Reisebericht: Die Niederlande mit der MS Belvedere erlebt

Eine interessante und abwechslungsreiche Kreuzfahrt von Amsterdam nach Köln

Die Reiseplanung

Rückblick, zwanzig Jahren zuvor: Ich saß mit meinen Eltern zusammen, und sie erzählten mir, dass sie eine Fluss-Kreuzfahrt durch die Niederlande und Belgien vorhatten. Ich hatte noch viel Urlaub, und überlegte mir, dass ich seit meiner Kindheit nicht mehr mit beiden im Urlaub war, und die Chance das noch einmal zu tun Jahr für Jahr sinkt. Ich entschloss mich mitzufahren, und bereute es nicht. Die Städte, Orte und Landschaften in den beiden Ländern hatten mir gefallen. Ein Kreuzfahrt-Anhänger war ich danach nicht geworden, das war erst viel später gekommen. Und keinen Schimmer, dass ich viele Jahre später einmal an Bord einer MS Belvedere erneut in den Niederlande sein werde. Das Schiff war damals noch gar nicht gebaut …

Nachdem ich im Moment beim Wieder- oder Neuentdecken unserer Nachbarländer bin (im letzten Jahr Frankreich, im Jahr 2017 Polen), dachte ich an die lange zurück liegende Reise, nachdem ich ein Angebot für eine Kreuzfahrt von Amsterdam nach Köln entdeckt hatte. Ich buchte diese Route mit der MS Belvedere der TransOcean Kreuzfahrten ab den Niederlanden. Sie ging sonntags ab Amsterdam los, den Samstag wollte ich nicht untätig als einen freien Arbeitstag vergeuden, und plante den Start der Reise mit einer zusätzlichen Hotel-Übernachtung in Den Haag. Es gibt viele und schnelle Zugverbindungen vom Flughafen Amsterdam aus dorthin, und auch zurück zum Bahnhof, wo in der Nähe das Schiff abgeht.

Die Anreise

Nach der Anreise zum Flughafen Frankfurt am Main bei schwülem Wetter war ich froh dort in einer Bar in der Nähe des Abflug-Gates angekommen zu sein. Ungewöhnlich die Bedienung, der Kellner war erfrischend unterhaltsam, abseits von einem sturen Service, und hatte mich mehrfach zum Lachen gebracht. Bei der Sicherheitskontrolle hatte ich einen Körperscanner der neuen Art, ohne die Arme nach oben nehmen zu müssen. Geklappt hatte es nicht, ich wurde manuell untersucht, weil eine Fehlermeldung gekommen war, dass der linke Arm nicht erfasst werden konnte.

An Bord hatte ich den einzigen sichtbar freien Nebenplatz in der Economy Klasse. Klappt oft, die drei einfachen Tricks dafür werde ich aber nicht verraten. Wir rollten ewig, ich dachte schon es ging ohne einen Start nach Amsterdam. Die Crew hätte einen Getränkedurchgang in der Zeit machen können. Der Flug selbst war das Kürzeste an dem Anreisetag, bis ich mein Gepäck erhalten hatte, dauerte es länger nach der Landung.

Zeit hatte ich genug, die benötigte ich auch. Es gibt verschiedene Arten von Zügen. Ich nahm den ersten möglichen, einen Sprinter, der sich durch Stopps an jeder Windmühle auszeichnete. Nach 6 1/2 Stunden Reisezeit war ich froh im Regierungssitz der Niederlande, Den Haag, angekommen zu sein. Die Stadt ist nicht, wie oft angenommen, die Hauptstadt der Niederlande, das ist Amsterdam. Weiter geht es als Neunmalkluger: Den Haag ist auch nicht die Hauptstadt von Holland, diese Provinz gibt es nicht. Holland sind nur zwei der insgesamt zwölf Provinzen der Niederlande (Noord- und Süd-Holland).

Den Haag

Genug der Belehrungen, ich lief in Den Haag zum Mercure Hotel, günstig in der Innenstadt gelegen. Da es schon später Nachmittag war, ging es gezielt zum Het Plein, der große Hauptplatz. Hier befinden sich viele Cafés, Bars und Restaurants. Die einheimische Plörre hatte ich mir nicht angetan, ich hielt mich an gute belgische Biere. Gut gestärkt lief ich ziellos weiter, bis ich eine Open-Air-Bühne mit wilder Livemusik entdeckt hatte. Ich setzte mich zu drei jungen Menschen, wo ich nicht ansatzweise das Geschlecht erahnen konnte, und bannte auf das tolerante und unterhaltsame Geschehen um mich herum. Ich fühlte mich um Jahre jünger, und genoss die ungewöhnliche Stimmung. Der erste Schritt zum „Die Niederlande wiederentdeckt“ hatte begonnen.

