein Besuch der weltweiten Hauptstadt der Eisberge, Ilulissat. Die Stadt liegt am gleichnamigen Eisfjord und das Wort bedeutet auf Deutsch einfach Eisberg. Ich war bereits viele mal dort, freute mich aber trotzdem darauf, weil im Gegensatz zum Eiffelturm es das Szenario kontinuierlich anders aussieht. So wie auch die Sonnenaufgänge auf dieser Kreuzfahrt:
Die Sonne in Grönland war zu diesem wunderschönen Zeitpunkt eine stetige Zuverlässigkeits-Person für uns. Solche Freunde wünsche ich mir.
Eine kurze Zeit später gab es wie erwartet die ersten Eisberge auf dieser Fahrt zu entdecken, wobei mir klar war, dass diese nicht die Einzigen sein werden, die wir sichten werden. Aber diese endlich wiederzusehen für mich nach langer Zeit war bezaubernd, die Wiedersehensfreude war groß bei mir:
Auch wenn der Vormittag wegen meiner morschen Knochen leider stark beeinträchtigt war, wie später leider noch öfter auf dieser Reise.
Nach dem Tendern in die Stadt und dem Shuttle zum Besucherzentrum startete ich meine weltweite Lieblingswanderung in die Richtung Eisfjord:
Auch wenn es auf dem Bild nicht erkennbar ist, es war tückisch für mich diesen Bohlenweg entlangzulaufen. Es lag noch etwas Glatteis darauf, die betroffenen Stellen waren aber kaum sichtbar. Weiter unten war der Pfad zu Ende, und die anschließenden glitschigen Steine waren Gift für mich, da mir die Kraft fehlte und ich Schwierigkeiten hatte, das Gleichgewicht zu halten.
Trotzdem packte ich es mühevoll zu diesem Aussichtspunkt:
Doch näher zum Eisfjord mich bewegen, schaffte ich leider nicht. Über die rutschigen Felsen krabbeln hätte ich unfallfrei nicht überstanden, im Gegensatz zu dieser Person:
Bei mir waren nur Blicke von der Ferne aus möglich. Es gibt aber weitaus Schlimmeres, denn auch diese waren faszinierend:
Und trotz Zoom-Effekt bei dieser Aufnahme war ich auch nicht ewig weit entfernt von dem Naturspektakel:
Groß bewegen konnte ich mich halt nicht, denn es war alles glatt. Daraufhin lief ich zurück in die Richtung Stadt hinab zum Ufer, wo ich bereits externe Hilfe beim Absteigen benötigt hatte:
Ich war damit nicht der Einzige. Zwei Passagiere hatte ich gesehen, die anscheinend bei dem Rückweg zum Besucherzentrum gestürzt waren und denen von anderen Passagieren beim Laufen geholfen wurde. Ich hatte in der Tat Bammel vor einem Fall mit bösen Folgen. Das wäre das Letzte, was ich zu dieser Zeit und dem Standort hätte gebrauchen können.
Es ging aber gottlob alles gut. Am Eisfjord-Besucherzentrum, das im Jahr 2021 eröffnet wurde, kletterte ich auf das Dach und genoss noch einmal den ausgezeichneten Ausblick auf den Fjord:
Insgeheim war ich froh, heil hier angelangt zu sein:
Zeit bis zur Zodiac-Tour am Nachmittag in die bezauberte Eiswelt des Fjordes war noch, so lief ich zunächst etwas in der drittgrößten Stadt des Landes mit seinen fast 5 000 Bewohnern herum.
Das erste Ziel war bei mir wie immer die Zion’s Kirche, eine Lutherische Kirche, die im Jahr 1782 erbaut wurde und damit das zweitälteste Gotteshaus der Insel ist. Hauptsächlich wegen der Umgebung war ich vor Ort, denn in dieser Bucht sind oft, wie auch hier, Eisberge auszumachen:
So langsam spürte ich meine mürben Gebeine, trotz der wenigen Aktivitäten am Fjord. Folgerichtig ruhte ich mich auf dieser Bank eine Ewigkeit aus und dabei das großartige Szenario genossen:
Viel mehr konnte und wollte ich im Ort nicht ablaufen. Dafür gab es im Inuit Café im Stadtkern des Ortes lokales Bier zum Trösten:
Ich bin im Lokal bekannt und war auf vorherigen Reisen bereits öfter eingekehrt. Der Inhaber stammt aus Deutschland und ist auch Schiffsführer auf Ausflugsfahrten, seine Frau stammt aus Sri Lanka, das Essen ist grönländische Küche mit Gerichten wie Moschusochsen-Steak, Miesmuscheln aus der Disco Bucht und Arktische Krabben und dazu gibt es Hausbier von einer Brauerei aus Nuuk, der Hauptstadt des Landes. Was für eine herrliche multikulturelle Mischung!
Zurück an Bord wurde es spannend, denn die erste Rundfahrt mit einem Zodiac wurde angekündigt. Dass es gleichzeitig die einzige und letzte war, wusste ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht. Ob einige Touren wegen des nicht passenden Wetters gestrichen wurden oder keine weiteren geplant waren, hatte ich nicht erfahren.
Etwas bange war es mir aufgrund meines körperlichen Zustandes, ich stieg aber trotzdem mutig in das Festrumpf-Schlauchboot ein:
Doch schnell war das Leiden des alten Zinnis vergessen und ich war begeistert von der Szenerie auf dem Weg zu den Eisbergen. Einige Zodiacs waren vor uns bereits am Eis:
Wir sahen unendlich viele betörende Eisberge, mit bis zu 70 Meter hohen aufragenden Eiswänden, wie diesen:
Auch einige mit Höhlen, wie dieser hier:
Die Natur präsentierte uns ein prächtiges Farbenspiel:
Einige Eisberge spiegelten sich im Wasser des Ozeans, wenn auch nicht prächtig und intensiv, weil der Wasserspiegel zu unruhig war:
Teilweise gab es auch eine Eisdecke:
Die Majestäten des Eismeeres abzulichten, war freilich eine Ehrensache:
Auch ein Eisberg à la Zinni war dabei, denn in Blau:
Es machte Spaß, diese Giganten der Meere zu beobachten. Ich denke, ein Großteil der anderen Passagiere dachten das genauso:
Die Krönung dieser Erlebnisse waren diese aufgetauchten Buckelwale:
Wir hatten ein Riesenglück, diese Wale noch zu erleben, denn die meisten hatten sich aus ihren Ernährungsgründen bereits auf den Weg gemacht zu ihren Überwinterungsgebieten wie die Azoren oder die Kanarischen Inseln:
Unterwegs trafen wir immer wieder andere Zodiac-Boote mit weiteren neugierigen Mitpassagieren.
Manchmal waren diese aktiv beim Fotografieren:
Und manchmal gebannt auf die interessante Eiswelt starrend:
Anschließend wurden wir mit Eis am Stück versorgt. Mein Wunsch nach Himbeer-Geschmack wurde leider nicht erfüllt. Der Prozess läuft:
Am Ende der Fahrt hatten wir Besuch vom Ilulissat-Eisfjord-Champagner-Express bekommen:
Selbstredend konnte ich bei dem Champagner-Angebot nicht nein sagen:
Mit Beginn der Abendstunde ging langsam die fabelhafte Fahrt zu Ende:
der naturgegeben sich intensivste:
Wir fuhren glücklich zurück zur HANSEATIC inspiration zur Fortsetzung unserer Kreuzfahrt in Grönland:
Am gleichen Tag saßen 206 Passagiere und Besatzungsmitglieder auf dem Kreuzfahrtschiff Ocean Explorer im Osten von Grönland fest, 240 Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt und noch viel mehr von uns. Besorgt um mich, meldeten sich Familienmitglieder und Bekannte bei mir, ob ich betroffen war. Ich konnte sie beruhigen. Drei Tage später konnten das Kreuzfahrtschiff freigeschleppt werden, es gab keine Verletzte oder Umweltschäden dabei.
Filmsatire des Tages: „Männer, die auf Bier starren“
Qeqertarsuaq, 12.9.2023, 3 °C
Sonnenaufgang: 6:36, Sonnenuntergang: 20:22
Unsere nächste Destination, Qeqertarsuaq, auf Deutsch Große Insel, liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Diskobucht zu Ilulissat und befindet sich auf der Diskoinsel. Diesen Namen bekam die größte Bucht von Grönland nicht, weil die Inuit hier die ganze Nacht durchgetanzt hatten, die Herkunft des Namens ist unbekannt.
