Reisebericht: Mit MS Hamburg ab Kuba durch die Karibik

Piraten der Karibik: Ein Augenzeugenbericht aus dem 21. Jahrhundert

Piratenfrei!: Zürich / Schweiz

Vorwort

Ich hatte bei meiner Kamera auf meiner Reise in die Karibik mit der MS Hamburg eine ISO-Einstellung vergessen zurückzusetzen, und das laienhaft den ganzen Urlaub über nicht gemerkt. ARGH! (allgemeiner Piraten-Ausdruck). Manche Bilder sind nicht in der von mir erhofften Qualität, und andere lohnenswerte Motive habe ich aus Scham und Eigenstolz erst gar nicht veröffentlicht. Das ist ärgerlich, es gibt aber schlimmeres. Ich benötige kein Mitleid, und hämische Sprüche wie Hobby-Knipser kann ich ertragen. Ansonsten lief ich oft Kameralos durch die Stadt (wie in Santa Domingo oder Port Antonio), und an Stränden nahm ich sie auch nicht mit, weil ich sie ungern allein und unbewacht liegen lasse. Aber nun zum Bericht, der hoffentlich trotzdem gefällt.

Rückblende

Vor vielen Generationen war ich das erste Mal auf Langstrecke unterwegs, Ziel war Florida in den Vereinigten Staaten. Ich war jung, benötigte kein Geld, und besuchte unter anderem auch das Walt Disney World Resort. Imponiert hatte mir dort wenig, dafür war ich dann doch schon zu alt. Eine der seltenen Ausnahmen war die Themenfahrt Pirates of the Caribbean, die letzte Disneyland-Attraktion, an der Walt Disney persönlich mit geplant hatte. Wir landeten in der Piraten-Welt. Durch Kanonenschüsse, Plündereien und brennenden Gebäuden wurde es ein gelungenes kleines Abenteuer. Dass aus dieser Disney-Attraktion eine Reihe von erfolgreichen Spielfilmen Fluch der Karibik basieren, ahnte ich da noch nicht. Eine sich wichtig nehmende Kollegin von mir, meinte mich korrigieren zu wollen, wenn von Piraten der Karibik die Rede ist. Sie meinte, dass es Fluch der Karibik heißt, und es nur das gibt. Ich ließ sie bei ihrem Glauben.

Jahrzehnte später

Der Reisebericht meiner Asien-Reise im November 2018 endete mit der Bemerkung: Die nächsten Monate ist Projektarbeit angesagt, mit längeren Abwesenheiten ist leider nicht zu rechnen. Erst im Mai 2019 habe ich wieder einen größeren und bereits gebuchten Urlaub vor. Das war zu diesem Zeitpunkt geplant, aus technischen Gründen hatten wir aber einen Projekt-Stopp im März. Mir war es recht und suchte etwas zu diesem Termin, um nicht monatelang im Rhein-Main-Gebiet gefangen zu sein.

Eine Kreuzfahrt von Plantours mit der MS Hamburg wurde als Karibik-Feeling unter Palmen ausgeschrieben, sie verlief von Kuba zu der Dominikanische Republik. Eines der für mich weltweit gegensätzlichsten Ziele war Kuba. Einerseits reizte es mich seit langen die Insel zu besuchen wegen Zigarren, Rum und alte Autos, und viel mehr Einzigartiges, ich konnte mir aber auch gut vorstellen, dass diese auch einen leicht zur Verzweiflung bringen kann, mit vielen Widersprüchen.

Auf der Route wurden noch weitere karibische Destinationen angefahren, von denen ich noch nicht eines vorher besucht hatte. Acht neue Ziele, und vier neue Länder, hörte sich interessant an. Ich dachte an die Stimmung und den Rhythmus von Disneyworld und natürlich an die Filme, die darauf aufgebaut wurden, und hatte seitdem die Titelmusik im Kopf. Daraufhin entschied ich mich auf den Spuren der Piraten zu begeben. Frei nach dem Motto: Wann ist die beste Zeit, nach Kuba zu fahren? Jetzt! Spätestens nach Anblick von diesem Bild der MS Hamburg, aufgenommen in der Karibik in Kuba:

Die MS Hamburg in der Karibik. Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Plantours und Partner GmbH
Die MS Hamburg in der Karibik. Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Plantours und Partner GmbH

Ein Schiff, vergleichbar von der Größe mit meinen Favoriten MS Astor, früher der MS Delphin und natürlich alle Schiffe von Silversea. Alles feine, kleine und familiäre Schiffe, und ich konnte mir gut vorstellen, dass ich mich auf der MS Hamburg bei meinem Erstbesuch in der Karibik auch wohlfühlen würde.

Am Anfang plante ich nur die Kreuzfahrt, mit einer zeitnahen An- und Abreise. Fast täglich aber erweiterte ich die Reise. Naiv wie ich war, dachte ich zuerst an eine Anreise über die USA, bezahlbare Flüge gab es genug. Stutzig wurde ich, als ich bei der Buchung eine Kategorie für den Grund der Reise angeben musste: Offizieller Regierungsauftrag, autorisierte Exportaktivitäten, Hilfsmaßnahmen für das kubanische Volk und weiteres mehr, was nicht auf mich zugetroffen hatte. Eine journalistische Tätigkeit sehe ich bei meinen amateurhaften Reiseberichte nicht. Ich hatte schnell eingesehen, dass ich notgedrungen nicht über die USA nach Kuba fliegen konnte.

Mein nächster Gedanke war ein Zwischenstopp in Cancún, und nach einem Aufenthalt dort weiter nach Havanna zu fliegen. Ich war einmal an der Stadt vorbeigefahren, und war froh, nicht dort bleiben zu müssen. Ähnlich ging es mir nun wieder virtuell, ich hatte nichts Interessantes für mich dort gefunden. Ich plante wieder um, um nun via Zürich direkt nach Kuba zu fliegen, zum Badeort Varadero. Da ich wissentlich noch nie in Zürich war (vielleicht als Kind?), plante ich auch dort eine Übernachtung ein.

Varadero ist DIE kubanische Touristen-Hochburg, nicht erst nach der Öffnung zu der USA. Durch den Nonstop-Dienst ab Europa war das bequem, ich hatte aber auch viele negativen Kritiken über die hiesigen Hotels gelesen: Das Hotel war eine einzige Katastrophe, schmutziger dreckiger Hotelgang, Schimmel an der Decke, im WC Handtücher schmutzig und mehr. Ich wählte das für mich schickeste Hotel, das Meliá Internacional. Schlechte Kritiken darüber fand ich nicht, und es bezeichnete sich selbstbewusst als Varaderos Flagship Hotel. Mein erster all-inclusive Aufenthalt in einem Hotel, und bei der Auswahl von neunzehn Restaurants und Imbissen, und fünfzehn Bars sollte keine kulinarische Langeweile aufkommen. Dachte ich zu mindestens. Wobei wohl niemand wegen einer exquisiten Küche nach Kuba fährt. Eher wegen Rum, Rumba und Cocktails unter Palmen, auch meine Planung für Varadero.

Mit Piraten hat die Schweiz natürlich wenig zu tun. Das Wort ist abgeleitet von lateinisch Pirata (Seeräuber), und die gab es traditionell in den Bergen wenig, der Züricher See war frei davon. Keine Piraterie in diesen Sinn sind die Ziele der gleichnamigen Partei (die in der Schweiz nicht viel Einfluss hat, kein Wunder bei einem Wähleranteil von 0,4 Prozent), und Hollywood attackiert die Schweiz als Pirateninsel, als attraktiver Standort für illegale Internet-Aktivitäten. Auf keinem Piratenportal, sondern herkömmlich buchte ich mein Hotel, und war überrascht, ich hatte höhere Preise erwartet. Wer die Hotel-Preise von Grönland kennt, lernt die Schweiz zu schätzen.

Der Beginn auf der Fahrt zur MS Hamburg und der Karibik: Zürich

Anscheinend wegen Wochentag und Zeit (donnerstags mittags) war am Flughafen Frankfurt nicht viel los vor meinem Abflug nach Zürich mit Lufthansa. Nach dem Einchecken und den Kontrollen (stilgerecht war ich als Freibeuter verkleidet, den Plastiksäbel musste ich leider abgeben) reichte es sogar noch für ein Weizenbier im Terminal. Auch an Bord gab es ein Bier, und nachdem ich das ausgetrunken hatte, landeten wir bereits in Zürich. Beim Abholen des Koffers hatte ich ein für mich bislang einzigartiges Erlebnis: Eine fremde Person packte meinen Koffer. Das war vermutlich keine Absicht, ich konnte ihn schnell mit dem Hinweis auf den Aufkleber meines Lieblings-Fußball-Vereines überzeugen, dass er mein Eigentum war.

Ich hatte das Hilton am Flughafen gewählt, mit einem eigenartigen Shuttle System: Zum Hotel war der Transfer frei, zum Flughafen kostet es fünf Franken. In der Nähe des Hotels ist eine S-Bahn, die mich in die Innenstadt brachte. Während der Fahrt wurde ich kontrolliert, was mir in Deutschland die letzten zwanzig Jahre nicht passiert ist. Und ich war stolz, dass ich bei meiner ersten Bahnfahrt in der Schweiz alles richtiggemacht hatte.

Zürich begrüßte mich Anfang März mit strahlend blauem Himmel und fantastischen Wetter. Eine Sehenswürdigkeit, die ich schon immer mal sehen wollte, gab es nicht. So schlenderte ich planlos durch die Innenstadt, die nett war. Auf die Idee, gezielt als Wochenend-Ausflug noch einmal dorthin zu fahren, war ich danach aber nicht gekommen.

Unterwegs in Zürich
Unterwegs in Zürich
Unterwegs in Zürich
Blick auf Zürich
Unterwegs in Zürich
Unterwegs in Zürich

Ich ließ es mir nicht nehmen im Freien ein Bier zu trinken bei der unerwarteten Hitze im März, und ich fühlte mich bereits wie in der Karibik. Das hatte natürlich seinen Preis, ich war ja in der Schweiz. Später hatte ich in einem Lokal zwei Bier, ein Rum (es ging ja bekanntlich nach Kuba) und eine Kleinigkeit zum Essen für stolze 45 €. Ich bereute die paar Euro Aufschlag für die Lounge im Hotel nicht, bei der es freie Getränke während der Cocktailstunde gab. Später an der Bar traute ich meinen Augen nicht, als ich die Spirituosen Preise für Schweizer Morand Brände sah (stehen für hohe Qualität), diese waren günstiger als bei uns zu Hause. Ob sich das Hotel hier verkalkulierte, oder wir in Deutschland überhöhte Preise dafür bezahlen müssen, hatte sich mir nicht erschlossen.

Mein Abflug am nächsten Tag war erst um vier Uhr am Nachmittag, so hatte ich ausreichend Zeit noch einmal in die Stadt zu fahren. Leider meinte es der Wettergott es dieses Mal nicht so gut mit mir, es regnete in Strömen. Es machte mir keinen Spaß herumzulaufen, und fuhr frühzeitig wieder zum Flughafen. Hier vertrank ich meine letzten Franken, und lernte, dass Schweizer Geld stinkt. Meine Hände rochen ekelhaft, als ich das letzte Kleingeld vertrank. Argh! (allgemeiner Piraten-Ausdruck)

Die Wege am Züricher Flughafen sind lang, und ich wurde gewarnt, dass es bis zu meinem Gate zwanzig Minuten dauern würde. Ich stoppte die Zeit, es dauerte durch Zugfahrt und Co sogar länger. An Schaltern vor dem Gate wurden die Dokumente kontrolliert. Bei mir gab es keine Wartezeit, aber später wurden die Schlangen länger und länger.