Zum Abendessen fand ich ein uriges Restaurant, serviert wurde mir ein perfekt gebackener Fisch mit intensiver grüner Soße:

Fischgang in Den Haag
Fischgang in Den Haag

Ich entdeckte beim Gang zur Toilette einen Schankraum, wo das deutsche Fußball-Pokal-Endspiel übertragen wurde. Der Abend war gerettet, erst recht später nach dem Ergebnis. Nach dem Spiel ging ich hundemüde und zufrieden zurück zum wohlverdienten Schlaf im angenehmen Mercure-Hotel nach dem langen, interessanten aber auch anstrengenden Tag.

Da ich natürlich nicht nur zum Essen, Trinken, Musik hören und Fußball Schauen in die Stadt gefahren war, begann nach dem Frühstück das Besichtigungs-Programm.

Dominierend und nicht zu übersehen war der Gebäudekomplex Binnenhof im Stadtkern, das politische Herz des Landes. Hier tagt das niederländische Parlament. Ich lief durch den Innenbereich, ein kostenfreier Durchgangsweg für jeden. Leider hatten sich der König und die Königin in ihrer Kutsche während meines Besuches nicht sehen lassen, anscheinend wussten die nicht, dass ich vor Ort war.

Der Innenbereich des Binnenhofs in Den Haag in der Niederlande
Der Innenbereich des Binnenhofs in Den Haag in der Niederlande
Der Innenbereich des Binnenhofs in Den Haag
Der Innenbereich des Binnenhofs in Den Haag

Der Hofvijver (Hofteich, der Schlossweiher), liegt neben dem Binnenhof. Von hier ist die imponierende Fassade des Komplexes gut zu sehen:

Blick auf den Binnenhof in Den Haag vom Hofvijver in der Niederlande
Blick auf den Binnenhof in Den Haag vom Hofvijver in der Niederlande
Blick auf den Binnenhof in Den Haag vom Hofvijver
Ausblick auf den Binnenhof in Den Haag vom Hofvijver
Blick auf den Binnenhof in Den Haag vom Hofvijver
Blick auf den Binnenhof in Den Haag vom Hofvijver

Mir hatte der Komplex und danach das Schlendern durch die Stadt gefallen. Am Tag ist der Het Plein ruhiger als am Abend:

Der Het Plein in Den Haag
Der Het Plein in Den Haag

Ständig sah ich kleine Aufmerksamkeiten, wie die lustige Statue vom Haagse Harry, einem populären Star einer Comic-Buch-Serie:

Haagse Harry Statue in Den Haag
Haagse Harry Statue in Den Haag

oder die eher politische Friendship-Statue, die zwei moslemische Frauen mit einem iPad zeigt:

Die Friendship-Statue in Den Haag in der Niederlande
Die Friendship-Statue in Den Haag in der Niederlande

Den Haag fand ich klasse, die Stadt war bereits der erste Höhepunkt der Reise und ich erlebte mehr, als ich erwartet hatte. Gut gelaunt bestieg ich den Zug Richtung Amsterdam und Kreuzfahrtschiff, nicht ahnend, dass kurze Zeit später meine Stimmung auf einen historischen Tiefpunkt sinken sollte.

Amsterdam und Umgebung

In Amsterdam angekommen, hatte ich noch etwas Zeit. Auf dem Schiff konnte ich nur mein Gepäck abgeben, aber die Kabine war noch nicht bezugsbereit. Ich war schon paarmal in der Stadt und trank lieber in einer Freiluftbar ein Bier, anstatt mir die Hektik und Betriebsamkeit der Metropole anzutun. Beim Blick in meinen Rucksack hatte ich einen Schreck bekommen, mein Dokumentenbeutel mit Geld, Reisepass, Impfpässen, Token & Co. fehlte. Ich suchte und suchte ohne Erfolg. Aus dem Hotelsafe hatte ich ihn morgens zusammen mit der Kamera genommen, da war ich mir sicher. Ich hoffte, dass ich den Beutel in den Koffer anstatt in den Rucksack gelegt zu haben, und wartete die Zeit, bis ich in der Kabine zu meinem Koffer Zugang hatte.

Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch an ein Happy End, das leider nicht eintraf. Auch im Koffer war nichts, schade. Nach mehrfacher Suchen gab ich auf. Ich glaube nicht, dass ich bestohlen wurde. Ich hatte keinerlei Kontakt mit Personen, und Den Haag ist keine Hochburg von Verbrechern. Ohne es zu merken den Rucksack zu öffnen, zielsicher das wertvollste zu nehmen, den Rest zu ignorieren und den Rucksack wieder zu schließen, schafft wahrscheinlich auch ein Meisterdieb nicht. Ich vermute, dass ich beim Öffnen meines Rucksacks und Entnahme der großen und schweren Kamera die kleine Tasche herausgefallen war, ohne dass ich es bemerkt hatte.

Anstatt entspannten Kreuzfahrt-Beginn ging der aufwendige Weg zur Polizeistation (wurde von der Dienststelle A via B nach C geschickt), dort die langwierige Prozedur zur Report-Erstellung, und der Weg zurück zum Schiff. Auch das Fundbüro in Den Haag wurde informiert. Bis heute ist nichts aufgetaucht, entweder war es doch ein Dieb, oder es gab einen unehrlichen Finder, oder alles liegt unentdeckt im Hofvijver oder im Müll. Schade um das Geld und die Mühen, aber es gibt schlimmeres. Meine Geldbörse hatte ich mit allen Kreditkarten, weiterem Geld und Personalausweis noch.

Dadurch aufgeregt konnte ich den ersten Abend nicht richtig genießen, und auf einen abendlichen Spaziergang durch die Stadt hatte ich keine Lust mehr. Auch am nächsten Tag zog ich einen Ausflug in die Umgebung vor, die Innenstadt von Amsterdam hatte ich während dieser Kreuzfahrt bis auf polizeiliche Dienststellen gemieden.

Museumsdorf Zaanse Schans

Der kurzfristig gebuchte Ausflug ging am nächsten Morgen zum Museumsdorf Zaanse Schans und nach Edam. Schlecht für die Reederei, aber gut für die Gäste: Nur achtzehn Gäste nahmen daran teil, es war genug Platz im Bus und es gab nie Gedränge. Das Freilichtmuseum Zaanse Schans nördlich von Zaandam war mit dem Bus schnell erreicht. Es ist ein Dorf mit bewohnten Häusern, typischen Gebäuden, Museen, Shops, Cafés und natürlich Windmühlen, die schnell vom Bus aus zu sehen waren:

Das Museumsdorf Zaanse Schans in der Niederlande
Das Museumsdorf Zaanse Schans in der Niederlande

An denen die örtliche Jugend ein erfrischendes Bad zu sich genommen hatten:

Museumsdorf Zaanse Schans in der Niederlande
Museumsdorf Zaanse Schans in der Niederlande

obwohl nicht immer eitler Sonnenschein war:

Museumsdorf Zaanse Schans
Museumsdorf Zaanse Schans

Auch einen Blick in das Innere einer Mühle konnten wir dort erhaschen:

Museumsdorf Zaanse Schans
Museumsdorf Zaanse Schans

Das Dorf war für mich nett und idyllisch, obwohl einige große und laute Touristengruppen, meist aus Asien, anwesend waren:

Museumsdorf Zaanse Schans
Im Museumsdorf Zaanse Schans
Museumsdorf Zaanse Schans in der Niederlande
Museumsdorf Zaanse Schans in der Niederlande

mit allen Klischees, die das Land hergibt:

Museumsdorf Zaanse Schans
Im Museumsdorf Zaanse Schans
Museumsdorf Zaanse Schans
Museumsdorf Zaanse Schans

Edam

Die Zeit war uns allen im Bus etwas zu knapp bemessen dort, schade, aber das ist bei Ausflügen meist so. Weiter ging der Bus zur Käsestadt Edam. Bereits im 16. und 17. Jahrhundert hatte sie eine Blütezeit mit dem Käsehandel, ist aber immer noch mehr ein Dorf geblieben. Leider war ein Spaziergang auf eigene Faust nicht möglich, die Haltestellen der An- und Abfahrt waren unterschiedlich. Bei den wenigen Gästen machte das nichts, ich hatte angemessen Zeit, die malerische Innenstadt mit Grachten und Gassen, Holzbrücken und dazu typisch niederländischen Häusern anzusehen und zu fotografieren:

Die Stadt Edam in der Niederlande
Die Stadt Edam in der Niederlande
Die Stadt Edam
Spiegelung in Edam
Die Stadt Edam
Die Stadt Edam

Es waren nicht viele Besucher in der Stadt, ich hatte es mir dort viel stressiger und touristischer vorgestellt. Selbst die Andenken waren nicht der typische Kitsch, sondern für mich richtig süß:

Andenken aus den Niederlanden
Andenken aus den Niederlanden

Der schöne Ausflug wurde beendet mit einem Besuch einer Käserei. Eine kurze Demonstration von einer netten Dame (nicht Frau Antje, sah aber so aus) zeigte uns, wie der Käse hergestellt wird. Danach ging es natürlich in das eigene Geschäft, wo viele Arten probiert werden konnten. Vieles schmeckte mir, der geräucherte Käse kann ich aber nur sehr eingeschränkt empfehlen, er schmeckte mir eher nach Billigwurst:

Edamer Käse
Edamer Käse
Edamer Käse
Viel Edamer Käse

Da ich nicht wusste, wie ich den Käse vernünftig während der Reise lagern konnte, kaufte ich nichts, und verließ den Laden. Direkt vor mir huschte eine große Ratte Richtung Lagerhaus, anscheinend mögen nicht nur Mäuse Käse.

Normal meide ich organisierte Ausflüge auf Kreuzfahrten, diesen hatte ich nicht bereut. Durch die Begleitumstände war es das Beste, was mir passieren konnte. Zumal die Reiseleitung nett und kundig war, und lange Bus-Fahrten vermieden wurden. Der Kopf war wieder frei, ich konnte mir anschließend das Schiff in aller Ruhe anschauen.

Die MS Belvedere in der Niederlande

Eine Reise mit der MS Belvedere hatte ich bislang noch nicht unternommen. Das Schiff wird von TransOcean Kreuzfahrten vertrieben. Mit diesem Unternehmen war ich bereits zweimal auf der MS Astor auf der Hochsee unterwegs und damit zufrieden gewesen. Die heutige MS Belvedere wurde im Jahr 2005 mit dem Namen Avalon Poetry getauft, und nachdem im Jahr 2012 umbenannt.

Die MS Belvedere in der Niederlande
Die MS Belvedere in der Niederlande

Im Internet fand ich überwiegend positive Beurteilungen, nur beim Essen waren die Meinungen gespalten. Ein Kritiker fühlte sich als Bittsteller im Restaurant, seine Frau hatte während der Reise ein Kilo abgenommen. Da ich generell wenig esse, und Gewicht verlieren mir guttut, waren das die optimalen Voraussetzungen für meine Kreuzfahrt. Der Empfang war freundlich, und meine Kabine sauber und in Ordnung, und das die ganze Reise über. Nicht gerade geräumig, aber ausreichend. Die Dusche war eng, aber wo ist sie das auf Schiffen nicht.

Von den 176 möglichen Passagieren waren an Bord nur 82 Gäste. Dadurch gab es während der ganzen Reise nicht eine Drängelei. Platz war immer und überall, wie hier auf dem Sonnendeck:

Das Sonnendeck der MS Belvedere in der Niederlande
Das Sonnendeck der MS Belvedere in der Niederlande

Salon und Bar

Wobei der Salon und die Bar natürlich nicht immer so leer waren wie hier:

Der Salon der MS Belvedere
Der Salon der MS Belvedere
Die Bar der MS Belvedere
Die Bar der MS Belvedere

Partylöwen waren nicht an Bord. Das Durchschnittsalter war so hoch wie noch nie auf einer meiner Kreuzfahrten, ich denke, ich war der jüngste Gast an Bord. Die Musik des guten Alleinunterhalters war darauf ausgerichtet, er spielte aber auch mal seine Interpretation von der Abspann-Musik von Natural Born Killers. Ich hoffe, dass mein Wunsch, das noch einmal zu spielen, nicht auf Unverständnis des älteren Publikums gestoßen war.

Restaurant

Im Restaurant gab es feste Plätze für alle Mahlzeiten, die in der Mitte blieben fast alle frei. Ich saß mit einem weiteren Single an einem Fünfer-Tisch. Platz hatten wir genug, zu sagen hatte ich wenig, die (oft nicht interessante) Gespräche waren leider mehr oder weniger ein Monolog meines Nachbarn. Zuhören war nicht seine Stärke.