Unser Sommermärchen schien erst einmal beendet zu sein und an eine herbstliche arktische Stimmung übergeben, als ich am Morgen aus dem Fenster geschaut hatte:
Egal, das hatte auch etwas, wir waren ja im immerhin im Norden und das passte dazu, auch beim ersten Blick auf die Ortschaft Qeqertarsuaq:
In der dänischen Kolonialzeit hieß der Ort Godhavn, auf Deutsch Guter Hafen. Als solcher war er den europäischen Walfängern schon über zwei Jahrhunderte vor seiner offiziellen Gründung im Jahr 1773 bekannt.
Das mit dem Gut galt an diesem Tag aber nur für den komplett vom offenen Meer abgetrennten Hafen, der dadurch hervorragend geschützt ist.
Beim Wetter war es Schluss mit lustig. Es war kalt, trüb, windig und ungemütlich, mit Regen, der später in ein Schneetreiben überging. Der Sommer ging vor Ort früh zu Ende, dementsprechend trostlos sah es aus:
Die angebotene und angeblich einfache Wanderung zu einem Wasserfall hatte ich schnell abgebrochen wegen meiner kaputten Knochen. Da das Museum noch geschlossen hatte, gab es für mich darüber hinaus im Ort nur ein dem Walfang gewidmetes Monument anzuschauen:
Selbst den lokalen Kunst-Straßenhändler war es zu kalt. Da niemand von denen zu erblicken war, lief ich zurück zur Tenderstation. Über einen hölzernen Steg verließ ich das Städtchen durch ein Portal aus den Kieferknochen eines Grönland-Wals und stieg in den Tender, der zurück zur HANSEATIC inspiration ging, ein:
Mein Plan war eventuell, am Nachmittag noch einmal zurück auf die Insel zu fahren für mein standardmäßiges Hafenbier. Bei der Fahrt zurück zur HANSEATIC inspiration war ich ein VIP, weil fast der einzige Gast an Bord:
Da es nach dem Mittagessen regnete:
hatte ich meinen eventuell geplanten Hafenbier-Ausflug gestrichen. An Bord gab es reichhaltig Ersatz. Der Nachmittag war ruhig, mit dem Sichten eines Eisbergs im Turnschuh-Style:
Der Abend wurde grandios. Zunächst wurde Whisky mit Gletscher-Eis serviert, der war cool:
Weiterhin wurde wegen mir Musik von ABBA gespielt, ohne einen vorherigen Wunsch von mir. Der Kellner servierte mir ein Bier, ohne dass ich es bestellt hatte und noch mehr so Kleinigkeiten, die aber gar nicht minimal wirkten. Ich fühlte mich wie in einer kleinen Familie und auf dem Schiff angekommen. Der Tag war trotz Schmerzen und miesem Wetter gelungen. Danke HANSEATIC inspiration, danke Grönland!
Titelmusik des Tages: „Raindrops Keep Falling on My Beer“
Evighedsfjord, 13.9.2023, 5 °C
Sonnenaufgang: 6:39, Sonnenuntergang: 20:18
Am Tag danach stand der Evighedsfjord auf dem Programm. Der „Fjord der Ewigkeit“, wie er auch genannt wird, erreichten wir am Ende eines über 100 Kilometer langen Meeresarms, so schien er sich bis dahin ins Unendliche zu verlängern. Gelohnt hatte sich der Anblick auf einen der Gletscher darauf:
Ich blieb allerdings an Bord bei dem Regen, die Zodiac-Fahrt dorthin wäre ein Himmelsfahrt-Kommando für mich gewesen und würde in die Kategorie „Selbstverstümmelungs-Kommando“ eingeordnet, schade.
Aber auch vom Schiff aus konnte ich den Gletscher gut sehen, auch wenn dieses Bild mit einem Zoom-Effekt entstanden ist:
Den kleinen Nachbar-Gletscher fand ich sogar idyllischer. Er ist ein Außenseiter wie ich, einfach einmalig:
Es war wie ein Balsam für meinen Körper und meine Seele, an Bord geblieben zu sein. Zumal es trüb war und geregnet hatte:
Mein Mitreisender teilte mir bei seiner Rückkehr mit, dass ich nicht viel verpasst hätte an Land und ich mich unmöglich hätte bewegen können. Anscheinend hatte ich alles richtig gemacht, nicht dorthin überzusetzen.
Bevor die Frage kommt, ob das Eis über die Jahre weniger geworden ist. Hier ein Bild von dem gleichen Gletscher aus dem Jahr 2008:
Bitte selbst beurteilen. Natürlich waren es auch andere Wetter-Bedingungen und damals lagen wir näher daran.
Nach der Abfahrt ging es hinaus in die wild bewegte Davis Strait. Die HANSEATIC inspiration musste gegen Wind und Wellen ankämpfen, deswegen waren die Schiffsbewegungen recht stark:
Ich ging trotzdem in die Bar, um mein verpasstes Hafenbier nachzuholen.
Englischsprachiger Spielfilm des Tages: „Once upon a Beer in the West“
Qoornoq, 14.9.2023, 4 °C
Sonnenaufgang: 6:46, Sonnenuntergang: 19:57
Der 14.9.2023 war der „Tag der deutschen Sprache“. Er soll bewirken, dass wir unsere eigene Sprache schätzen. Finde ich cool. Anglizismen finde ich ein No-Go!
Am frühen Morgen dieses Tages legten wir nach einer Nacht, die ausgeprägt vom Wellengang war, vor dem Ort Qoornoq an. Dieser liegt auf einer kleinen Granit-Schäre im Kreuzungspunkt mehrerer Fjordtäler, umgeben von steilen, schroffen Bergen:
Hier wagte ich mich an Land. In den 1960er Jahren gab es im Ort in etwa 250 Bewohner, die hauptsächlich vom Dorsch-Fang gelebt hatten:
Anschließend wurde Qoornoq ein Opfer der dänischen Politik, die Ureinwohner umzusiedeln und in größeren Orten zu konzentrieren. Die Siedlung wurde im Jahr 1974 aufgegeben, alle Einrichtungen wurden geschlossen und nur zwei hartnäckige Bewohner und die Gräber blieben zurück:
Im heutigen Geisterort werden zunehmend viele Gebäude als Ferienhäuser renoviert und genutzt, vereinzelt findet man sogar Neubauten:
Ob die Wochenend-Besucher, die hauptsächlich aus der Hauptstadt des Landes Nuuk kommen, hier baden gehen, weiß ich nicht. Ich vermute eher nicht:
Auch wegen der unzähligen Eisberge nahe der Gemeinde:
und der weiteren Umgebung:
Aber auch wegen der gestrandeten Eisblöcke, hier einer am Strand:
und hier welche im Wasser:
Da der Fischfang die Einnahmequelle war, wurde in den Jahren 1955 bis 1971 für den Transport im Ort der X-Press genutzt. Das war eine von Hand geschobene Werksbahn vom Hafen zu der Fischfabrik. Die Gleise sind noch erhalten:
Die Strecke verläuft direkt durch das Fabrikgelände:
Wir hatten anschließend Abschied von Qoornaq genommen und nun 28 Stunden Fahrt vor uns mit der HANSEATIC inspiration bis zum nächsten Ziel im Süden von Grönland.
Anschließend war eine Durchsage, wir sollten uns spontan mit einem Glas in der Hand in den Gang vor den Kabinen zu begeben. Unter dem Motto „Meet your neighbours“ schenkten Servicekräfte Champagner aus, Mitglieder des Touristik-Teams gesellten sich zu uns und auch die Schiffsoffiziere schritten durch die Gänge, um mit uns auf diese Kreuzfahrt anzustoßen.
Am Abend hatte ich eine Einladung zum gemeinsamen Essen von einem auf dem Schiff eingesetzten Eisbären-Wächter aus einer Nachbarstadt, in der ich wohne, bekommen. Unser erstes Gespräch war schon einmal klasse, ich hatte ein gutes Gefühl, dass es einige Tage später ein netter Abend mit meinem neuen Freund Kay-Uwe wird.