Prognosen sind Bestandteile meines Berufes, und ich bilde mir ein, dass ich gut darin bin. Von Beginn an hatte ich ein gutes Gefühl, dass es mir bei Edelweiß an Bord gefällt, und es wurde besser als meine Erwartungen. Eine Crew, die gut gelaunt war, ein bequemer Sitz, eine lockere Stimmung, was will man mehr. Beim Bestellen des Mittagessens hatte ich ein Miniproblem, mit manchen Schweizer Ausdrücken konnte ich wenig anfangen. Ich lernte, dass Nüssli nichts mit Nüssen zu tun hat, sondern ein Feldsalat ist, und weitere kulinarische Feinheiten des Landes. Als Vorspeise wagte ich mich an Trutenmostbröckli vom Zeller und roter Kabissalat mit Äpfeln, und dass ich zum Hauptgang einmal Zungenwurst esse, hätte ich vorher nie gedacht (Kalbstafelspitz begleitet von Zungenwurst, Speck mit Dörrbohnen, Rahmsauerkraut und Petersilienkartoffeln). Aber die Empfehlung der Stewardess war gut, es hatte würzig und pikant geschmeckt:

Mahlzeit! Zungenwurst (unten links), serviert bei Edelweiß von Zürich nach Varadero (Handy-Bilder)
Mahlzeit! Zungenwurst (unten links), serviert bei Edelweiß von Zürich nach Varadero (Handy-Bilder)

Danach schaute ich mir den Film Bohemian Rhapsody an, das biografisches Filmdrama von Freddie Mercury, an. Das wurde Ga-Ga. Radio Ga-Ga. Der Auftritt bei Live Aid wurde von der Musikpresse als bester Liveact aller Zeiten umjubelt, und wird im Film akribisch nachgestellt. Auch wenn keiner seiner Exzesse im Film vorkommen (Altersfreigabe in Deutschland bei sechs Jahren) und man wenig über sein wirkliches Leben erfährt, bietet er alles, was für einen guten Musikfilm fundamental ist, und hatte meine Erwartungen erfüllt.

Beim schönen Blick aus dem Fenster (auch wenn es nicht viel zu sehen gab):

Auf dem Flug von Zürich nach Kuba
Auf dem Flug von Zürich nach Kuba

war es um mir geschehen. Kurz und frei nach Kafka: Im Flieger gewesen. Geweint. Das Leben ist schön.

Kuba, ich komme.

Alter Piraten-Rum: Varadero / Kuba in der Karibik

Nach der Landung des sehr angenehmen Fluges war ich einer der ersten Passagiere, die aus dem Flugzeug aussteigen konnten. Dementsprechend hatte ich eine schnelle und unkomplizierte Einreise in Kuba, auch das Gepäck ließ nicht lange auf sich warten. Nach der Zollkontrolle lungerten einige Freibeuter um mich herum, um mir eine Taxi-Fahrt anzudrehen. Zum Glück (und wie erhofft) stand mein gebuchter Transfer zum Hotel bereit.

Mittlerweile war es Mitternacht, trotzdem war es für ein Hotel mit der Größenordnung von 2 000 Betten zu ruhig. Später wusste ich warum. Die Bar musste noch gestürmt werden, um mein erstes kubanisches Bier zu probieren, obwohl ich todmüde war. Nachdem ich das Ergebnis meines Lieblingsvereines gelesen hatte (auswärts 5:0 gewonnen), blieb ich länger als gedacht, allerdings alles andere als in meinen rot-weißen Vereinsfarben, sondern eher blau-weiß à la Schalke oder so etwas. So kippte ich mir meinen ersten kubanischen Rum hinter die Binde, mit der klassischen Beilage Bier:

Zinni hatte Durst in Varadero
Zinni hatte Durst in Varadero

Am nächsten Morgen erwies sich das als Glücksgriff. Ich hatte die Nacht durchgeschlafen, und wachte morgens zur Frühstückszeit auf. Perfekt, ich hatte nicht eine Minute Probleme mit dem Jetlag auf der gesamten Reise.

Im riesigen Frühstücksraum war ich fast allein, das Bild wurde während der Öffnungszeiten aufgenommen:

Solo-Frühstück im Hotel Internacional Varadero
Solo-Frühstück im Hotel Internacional Varadero

Ich fürchtete, dass Piraten fast alle Gäste und Beschäftigte entführt hatten. Der Kellner beruhigte mich, das Hotel International war erst sechzehn Tage nach einem Abriss der alten Anlage mit gleichnamigen Namen und komplettem Neubau wieder geöffnet. Es war noch nicht alles fertiggestellt, und eine miese Auslastung in Kauf genommen. Ich hatte unbewusst die Soft-Opening-Phase eines Hotels erwischt, mich hatten im Vorfeld schon die relativ geringen Preise für eine Anlage dieser Art gewundert. Die Hälfte der beschriebenen Restaurants und Bars waren noch Baustellen, die beim Pool-Gang auch leider hörbar waren, der trotzdem toll war. Im Zimmer war jedoch immer Ruhe (na ja fast, kommt später).

Der Pool vom Hotel International in Varadero
Der Pool vom Hotel International in Varadero
Der Pool vom Hotel International in Varadero
Blick auf den Pool vom Hotel International in Varadero
Der Pool vom Hotel Internacional Varadero
Der Pool vom Hotel Internacional Varadero

Auch wenn die Gebäude vom Aussehen aus architektonischer Sicht nicht gerade das Attribut Schön von jemandem bekommen:

Hotel Internacional Varadero
Hotel Internacional Varadero

Bei einem Hinweis-Schild musste ich schmunzeln. Die deutsche Übersetzung fand ich witzig. Mein Favorit: kein oben. Aber auch die Übersetzung Swimming at night is at your own risk in Benutzung ist nicht mehr gestattet ist genial. Ein Hinweis an das Personal für eine Überarbeitung wurde ignoriert.

Hinweis-Schild im Hotel International / Varadero
Hinweis-Schild im Hotel International / Varadero

Das war mir aber auch fast egal, meinen ersten Tag in Kuba widmete ich der Faulheit. Ich hatte mir vorgenommen, die Anlage nicht zu verlassen, und nur zwischen Restaurants, Bars, Schwimmbad, Strand und Zimmer zu pendeln. Für mich eine Misión histórica (mache ich normal nie), die aber nicht schwierig zu erfüllen war.

Mein erster Weg führte zum Strand:

Auf dem Weg zum Strand im Hotel International in Varadero
Auf dem Weg zum Strand im Hotel International in Varadero
Der Strand vom Hotel Internacional Varadero
Der Strand vom Hotel Internacional Varadero
Der Strand vom Hotel Internacional Varadero
Zinni am Strand vom Hotel Internacional Varadero
Der Strand vom Hotel Internacional Varadero
Der Strand vom Hotel Internacional Varadero
Der Strand vom Hotel Internacional Varadero
Strand vom Hotel Internacional Varadero
Der Strand vom Hotel Internacional Varadero
Der Strand vom Hotel Internacional Varadero

Dieser Ausblick auf die Beach zeigt ein interessantes Detail: Die alte Anlage befand sich komplett vor dem großen Baum Richtung Ozean, nun sind alle Bauwerke dahinter:

Blick von Hotel International auf den Strand von Varadero
Blick von Hotel International auf den Strand von Varadero

Das Essen sah stets appetitlich aus:

Kalte Speisen im Hotel Internacional Varadero
Kalte Speisen im Hotel Internacional Varadero

und schmeckte, mit den teilweise katastrophalen Kritiken im Internet über Hotel-Essen in Kuba hatte das nichts zu tun. Nur die gekochten Eier waren viel zu hart, in etwa wie ein männlicher Körperteil eines Pornos.

Trotzdem fand ich das Hotel klasse. Nur dass die brandneuen Aufzüge kaum funktionierten konnte ich nicht verstehen, und sorgte für Schweißausbrüche oder Wartezeiten.

Natürlich hatte das Personal viel Zeit, um mit mir zu reden. Da wurde mir in Kürze eines der Probleme des Landes bewusst. Ein junger Mann und Bedienung hatte Naturwissenschaft studiert, und ist jetzt Kellner, weil er mehr verdient. Das Wissen war umsonst aufgebaut worden, und fehlt Kuba bedauerlicherweise beim Aufbau.

Ich wollte nicht nur im Hotel bleiben, sondern auch etwas von der Umgebung sehen. Standesgemäß natürlich in einem Oldtimer. Die gab es mehr als gedacht, ein neues Auto kann sich fast niemand leisten:

Zinni und sein Oldtimer auf Varadero
Zinni und sein Oldtimer auf Varadero
Mein Oldtimer auf Varadero
Mein Oldtimer auf Varadero

Mein toller Fahrer erhoffte sich an dem Tag Vater zu werden, und war dementsprechend bei jedem Anruf nervös. Bis zum Ende meiner Tour gab es aber nicht die erwartende Meldung. Schade, ich hätte mich gefreut, der Erste zu sein, der ihm persönlich gratulierte. Ich hätte volles Verständnis gehabt, wenn er den Ausflug abgebrochen hätte bei so einem einmaligen Ereignis.

Nach dem Motto: Sonnenschein zieh ich mir rein ging die Fahrt los. Nur dumm von mir, dass ich das Eincremen vergessen hatte, und den Hinweis: Bei einer Fahrt im Cabrio achten Sie bitte auf ausreichenden Sonnenschutz! ignorierte. Die Folgen davon verfolgten mich den ganzen Urlaub. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob bei diesen Umständen ein Lichtschutzfaktor von vierzig gereicht hätte, um verschont zu bleiben.