Da ich aber nicht zum Unterhalten dort war, sondern zum Essen, ein Beispiel-Menü:

Spanferkel-Meerrettich-Sülze mit Ei-Gurken-Remoulade
Gebackener Brie an Preiselbeere-Soße

Rinder-Consommé mit Eierstreifen und Schnittlauch

Schweinekeule an der Dunkelbier-Soße mit Weißkraut und Serviettenknödel
Fish and Chips Backfisch mit Pommes Frites
Auberginen-Piccata an Basilikum-Soße
Caesar-Salat mit Parmesan-Sardellen-Dressing

Crème brûlée mit Früchten
Himbeer-Joghurt-Eis mit Chili-Schokoladensoße
Fruchtsalat frisch zubereitet

Sicherlich keine Ausgeburt von Kreativität, aber meist wohlschmeckend, und satt wurde glaube ich auch jeder. Trotzdem war es kein Problem, auch mehrere Gänge zu bekommen. Der Service war durchweg nett und aufmerksam. Der Kellner und die Küche gaben sich stets Mühe mir keine Gerichte mit Knoblauch, Bärlauch oder Trüffel-Öl zu servieren, vielen Dank dafür auf diesen Weg!

Das Restaurant auf der MS Belvedere
Das Restaurant auf der MS Belvedere
Nachtisch auf der MS Belvedere
Nachtisch auf der MS Belvedere

Bis aus Kleinigkeiten war ich sehr zufrieden mit dem Aufenthalt an Bord. Es ist kein Luxusschiff, das hatte ich aber auch nicht erwartet. Ich würde jederzeit wieder eine Reise auf dem Schiff buchen. So gut befürsorgt freute ich mich auf das nächste Ziel Hoorn, eine Stadt in der Provinz Nordholland.

Hoorn

Leider war dort der erste Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen trüb, von Sonne war nichts zu sehen. Wir waren mit der MS Belvedere in Hoorn in der Niederlande angekommen, eine Stadt im Osten der Provinz Nordholland. Das hinderte mich natürlich trotzdem nicht, mir die Stadt anzusehen. Auffallend ist der Hoofdtoren (Hauptturm) von 1532, der das Stadtbild prägt:

Der Hauptturm von Hoorn in der Niederlande
Blick auf den Hauptturm von Hoorn in der Niederlande
Der Hauptturm von Hoorn
Der Hauptturm von Hoorn

Die Stadt mit ihren stattlichen Kaufmannshäusern erinnert an frühere Jahrhunderte, wobei ich nicht weiß, ob die Architekten die Gebäude absichtlich schief geplant hatten oder das im Laufe der Zeit entstanden ist (das sind keine stürzende Linien …):

Die Innenstadt von Hoorn
Die Innenstadt von Hoorn

Warum gerade diese historischen Häuser von Vögeln ewig lange umkreist wurden, hatte sich mir nicht erschlossen:

Vögel in Hoorn
Vögel in Hoorn

Natürlich gibt es einen Marktplatz, der Sammelpunkt aller Besuchergruppen, und hier Roode Steen genannt:

Der Roode Steen in Hoorn
Der Roode Steen in Hoorn

mit dem Standbild von Jan Pietersz Coen, dem Begründer der Kolonie Niederländisch-Ostindien:

Standbild von Jan Pietersz Coen / Hoorn
Standbild von Jan Pietersz Coen / Hoorn

Der Platz sah mit seinen Lokalitäten einladend aus, für einen Schoppen war es mir aber noch zu früh am Tag. Ich schaute mir lieber den Hafen dort mit seinen unzähligen Booten an. Die Niederlande hat eine andere Beziehung zu Wasser wie Deutschland, ein Viertel der Niederlande liegt unterhalb des Meeresspiegels:

Boote in Hoorn in der Niederlande
Viele Boote in Hoorn in der Niederlande
Boote in Hoorn
Boote in Hoorn

So wunderte es mich auch nicht, dass es in der Stadt viele Kanäle gibt:

Ein Kanal in Hoorn in der Niederlande
Ein Kanal in Hoorn in der Niederlande

Hoorn ist nicht allzu groß, und die paar Stunden Besichtigung hatten mir gereicht. Auch wenn mir das jetzt kein Mensch glaubt: Als ich auf das Schiff zurückwollte, war dies nicht möglich, da gerade umrangiert wurde. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die lokale Gastronomie zu testen, Prost:

Ein Prost auf Hoorn
Ein Prost auf Hoorn

Trotz bewölkten Wetter war es ein gelungener Tag. Der Abend endete mit einem wunderschönen Sonnenuntergang, den ich dort nicht erwartet hatte. Er war nicht der Einzige auf der Reise, und die Überraschung des Urlaubes, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war gespannt, ob mir am nächsten Tag mein Erstbesuch in Rotterdam gefällt, eine Stadt, die sich für mich eher an Hafen und Industrie anhört als Idylle und Sehenswürdigkeiten.