Trinkspruch des Tages: „Man muss den Leuten auch einmal klares Bier einschenken!“
Qassiarsuk, 15.9.2023, 5 °C
Sonnenaufgang: 6:38, Sonnenuntergang: 19:35
„Wale in Sicht“. Mit dieser erfreulichen Ansage wurde ich am nächsten frühen Morgen geweckt. Bis ich lahme Ente draußen war, waren sie aber bereits verschwunden. Mein freundlicher Mitreisender stellte mir dieses Bild zur Verfügung, vielen Dank auf diesem Wege:
Ob es sich bei dem Wetter lohnte, mit dem Zodiac überzusetzen zu unserem Tagesziel Qassiarsuk, war ich mir zunächst nicht sicher. Da die Ortschaft trotz seiner nur 80 Einwohner ein Café hat, das lokales Bier anbietet, war die Chance aber vorhanden. Ich hoffte nur, dass die Wetterlage wieder besser wurde. Der Nebel anfänglich behinderte eine gute Sicht:
Ich war vermutlich nicht ganz klar in meinem Kopf zu diesem Zeitpunkt, egal. Trotz strömenden Regen begab ich mich in ein Zodiac, um nach Qassiarsuk zu fahren. Obwohl ich die geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten, wegen denen dort angelegt wurde, wegen meiner Knochen und Rutschgefahr leider ohnehin nicht besuchen konnte.
Zum Glück hatte sich der Nebel und der Regen aber wenigstens bei meiner Ankunft etwas gelegt:
Da es im Örtchen nicht viel zum Anschauen gibt, war mein einziger Grund der Besuch des Café Thorhildur, was auf dem Bild auf der rechten Seite liegt:
Bei der Inhaberin hatte ich bereits vor der Kreuzfahrt über E-Mail anfragt, ob es lokales Bier gibt. Sie konnte sich an mich erinnern und hatte mir nicht zu viel versprochen:
Dies schmeckte mir, wie immer, wunderbar. Mir hatte es im Café klasse gefallen. Essen, Trinken, Kleider, Schmuck und Andenken, hier gab es vieles in einem kleinen Bereich:
Willkommen in meiner kleinen Zinni-Welt, abseits der Tourismus-Autobahnen!
Es war so bezaubernd im Café, dass ich einen Leserbrief an die Bravo verfasst hatte:
Lieber Dr. Sommer! Ich habe Gefühle, die ich nicht so richtig einordnen kann. Ich frage mich, ob ich vielleicht anders als die anderen bin. Es fällt mir schwer, darüber zu reden. Ich schäme mich und fühle mich fremd. Aber es ist so: Ich habe Lust, alleine in einem kleinen Café im Nirgendwo von Grönland zu sitzen, und jetzt wird es schräg, und fühle mich wohl dabei. Ist so etwas normal? Oder stimmt etwas mit mir nicht?
Ich bin einmal auf die Antwort gespannt.
Mehr als zufrieden war ich im Nachhinein, dass ich übergesetzt hatte.
Ich verließ Qassiarsuk bei Regen, alle Gäste waren nass und es war trotzdem gut. Glücklich fuhr ich zurück zur HANSEATIC inspiration, um die Kreuzfahrt weiter in den Süden von Grönland fortsetzen zu können:
Auf der Weiterfahrt sah es so aus, als ob wir uns auf der Fahrt zur entscheidenden Schlacht um Mittelerde befunden hatten:
Später war eine Ansage, dass es Änderungen im Reiseverlauf wegen des Wetters gibt, wir sollten uns in der Lounge treffen. Der Kapitän persönlich war aufgetreten, das bedeutet in der Regel nichts Gutes. Und so war es auch, ein Hurrikan war von der Karibik die Atlantikküste entlang nach Norden gezogen:
Seine Ausläufer würden uns an der Nordküste von Neufundland treffen, mit viel Wind und Wellen. Deswegen wurde beschlossen, die Route zu ändern und einen Tag länger an der Küste von Grönland zu bleiben. Zwei für mich bekannte Ziele auf der Insel wurden anstatt eines unbekannten Hafens in Kanada in das Visier genommen. Das war für mich trotzdem eine bessere Alternative als das vermutlich für mich nicht attraktive ausgefallene Ziel Port au Choix in Kanada, wo ich nicht einmal weiß, wie das ausgesprochen wird.
Nummer-Eins-Hit des Tages: „Another Beer in Paradise“
Uunartoq, 16.9.2023, 5 °C
Sonnenaufgang: 6:40, Sonnenuntergang: 19:32
Am nächsten Tag war auf der Insel Uunartoq ein Badetag angesagt. Aber nicht an diesem Strand:
Auch nicht in dieser Bucht:
Sondern in heißen Quellen, die inmitten einer arktischen und unberührten Landschaft liegen:
Wobei niemand weiß, warum die so warm sind. Es hat etwas, in dem warmen Wasser zu schwimmen, mit den Eisbergen im Hintergrund. Das hatte auch meinem Reise-Bekannten, die nicht verpixelte Person im Hintergrund im Wasser, Spaß bereitet:
Ich selbst traute mich nicht hinein, die Ausrutschgefahr war mir zu hoch. Ich war aber bereits im Jahr 2015 schon einmal dort, mit gesunden Knochen, und hatte selbstredend damals in den heißen Quellen gebadet. Hier mein Reisebericht darüber:
Anschließend lief ich noch etwas in der atemberaubenden Gegend herum, soweit es gesundheitlich bei mir möglich war:
Es war paradiesisch und ich hatte das Szenario genossen. Nehmt, was ihr wollt, aber lasst mir meine Urlaube!
Im Anschluss wurde es Zeit, mit dem Zodiac zur HANSEATIC inspiration zurückzufahren:
In dem Schlauchboot saß eine merkwürdige Gestalt mit einer schlecht sitzenden Mütze, zudem noch mit dem Logo und Namen eines Mitbewerbers der Hapag-Lloyd Cruises:
Zurück an Bord surfte ich etwas im Internet und hatte durch die von Facebook durchgeführte Übersetzung eines Beitrages der Air Greenland, der nationalen Fluggesellschaft der Insel, meinen deutschen Wortschatz erweitert:
Ich bin jetzt stolz, Worte wie „Low-Riff-Pissars“, „Mineral-Titten“ und „Tantes Nippel“ zu kennen und benutzen zu können. Auch wenn ich mir noch nicht sicher bin, wo und wann ich das passend einsetzen kann, ohne ernsthafte Probleme zu bekommen.
Ein Hafenbier konnte ich auf der kleinen Insel nicht bekommen, dort wohnt niemand. Das musste ich in der Observation Lounge auf dem Schiff nachholen:
Science-Fiction-Komödie des Tages: „Men in Beer“
Alluitsoq, 16.9.2023, 5 °C
Sonnenaufgang: 6:40, Sonnenuntergang: 19:32
Während der Mittagszeit genossen wir an Bord eine prächtige arktische Stimmung:
Unser Ziel am Nachmittag war die alte Missionsstation Lichtenau, die heute Alluitsoq genannt wird. Diese Glaubensgemeinschaft kam aus ländlichen Regionen in Deutschland, um die Inuit zu missionieren. Vermutlich waren sie aber nicht mit Zodiacs wie wir angekommen:
Ich fühlte umgehend, dass ich in meiner Zinni-Welt war. Die Station wurde im Jahr 1774 gegründet, und bis zum Jahr 1828 waren alle Inuit in der Umgebung getauft. Lichtenau war über mehr als 100 Jahre die größte Siedlung auf Grönland mit knapp 700 Ureinwohner plus Missionarsfamilien.
Im Jahr 2009 verließen die letzten Einwohner den Ort:
Hier könnte eine Episode von „Lost Places in Grönland“ gedreht worden sein:
Für einen wüst gefallenen Ort sahen die Gebäude trotzdem gut erhalten aus:
Die Inhaber sorgen dafür, dass die Objekte zu jeder Zeit wieder instand und als Jagdhütten oder Ferienhäuser genutzt werden können:
Auch die Fachwerk-Kirche vom Jahr 1971 wirkte sehr gepflegt:
Sie ist in etwa 100 m² groß. Im Inneren lagen das Altar-Silber und die Pfarr-Gewänder zur Benutzung bereit:
Mit dieser Tafel gedenkt man das 225 Jubiläum der Siedlung:
Die Einheimischen schienen anscheinend gerne Schafkopf gespielt zu haben:
Denn im Ort wurde auch Schafzucht betrieben. Es gab im Jahr 1966 vier Schäfer, die in etwa 600 Schafe gehalten hatten.
Erfüllt von diesem klasse Ausflug fuhr ich zurück zur HANSEATIC inspiration, mit einzelnen Windböen. In der Lounge verabschiedete ich mich von der Sonne:
Ich bedankte mich bei Helios, das hatte er gut gemacht! Ich hatte ihn gebeten, dem Kollegen Ventus einen Gruß auszurichten, dass er sich am nächsten Tag etwas mäßigen soll.