Ich überließ meinen Chauffeur das Programm. Das war gut so, diese Aufgabe hatte er sehr zu meiner Zufriedenheit gelöst, obwohl der erste Stopp skurril war. Der Jachthafen Marina Gaviota Varadero hat eine Kapazität von über 1 200 Liegeplätzen und wurde in Glanzzeiten mit der Verbindung zu der USA errichtet. Heute ist die Szenerie gespenstisch, fast kein Liegeplatz war besetzt. Auch in den Bars und Cafés herrschte eine gähnende Leere:

Marina Gaviota, nahe Varadero
In der Marina Gaviota, nahe Varadero
Marina Gaviota, nahe Varadero
Marina Gaviota, nahe Varadero

Da war es am nächsten Halt lebhafter. Al Capone besaß angeblich in der Nähe des Hafens eine Villa. Sie wurde nicht als Wohnung, sondern als Depot für Schmuggelware genutzt (keine Ahnung, ob das stimmt). Heute ist ein schönes Restaurant:

La Casa De Al in Varadero
La Casa De Al in Varadero

Mein Fahrer zeigte mir das Anwesen. Ich hatte gedacht, dass die Betreiber genervt sind von neugieriger Kundschaft ohne Umsatz, aber das war hier gar nicht. Sie grüßten und verabschiedeten uns freundlich. Hinter dem Gebäude ist ein schöner Strand:

Der Strand bei der La Casa De Al in Varadero
Der Strand bei der La Casa De Al in Varadero

mit vielen Pelikanen:

Der Strand bei der La Casa De Al in Varadero
Der Strand bei der La Casa De Al in Varadero
Ein Pelikan in Varadero
Pelikan in Varadero
Ein Pelikan in Varadero
Ein Pelikan in Varadero

Es gibt ekelhaftere Ecken, und ich hatte jetzt schon einen neuen Freund gewonnen:

Ein Fast-Vater und Zinni in Varadero
Ein Fast-Vater und Zinni in Varadero

Der nächste Höhepunkt folgte schnell. Die Xanadu Mansion ist in den 1920ern vom amerikanischen Millionär Irénée du Pont erbaut worden, inklusive 9-Loch-Golfkurs. Der herrschaftliche Bau ist heute ein kleines Hotel und verfügt über sechs Schlafzimmer. Die klassischen Möbel aus den 1920ern sind noch vorhanden. Stilgerecht fuhren wir mit einem schmiedeeisernen Birdcage Aufzug mit Gittertür zur Bar. Ich tauchte kurz in eine Welt ein, die absolut nichts mit dem Massentourismus um die Ecke zu tun hat. Ich war der einzige Gast, und nur für mich gab es ein Ständchen:

Ein Ständchen in der Xanadu Mansion
Ein Ständchen in der Xanadu Mansion

Normal lebe ich mit dem Motto: kein Bier vor vier. Aber hier konnte ich nicht widerstehen, und musste den lokalen Rum probieren:

Zinnis Frühschoppen in der Xanadu Mansion
Zinnis Frühschoppen in der Xanadu Mansion

Das ist ein wunderschöner Flecken, und auch draußen kann sich sehen lassen:

Der Strand der Xanadu Mansion
Der Strand der Xanadu Mansion

Nicht ganz so geschichtsträchtig war der Retiro Josone Park. Er ist in den 70er-Jahren gegründet worden, und ist ein tropischer Park mit wunderschönen Bäumen, tropischen Blumen und einem kleinen See. Eine grüne Oase und ein Zufluchtsort der ganz besonderen Art:

Der Retiro Josone Park nahe Varadero
Retiro Josone Park nahe Varadero
Der Retiro Josone Park nahe Varadero
Der Retiro Josone Park nahe Varadero

Wir hatten noch etwas Zeit bis zum Ende der vereinbarten Dauer der Fahrt, und der letzte Halt war der alte Wasserturm in der Nähe meines Hotels. Es sah wie ein Teil eines alten spanischen Forts aus, wurde aber erst nach 1930 erbaut:

Der alte Wasserturm von Varadero
Der alte Wasserturm von Varadero

Dass der Turm, in dem heute ein Restaurant untergebracht ist, mir später Ärger bereiten sollte, ahnte ich dort nicht ansatzweise. Es war ein toller Ausflug, und ich hatte viel von der Gegend gesehen und erfahren.

Den Rest des Aufenthaltes in Varadero ließ ich ruhig angehen, und erholte mich am Pool und an der Beach. Vor der letzten Nacht dort wollte ich mir am Nachmittag eine kurze Siesta genehmigen, laute Musik aus Richtung Fenster machten dies nicht möglich. An dem am Vortag besuchten Wasserturm prangte ein Plakat Heute Rockkonzert, was meine Aussicht auf eine lärmfreie Nacht schwinden ließ. Ich fragte an der Rezeption nach, was das gibt, die wollten mit mir aber sinnlose Diskussionen führen, dass das Plakat schon immer dort hängt.

Mein Vorschlag war ein Zimmerwechsel in ruhigere Zonen. Dies wurde mit der Begründung: Das machen wir ausnahmslos nicht abgelehnt wurde. Für ein Hotel, das ein paar Tage geöffnet hatte und fast leer war, waren das starke Worte. Das weckte den Ehrgeiz in mir, die erste Ausnahme zu sein. Ich ließ mir den Supervisor rufen, der verständnisvoll zuhörte, und anscheinend mich verstanden hatte. Dachte ich, bis er mir ein Zimmer ein paar Türen weiter in der gleichen Lage angeboten hatte. Dass dies sinnlos war, erkannte er aber auch bald, und ich hatte letztlich das gewünschte bekommen, auch wenn es etwas Arbeit war.

Ich wollte das Konzert ausnutzen und mir dort anhören, da die Gruppen im Hotel so gut waren, siegte aber die Faulheit. Frühes Aufstehen war angesagt, um am nächsten Morgen nach Havanna zu kommen, meinem nächsten Ziel auf der Insel. Ich war gespannt, ob es mir dort auch so gut gefallen würde wie in Varadero. Der Auftakt in Kuba war gelungen.

Sonnenuntergang Varadero
Sonnenuntergang Varadero

Historische Piraten-Plünderungen: Havanna / Kuba in der Karibik

Der von mir gebuchte Shuttle-Bus nach Havanna hatte eine Stunde Verspätung. Die ist natürlich vorhersehbar und alltäglich, wenn alle Gäste die gleiche frühe Abfahrtszeit haben, aber diverse Hotels angesteuert werden, und meiner mit der letzte war. Die Fahrt selbst war angenehm, der Platz neben mir blieb frei, und eine Reiseleiterin moderierte die Umgebung. Beim Toiletten-Stopp in der Mitte der Fahrt hatte ich Durst. Ein Bauchladen-Ausbeuter wollte vier US-Dollar für eine Dose Bier. Da ich vorher all-inclusive hatte, kannte ich den Bierpreisindex in Kuba nicht. Der Preis erschien mir überhöht, und ich blieb lieber durstig. Später hatte sich meine Einschätzung als richtig erwiesen, in der besten Bar mit Bedienung war es billiger als bei diesem Blutsauger. Das haarsträubende Preis-Leistung-Verhältnis ist wohl auf die Ursprünge der Piraterie zurückzuführen.

In Havanna fuhr der Bus zu den Hotels der Gäste. Meines war natürlich das Letzte, was angesteuert wurde, was mir eine kostenfreie Stadtrundfahrt brachte. Trotzdem reichte es mir so langsam mit der Transferzeit, nachdem ich in dem architektonisch wunderschönen Hotel Melia Cohiba angekommen war, das direkt an der Uferpromenade Malecón liegt:

Hotel Melia Cohiba in Havanna
Hotel Melia Cohiba in Havanna

Von innen war alles top. Da ich die Kategorie The Level hatte, wurde ich in den höheren Stockwerken untergebracht. Nicht direkt im Himmel, nur fast. Es gab Mahlzeiten (wenn auch nur mehr oder weniger auf Kantinen-Niveau), Snacks und Getränke in der Lounge, die inklusive waren, auf dem Zimmer stand eine Flasche Rum und Pralinen, und ich wurde an dem Abend in die hoteleigene Show eingeladen, was ich natürlich angenommen hatte.

Ich hatte eine Reservierung, die unnötig war. Kurz vor der Show war ich fast allein im weiten Rund. Dadurch machten die Beschäftigten allen Quatsch mit, wie diesen:

Zinni kurz vor der Showtime im Habana Café / Havanna
Zinni kurz vor der Showtime im Habana Café / Havanna

Später waren ein paar mehr Zuschauer/-innen gekommen. Trotzdem war es erschreckend, mehr Akteure als Personen, die zugeschaut hatten. Wovon leben die denn? Und meine Bedienung wollte mich heiraten, ich hatte verneint und erfunden, dass ich verheiratet bin. Die Show selbst fand ich erfrischend, locker, unterhaltsam und machte Spaß. Kein großes Kino, aber eine gelungene Abwechslung, und ein schöner Abend an meinem ersten Tag in Havanna:

Showtime im Habana Café / Havanna
Showtime im Habana Café / Havanna

Wo Menschen singen, lass dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder!

Ich war so gut gelaunt, dass ich nach der Show mir noch draußen sitzend einheimische Cocktails gönnte. Aber auch nicht allzu lange, denn erneut hatte ich am nächsten Morgen eine Stadtrundfahrt mit einem Oldtimer organisiert.

Ich wurde morgens mit Zinni, wir haben ein Problem empfangen. Mein gebuchter Oldtimer-Type stand nicht zur Verfügung, es wurde ein anderer eingesetzt. Das war jetzt wirklich mein allerletztes Problem, trotzdem nett das darauf hingewiesen wurde. Gemerkt hätte ich es nicht:

Zinni und sein Oldtimer in Havanna
Zinni und sein Oldtimer in Havanna
Das Innenleben meines Oldtimers
Das Innenleben meines Oldtimers

Die Fahrt ging los, mit Fahrer und zusätzlich einem hervorragenden deutschsprachigen Reiseleiter, der mir einiges über Land und Leute erzählte. Der erste Halt was bei dem José-Martí-Denkmal. Es befindet sich auf dem nördlichen Teil des Plaza de la Revolución. Es erinnert an den Nationalhelden José Martí, einen Schriftsteller und Vordenker der Unabhängigkeit Kubas, und ist das höchste Bauwerk der Stadt:

Die Statue des José-Martí-Denkmals in Havanna
Die Statue des José-Martí-Denkmals in Havanna
Der Turm des José-Martí-Denkmals in Havanna
Der Turm des José-Martí-Denkmals in Havanna

Die monumentalen Regierungsgebäude, die ebenfalls aus der Zeit der kubanischen Revolution stammen, stehen rund um den Platz. Hier sieht man auch das Innenministerium mit einem Wandbild von Ché Guevara aus Stahl:

Innenministerium mit Porträt Ché Guevara in Havanna
Innenministerium mit Porträt Ché Guevara in Havanna

Der aber nicht nur da das Stadtbild prägt:

Ché Guevara allgegenwärtig in Havanna
Ché Guevara allgegenwärtig in Havanna

Das Kapitol (hat nichts mit Strombergs Lebensversicherung zu tun!) wurde 1929 als Regierungssitz gebaut, und diente diesem Zweck bis 1959. Heute dient es als Austragungsort der Nationalversammlung der Volksmacht, und kann von innen besichtigt werden:

Das Kapitol in Havanna
Das Kapitol in Havanna

In unmittelbarer Nähe des Kapitols befindet sich das Große Theater von Havanna. Ein Opernhaus, das heute die Heimstätte des Ballet Nacional de Cuba und das Opernensemble des Teatro Lírico Nacional de Cuba ist:

Das Große Theater von Havanna
Das Große Theater von Havanna

In den Vierzigerjahren war in dem Hotel Nacional de Cuba die Mafia Stammgast, wer Der Pate 2 kennt, weiß, um was es ging. Ernest Hemingway war Stammgast und wusste insbesondere die Bar des Hotels zu schätzen. Infolge der Kubanischen Revolution wurde das Casino in den 1960er-Jahren geschlossen, das Hotel ist noch in Betrieb:

Hotel Nacional de Cuba in Havanna
Hotel Nacional de Cuba in Havanna

Es war wieder ein schöner Ausflug. Die Crew war klasse, und ich hatte vieles neues gesehen und gehört. Gebucht wurde sie über das Unternehmen Old Cars Havana, das ich empfehlen kann. Weitere Informationen über Unternehmen sind hier zu finden:

Old Cars Havana

Am selben Abend nutzte ich wieder deren Dienste. Ich miete mir natürlich standesgemäß wieder einen Oldtimer, um zur legendären Tropicana-Show zu kommen.