Die Sonne geht unter in der Niederlande
Die Sonne geht unter in der Niederlande

Rotterdam

Die Sonne schien am nächsten Morgen in Rotterdam, und das blieb bis zum Ende der Kreuzfahrt so, natürlich außer in der Nacht. Mit Petrus konnte ich nicht meckern, ich hatte wieder viel Glück mit dem Wetter auf der Reise.

Oude Hafen

Das Schiff lag nahe am Oude Hafen (alter Hafen). Neue Gebäude prägen die Anlage, die sich wunderschön spiegelten. Das Attribut ALT darf man nicht ernst nehmen:

Der alte Hafen von Rotterdam in denr Niederlande
Der alte Hafen von Rotterdam in der Niederlande
Der alte Hafen von Rotterdam
Spiegelung im alten Hafen von Rotterdam

Kein Wunder, im Zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt beim deutschen Luftangriff vom 14. Mai 1940 und den darauffolgenden Bränden annähernd vollständig zerstört, 80 000 Bewohner wurden obdachlos. Nach Breslau war ich innerhalb von wenigen Monaten in zwei Großstädten, die Deutschland platt machte, stolz bin ich darauf nicht.

Markthalle

Mein erster Gang ging dort natürlich zur Markthalle, das markanteste Gebäude der Stadt. Sie wurde im Jahr 2014 fertiggestellt, und ist gigantisch groß, grellbunt und dazu bewohnbar. Die Mietpreise will ich gar nicht wissen, ich kann mir vorstellen, dass es keine Sozialempfänger sind, die dort wohnen. Einhundertzwanzig Meter lang, siebzig Meter breit, zehn Stockwerke hoch, ein Jumbojet könnte dort einparken:

Die Markthalle von Rotterdam
Markthalle von Rotterdam
Die Markthalle von Rotterdam in der Niederlande
Die Markthalle von Rotterdam in der Niederlande

Im Innern setzt ein 11 000 Quadratmeter großes Gemälde namens Füllhorn seine Zeichen. Riesige Blumen, Beeren, Getreide und viel mehr in klare und scharfe Bilder sind sichtbar, angeblich soll man an Alice in Wunderland denken, wenn man das Kunstwerk sieht. Das Werk wurde am Computer entwickelt, die Ausgabedateien belegen 1,47 Terabyte. Einen Download-Link kann ich leider nicht bereitstellen:

Die Markthalle von Rotterdam
In der Markthalle von Rotterdam
Die Markthalle von Rotterdam
Die Markthalle von Rotterdam

Auch der Rest der Innenstadt kommt schick rüber:

Die Innenstadt von Rotterdam in der Niederlande
Die Innenstadt von Rotterdam in der Niederlande

Ich empfand die Stadt alles andere als hässlich. Hier das Nederlands Architectuurinstituut, das einmal das größte Architekturzentrum weltweit war:

Nederlands Architectuurinstituut in Rotterdam
Nederlands Architectuurinstituut in Rotterdam

und das Maritiem Museum:

Maritiem Museum in Rotterdam in der Niederlande
Maritiem Museum in Rotterdam in der Niederlande

Wie tolerant das Land ist, zeigt sich an der Statue Santa Claus, ein Weihnachtsmann mit Dildo. Anfänglich im Jahr 2003 gab es noch Proteste, und sie wurde an einen stillen Platz verbannt. Im Jahr 2008 hatte der Rauschebart wieder in der Innenstadt ein neues Zuhause gefunden, die Aufregung war weg, und die Jugend zwinkert heute darüber. In den meisten Ländern wäre so etwas undenkbar:

Der obszöne Santa Claus in Rotterdam
Der obszöne Santa Claus in Rotterdam

Auch wenn ich keinen Jahresurlaub in Rotterdam verbringen möchte, die Stadt ist klasse. Viele Touristen hatte ich nicht gesehen, wissentlich auch keinen außer von unserem Schiff. Es hatte sich mir wieder gezeigt, dass eine Ausfahrt von den Touristen-Highways sich lohnt. An dem bislang gelungen Tag gab es nach weniger Fahrzeit noch ein weiteres Ziel, die kleine Stadt Kinderdijk. Windmühlen-Hasser empfehle ich, dieses Kapitel zu überspringen.