Nach dem Abendessen erschienen noch ein paar Polarlichter. Ich konnte keine entdecken und war wahrscheinlich, wie so oft bei mir, zu spät auf dem Außendeck.
Thriller des Tages: „Die Biere der Lämmer“
Qaqortoq, 17.9.2023, 4 °C
Sonnenaufgang: 6:35, Sonnenuntergang: 19:26
In der Nacht waren erneut viele Nordlichter am Himmel zu sehen, ich hatte diese aber natürlich wieder verpasst. Es war mir zu mühsam, in der Kälte draußen zu warten, bis diese am Himmel erscheinen. Ich werde es überleben.
In Qaqortoq, auf Deutsch bedeutet das weiß, war meine Einschätzung nach diesem Blick auf die Stadt optimistisch, dass es mit dem Wetter an diesem Tag klappen sollte:
Anschließend setzte ich mit dem Tender über in die fünftgrößte Stadt des Landes. Mein erster Gang ging direkt in den Souvenirladen am Hafen. Ich wollte die erste und letzte Möglichkeit auf Grönland nutzen, um mir einen Tupilak zu kaufen und wollte vermeiden, dass die mir ansprechenden am Ende unseres Aufenthaltes vergriffen waren bei den vielen Passagieren vor Ort.
Tupilak (auf Grönländisch „Die Seele eines Vorfahren“) sind etwa 20 Zentimeter kleine Schnitzfiguren mit ungewöhnlicher Gestalt, die ihre Besitzer vor Feinden beschützen sollen. Mein größter Feind ist in meinem eigenen Körper, vielleicht hilft so eine Skulptur mir, besser selbst auf mich aufzupassen.
Gefallen hatte mir dieser mystische und unheimliche Geist, den ich umgehend erworben hatte:
Geschnitzt wurde er aus einem Rentiergeweih. Damit ist auch die Frage beantwortet, ob sich Rentiere rentieren. Ob es ein männliches oder weibliches war, ist mir unbekannt, denn bei Rentieren wächst bei beiden Geschlechtern ein Geweih, das kommt sonst bei keiner anderen Hirschart vor.
Die Stadt ist durch das Wirken einer Künstler-Familie auch ein Zentrum der grönländischen Kunst geworden. Viele Natursteine überall in der Stadt sind seit einem Projekt in den 1980er Jahren zu interessanten Skulpturen behauen worden, wie hier dieser Widderkopf:
Oder das Thema „Stein und Mensch“:
Auch waren vereinzelt Malereien zu sehen, wie hier dieses Kunstwerk:
Ich vermisste nur eine Gedenktafel für meinen damaligen Besuch. Schade, dass dieser anscheinend nicht gewürdigt wurde.
Das Qaqortoq Museum ist im ältesten Gebäude der Stadt beherbergt, dem schwarz geteerten Wohnsitz des Kolonialverwalters, der im Jahr 1804 errichtet wurde.
Dort sind u. a. „Das blaue Zimmer“:
und „Das rote Zimmer“:
Diese Beherbergungs-Räume, wo der Polarforscher Knud Rasmussen und der Pionier der Luftfahrt Charles Lindbergh übernachtet hatten, sind dort nachgebaut worden.
Auf einer der wenigen Marktplätze in Grönland steht ein interessanter Springbrunnen, der Mindebrønden, auf Deutsch Gedenkbrunnen. Er wurde aus Steinen und Bronze im Jahr 1932 fertiggestellt und ist der ältere der beiden öffentlichen Brunnen auf Grönland. Das Thema des Brunnens bezieht sich auf die Walfangtradition:
Die Freslers Kirke ist eine lutherische Holzkirche und wurde im Jahr 1832 gegründet:
Dieses Café war früher ein thailändisches Lokal mit Gerichten wie Rentier auf Thai Art und Scharfer lokaler roter Fisch. Leider gab es keine Möglichkeit für einen Frühschoppen:
Ich frage mich dabei immer, warum das Lokal aufgegeben wurde und was der Inhaber nun macht. Eine Antwort darauf werde ich wahrscheinlich nie erhalten. Im Jahr 2015 sah das Lokal mir gepflegter aus:
Nach so viel Sightseeing hieß es langsam Auf Wiedersehen Qaqortoq und bye bye Grönland zu sagen. Es war wieder fantastisch auf der coolsten Insel der Welt.
Wieder an Bord der HANSEATIC inspiration war die Durchsage des Kapitäns, dass die Überfahrt von Grönland nach Kanada nicht so unangenehm wie erwartet wird. Die Wellen werden nur bis zu drei Meter hoch sein und der Wind wird aus einer günstigen Richtung kommen. Das hörte sich entspannt an.
Bei der Weiterfahrt war bei mir Wehmut aufgekommen. Dieser wird wohl mein letzter Eisberg sein, den ich in naher und mittlerer Zukunft sehen werde. Mir gefällt dazu das Boot auf der linken Seite, was gut die Größenverhältnisse demonstriert:
Alles Gute für die Zukunft, ihr Giganten der Nordmeere!
Am späten Nachmittag wurde es mir langsam langweilig während dem Trinken meines Cocktails an der Bar vor dem Abendessen. Jeder Abend auf dieser Reise sah ich immerzu das gleiche Szenario:
Nach dem Abendessen mixten an verschiedenen Stationen die Offiziere des Schiffs Cocktails. Das war für mich ein Pflichtprogramm:
Dazu gab es Livemusik vom Piano-Mann und länger schlafen konnten wir wegen einer Zeitumstellung auch noch.
Dass ich, wie üblich, die Polarlichter in hellgrün und lila in der Nacht verpasst hatte, war mittlerweile auf dieser Fahrt Alltag bei mir. Kurz vor dem Einschlafen vergab ich als Zwischenstand die Schulnote 1- für diese Reise, was doch erstklassig ist.
Am darauffolgenden Seetag durfte es auch einmal ein Glas Sekt zum Frühstück sein:
Nach dem Motto „Wer frühstückt, hat sein Leben in Griff“. Ich, morgens um 8, mit einem Glas Sekt in der Hand.
Zinni-auf-Reisen-Insider-Tipp: Wenn man den Kaffee beim Frühstück durch Sekt ersetzt, wird der Tag umgehend lustiger!
Zum Abendessen gab es Kaviar als Abschied von Grönland:
Passend dazu Weihnachtsbier von der Insel, das letzte verfügbare lokale Bier auf dieser Kreuzfahrt:
Eine Reise sollte auch immer der Bildung dienen. Um mit bestem Beispiel heranzugehen, hatte ich am Abend den ersten Vortrag auf dieser Kreuzfahrt mir angehört:
Dazu testete ich etwas von der angebotenen Spezialkarte.
Später war ich der letzte in der Bar, der Piano-Mann spielte nur für mich, ich hatte dabei meine Ruhe, konnte am nächsten Morgen ausschlafen und die Crew nervte mich nicht zu gehen. Das Gefühl dabei ist unschätzbar wertvoll.
Kanada, wir kommen!
Filmtrilogie des Tages: „Herr der Biere“
L‘Anse aux Meadows, 19.9.2023, 7 °C
Sonnenaufgang: 6:53, Sonnenuntergang: 19:17 Uhr
Nach dem Blick aus dem Fenster am folgenden Morgen sah ich, dass wir dort angekommen waren.
Willkommen, Kanada und Neufundland!
L‘Anse aux Meadows, eine archäologische Fundstätte an der Nordspitze der Insel Neufundland, war unser erstes Ziel:
Es ist die einzige sicher nachgewiesene isländisch-grönländische Siedlung in Nordamerika und bestand nur für eine kurze Zeit ab dem Jahr 1021. Der Ortsname ist eine französisch-englische Mischform und bedeutet in etwa „Die Bucht bei den Wiesen“.
Hier leben nur 17 Einheimische, das Restaurant hat nur im Hochsommer geöffnet und selbst schießen durfte ich nicht, schade. Einen Bären erlegen wollte ich schon immer einmal:
Die Landschaft ist so platt wie meine albernen Wortspiele:
Auf dem Weg zu den Ausgrabungen und der Rekonstruktion der Wikingersiedlung war manchmal der Holzweg auch nicht verkehrt:
Ich hatte dabei Kontakt mit, irgendetwas, keine Ahnung:
Später hatte ich gelesen, dass diese Skulptur ein „Treffen zweier Welten“ ist. Diese soll die Begegnung von europäischen und indigenen nordamerikanischen Migranten symbolisieren.