Das Freiluft-Revuetheater gibt es seit 1939, und wird beworben als das Paradies unter den Sternen. 200 Künstler unterhalten die Gäste zwei Stunden lang mit Rhythmen der kubanischen Musik:

Tropicana Show in Havanna
Tropicana Show in Havanna

dem Charme von vielen Tänzerinnen:

Tropicana Show in Havanna
Tropicana Show in Havanna

und Akrobatik:

Tropicana Show in Havanna

Die Show war spektakulär, professionell und aufwendig:

Tropicana Show in Havanna
In der Tropicana Show in Havanna
Tropicana Show in Havanna
Tropicana Show in Havanna

Nach der Show wurde es locker, und die Besucher konnten mittanzen. Der Mann in Jeans auf der rechten Seite fiel durch seine sensationellen Tanzkünste auf:

Showtime in Havanna
Showtime in Havanna

Grund war wahrscheinlich der Rum, oder die Dame auf dem Bild rechts neben mir. Bei meiner Eintrittskarte war eine Flasche Havana Club inklusive. Ich teilte diese mit meinen Tischnachbarn, allein wäre mir das doch zu viel gewesen. Dennoch, was wäre ein Pirat ohne seine Flasche Donnerbräu?

Gibt Schlimmeres (serviert während der Tropicana Show in Havanna)
Gibt Schlimmeres (serviert während der Tropicana Show in Havanna)

Hemingway trank gegen Armut, Schmutz, Staub und Rotznasen. Unsere Gründe waren anders, erfüllten aber auch den Zweck. Ein Yo-ho-ho darauf (absolut sinnleerer Piraten-Ausdruck, hört sich trotzdem gut an).

Mir hatte die Vorstellung im Hotel den Tag zuvor besser gefallen. Im Tropicana hatte ich keinen ersichtlichen Programm-Faden gefunden, nur eine Aneinanderreihung von Darbietungen. Im Hotel fand ich die Show persönlicher, obwohl sie vom Aufwand und der Leistung natürlich überhaupt nicht zu vergleichen war. Manchmal war es so humorlos wie die Karnevalsrede einer deutschen Politikerin, und die Stimmung wie im VIP Block beim FC Bayern. Mir fehlten der Spaß und die Stimmung. Klar, die Show gehört zu den teuersten Ausgehzielen Havannas, und wird überwiegend von wohlhabenden ausländischen Touristen besucht. Mit Einheimischen als Besucher würde das wahrscheinlich ganz anders enden.

Die Einschiffung war erst am Nachmittag möglich, den Morgen nutzte ich zu einer Hop On/Hop Busfahrt. Sie lohnte sich nicht für mich. Das war eher ein Abklappern der Hotels, um Gäste ein- und auszuladen, oder ein Ausstieg, um von dort aus sich die Gegend anzuschauen. Vom Bus aus sieht man nicht viel.

Meine persönliche Glanzleistung war der Verlust meiner Kappe schnell nach der Abfahrt, meine Sonnenbrand geprägte Haut freute sich darüber. Erst einmal ohne Hut wechselte ich in den Innenbereich des Busses, um nicht zu verbrennen. Dort sah ich noch weniger. Trotzdem war es im Nachhinein ein Glücksgriff. Anstatt mit einer originalen Grizzly Vancouver Cap lief ich seitdem mit einer Ché-Mütze: Kämpfen und Siegen herum, und war dadurch auf allen Destinationen der Reise der Liebling der Einheimischen. Ungezählte Male wurde ich darauf positiv angesprochen, er ist wohl heute noch der Liebling der Region. Ich beendete im Schweinsgalopp die Fahrt, und widmete mich lieber einem eher unüblichen Zeitvertreib, der Gischt-Besichtigung.

Der Malecón ist die berühmte Uferpromenade in Havanna und ist zum Sinnbild für die vielen Probleme der Hauptstadt Kubas geworden. Der Asphalt ist rissig, der Beton verwittert. Grund: An vielen Tagen schlägt der Atlantik so heftig auf die Ufermauer der Promenade ein, dass die Gischt die Fahrbahn flutet. Die Promenade wurde viel zu nahe zum Wasser hin gebaut. Viele alte Gebäude verrotten, weil niemand das Geld für die benötigte Renovierung hat:

Der Malecón / Havanna
Wellen am Malecón / Havanna
Der Malecón / Havanna
Der Malecón / Havanna

Auch die meist rostigen Relikte aus der Zeit vor der kubanischen Revolution wurden von der Gischt nicht verschont:

Der Malecón / Havanna
Der Malecón / Havanna
Der Malecón / Havanna
Nässe auf dem Malecón / Havanna
Der Malecón / Havanna
Der Malecón / Havanna

Ich saß in einer Bar, und konnte von dort das Spektakel aufmerksam beobachten.

Einschiffung auf die MS Hamburg zur Fahrt durch die Karibik

Das war mal etwas anderes und unterhaltsam. Anschließend wurde es Zeit, zur MS Hamburg zu fahren, um die Kreuzfahrt in der Karibik zu beginnen. Das erste gerufene Taxi vom Hotel-Personal wies ich wegen überhöhter Preisvorstellung ab. Den nächsten mit einem billigeren Preis akzeptierte ich, und gab dem Fahrer später am Ziel augenzwinkernd den Betrag, was der Erste gefordert hatte. Er erzählte das hoffentlich seinem Kollegen, manchmal kann ich gemein sein.

Da ich kein Anreisepaket gebucht hatte, war ich beim Check-in der einzige, was natürlich zügig ging. Ich konnte schon einmal die Küche testen, mit einem guten Mittagessen, und dann die Kabine beziehen. Ich bin ein Mann, dadurch ging das Auspacken schnell. Und da wir am ersten Tag Havanna nicht verließen, nutzte ich die Zeit für einen kleinen Spaziergang durch die nahe gelegene Altstadt. Allerdings nicht zum Anschauen von Sehenswürdigkeiten, die hatte ich genügend gesehen. Ich suchte Mitbringsel, und hatte Durst. Bars gab es genug, viele mit Livemusik, wie von dieser hübschen Dame:

A.C.A.B (All Cuban Are Beautiful):

Zwei Insel-Schönheiten in Havanna
Zwei Insel-Schönheiten in Havanna

Die Bewohner von Kuba sind cool.

Wir legten erst am Nachmittag in Havanna ab. Die Zeit bis dahin nutze ich für den Ausflug Das unbekannte Havanna. Auf eigene Faust durch die Stadt zu laufen, hatte ich keine Lust mehr. Dieser Ausflug führt zu Stellen, die schwierig oder nicht zu Fuß zu erreichen sind. Ich spekulierte, dass dieser Ausflug wenig gebucht wird, da die meisten die Zeit für die Haupt-Sehenswürdigkeiten der Stadt nutzen würde. Das ging auf, wir waren nur paar Gäste, Drängeleien und unnötige Wartezeiten waren damit ausgeschlossen.

Von der Stadtseite aus hatte ich die Statue El Cristo De La Habana bereits sehen können:

Die Statue El Cristo De La Habana in Havanna
Die Statue El Cristo De La Habana in Havanna

Nun stand ich davor:

Die Statue El Cristo De La Habana in Havanna
Die Statue El Cristo De La Habana in Havanna

In der Nähe ist die Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro, sie sollte die Stadt vor Piratenangriffen schützen. Lange galt sie als uneinnehmbar, doch 1762 musste sich seine Besatzung nach zweimonatiger Belagerung im Siebenjährigen Krieg ergeben:

Die Festung 'Castillo de los Tres Reyes del Morro' in Havanna
Blick auf die Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro in Havanna
Die Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro in Havanna
Die Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro in Havanna

Von hier hatten wir schöne Blicke auf die Stadt:

Blick auf Havanna
Blick auf Havanna
Blick auf Havanna
Ausblick auf Havanna
Blick auf Havanna
Blick auf Havanna

Der letzte Halt des kurzweiligen Ausfluges was der katholische Friedhof Cementerio Cristóbal Colón. Er hatte bislang auf einer Fläche von etwa 56 Hektar in etwa eine Million Bestattungen. Darunter dreimal mehr Arme als Reiche, obwohl die letzteren 98 Prozent der Gesamtfläche belegen. Das Straßennetz umfasst etwa zwanzig Kilometer, Karten sind zum Auffinden von Gräbern unabdingbar. Er ist der größte Friedhof Amerikas.

Wir konnten natürlich nur einen kleinen Teil des riesigen Areals besichtigen, doch dieser reicht, um den Grund zu erfahren, dass er als eine der weltweit schönsten Nekropolen gilt. In der Stadt der Toten finden sich zehntausende von Familien-Grabstätten, Mausoleen, Galerien und Grabkapellen. Hier einige davon:

Der Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna
Der Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna
Der Friedhof 'Cementerio Cristóbal Colón' in Havanna
Im Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna
Der Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna
Der Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna
Der Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna
Im Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna
Der Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna
Der Friedhof Cementerio Cristóbal Colón in Havanna

Der interessante und gelungene Ausflug rundete mein Besuchsprogramm in Havanna ab. Nun konnte die große Kaper-Fahrt beginnen!

Während unserer Ausfahrt aus Havanna für die Fahrt durch die Karibik wurde dieses Bild von der MS Hamburg aufgenommen. Das stellte mir eine liebe Person nach dem Lesen meines Berichtes zur Verfügung. Ein großes Danke auf diesen Weg an ihn!

Die Ausfahrt der MS Hamburg aus Havanna in der Karibik
Die Ausfahrt der MS Hamburg aus Havanna in der Karibik

Die Piraten-Braut: Maria la Gorda / Mit MS Hamburg in Kuba in der Karibik

Maria la Gorda, was für ein klangvoller Name für einen Ort, der auf Spanisch die dicke Maria heißt. Man erzählt, dass Frau la Gorda eine Dame aus Venezuela war, die von Piraten gefangen genommen wurde. Nach einem Schiffsunglück konnte sie das Schiff verlassen, und verkaufte mit großem Erfolg Trinkwasser und ihren umfangreichen Körper. Sie starb angeblich zufrieden und wohlhabend. Schade, ich hätte sie gerne kennengelernt.

Wikipedia führt keine Einträge unter Maria la Gorda, und außer einem Schnorchel und Tauchspot gibt es anscheinend nichts anzusehen. Die sechs Stunden vor Ort wollte ich nicht nur zum Liming (steht in der Karibik für die Kunst des Nichtstuns) nutzen, und buchte einen Ausflug zum Nationalpark Guanahacabibes. Was wir dort sehen würden, war offen, je nach Tageszeit und Wetter kann man mit Glück viele unterschiedliche Tierarten sehen.