Kinderdijk

Typischer für die Niederlande als in Kinderdijk geht es nicht mehr, und der Kontrast zu Rotterdam könnte nicht größer sein: Die Mühlen von Kinderdijk gehören zu den bekanntesten und wahrscheinlich am häufigsten fotografierten Sehenswürdigkeiten im Land. Die neunzehn noch gut erhaltenen Mühlen dort stammen aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, wobei ich mittlerweile nicht mehr zählen kann, wie viele ich davon wissentlich oder auch nicht schon gesehen habe. Mir erscheint die Ernennung mittlerweile inflationär. Eine Legende besagt, dass der Deich durch Kinderarbeit entstanden sein soll, was er mir nicht sympathischer machte. Da es nicht erwiesen ist, sah ich darüber weg und erkundete das Gelände, das schnell vom Schiff verlassend gut zu sehen war:

Die Windmühlen von Kinderdijk
Die Windmühlen von Kinderdijk

Überrascht war ich, dass eine solche Top-Attraktion keinen Eintritt kostete. Nur eine Bootsfahrt und/oder der Eintritt zum Museum sind kostenpflichtig. Eine ausgiebige und langweilige Beschreibung der einzelnen Mühlen erspare ich mir, und lasse diese Bilder sprechen:

Die Windmühlen von Kinderdijk in der Niederlande
Die Windmühlen von Kinderdijk in der Niederlande
Die Windmühlen von Kinderdijk
Zwei Windmühlen von Kinderdijk
Die Windmühlen von Kinderdijk
Die Windmühlen von Kinderdijk
Die Windmühlen von Kinderdijk
Windmühlen in Kinderdijk
Die Windmühlen von Kinderdijk
Die Windmühlen von Kinderdijk

Aktiv ist keine mehr, Pumpen haben die Mühlen erwerbslos gemacht. Ich hatte nach dem Besuch noch Zeit, einen Blick in den kleinen Ort zu werfen. Das hätte ich mir sparen können, ich gebe Kinderdijk das Attribut Verschlafen (gilt nicht für die Windmühlen):

Downtown Kinderdijk in der Niederlande
Downtown Kinderdijk in der Niederlande

Am weiteren Nachmittag konnte ich endlich auch einmal an Bord sitzen und die Landschaft anschauen, bislang waren wir fast nur nachts gefahren. Die Ruhe hatte mir gutgetan, und das Gesehene hatte mir gefallen.

Wir fuhren anschließend an der Gemeinde Lekkerkerk vorbei:

Blick auf Lekkerkerk
Blick auf Lekkerkerk

passierten Windmühlen:

Unterwegs mit der MS Belvedere in der Niederlande
Unterwegs mit der MS Belvedere in der Niederlande

und sahen das schöne Stadtbild von Schoonhoven:

Blick auf Schoonhoven in der Niederlande
Blick auf Schoonhoven in der Niederlande

Der tolle Tag wurde abgerundet wieder mit einem tollen Sonnenuntergang in der Niederlande, von Bord der MS Belvedere aus schön zu sehen:

Gute Nacht Niederlande und MS Belvedere
Gute Nacht Niederlande und MS Belvedere

Für das nächste Ziel Arnheim erwartete ich nicht viel, es sah mir mehr aus wie eine Notlösung, weil es auf der Route nichts anderes zu sehen gibt. Ich war gespannt, ob ich recht hatte oder nicht.

Arnheim

Als ich bei strahlendem Sonnenschein morgens die MS Belvedere in Arnheim verlassen hatte, sah ich als erste diese merkwürdige Tribüne. Mein erster Gedanke: Hatte 1860 München hier ein verlorenes Spiel? (Insider-Fußball-Gag):

Arnheim - 1860 München 2:0
Arnheim – 1860 München 2:0

Überrascht war ich über die vielen Lokalitäten, die sich an der Uferpromenade eine nach der anderen reihen. Ich schätze, dass Arnheim zu 105 Prozent aus Kneipen besteht, mindestens. Schade, dass ich noch keinen Durst hatte. Schnell stellte ich aber fest, dass wo nichts ausgeschenkt wird, eine Baustelle war. In der ganzen Stadt sind Aktivitäten, überall sind Bagger, Kräne, lärmintensive Arbeiten und Umleitungen, auch für Fußgänger. Vielleicht hat die Stadt das große Los in der Jahreslotterie gewonnen, das muss Unsummen an Geld kosten. Lust auf eine solche Unruhe hatte ich nicht, die morgendlichen Lkw-Zulieferer für die Geschäfte in den engen Gassen und die vielen Müllwagen machten es nicht besser.