Dieses Standbild ist Anne-Stine Ingstad und ihrem Ehemann Helge Ingstad gewidmet, die als Entdecker der Wikingersiedlungen bekannt wurden:
Unsere Entscheidung, im Gegensatz zu den meisten anderen Passagieren, atypisch entgegen den Besucherstrom zu laufen und am Ende erst zu den Ausgrabungen zu gehen war goldrichtig. So waren wir bei der Besichtigung des Weltkulturerben fast alleine, so wie auch bei diesem Haus in Grassoden-Bauweise:
Dieses Haus konnten wir betreten:
Zinni-auf-Reisen hat viele Anhänger, der Größte ist auf dem Bild auf der rechten Seite zu sehen, hier der
betroffene Ausschnitt:
In der Gegend leben Menschen spätestens seit 4000 v. Chr. Diese zwei Wikinger haben über die Jahrhunderte überlebt:
Wie auch dieser schlechte Wickie-Verschnitt:
Merkwürdig, denn in seiner Heimat in seiner Stammkneipe hat diese schräge Figur meist einen Sangria-Trinkhelm auf dem Kopf!
Das war und ist heute noch der gefährlichste Wikinger. Vor diesem fürchten sich immer noch viele wegen seiner belanglosen Beiträge in den sozialen Medien und auf seiner Website. Mich wundert, dass er dafür noch nicht erhängt wurde. Die Utensilien sind ja vorhanden, siehe oben rechts auf dem Bild.
Der Auftakt in Kanada war gelungen, es war ein klasse Tag. Ein Prost darauf mit einem Gin mit Gletscher-Eis:
Das Getränk sah aus wie flüssiges Glück. Übrigens wurde ich an Bord in den Lounges oft vermisst. Zumindest von vielen Bedienungen. Ich hörte im Hintergrund manchmal, dass ich gerade noch gefehlt hatte. Ich weiß, sehr flach, Entschuldigung.
Auch unsere Eisbären-Wächter und Wächterin hatten ausgiebig einen Grund zu feiern:
Denn am nächsten Tag waren unsere Bewacher vor dem König der Arktis uns Passagier-Nervensägen endlich los. In Neufundland konnten sie das Schiff verlassen und nach Hause fliegen. Der nette Kai-Uwe auf der rechten Seite auf dem Bild war mein Gastgeber an einem Abend für ein Abendessen, es wurde wie erwartet, ein gemütliches und interessantes Treffen.
Für uns waffenlosen Gäste wurde es ohne Begleitschutz jedoch ab sofort gefährlich an Land! Ich vermutete, kein Passagier traute sich nun schutzlos mehr von Bord.
Zeichentrick-Fernsehserie des Tages: „Wickie und die starken Biere“
Woody Point, 20.9.2023, 16 °C
Sonnenaufgang: 7:04, Sonnenuntergang: 19:24
Am Morgen ankerten wir vor Woody Point, eine Ortschaft mit fast 250 Einwohnern. Wir waren nun in Kanada und im Herzen des Gros Morne National Park an der Westküste von Neufundland angekommen.
Vom Schiff aus sah es interessant und vor allem trocken aus:
Im Ort war mein Plan, etwas durch die Ortschaft zu spazieren und anschließend eventuell einen Hummer mit einem Hafenbier mir servieren zu lassen. Die freundlichen Mitarbeiter von der Touristen-Information an unserer Anlegestelle dämpften aber umgehend meine Euphorie. Da die Saison beendet war, waren bereits viele Lokalitäten geschlossen.
Für meine müden Knochen hatten sie mir stattdessen eine einfache Wanderung zu dem Woody Point Lighthouse empfohlen, was ich umgehend umgesetzt hatte.
Ein Leuchtturm wurde an dieser Stelle im Jahr 1919 errichtet. In meinem Geburtsjahr 1959 ersetzte dieser Neubau den ursprünglichen. Der neue Turm ist 7,30 Meter hoch und mit Schindeln verkleidet:
Der Leuchtturm liegt hübsch gelegen, ist aber keine außergewöhnliche Attraktion und auch nicht betretbar. Es wird behauptet, er wäre der Malerischste in Woody Point. Es ist allerdings auch der Einzige.
Dort regnete es bereits, und es wurde immer stärker mit der Zeit. Es ergab keinen Sinn, weiter durch den Ort zu laufen. Das Geräusch von Regen ist nur entspannend, wenn man keine Wanderung oder keinen Spaziergang vor sich hat:
„Es war ’ne geile kurze Zeit“ hatte ich bei dem Auslauf gesungen und dabei noch einmal einen Blick auf den Flecken mit seinen alten Holzhäusern geworfen:
Fast alle Gebäude wurden erst nach dem Jahr 1922 errichtet, weil ein verheerender Brand vorher die alten Gebäude zerstörte.
Am Nachmittag sollten wir einen weiteren Ort auf Neufundland anlaufen. Wie eine Einladung dazu sah das Wetter an Bord zunächst nicht aus:
Selbst den Dauerrauchern war dies zu nass und diese hatten ihr Mittagessen im Innenbereich eingenommen.
Film-Musical des Tages: „Singin‘ with the Beer“
Norris Point, 20.9.2023, 16 °C
Sonnenaufgang: 7:04, Sonnenuntergang: 19:24
Bei der Fahrt von Woody Point nach Norris Point durch die Bonne Bay, ein Fjord an der Westküste von Neufundland, sah die Landschaft traumhaft aus:
Zumal der Regen eine Mittagspause eingelegt hatte:
Norris Bay ist ein kleiner Ort auf Neufundland. Die Witterung war herrlich. Im lokalen Pub wurde Livemusik gespielt, die Stimmung war hervorragend, Passagiere lagen sich vor Freude in den Armen und besangen einen wunderschönen Tag:
Was für eine Freude hatte ich bei meinem Aufenthalt dort zehn Jahren zuvor, das war klasse.
Dieses Mal war allerdings Schmuddelwetter. So ließ ich mir Zeit für meinen geplanten Landgang, denn für einen kleinen Spaziergang und ein Hafenbier war die Zeit ausreichend. Als ich das Schiff verlassen hatte, wurde ich von Mitpassagieren angesprochen, wo ich denn bleibe. Die Kneipenwirte des Ortes waren bereits besorgt, dass ich nicht erscheinen werde. Diese mussten aber vorläufig noch warten, denn ich schaute mich zuerst etwas in der Ortschaft herum.
Die vom Schiff organisierten Ausflüge wurden mangels Alternative mit Schulbussen wie dieser durchgeführt:
Ich hatte aber bereits im Vorfeld alle meine gebuchten Exkursionen gestrichen, die Belastung der Knochen wäre wohl zu viel für mich gewesen.
Manchmal vergesse ich, dass ich nicht mehr 14 Jahre alt bin. In diesen Momenten spiele ich wie hier ewig mit der Kamera, um ein gelungenes Bild von mir im Spiegel des Schulbusses aufzunehmen:
Es war eine mystische Stimmung im Ort, wie bei diesem Blick auf die HANSEATIC inspiration und ein eingesetztes Tender-Boot. Ich finde das reizvoll:
Etwas später war der kommende Regen abzusehen:
Dadurch wurde es langsam Zeit, die Wirte vor Ort nicht mehr auf die Folter zu spannen. Ich ging in das gleiche Lokal wie zehn Jahre zuvor, nur dieses Mal innen und ohne Live-Musik. Es gab drei unterschiedliche IPA-Biere, die ich alle probieren musste. Und endlich gab es wieder einmal Hafenbier, ich war ja schon fast auf Entzug:
Trotz minimalen Programm war ich zufrieden mit dem Aufenthalt in Norris Point und lief wieder zurück zur Anlegestelle des Tenders.
Nach der Weiterfahrt in die Richtung Provinz Québec schaute ich noch einmal auf die Bonne Boy und verabschiedete mich von ihr:
Da wir am nächsten Tag einen Seetag hatten, stand bei mir als Tagesordnung nur Essen und Trinken an. Nach dem Lesen dieser Vorspeisen auf der Speisekarte:
ging mir ständig das bekannte Lied
„Weine nicht, wenn der Regen kommt, Wan Ton, Wan Ton“
durch den Kopf.
Weiß jemand für die Zukunft, wie man so etwas schmerzfrei herausbekommt? Sachdienliche Hinweise werden gerne entgegengekommen.
Der Seetag auf dem Weg zum Festland von Kanada war ansonsten entspannt.