Am Land wurden bei allen Passagieren die Körpertemperatur gemessen, meine war bei 35,7 Grad, und damit muy bien laut Aussage der Mitarbeiterin. Ein Ranger begrüßte uns, und war unser Begleiter für die nächsten vier Stunden. Er hat immer eine Woche Dienst im Nationalpark, und dann eine Woche frei in seiner Heimat. Er konnte etwas Deutsch, weit besser als mein Spanisch. Der 50 000 Hektar große Nationalpark steht seit 1987 unter dem Schutz der UNESCO. Vier der weltweit sieben Schildkrötenarten sollen auf der Halbinsel angesiedelt sein, entdeckt hatten wir keine. Die Natur war gut gelaunt: Im Frühjahr beginnt die Invasion von roten Krabben, und der nötige Regen dafür gab es vor ein paar Tagen. Tausende Krabben legten den Weg vom Meer über die Straße zum Wald auf sich:

Rote Krabben-Invasion auf der Halbinsel Guanahacabibes
Rote Krabben-Invasion auf der Halbinsel Guanahacabibes

Eine Woche vorher waren die Tiere noch nicht an Land, Glück gehabt. Da wir durch unsere Busfahrt ein Gemetzel veranstalteten war mir nicht recht, aber leider auch nicht von meiner Seite aus beeinflussbar. Für einen Nationalpark könnte ich mir tierfreundlichere Lösungen vorstellen, aber die Geier müssen ja wo etwas leben.

Rote Krabben-Invasion auf der Halbinsel Guanahacabibes
Rote Krabben-Invasion auf der Halbinsel Guanahacabibes

Bizarr: Ich flog um die halbe Welt, um mir vergeblich die erhoffte Migration der Krabben in Christmas Island westlich von Australien anzuschauen. Unvorbereitet und unerwartet sah ich sie hier, und verhaute das Ereignis mit meiner Kamera:

Rote Krabben-Invasion auf der Halbinsel Guanahacabibes
Rote Krabben-Invasion auf der Halbinsel Guanahacabibes
Eine rote Krabbe auf der Halbinsel Guanahacabibes
Eine rote Krabbe auf der Halbinsel Guanahacabibes
Rote Krabben-Invasion auf der Halbinsel Guanahacabibes
Rote Krabben-Invasion auf der Halbinsel Guanahacabibes

Es hatte Spaß gemacht, den kleinen Tierchen bei der Wanderung zuzuschauen.

Später wurde es unheimlich: Das Bild wurde aus dem Bus-Fenster gemacht, und zeigt in der Tat ein echtes Geisterschiff. Niemand weiß, wo es hergekommen war, was mit der Ladung passierte, wo die Crew sich befindet und vieles mysteriöse mehr:

Ein Geisterschiff auf der Halbinsel Guanahacabibes
Ein Geisterschiff auf der Halbinsel Guanahacabibes

Auf dem Programm stand nun ein Meerwasserschwimmbecken. Dieses ist mit einem Tunnel mit dem Meer verbunden, und beinhaltet auch ein paar Fische:

Ein Meerwasserschwimmbecken auf der Halbinsel Guanahacabibes
Ein Meerwasserschwimmbecken auf der Halbinsel Guanahacabibes

Weit spektakulärer fand ich die Auswirkungen, wenn die Wellen einen Pseudo-Geysir erzeugten:

Pseudo-Geysir auf der Halbinsel Guanahacabibes
Pseudo-Geysir auf der Halbinsel Guanahacabibes

Der letzte Stopp war am Leuchtturm Faro Roncali. Wie wahrscheinlich fast jeder Passagier, musste ich beim Anblick an einen ähnlich lauteten Zirkus denken, dieser hat aber damit nichts zu tun. Er ist der älteste Leuchtturm des Landes und wurde 1849 von Sklaven und chinesischen Landarbeiter errichtet. Der Name kommt von einem ehemaligen Governor des Landes, von Federico Roncali Ceruti:

Der Leuchtturm Faro Roncali, Halbinsel Guanahacabibes
Leuchtturm Faro Roncali, Halbinsel Guanahacabibes
Der Leuchtturm Faro Roncali, Halbinsel Guanahacabibes
Der Leuchtturm Faro Roncali, Halbinsel Guanahacabibes

Zirkus war hier keiner, eher gepflegte Müßiggang. Außer uns langweilte sich noch ein Soldat im Wachdienst in der Kaserne nebenan. Er wollte vermeiden, dass wir kleine Schweinchen fotografierten. Schön, dass Kuba solche Probleme hat. Vielleicht wollte er auch nur meinen Plan verhindern, diese einfangen und am Spieß zu grillen:

Schweinchen am Leuchtturm Faro Roncali, Halbinsel Guanahacabibes
Schweinchen am Leuchtturm Faro Roncali, Halbinsel Guanahacabibes

Nach der Tour war noch etwas Zeit, sich die Hotelanlage von Maria de Gorda anzuschauen. Auf den ersten Blick sah es recht nett aus:

Am Strand von Maria da Gorda auf der Halbinsel Guanahacabibes
Am Strand von Maria da Gorda auf der Halbinsel Guanahacabibes

Auf den Zweiten ist zu erkennen, dass die Strände naturbelassen sind:

Am Strand von Maria da Gorda auf der Halbinsel Guanahacabibes
Am Strand von Maria da Gorda auf der Halbinsel Guanahacabibes

Immer noch schön, solange man nicht ins Wasser geht, oder sich von Sandflöhen die Füße tätowierten lässt. Vielleicht ist das hier für Taucher ein Paradies, keine Ahnung:

Am Strand von Maria da Gorda auf der Halbinsel Guanahacabibes
Am Strand von Maria da Gorda auf der Halbinsel Guanahacabibes

Wenn ich einmal vor Langeweile sterben möchte, komme ich dort wieder hin. Ansonsten eher nicht. Trotzdem fand ich den Tag gelungen, der Nationalpark war sehr interessant, und eine Invasion von Krabben sieht man nicht jeden Tag. Die Tenderboote holten uns wieder ab:

Blick auf die MS Hamburg von Maria la Gorda aus in der Karibik
Blick auf die MS Hamburg von Maria la Gorda aus in der Karibik

und am Abend ging es weiter Richtung Cienfuegos, der letzte Halt auf Kuba.

Anti-Piraten-Festung: Cienfuegos / Mit MS Hamburg in Kuba in der Karibik

Dieses Kapital ist allen Lese-Faulen gewidmet. Die etwa 150 000 BewohnerStadt Cienfuegos wurde bereits im Jahr 1494 erstmals von Christoph Kolumbus beschrieben, die Besiedelung erfolgt jedoch erst knapp 300 Jahre später durch das Fort Nuestra Señora de los Ángeles de Jagua, kurz auch Castillo de Jagua genannt. War sie im 18. Jahrhundert noch ein Piratenhafen, wurde später zum Schutz gegen Freibeuter erfolgreich ein verwinkeltes Straßennetz errichtet, um die Piraten zu verwirren. Aufgrund ihrer Attraktivität wird die Stadt in Kuba Perle des Südens (La Perla del Sur) genannt, wegen ihrer günstigen Lage früher auch Der große amerikanische Hafen, und heute wäre ein passender Name Stadt der Kuppeln für die hübsche Kolonialstadt.

Einen Ausflug hatte ich nicht gebucht, und schlenderte nur durch die Straßen. Seit dem Jahr 2005 ist die historische Altstadt Cienfuegos Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Also aus Touristen-Sicht Alltag, so inflationär wie das Gütesiegel mittlerweile vergeben wird. Der Mittelpunkt von Cienfuegos ist der Parque José Martí, mit seinem Triumphbogen:

Der Triumphbogen vom Parque José Martí in Cienfuegos
Der Triumphbogen vom Parque José Martí in Cienfuegos

Außerdem ist der Park auch noch einer der paar Wi-Fi Spots der Stadt, also auch Treffpunkt der Bevölkerung. Am Rande des Parks ist das Colegio San Lorenzo mit seiner auffälligen, von Säulen geprägte Fassade. Es ist nicht öffentlich zugänglich:

Colegio San Lorenzo' in Cienfuegos
Colegio San Lorenzo in Cienfuegos

Rund um den Platz sind viele der alten Kolonialstilhäuser neu renoviert, mich interessierte aber mehr, wie es abseits der Schmuckstücke aussah. Sauber sah es überall aus, aber viele Gebäude könnten einen Handwerker vertragen. Ich befürchte nur, dass dafür kein Geld und Material vorhanden ist:

Die Straßen von Cienfuegos
Eine Straße in Cienfuegos
Die Straßen von Cienfuegos
Die Straßen von Cienfuegos

Natürlich auch hier waren Oldtimer an jeder Ecke zu sehen:

Unterwegs in Cienfuegos
Unterwegs in Cienfuegos

Öffentlicher Nahverkehr, der Transporte Nacional Service, nur das Pferd und der Chauffeur hatten noch Ausgang:

Öffentlicher Nahverkehr in Cienfuegos
Öffentlicher Nahverkehr in Cienfuegos

Vielleicht halten die sich auch daran:

Schade!
Schade!

Wie oft fälschlicherweise vermutet, ist die Stadt im Jahr 1829 nicht nach dem Helden der kubanischen Revolution Camillo Cienfuegos benannt, sondern nach dem damals residierenden Gouverneur Kubas, José Cienfuegos. Camillo hatte eine ähnliche Popularität wie Fidel Castro, manche sagen sogar eine größere, obwohl er weltweit nicht viel bekannt ist. Ob sein Name verantwortlich für die vielen Spuren der Revolution in der Stadt war, hatte sich mir nicht erschlossen. Das Thema gerät in Cienfuegos nicht in Vergessenheit:

Viva la Revolución! in Cienfuegos
Cienfuegos: Viva la Revolución!
Viva la Revolución! in Cienfuegos
Viva la Revolución! in Cienfuegos

Ihm war das alles egal, er hielt seine verdiente Siesta:

Siesta in Cienfuegos
Siesta in Cienfuegos

Mir reichte es so langsam mit alten Gebäuden, Plätzen und Theatern, und hatte Durst. Den zu löschen, war nicht schwierig:

Zinnis Prost auf Cienfuegos!
Zinnis Prost auf Cienfuegos!

Cienfuegos hatte Charme, aber auch eher eine Dorfatmosphäre als pulsierendes Stadtleben. Wer das sucht, ist hier verkehrt.

Ein karibischer Traum-Sonnenuntergang beendete den entspannten Tag, während wir Kuba verließen, und in Richtung Cayman Islands steuerten:

Buenas noches Cienfuegos
Buenas noches Cienfuegos

Beliebtes Piraten-Versteck: Cayman Brac / Mit MS Hamburg in Cayman Islands in der Karibik

Cayman Brac (das gälische Wort für Klippe) ist die östlichste Insel der Cayman Islands, ein britisches Überseegebiet in der westlichen Karibik. Der Spruch Nur zwei Dinge sind gewiss: Steuern und der Tod zählt hier nicht, die Inseln gehören zu eines der dreiundzwanzig Länder ohne Einkommenssteuer.

Ungewöhnlich: Die netten Mitarbeiterinnen der Touristeninformation an der Anlegestelle verschenkten Souvenirs von der Insel, was sie mir auf Anhieb sympathisch machte. Das geht natürlich nur, wenn im ganzen Jahr nur drei bis vier Kreuzfahrt-Schiffe anlegen wie hier, in Venedig kann ich mir das kaum vorstellen.