So war auch der erste Blick auf die Eusebiuskerk oder Grote Kerk (deutsch: Große Kirche), die Hauptkirche der Stadt, eher enttäuschend, da auch hier gebastelt wurde:

Die Eusebiuskerk in Arnheim in der Niederlande
Die Eusebiuskerk in Arnheim in der Niederlande

Der zweite Blick von der anderen Seite aus war viel schöner, von Restauration war hier nicht mehr viel zu sehen bei dem Blick auf das Gesamtwerk:

Die Eusebiuskerk in Arnheim
Die Eusebiuskerk in Arnheim

Trotzdem war mir Arnheim zu hektisch. Ich bemühte das Internet, und fand als Sehenswürdigkeit den Park Sonsbeek. Park hörte sich nach Ruhe an, und die konnte ich gebrauchen. Vor Ort dort stellte sich die Anlage als eine schöne grüne Lunge der Stadt heraus, mit Teichen:

Park Sonsbeek in Arnheim in der Niederlande
Park Sonsbeek in Arnheim in der Niederlande

Wasserfällen:

Park Sonsbeek in Arnheim
Park Sonsbeek in Arnheim

und einer wundervollen Stadsvilla:

Die Stadsvilla in Arnheim
Stadsvilla in Arnheim
Die Stadsvilla in Arnheim
Die Stadsvilla in Arnheim

Dies war sicherlich nichts, für das man von Deutschland aus hinfahren muss, und ein Weltkulturerbe wird der Park leider auch nicht werden, aber ich genoss die Ruhe und die Stimmung. Ich wagte mich danach noch einmal zurück in den Trubel der Stadt, zunächst am innovativen Bahnhof vorbei:

Bahnhof Arnhem Centraal in der Niederlande
Bahnhof Arnhem Centraal in der Niederlande

und dann zur Statue Aardvark, ein riesiges Erdferkel mit lustigem Hut, und da in Pink angeblich dem eigenen Geschlecht zugewandt:

Die Aardvark Statue in Arnheim
Die Aardvark Statue in Arnheim

Eine Rechenaufgabe beschäftigte mich nicht lange im Kopf, um die Lösung richtig auszurechnen. Ohne mir etwas groß einzubilden, war ich verwundert, dass es den Personen, denen ich die Aufgabe gestellt hatte, nicht gelungen war. Wer schafft es ohne Hilfen?

Eine Rechenaufgabe
Eine Rechenaufgabe

Wir legten mit der MS Belvedere von den Niederlande aus Richtung Köln ab, das Ziel der Reise. Zum Glück hatte ich noch einen angenehmen Nachmittag mit Entspannung und Blick auf die Landschaften. Wir passierten die mit 803 Meter längste Hängebrücke von Deutschland, überspannt zwischen Kleve und Emmerich, und stellten uns die spannende Frage, ob Kühe schwimmen können:

Können Kühe schwimmen?
Können Kühe schwimmen?

und sahen wieder einen fantastischen Sonnenuntergang:

Sonnenuntergang auf der MS Belvedere, zurück von den Niederlanden
Der letzte Sonnenuntergang auf der MS Belvedere, zurück von den Niederlanden

Die Heimreise und das Fazit

Danach folgte das Abschieds-Gala-Diner mit Filetsteak, Lachs & Co, und damit war der offizielle Teil der Reise beendet. Ich ging müde und glücklich ins Bett, der nächste Tag diente nur der Heimreise. Diese war einfach, als wir in Köln angekommen waren, lief ich zuerst zum Bahnhof, und fuhr von dort mit dem Zug in kurzer Zeit nach Hause. Dort angekommen forderte die Reise seinen Tribut, ich lief in den paar Tagen 100 000 Schritte. Selten schlief ich erschöpft in dieser Nacht besser und länger.

Ich hatte eine interessante und abwechslungsreiche Kreuzfahrt mit der MS Belvedere erlebt, und die Niederlande wiederentdeckt. Das Debakel mit meinem Geld- und Dokumenten-Verlust war nur mir zuzuschreiben, da kann niemand anderes etwas dafür. Groß aufregen bringt auch nichts, macht es nicht besser. Bis auf Amsterdam und Arnheim waren es tolle Ziele, und ich hatte viele neue Orte gesehen und erlebt trotz meiner ersten Kreuzfahrt vor vielen Jahren in diesem Zielgebiet. Das Schiff hatte mir gefallen, nur der Kontakt zu meinen Mitreisenden war nicht so kommunikativ wie sonst gewohnt. Mein Interesse an Kreuzfahrt, egal ob Hochsee oder Fluss bleibt. Unabhängig davon hoffe, dass ich in der Zukunft noch von vielen Reisen berichten kann, egal ob zu Fuß, mit dem Schiff, mit Flugzeug oder sonst wie.

Danke für das Lesen und liebe Grüße Gerald

Der gespiegelte Zinni auf der MS Belvedere in der Niederlande
Der gespiegelte Zinni auf der MS Belvedere in der Niederlande

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