Eine Herausforderung hatte ich nur zu bewältigen, ob ich zum Mittagessen die Schneekrabben aus Woody Point oder den Sauerbraten wählen sollte? Denn ich mag beides. Schade, und das ist ernsthaft gemeint, dass ich so wenig essen kann. Sonst würde ich beides bestellen. Aber Nahrungsmittel zurückgeben ist doof. Außer wenn ich, wie oft geschehen, ohne Knoblauch bestelle und dann doch enthalten ist. Diesen vertrage ich nicht. Ich hatte mich trotzdem doch für beide Gerichte entschieden und es nicht bereut:
Später gab es einen Stromausfall an Bord. Die Klimaanlage, die Spülung, das Licht, alles funktionierte nicht mehr, was mit Elektrizität zu tun hatte. Das Bier war gottlob noch kalt und dem Grappa war das egal. Meine Priorität war, dass die Bierfass-Kühlung auf Dauer wieder funktionierte.
Einige Zeit später freuten sich alle, dass es wieder Strom gab, und wir konnten die ausgezeichneten Ausblicke auf den Sankt-Lorenz-Golf genießen:
Es war nun eine brillante Stimmung an Bord. Was will man mehr, alle waren zufrieden bei diesen Ausblicken:
Am Abend fand die erste Hanseatic Inspiration Crew Show an Bord eines der Schiffe der Flotte statt. Das war aber nichts für so einen Außenseiter wie mich. Ich hatte lieber alleine in der Bar gesessen und den fantastischen Sonnenuntergang in Ruhe genossen:
Nun fuhren wir aus dem offenen Sankt-Lorenz-Golf in das Ästuar, das Mündungsdelta des gewaltigen Sankt-Lorenz-Stromes. Der nach Wassermenge drittgrößte Strom von Nordamerika erstreckt sich über 2.930 Kilometer und durchfließt dabei die Großen Seen zwischen Kanada und den USA. Wir hatten eine gewaltige Distanz zu überwinden und dementsprechend einen Seetag. Diesen ging ich entspannt an. Dafür gibt es an Bord genug Möglichkeiten, dies zu realisieren, wie hier auf dem Sonnendeck:
Langnese Song des Tages: „Beer in the Sunshine“
Tadoussac, 22.9.2023, 13 °C
Sonnenaufgang: 6:25, Sonnenuntergang: 18:37
Der Morgen danach hatte mit einer schönen Überraschung begonnen. Ich lag um halb neun noch im Bett und wurde von einer Durchsage von der Brücke geweckt. Es war ein Schwarm Beluga-Wale gesichtet worden.
Da ich einen französischen Balkon hatte, war ich die zwei Meter dorthin gesprintet, um herauszuschauen. Zum Glück war meine Kabine auf der Steuerbordseite und ich konnte zuerst einen Weißwal auf der linken Seite dieses Bildes im klaren Morgenlicht sehen:
und eine kurze Zeit später mehrere:
Ich bitte, die schlechte Qualität der letzten Aufnahme zu entschuldigen.
Nach der Ankunft in der kanadischen Provinz Québec, in Tadoussac:
wurde auf der Kreuzfahrt mit der HANSEATIC inspiration von Grönland nach Kanada erstmals an Land Französisch gesprochen. Im Jahr 1600 wurde in dieser Siedlung nach mehreren Fehlversuchen an anderen Orten die erste dauerhafte französische Kolonie in Nordamerika errichtet.
Das Wal-Schild im Hafen von Tadoussac zeigt die Bedeutung dieser Tiere für die Stadt:
Die Gegend gilt als einer der weltweit besten Whale-Watching-Locations. In der Nähe sind ganzjährig Belugas anzutreffen, nirgendwo sonst kann man diese so weit südlich beobachten. Aber je nach Jahreszeit kommen auch Buckel-, Finn-, Blau- und Zwergwale zu der Bucht, um zu Nahrung aufzunehmen. Mehrere Unternehmen bieten dort Walbeobachtungsfahrten an, die selbstredend die momentan besten Anlaufpunkte kennen.
Direkt am Hafen startet der Wanderweg Pointe de l’Islet. Mit Glück kann man auf dem Weg Wale und Robben beobachten. Er geht entlang des St. Lawrence River und des Saguenay River und ist ein Kilometer lang. Ich versuchte mein Glück, umkehren konnte ich ja, wenn er mir zu schwierig wurde.
Schnell erkannte ich, dass Wale und Robben sich während meiner Wanderung rar gemacht hatten. Ich war wohl zur falschen Tageszeit unterwegs:
Es machte mir trotzdem Freude, durch die Gegend zu laufen, obwohl das Wandern für mich alles andere als leicht war. Wenn der Weg über Holzwege und flach ging, war es okay für mich. Aber über Granitsteine zu laufen oder wie hier über viele Stufen tat ich mich schwer:
Deshalb musste ich oft eine Pause einlegen wie hier auf dieser Bank:
Die klasse Landschaft konnte das aber entschädigen, die Mühe war es mir wert:
Zum Baden war dieser Strand zweifelsohne nicht geeignet:
Nach dem gelungenen Fußmarsch schaute ich mir die idyllische Sommerfrische etwas an. In der Saison wohnen dort etwa 8 000 Bewohner, im Winter aber nur noch 600. Durch die netten Hinweisschilder wie dieses war eine Orientierung im Ort problemlos:
Bei meinem Spaziergang durch die Ortsmitte wusste ich umgehend, auch ohne auf einen Wegweiser zu schauen, wo mein Ausflug enden würde:
Auch der Hinweis Ouvert frohlockte mich.
Dieses große Gebäude ist ein Hotel. Im Jahr 1984 diente es als Kulisse für den Spielfilm „Hotel New Hampshire“, den ich nicht kenne:
Die fünf Kilometer lange Wanderung zu einer Dünen-Landschaft war mir leider nicht möglich, denn Taxis oder Busse gibt es keine im Ort. Zu Fuß hin und zurück hätte ich dorthin nie geschafft bei diesen Steigungen:
Dafür gibt es ein tolles Wal-Museum im Ort, das Marine Mammal Interpretation Centre:
Dieses wurde mir von der Expeditionsleiter-Assistentin der HANSEATIC inspiration, die ich zufällig auf dem Weg getroffen hatte, empfohlen. Und dieser Tipp war klasse. Als ich das Gebäude betreten hatte, war ich umgehend begeistert:
Die Skelett-Sammlung war für mich ausgesprochen beeindruckend:
Manchmal war es aber auch gruselig:
Die meist jungen Mitarbeiter waren äußerst freundlich und engagiert. Ich wurde mehrfach aktiv angesprochen, die Begeisterung war ansteckend. Es ist super, wenn man bemerkt, dass man als Tourist ernst genommen wird, so wie hier. Und zweifellos wurde mein Wunsch, ein Bild von mir aufzunehmen, mit meinem Andenken an den schönen Besuch, umgehend nachgegangen:
Zur Krönung hätten nur noch im Hintergrund sich ein paar Wale sehen lassen können. Aber man kann nicht alles haben.
Auch mein anschließender geplanter Aufenthalt für mein Hafenbier in der Microbrasserie Tadoussac war perfekt. Die Brauerei liegt direkt an der Bucht der Ortschaft, von der Terrasse aus hatte ich einen schönen Blick auf den St. Lawrence:
Selbst einen Beer Flight (in Deutschland Meterbier genannt) konnte ich bekommen:
Es war ein fantastischer Tag in Tadoussac. Ich fühlte mich wie im Eldorado. Hier gab es alles, was ein Zinni benötigt zum Wohlfühlen. Der Ort ist klein, fein und überschaubar und war der (vorweggenommene) Höhepunkt der angefahrenen Destinationen in Kanada auf der Kreuzfahrt.
Ob es ein Vor- oder Nachteil war, keinen Bären gesehen zu haben, weiß ich nicht. Ich vermute ersteres:
Zurück auf dem Schiff war der Blick aus der Kabine auf den Sonnenuntergang exquisit:
Was war das für ein einzigartiger Aufenthalt!
Tierspielfilm des Tages: „Bier Willy – Ruf der Freiheit“
Saguenay, 23.9.2023, 16 °C
Sonnenaufgang: 6:25, Sonnenuntergang: 18:37
Es wurde schnell zur Routine auf dieser Reise, dass der erste Blick nach dem Aufstehen umwerfend romantisch war, wie auch an diesem Tag nach der Ankunft in Saguenay:
Dort lagen wir, bequem für uns, an der Pier, die nahe an der Ortschaft gelegen ist:
Der Auftakt zum Besuch der Stadt in der Provinz Québec mit ihren knapp 150 000 Einwohnern war erfreulich, denn die Wetterlage passte:
Weiterhin konnten mir die netten Mitarbeiter der Touristeninformation am Hafen nach meiner Frage nach einer geeigneten Hafenbier-Lokation freudig mitteilen, dass in naher Entfernung ein Brauhaus liegt. Das hörte sich nach einem vielversprechenden Aufenthalt an.