Ausflüge wurden keine angeboten. Ich war im ersten Tender und hatte Interesse an einem Taxi. Die Insel ist neunzehn Kilometer lang, und zwei breit. So war mir doch etwas zu weit zum Ablaufen. Es gibt auf der Insel nur drei Taxis, und die wollten mehr als einen Gast an Bord haben, um mehr Umsatz zu generieren. Was bei den wenigen Kreuzfahrtschiffen im Jahr, die dort anlegen, mir absolut verständlich war. Ich wollte aber nicht so lange warten, und überredete einen der Fahrer, mich für zwei Stunden allein durch die Gegend zu fahren.

Ich hatte Glück, der lokale Guide war super, erzählte interessante Geschichten über die Insel, und wusste, was Touristen sehen wollen. Etwa diese Skulpturen. Erschaffen vom Künstler Ron Foots Kynes, der einige seiner Werke über die Insel verteilte:

Skulpturen auf Cayman Brac
Skulpturen auf Cayman Brac

Selbst im Atlantik können bei Tauchgängen unter Wasser einige entdeckt werden. Sein Wohnhaus ist frei zugänglich, und außergewöhnlich. Er saß auch schon einmal wegen obscene sculptures in Haft, und einige Werke wurden durch Vandalismus zerstört:

Das Haus des Künstlers Ron Foots Kynes, Cayman Brac
Das Haus des Künstlers Ron Foots Kynes, Cayman Brac

Eine der vielen Höhlen der Insel (und damit beliebte Freibeuter-Schlupflöcher) war das nächste Ziel. Gut getarnt war die erste Höhle nicht. Man sieht von Weitem das Gesicht eines Piraten, und dementsprechend wusste jeder, wer dort hauste:

Freaky Face Cave, Cayman Brac
Freaky Face Cave, Cayman Brac

Innen konnte man aber schon ahnen, dass solche Orte beliebte Verstecke waren, wo oft auch die Beute gelagert wurde:

In einer Höhle in Cayman Brac
In einer Höhle in Cayman Brac
In einer Höhle, Cayman Brac
Eine Höhle in Cayman Brac
In einer Höhle, Cayman Brac
In einer Höhle, Cayman Brac

Das waren also die Zufluchtsstätten der Piraten. Ob sie an Karneval herausgekommen waren, weiß ich nicht. Wäre einfach gewesen, an den Tagen wären sie ja nicht aufgefallen.

Nach dem Höhlen-Besuch wurde mein Fahrer angerufen, dass noch fünf Passagiere am Hafen sind, die auch gerne auf Tour gehen möchten, aber kein Taxi bekommen hatten. Er fragte mich, ob wir die Fahrt mit denen zusammen noch einmal beginnen wollten. Ich hatte mit den mir unbekannten Passagieren Mitleid und willigte ein, obwohl ich lieber allein gefahren wäre. Die halbe Stunde, die wir bereits gefahren hatten, erließ er mir, und natürlich zahlte ich nur den Gruppenpreis. Meine lachenden Erben werden sich freuen.

Als wir die neuen Gäste abholten, erkannte mich niemand, und alle dachte, ich wäre der deutschsprachige Übersetzer des Fahrers. Es hatte lange gedauert, bis sie verstanden, dass ich auch nur ein Passagier auf der MS Hamburg auf der Kreuzfahrt durch die Karibik war. Ich konnte sie auch überzeugen, dass nicht nur sie vorschreiben, wo wir hinfuhren, sondern ich ein Mitspracherecht habe.

Wie zum nächsten Stopp. Das Wort Brac stammt aus dem Gälischen, und bedeutet Fels oder Klippe. Der Name ist Programm, das Merkmal von Cayman Brac ist eine Steilküste, die sich an der gesamten Ostküste der Insel entlang windet und dann zu einem Plateau mit einer Höhe von über 40 Metern emporschwingt, und nennt sich The Bluff. Der nationale Geldschein hat diese Felsen als Motiv:

Zinni und der Schein, The Bluff auf Cayman Brac
Zinni und der Schein, The Bluff auf Cayman Brac
The Bluff auf Cayman Brac
The Bluff auf Cayman Brac

Oben steht ein kleiner Leuchtturm:

East End Leuchtturm, Cayman Brac
East End Leuchtturm, Cayman Brac

Kühnheit bedeutete für Piraten, dass sie sich Dinge trauten, die andere scheuen. So wie ich:

Zinni in Gefahr, Cayman Brac
Zinni in Gefahr, Cayman Brac

Ob das die beste Idee von mir an dem Tag war, sei dahingestellt. Sinken kann man schneller, als man denkt.

Wieder unten wurde es nicht ungefährlicher, wir hatten Massel, dass wir die blutrünstigen Attacken dieses Brown Bobbies unbeschadet überstanden:

Ein Brown Boobie in Cayman Brac
Ein Brown Boobie in Cayman Brac

Wir sahen uns noch ein paar Strände der Insel an:

Ein Strand auf Cayman Brac
Strand auf Cayman Brac
Ein Strand auf Cayman Brac
Ein Strand auf Cayman Brac

und suchten vergeblich wilde Papageien und Iguanas, die beide auf der Insel noch verbreitet sind:

Warnung vor Iguana, Cayman Brac
Warnung vor Iguana, Cayman Brac

Mein genialer Fahrer hieß Mossy, und die zugestiegenen Gäste ließen es sich nicht nehmen, eine längere Zeit lang Muss i denn zum Städtele hinaus zu singen. Mein Fremdschämfaktor war hoch.

Das war noch vor unseren Stopp in einer lokalen Bar. Danach wäre es verständlicher gewesen. Die Bar war perfekt für den Anlass, auch wenn es kein lokales Bier gab:

Eine Bar für Lokals, Cayman Brac
Eine Bar für Lokals, Cayman Brac

Lieber fünf Bier vor zwölf, als keines nach eins:

Zinnis Prost auf Cayman Brac
Zinnis Prost auf Cayman Brac

Die Tour war toll, viel wegen des sympathischen Fahrers Mossy. Wer auf der Insel ist, empfehle ich seine Dienste. Hier seine Kontakt-Daten:

Das Dream-Team auf Cayman Brac
Das Dream-Team auf Cayman Brac

Später wieder auf der MS Hamburg und während des Abendessens wurde von Mitreisenden geprahlt, dass sie es zu Fuß zu einer belanglosen Tankstelle und wieder zurückgeschafft hatten, und das in der Karibik. Beim Klabautermann! dachte ich dabei. Was ich gemacht hatte, interessierte niemanden. Ich kann damit gut leben.

Der Piraten-Hafen von Hollywood: Port Antonio / Mit MS Hamburg in Jamaika in der Karibik

Port Royal auf Jamaika ist bei allen Piratenfans ein Mythos, um den sich viele Legenden ranken. Es war eine der großen Piratenhäfen in der Geschichte, und gleichzeitig zu der Blütezeit eine der weltweit vermögendsten Städte. Bekannte englische Piraten wie Henry Morgan (durch den nach ihm benannten Rum, eher nicht für den Firmenlauf) nutzten die Lage der Insel, und überfielen von dort aus spanische Schiffe. Filmfreunde sollten den Hafen von Schauplätzen der Spielfilme Fluch der Karibik, Die Piratenbraut, James Bond 007 jagt Dr. No, Die Stadt unter dem Meer und vielen weiteren Movies kennen. Große Teile des neuen James Bond, der 2020 in unsere Kinos kommt, werden wieder auf Jamaika gedreht. Angeblich drehten die schon vor Ort, gesehen hatte ich davon nichts.

Hier war auch einst die Domäne der wenig bekannten jüdischen Piraten. Während dieser Zeit war sie für ihre Sittenlosigkeit und lockere Moral bekannt, hörte sich gut an. Ich hoffte auf Erhaltung dieser schützenswerten Traditionen bei meinem geplanten üblichen Pub Crawl.

Meine Mutter in ihrem gesetzten Alter machte vor ein paar Jahren eine Rafting Tour in Jamaika, und schwärmte davon. Da war es für mich natürlich Ehrensache, es ihr nachzumachen, und buchte den gleichen Ausflug. Die Liegezeit in Port Antonio war optimal, morgens den Ausflug, und nachmittags die Stadt und ihre Sünden erkunden.

Auf der Fahrt zum River Rio Grande hatte ich die beste und humorvollste lokale Reiseleitung bei einem organisierten Ausflug. Mit viel Witz und Verstand konnte sie uns viel über das Land erzählen. Sie konnte sogar etwas Deutsch, ihr Lieblingswort war Plumpsklo. Sie erklärte uns den Hintergrund des Songs Banana Boat Song (das von den Arbeitern handelt, die in Nachtschichten Bananen verluden und über ihre Arbeit sangen), und mir von da an den ganzen langen Tag durch den Kopf ging. Immerhin machten sie das nicht für umsonst: Work all night on a drink of rum. Ob es Morgan war, hatte ich nicht herausfinden können.

Vorgesehen sind zwei Passagiere auf einem Floß, ich wollte (gerne gegen Aufschlag) eines für mich allein haben. Nachdem die hübsche junge Reiseleitung sich angeboten hatte, die Tour zusammen mit mir zu machen, konnte ich natürlich nicht nein sagen, und das hatte sich als ein Glücksgriff erwiesen. Unser fast zahnloser Kapitän stellte sich kurz vor, und schon ging die Fahrt los, die sehr unterhaltsam wurde. Wir führten interessante Gespräche, und ließen uns in aller Ruhe und Stille den Fluss hinab gleiten:

Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika
Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika

Die Flösse waren über Generationen die einfachste Art, Menschen und Ernte zu befördern. Der Bootsführer stand auf dem vorderen Teil, und nutzte die Strömung und ihre Stäbe, um den Fluss hinab zu steuern:

Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika
Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika
Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika
Auf Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika
Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika
Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika

Eine kleine und verdiente Pause war auch mal drin:

Pause auf der Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika
Pause auf der Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika

Wir saßen die ganze Tour über faul Achtern in der Bambus-Klasse, aber immerhin mit Schirm (den ich schaffte kaputt zu bekommen) und Kissen (blieb heil):

Zinni auf Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika
Zinni auf Rafting-Tour auf dem River Rio Grande / Jamaika

Nach Ende der schönen Fahrt waren unserem Kapitän fünf Dollar Trinkgeld zu wenig, und er schimpfte Bad Money, to less oder so ähnlich. Wobei ich gelesen hatte, dass die Fahrer das immer machen, egal, was man gibt. Also ignorierte ich seine angeblichen Schimpf-Orgien, bis ich Idiot gemerkt hatte, dass er umgeschwenkt war und mir helfen wollte. Ich hatte meine Objektiv-Abdeckung im Boot vergessen, und er wollte sie mir zurückgeben. Versenk mich doch darauf!

Nach erneut unterhaltsamer Rückfahrt empfing uns in Port Antonio wieder die MS Hamburg, mit einer schönen Stimmung, typisch für die Karibik:

Der kleine Strand an der Anlegestelle der MS Hamburg, Port Antonio in der Karibik
Der kleine Strand an der Anlegestelle der MS Hamburg, Port Antonio in der Karibik

und da wurde mir erst bewusst, wie toll es dort war:

Der kleine Strand an der Anlegestelle der MS Hamburg, Port Antonio in der Karibik
Der kleine Strand an der Anlegestelle der MS Hamburg, Port Antonio in der Karibik

Nach knapp vierzig Kreuzfahrten von mir war das mit Abstand der schönste Anlegeplatz. Ein kleiner Strand lud zum Baden ein, was ich vor meinem Stadtrundgang noch genießen konnte.

Der kleine Strand an der Anlegestelle der MS Hamburg, Port Antonio in der Karibik
Der kleine Strand an der Anlegestelle der MS Hamburg, Port Antonio in der Karibik

Port Antonio erschien mir vom ersten und bis zum letzten Blick hektisch, mit vielen Quälgeistern, die mir etwas andrehen wollten. Ignorieren reichte aber zum Glück, um sie loszuwerden.

Hier das Chaos:

Downtown Port Antonio
Downtown Port Antonio

Ich konnte schnell meiner üblichen Ein Bier trinken im Hafen Aufgabe nachgehen. Ich merkte aber, dass es die üblichen auf Touristen ausgelegten Bars im Ort nicht gab, ich sah zumindest keine. Eher Spelunken, die aussahen wie mexikanische Würfelbuden, und ich begab mich in die dunkelste:

Authentic Jamaican Beer Bar, Port Antonio
Authentic Jamaican Beer Bar, Port Antonio

Ich dachte mir dort, was zur Hölle mache ich gerade? Ich vermisste nur einen Kettenhund, der bei der ersten besten Gelegenheit auf mich stürmt. Und blieb trotzdem. Trotz Englisch als Amtssprache verstand ich die Bedienung fast gar nicht, ihre Aussprache war knapp dreimal so schnell wie mein Versteh-Faktor. Ich hatte zum Glück Unterstützung von zwei ganz unterschiedlichen lokalen Gästen: Ein Arbeitsloser, der ohne Umsatz geduldet wurde, und ein IT-Mitarbeiter (wie ich, wir beide benutzen die gleichen Tools). Der Unterschied war krass. Ich vermute, Touristen sind in dem Schuppen wenig, und fand es einmal etwas anderes. Ob das jetzt eine Happy Girls Bar war oder nicht weiß ich bis heute nicht, dafür war es zu früh bei meinem Besuch. Nachts wäre ich dort eher nicht rein.

Authentic Jamaican Beer Bar, Port Antonio
Authentic Jamaican Beer Bar, Port Antonio

Gemäßigter war es in der nächsten Bar, Schüler/-in und Studierende verfolgten die Champignons League, und ich trank ein lokales Bier. Es gibt schlimmere Orte als dort:

Eine Sports-Bar in Port Antonio
Eine Sports-Bar in Port Antonio

Ich beendete den tollen Tag, der einer der Höhepunkte meiner Reise war, wieder an der Anlegestelle. Ich war einer der letzten Passagiere, die an Bord gingen. Zu der tollen Musik, die die lokale Gruppe dort aufspielte, machte ich ein Abschieds-Tänzchen von Jamaika mit einer netten Mitreisenden. Undokumentiert.

Mein Erstbesuch in Jamaika war gelungen!

Mit Piraten-Vergangenheit: Die MS Hamburg in der Karibik

Wir hatten einen Seetag in der Karibik, den ich zum Erkunden der MS Hamburg nutze. Der Stapellauf fand am 30. Oktober 1996 statt. Das Schiff wurde als Columbus gebaut, und im Juni 1997 fertiggestellt. Frei von Ironie: Unter diesem Namen geriet sie in die Schlagzeilen, als die damaligen Reederei Hapag Lloyd dem Wunsch bei der Bundesregierung nach einem militärischen Geleitschutz im Golf von Aden nicht nachgekommen wurde. Alle Passagiere wurden im Jemen an Land gebracht, und wurden per Flugzeug ausgeflogen. Nur eine Stammbesatzung brachte das Schiff durch das gefährliche Piratengebiet, und nahm die Gäste in Oman wieder an Bord. Mit solchen dramatischen Situationen rechnete ich natürlich nicht auf dieser Reise. Obwohl sich seit dem Verfall von Venezuela wieder Piraten in der Karibik aufhalten, die rauben, erpressen und morden. Unsere Route war aber viel zu weit nördlich, um betroffen zu sein.

Im Jahr 2012 übernahm Plantours und Partner die MS Hamburg, und setzt es auf Reiserouten abseits des Massentourismus ein, auch in die Karibik. 170 Crew-Mitglieder kümmern sich um maximal 400 Passagiere, es waren 270 an Bord bei dieser Kreuzfahrt. Es waren auffallend viele Stammgäste an Bord. Die meisten Gäste buchten nicht nur wie ich diese eine Route, sondern auch welche davor und/oder folgende.

Die MS Hamburg in der Karibik
Die MS Hamburg in der Karibik

Auf dem Hinflug hatte ich in einem Journal die folgenden Auszüge über die MS Hamburg gelesen: Tradition auf jeder Kreuzfahrt: der Frühschoppen mit Freibier, Schunkelliedern und Polonaise und: einige Gäste tragen stilecht sogar bei 30 Grad bayerische Tracht, Dirndl und Lederhosen in der Karibik. Oh weia! Ich dachte dabei: Wenn ich dort Passagiere mit Dirndl sehe, mache ich in die Hose. Garantiert. Dazu kam es nicht. Zum Glück.

Die Kabine war stets sauber, und für mich allein hatte ich ausreichend Platz darin (ich wohnte als Sparbrötchen ganz unten). Die zwei Bullaugen reichten mir als Ausblick für das Wetter und die Tageszeit. Ich hatte gelesen, dass es dort etwas laut werden kann, das Motorengeräusch hatte mich aber nie gestört. Ganz im Gegenteil, so wurde mir bewusst, auf hoher See zu sein. Weiter oben merkt man davon nichts. In meinem Bereich sind nur ein paar Kabinen, und ich war direkt am Ausstieg, wenn denn getendert wurde. Der dadurch nahe Kontakt zur Crew und den Mitnachbarn hatte Flair gegenüber den langen und unpersönlichen Korridoren weiter oben. Diese Kategorie würde ich immer wieder nehmen.

Das Essen war stets aromatisch und delikat, etwas Schlechtes gab es für mich die ganze Reise über nicht. Als Suppenkasper freute ich mich stets über eine vielfältige Auswahl, und die waren stets fein, pikant und schmackhaft. Respekt. Aber auch der Rest der Mahlzeiten konnte sich sehen lassen. Für mich war es eine überdurchschnittliche Küchenleistung, Chapeau!

Essen auf der MS Hamburg in der Karibik
Essen auf der MS Hamburg in der Karibik

Die Crew war immer freundlich, gut gelaunt und aufmerksam. Einen Ausreißer nach unten hatte ich nicht. Einige kannte ich noch von der MS Delphin, wie auch den Kapitän. Durch einen Flugausfall gab es Chaos bei der Anreise, einige Passagiere konnten erst am dritten Tag der Kreuzfahrt an Bord. Wie ich es beurteilen kann, hatte das die Crew unter Kontrolle, und gut gelöst. Organisatorische Mängel hatte ich nicht feststellen können, ich fühlte mich immer in guten Händen.

Spaß auf der MS Hamburg in der Karibik!
Spaß auf der MS Hamburg in der Karibik!

Ich hielt ich mich oft in der Pool-Area auf. Wie hier am Tag:

Der Pool von der MS Hamburg in der Karibik
Der Pool von der MS Hamburg in der Karibik

oder hier am Abend:

Der Pool von der MS Hamburg in der Karibik
Der Pool von der MS Hamburg in der Karibik

Nett war die lokale Showband aus Jamaika, die Kamau und the Kingston Rockaz. Von meiner Seite aus hätten die öfter auftreten können. Laut der Reederei kommt sie demnächst nach Deutschland auf Tournee, ein Besuch kann ich empfehlen. Aber auch der Rest der Künstler muss sich nicht verstecken.

Ein paar Kleinigkeiten gab es aber auch, die mir nicht so gefallen hatten: Viele der (wissentlich ausschließlich) deutschen und österreichischen Gäste hatten mir nicht gelegen. Das lag nicht daran, dass die meisten trotz meines gesetzten Alters meine Eltern hätten sein können, sondern an fehlendem Benehmen. Da belanglos ist es nicht wert, mehr Details darüber zu schreiben. Und wie immer: Plötzlich haben beim Frühschoppen alle Lust auf ein Bier, die sonst dort nie zu sehen waren. Wenn es für jeden gelungenen Gummistiefelweitwurf ein Freibier gäbe, würden die das auch noch machen.

Mir fehlte eine ordentliche Bierbar, die Weinstube (in der ich stets allein gesessen hatte) war für mich kein gleichwertiger Ersatz. Auch gehören Biertischgarnituren auf dem Pool-Deck meiner Meinung nach nicht auf ein gediegenes Kreuzfahrtschiff, und mein Mini-Röhren-Fernseher ins deutsche Museum.

Ob dieses Schnäppchen ernst gemeint war, oder ein Versehen, weiß ich nicht. Ich nahm es belustigt zur Kenntnis:

Schnäppchen auf der MS Hamburg in der Karibik!
Schnäppchen auf der MS Hamburg in der Karibik!

Zweimal hatte ich eine Show verlassen, Sätze wie Zum Glück haben wir keine Amerikaner an Bord, sondern nur Deutsche und Witze auf Kosten des Costa-Unglückes liegen mir nicht. Nebensache und eher lustig war, dass mein Zimmermädchen trotz BITTE NICHT STÖREN Schild und ein NOT NOW Schrei von mir meine Kabine betreten hatte, um ein Getränk in der Minibar auszutauschen. Vielleicht wollte sie auch nur den nackten Zinni sehen, wer weiß. Ich fühlte mich geehrt.

Egal, wenn die Route passt, muss nicht die Karibik sein, würde ich wieder die MS Hamburg wählen. Zumal sie in Kürze in die Werft geht und französische Balkone und eine Poolbar bekommt. Das war zumindest das, was mir von der Crew erzählt wurde. Mal sehen, was die Zukunft für Plantours und die MS Hamburg bringt. Dem Personal gönne ich alles Gute auf diesem Weg.

Darauf ein Prost auf meine Freunde!

Ein Prost auf die MS Hamburg und die Karibik
Ein Prost auf die MS Hamburg und die Karibik

Exotische Piraten-Insel: Grand Turk Island / Mit MS Hamburg in Turks und Caicos Islands in der Karibik

Der so nicht erwartete touristische Tiefpunkt der Reise stand an, die Turks- und Caicos-Inseln. Im Vorfeld dachte ich, es wäre eine kleine Insel, wo dreimal im Jahr ein kleines Kreuzfahrtschiff vorbeikommt, die Honoratioren der Insel die Passagiere mit Händeschütteln begrüßen, und ansonsten Totentanz zelebriert wird. Selten hatte ich mich so getäuscht bei meiner Einschätzung.

Einst waren die Turks- und Caicos-Inseln der Schlupfwinkel von Piraten gewesen. See- und Strandräuber, welche mit falschen Seefeuern und Signalen die zwischen der Neuen und der Alten Welt verkehrenden Handelsschiffe und deren Besatzungen ins Verderben lotsten. Diesen Schelmen (engl.: turks) und ihren Barken (engl.: caiques) verdanken die beiden Inselgruppen ihre Namen.