Mein Plan vor Ort war ursprünglich ein Rundflug mit einem Wasserflugzeug. Später hatte ich keine Lust mehr dazu und hatte meine Buchung wieder storniert. Dafür hatte ich mir einige Zeit das Starten und Landen dieser Flüge mir angeschaut:
Viel mehr zu sehen als die HANSEATIC inspiration gab es im Ort nicht:
Das war mir aber bekannt, ich war schon einmal im Rahmen einer anderen Kreuzfahrten dort. Die Stadt entstand im Jahr 2002 durch die Fusion von Ortschaften, der Kern selbst ist klein und übersichtlich. Ich lief etwas durch die wunderschöne Umgebung der Stadt:
und anschließend zur nahe am Hafen gelegenen Microbrasserie Pavillon Noir:
Ein uriges Brauhaus ist das Lokal nicht, die Einrichtung ist mehr wie eine Sportbar, die auch Essen anbietet. Die Auswahl an Biere war aber solide und ich hatte meinen Flight genossen:
Mein nächstes Urlaubsziel stand fest, als ich diese Routenkarte gesehen hatte:
Das Abfahren der „La Route des Bières“ ist ein Pflichtprogramm für mich. Nur wer fährt mich von Brauhaus zu Brauhaus? Gibt es eine Bier-Fee? Bewerbungen werden gerne entgegengenommen, es zählt das Datum des Poststempels.
Anschließend lief ich zur HANSEATIC inspiration zurück zur Weiterfahrt Richtung Québec. Auf dem Sonnendeck hatte der alte Mann seine Ruhe gefunden:
Diese hatte ich auch in der Lounge bei meinem täglichen Grappa nach dem Essen:
Bei der Statue of Our Lady of Saguenay wurde bei einer Kreuzfahrt zuvor von mir ein Halt eingelegt und das Lied „Ave Maria“ gespielt. Die passende Story ist dazu bei Interesse im Internet nachzulesen.
Auf dieser Kreuzfahrt gab es keine Aktivitäten, kein Annähern und auch kein Lied, warum auch immer. Schade, auch wenn das Abspielen leicht kitschig wirkte, gefallen hatte es damals mir.
Der Nachmittag war so entspannend, dass ich beschlossen hatte, wenn auf diesem Leuchtturm eine Stelle ausgeschrieben wird, ich mich bewerben werde. Da würde ich meine innere Ruhe finden:
Die Wale, wie dieser hier in den Weiten des Ozeans, würden mich dabei nicht stören:
An diesem Tag wurde der Glasbalkon über meiner Kabine ausgefahren. Die Sicht auf die Beine der Mitreisenden war dabei grandios:
Der Abend endete mit einem Paukenschlag, denn der Sonnenuntergang war sensationell:
Wieder war ein toller Tag auf dieser Reise zu Ende. Auch wenn es in Saguenay nicht viel anzuschauen gab, und die Ziele in Kanada wenig mit einer Expeditions-Kreuzfahrt zu tun hatten. Das gab es auf dieser Kreuzfahrt mit der HANSEATIC inspiration nur bei Zielen in Grönland. In Kanada hätte ich dazu in den Untergrund gehen müssen:
Tanzfilm des Tages: „Saturday Beer Fever“
Québec, 24.9.2023, 15 °C
Sonnenaufgang: 6:33, Sonnenuntergang: 18:38
Am nächsten Morgen erreichten wir die erste Großstadt auf dieser Kreuzfahrt, Québec, zur besseren Unterscheidung von der gleichnamigen kanadischen Provinz auch Quebec City genannt:
Mit fast 550 000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt der Provinz und die elftgrößte im Land. Ein strahlender Spätsommertag mit über 20° Celsius wartete auf uns.
Das Château Fronten Hotel ist wohl das meistfotografierte Hotel der Welt:
Das exklusive Schlosshotel wird eher seltener bei Gegenlicht abgelichtet:
Viel herumlaufen konnte ich wegen der Entfernungen und den Steigerungen im Zentrum der Stadt nicht. Da es einen Shuttlebus-Transfer zum Montmorency-Fall gibt, wählte ich diese Alternative. Dort war ich schon einmal, aber einen Wasserfall kann man auch öfter anschauen. Dieser bildet die Mündung des Flusses Montmorency und stürzt 83 Meter tief in den Sankt-Lorenz-Strom:
Um zu den Aussichtspunkten und der Hängebrücke über dem Wasserfall zu kommen, bietet sich eine Seilbahn-Fahrt an. Da ich am Wochenende dort war, gab es eine lange Warteschlange an der Kasse und überfüllte Gondeln mit Stehplätzen. Das konnte und wollte ich mir nicht antun.
Als weitere Option kann man aber auch laufen:
Ich hoffe, dass es bekannt ist, dass ich nicht schwindelfrei bin, denn ich war diese Treppen im Dauerlauf rückwärts aufgestiegen!
Zurück zum Wahrheitsmode: Da weder die Seilbahn noch die Treppen zum Aufstieg infrage gekommen waren, fuhr ich nach dem kurzen Aufenthalt wieder zurück nach Québec. Dort hatte mir der Wasserfall-Shuttle-Busfahrer von einer vorherigen Fahrt den Saint-Alexandre Pub in der Nähe der Bushaltestelle empfohlen. Da es mir damals gefallen hatte, war ich wieder in diesem Lokal eingekehrt:
Von meinem Platz aus konnte ich den Trubel in der Fußgängerzone aufmerksam beobachten:
Gegessen hatte ich gute Chicken-Wings. Meine Mission war gelungen. So sieht ein zufriedener Zinni aus:
Nach der Rückkehr zur HANSEATIC inspiration präsentierte ich in der Observation-Lounge stolz mein Mitbringsel aus der Stadt und grüßte meine weltweite Fangemeinde aus Québec vom Weißen Haus in Kanada:
Dabei hatte ich einen ausgezeichneten Blick auf das abendliche Québec:
Drama des Tages: „Beim Bier ist jeder der Erste“
Sankt-Lorenz-Strom, 25.9.2023, 15 °C
Sonnenaufgang: 6:43, Sonnenuntergang: 18:45
Am nächsten Morgen um 5 Uhr legten wir ab, um geplant zwei Tage lang mit vielen aufregenden Schleusen unterwegs nach Toronto zu fahren entlang des Sankt-Lorenz-Stroms. An ein Hafenbier war dabei nicht zu denken, aber meine Knochen freuten sich. So dachte ich zumindest, aber es war anders gekommen.
Am Anfang war die Fahrt auf dem langen und ruhigen Fluss entspannt:
Dann wurde es lustig. Bislang auf jeder Expeditions-Kreuzfahrt auf einem Hapag-Lloyd Cruises Schiff wurde „überraschend“ ein zusätzlicher Stopp angekündigt, der den Expeditions-Stil beweisen soll. Nur war mir dieser immer bereits vorher bekannt. Wie wahrscheinlich auch hier, denn es wurden Informationen für die Mackinac Island in den USA in der Schiffs-eigenen App veröffentlicht, und diese nicht im Programm aufgeführt war. Das Ziel hörte sich gut an, aber die Insel liegt nicht auf der Route und eine kurzfristige ESTA Genehmigung für alle Passagiere konnte ich mir auch nicht vorstellen. Ich war daraufhin zur Reiseleitung gegangen, das war leider kein Überraschungs-Stopp, sondern ein Fehler und bedauerlicherweise nicht durchführbar.
Aus Frust über diese nicht geglückte und erhoffte Anlandung war ich anschließend als Schütze aktiv, um die Öffnungs-Melder der Türen abzuschießen:
Abschuss der Öffnungs-Melder auf der HANSEATIC inspiration
Die Treffer-Rate lag bei 100 Prozent. Kommentare, dass ich ein Kindskopf und/oder ein Goofy bin, sind unnötig, das ist mir bewusst.
Am Abend wurde zu dem traditionellen Farewell-Cocktail eingeladen, wo der Kapitän sich im Namen der gesamten Besatzung von uns verabschiedete. Auch die Souvenir-Seekarte wurde dabei verlost:
Ich hatte keine Lose dafür erworben. Zinni-auf-Reisen-Insider sollte der Grund dafür bekannt sein, obwohl dieses Mal wenigstens die aufgeführten Ziele gepasst hatten.
Anschließend wurde es an der Bar ärgerlich. An meinem reservierten Tisch waren für mich ungefragt nervige Stimmungstöter und Angeber mit einer gehörigen Arroganz dabei. Bei so Personen ist mir nun klar, warum Noah nur Tiere mitgenommen hatte. Bei Interesse: Passagiere zu verschenken!
Am folgenden Tag in der Nähe von Montreal war die Fahrt überraschend zu Ende. Ein Schiff vor uns war auf Grund gelaufen und wir konnten nicht weiterfahren. Anstatt einen Blick wie geplant auf tausend Inseln (die mit der eigenen Soße) sahen wir einen (künstlichen) Salzberg:
Auf den Schock hin trank ich erst einmal eine Capri Sonne.
Ich war gespannt, wie wir von Montreal nach Toronto kommen, auf die angekündigten 6 Stunden mit dem Bus hatte ich keine Lust. So ließ ich mich auf die Warteliste auf einen Nonstop-Flug von Montreal nach Frankfurt am Main mit der Lufthansa setzen. Ich war mir sicher, dass ich irgendwie nach Hause komme, da machte ich mir keine Sorgen. Und um Urlaubstage muss ich mir keine Gedanken mehr machen.
„Genießen Sie das Leben“ hatte der sympathische Kapitän bei seiner Ansage empfohlen. Ich hörte auf den Kapitän und bestellte beim Abendessen einen Gang mit Kaviar.
Radioreportage des Tages: „Aus, aus, aus, aus! Das Bier ist aus!“
Montreal, 27.9.2023, 15 °C
Sonnenaufgang: 6:45, Sonnenuntergang: 18:55
Da ich keine Bestätigung für den Nonstop-Flug von Montreal nach Frankfurt am Main bekommen hatte, fuhr ich letztlich doch mit dem angebotenen Bus nach Toronto. Ich hoffte, dass die 6 Stunden an Bord erträglich herumgehen würden. Platz war genug, ich hatte eine Zweier-Reihe für mich. Trotzdem zog es sich ewig und bequem waren die Sitze auch nicht.
In der Mitte der Strecke hatten wir einen Zwischenstopp, wo ich diese Aufnahme getätigt hatte. Das war nur gedacht, um später den Bus wiederzuerkennen. Aber im Nachhinein gefällt mir das Bild:
Nach der Ankunft am internationalen Flughafen von Toronto, dem Toronto Pearson Airport, mussten wir erneut nach der langen Fahrt eine Ewigkeit warten, bis wir in unser Flugzeug, das uns nach Frankfurt am Main mit der Lufthansa bringen sollte, einsteigen konnten. Das hatte sich gezogen, zudem das kulinarische Angebot für so einen großen Flughafen mehr als bescheiden war. Ich hatte viel Aufwand, bis ich eine Theke gefunden hatte, wo ich ein gezapftes Bier in einem Glas mir bestellen konnte.
Als es endlich so weit für das Boarding war, gab es eine für ein Großraumflugzeug seltene Außenposition. Auch diese Art einer Brücke zum Einsteigen in die Boeing 747–400 war unbekannt für mich:
An Bord hatten wir erfahren, dass der Flug kurz vor einer Streichung aus technischen Gründen gewesen war. Da hatten wir Glück gehabt. Der Flug selbst war angenehm, von mir aus hätten wir noch länger weiterfliegen können. An Ausschlafen war bei den 7 Stunden Flugzeit nicht zu denken.
Nach der Landung in Frankfurt am Main und der Heimfahrt mit einem Taxi war diese gelungene Kreuzfahrt beendet. Klar waren viele Unternehmungen für mich wegen meines Gesundheitszustands nur eingeschränkt umsetzbar, auf vieles musste ich schweren Herzens verzichten. Trotzdem hatte ich vieles Neues gesehen und herrliche Erlebnisse dabei gehabt. Vielen Dank an meinen Reisepartner, der mir oft bei Situationen geholfen hatte, zu denen ich wegen meiner Kraftlosigkeit nicht in der Lage war.
Mit einem Schiff der Hapag-Lloyd Cruises Flotte würde ich jederzeit wieder fahren. Viele hervorragende Leistungen machten die Fahrt zur Freude. So wie das Housekeeping, die Servicekräfte im Restaurant und an der Bar, geführt von Tiziana La Rocca, die Küchenleistung, die flinke und gründliche Wäscherei, die Lektoren, selbstverständlich die Bärenjäger, die professionell durchgeführten Expeditionen unter der Leitung des souveränen Uwe Mannweiler, der freundliche Kapitän Jörn Gottschalk und der Guest Relation Manager Harald Bourauel. Letzterer war ein ehemaliger Arbeitskollege von mir, war mir aber in unserem Großunternehmen nicht bekannt. Wahrscheinlich habe ich noch weitere
großartige Crew-Mitglieder vergessen, ich bitte um Verständnis dafür.
Kleinere Schwächen gab es leider aber auch. Manche Bedienungen hatte eine Zuhören-Allergie, ich musste einige Wünsche manchmal wiederholen. Der angebotene Fotokurs wurde chaotisch organisiert und einen groben Ausrutscher leistete sich der IT-Administrator, man kann sich selbst auch zu wichtig nehmen. Keine Pointe. Aber dies war unbedeutsam gegenüber dem positiven Gesamtbild. Wir sind alle auch nur Menschen.
Durch den Aufbau meiner Muskeln, das gute Essen und das viele Trinken hatte ich drei Kilo auf der Reise zugenommen. Der Bauchumfang blieb aber und der Gürtel passte trotzdem noch.
Ich reise vor dem Sterben, sonst reisen meine Erben. Wer immer das auch sein wird. Und ich hatte nach der Reise über meine Erlebnisse auf der Kreuzfahrt lange nachgedacht und beschlossen: Zinni bleibt, wie er ist. Und das ist gut so.
Liedtext der Reise: „First we take Manhattan, then we take a Beer“
Ein toller Bericht über eine wunderbare Reise. Lustige Pointen und viele interessante Details zu den Zielen. Da reist man gerne mit 😉
Danke!
Vielen Dank für den Kommentar Wolfgang, schön, dass der Bericht gefallen hat.
Gerne geschehen, Gruß Gerald
Lieber Gerald,
wie immer hat es Spaß gemacht dir zu folgen. Und ich freue mich jetzt schon über etliche folgende Reiseberichte! Nur eine Frage bleibt noch: Magst du mir und deinen Followern noch die Antwort von Dr. Sommer mitteilen 😉?
Nochmals Danke und Alles Gute
Guten Morgen Jens,
danke für den Kommentar und klasse, das meine Arbeit gefallen hat und Spaß gemacht hatte.
Auf eine Antwort von Dr. Sommer warte ich noch. Der hat einen Krisenstab gegründet, die haben umgehend ein Projekt mit mehreren Verantwortlichen auf die Beine gestellt. Scheint nicht einfach zu werden.
Liebe Grüße
Gerald, der heute zum Rotwein-Trinken nach Bordeaux fliegt.
Moin Gerald,
wieder ein herrlicher Bericht, der sofort mein Reisefieber wieder hat ansteigen lassen…… DANKE!
Egal wie unbekannt und interessant der eine oder andere Hafen sein man, Ilulissat ist und bleibt für mich Sehnsuchtsort und Höhepunkt!
….und jetzt viel Spaß beim Bordeaux (kannst ja hier und da mal ein Bier trinken, um diesen ekligen Rotweinnachgeschmack los zu werden!)
Liebe Grüße
Frank
Moin Frank,
gerne geschehen, schön, dass der Bericht gefallen hat.
Siehe auch hier die meine letzte Antwort:
The chronicles of Zinni – A love story set in Greenland
Heute Mittag fahre ich zum Flughafen, um nach Bordeaux zu fliegen. Das Wetter ist leider nicht das Beste, aber Weinproben sind ja meist innen. Und klar wird anschließend auch noch ein Bier gertrunken.
Cheers Gerald
Ein toller Bericht, der Lust macht auf diese Reise. Ich bin immer noch fassungslos ob der belugawale… 👍🤩
Liebe Grüße,
Steffi
Danke für den Kommentar Steffi!
Das mit den Beluga-Wale war in der Tat klasse. Ähnliches hatte ich mir Orcas auf meiner Alaska-Kreuzfahrt.
Liebe Grüße
Gerald