Der einzige buchbare Ausflug würde ich freiwillig nie buchen, solange ich noch Kontrolle über mein Leben habe. Eine Rundfahrt um die Insel mit einer Mini-Bahn auf Rädern. Ich buchte lieber eine Taxi-Tour quer über die Insel. Das waren hier keine Einzelfahrten, sondern mehr ein Shuttle, der erst bei einem vollen Fahrzeug abfuhr. Zugegeben aber für karibische Verhältnisse günstig. Zum Preis passte die Ausdrucksweise des Fahrers: Billig. Er war rüpelhaft, und alles andere als liebenswürdig.

Wir fuhren im strömenden Regen über die Insel, gelohnt hatte sich das nicht. Drei Stopps waren vorgesehen, zwei sind wegen zu starken Regen ausgefallen. Es hätte auch keiner Lust gehabt auszusteigen. Uns blieb nur der Trost, dass wir nicht durchweicht wurden wie die Gäste der offenen Mini-Bahn.

Es blieb nur ein Blick auf ein paar Flamingos:

Flamingos auf Grand Turks
Flamingos auf Grand Turks

und Umgebung:

Unterwegs auf Grand Turks
Unterwegs auf Grand Turks

und schon war die Rundfahrt beendet. Zurück am Hafen fuhr ich direkt erneut mit einem schreienden Taxi-Fahrer (ein Handbuch für gute Manieren scheint es auf der Insel nicht zu geben, was für ein Gegensatz zu den anderen karibischen Inseln meiner Reise) in die Hauptstadt Cockburn Town zurück, wobei man von Stadt nicht wirklich reden kann. Eine Seitengasse in der Ortschaft, wo ich wohne, bietet mehr.

Dass es nicht viel zum Anschauen gab (= nichts), sah ich bereits bei der Rundfahrt vorher. Aber mein obligatorisches lokales Bier in einer Pinte ließ ich mir nicht nehmen. Diese Bar war mir bei Tageslicht zu dunkel:

Johns Ocean View Bar, Grand Turks
Johns Ocean View Bar, Grand Turks

Im nächsten Schuppen war es heller, und es gab Bier mit dem von mir vergebenen Prädikat: der weltweit originellster Biernamen. I-AIN-GA-LIE bedeutet: Dieser Fisch war so groß wie ich. Wahrscheinlich erfunden von jemandem nach einem geselligen Umtrunk:

I like I-AIN-GA-LIE
I like I-AIN-GA-LIE

Ein Knaller war das dort trotzdem nicht. Wie schrieb schon Mark Twain: Leute, die viel gereist sind, erkennt man am unzufriedenen Gesichtsausdruck:

Zinni und sein 'I-AIN-GA-LIE'
Zinni und sein I-AIN-GA-LIE

Quatsch, so schlimm war es auch nicht, das Bild wurde nur zum falschen Zeitpunkt ausgelöst. Trotzdem nahm ich früher wie geplant ein Taxi (oder Sammeltransport) zurück zum Terminal.

Hier lagen mittlerweile außer unserer MS Hamburg noch zwei Megaliner auf ihren Kreuzfahrten durch die Karibik, und diese hatten 8 000 Passagiere an Bord:

Die kleine MS Hamburg und zwei Riesenpötte haben in Grand Turk in der Karibik angelegt
Die kleine MS Hamburg und zwei Riesenpötte haben in Grand Turk in der Karibik angelegt

Da anscheinend keine Kaffee-und-Kuchen-Zeit oder Bingo war, wollte die Menge raus:

Zwei Riesenpötte haben in Grand Turk angelegt
Zwei Riesenpötte haben in Grand Turk angelegt

und dementsprechend war die nahe gelegene Governor’s Beach schnell überfüllt:

Governor's Beach, Grand Turk
Strandleben am Governor’s Beach, Grand Turk
Governor's Beach, Grand Turk
Governor’s Beach, Grand Turk

Die Zahl von 8 000 Passagieren scheint schwierig vorstellbar, wirkt aber noch mehr, wenn man vor Ort ist. Die schönsten Strände sind in Caicos sagen die Bewohner auf Grand Turks, was uns natürlich wenig brachte. Voller kann ein Strand ja fast nicht werden, wem macht den so etwas Spaß?:

Governor's Beach, Grand Turk
Governor’s Beach, Grand Turk

Das gesamte Hafengelände war überlaufen. Ich wollte meinem Patenkind ein T-Shirt kaufen, räumte es aber schnell wieder weg, als ich die lange Schlange an der Kasse sah. Wahrscheinlich wäre die MS Hamburg ohne mich weiter durch die Karibik gefahren, bevor ich das zu Ende gebracht hätte. Das wahrscheinlich Beste in diesem Bereich war in der Mitte ausgeschildert:

Die Mitte ist das Beste vom Kreuzfahrt-Terminal von Turk
Die Mitte ist das Beste vom Kreuzfahrt-Terminal von Turk

aber bei den Menschen-Massen hatte ich dazu auch keine Lust.

Ich lief zu Fuß aus dem Bereich der Menge heraus. Schnell wurde es relativ einsam:

Governor's Beach, Grand Turk
Am Governor’s Beach, Grand Turk
Governor's Beach, Grand Turk
Governor’s Beach, Grand Turk

Der sechshundert Tonnen schwere Frachter Mega One Triton wurde vom Hurrikane Sandy 2012 hierher geworfen:

Das Wrack der Mega One Triton, Governor's Beach, Grand Turk
Das Wrack der Mega One Triton, Governor’s Beach, Grand Turk

Als der nächste Regen sich ankündigte:

Governor's Beach, Grand Turk
Governor’s Beach, Grand Turk

ging ich zurück auf die MS Hamburg, zur Weiterfahrt auf die nächste Insel in der Karibik.

Grand Turks, war das jetzt Top oder ein Flop? Eher letzteres für mich. Das Wetter spielte nicht mir, viel zu sehen gab es nicht, die Einheimischen rüde, und die Menschenmassen machten das auch nicht besser. Selten lagen Anspruch und Wirklichkeit bei mir so auseinander, aber das trübte den tollen Urlaub nicht. Wahrscheinlich komme ich dort nicht mehr hin. Aber wer weiß, wenn bei einer Kreuzfahrt die Insel wieder angelaufen wird, werde ich bestimmt nicht auf dem Schiff bleiben. Und wenn es nur für ein I-AIN-GA-LIE ist. Cheers.

Gute Nacht Grand Turk
Gute Nacht Grand Turk

Versteckte Piraten-Höhlen: Samana / Mit MS Hamburg in Dominikanische Republik in der Karibik

Ausgeschrieben war der erste Halt auf der Insel Hispaniola mit: Samaná / Dominikanische Republik. Naiv, wie ich war, dachte ich, dass ich mir die Stadt im Nordosten der Dominikanischen Republik anschauen können, und bereitete mich darauf vor. Der Tender ging aber nur auf die kleine Insel Isla Cayo Levantado, die man eher aus dem Bacardi-Werbespot kennt. Ich glaube nicht, dass die Aufnahmen für den Werbefilm dort entstanden waren, die Einheimischen behaupten es.

Das war mir aber auch erst einmal egal, denn ich hatte einen Ausflug in den Nationalpark Los Haitices gebucht. Wir wurden von eigenen Booten des Veranstalters abgeholt, denn das geschützte Gebiet ist nicht über eine Straße erreichbar. Ich setzte mich auf eine überdachte Seite, trotzdem wurden wir schnell nass. Sehr nass:

Regen im Los Haitices Nationalpark
Regen im Los Haitices Nationalpark

Ein Verantwortlicher schaffte es, die Regenmaschine immer dort aufzustellen, wo wir uns gerade befanden. Es regnete in Strömen, zum Glück war es warm, und wir Korsaren hatten einen Poncho zum Schutz bekommen. Trotzdem gibt es Schöneres, und ich musste dabei denken Geh mir weg mit Urlaub, ich habe alles gesehen. Meine gute Laune hatte ich zum Glück trotzdem behalten:

Zinni im Regen im Los Haitices Nationalpark
Zinni im Regen im Los Haitices Nationalpark

Nicht nur wir wurden nass:

Regen im Los Haitices Nationalpark
Regen im Los Haitices Nationalpark

Der Los Haitices Nationalpark ist ein Teil der gleichnamigen Region, die eine Ausdehnung von 1 200 Quadratkilometer hat. Nur ein kleiner Bereich dieses riesigen Gebiets ist für Besucher zugänglich. Man schätzt, dass diese Region 40 Millionen Jahre alt ist. Von Siedlern wurde die Halbinsel gemieden und entwickelte sich so bald zum Piratenversteck wegen vieler Inseln und Höhlen. Wir schipperten langsam um Vogelinseln herum:

Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark

fuhren durch eindrucksvolle Mangrovengebiete mit verschlungenen Wurzeln und dichtem Blätterwerk:

Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark

betraten zwei Höhlen (keine Bilder, Grund sollte bekannt sein), mit Felsmalereien der Indios, aber ohne Piratenbeute:

Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark

und lungerten etwas an einem kleinen schönen Strand herum:

Unterwegs im Los Haitices Nationalpark
Unterwegs im Los Haitices Nationalpark

Langsam hörte der Regen auf, die Sonne setzte sich durch, und es begann schön zu werden. Von einem gelungenen Ausflug zu sprechen war es dafür aber schon zu spät, denn es ging bereits wieder Richtung MS Hamburg und weiter auf die Kreuzfahrt in der Karibik.

Nach Ende der Wasserschlacht hatte ich noch Zeit genug vor Ort, und ließ ich mich auf die Insel Cayo Levantado übersetzen. Dass ich nicht der Einzige war, der diese Idee hatte, war mir klar. Ein Schiff der Aida lag neben uns, und dementsprechend war es überlaufen wie Rimini im Sommer. Mit Passagieren, die ein ruhiges Paradies suchten, und Massentourismus fanden. Mit der Werbespot-Atmosphäre hatte das nichts zu tun. Geworben werden Ausflüge (nicht von der MS Hamburg aus) mit: Geht es an den leeren Karibik Traumstrand der Insel. Völlig konträr dazu der Zustand, wenn man vor Ort ist. Erschwerend war es, dass auf der Insel vor ein paar Jahren ein Hotel gebaut wurde, was den öffentlichen Bereich stark dezimierte.

Ein paar stille Ecken gab es:

Idylle auf der Isla Cayo Levantado
Ein Strand auf der Isla Cayo Levantado
Idylle auf der Isla Cayo Levantado
Idylle auf der Isla Cayo Levantado

Aber meist sah es aus wie hier:

Der Strand auf der Isla Cayo Levantado
Strandleben auf der Isla Cayo Levantado
Der Strand auf der Isla Cayo Levantado
Der Strand auf der Isla Cayo Levantado
Der Strand auf der Isla Cayo Levantado
Strand auf der Isla Cayo Levantado
Der Strand auf der Isla Cayo Levantado
Der Strand auf der Isla Cayo Levantado

Und bei den vielen Besuchern ist auch klar, dass vieles verdreckt ist. Strohhalme und ausgelutschte Kokosnüsse oder (keine goldenen) Ananasse lagen überall herum. Ein Trauerspiel. Wer die Bacardi-Insel mag, fühlt sich wohl auch in einer Müllhalde wohl. Da kann man hinfahren, um anderen zu erzählen, dass man dort war, und macht Bilder, damit die Daheimgebliebenen neidisch werden sollen. Ich glaube, die meisten sind froh darum, das zu verpassen. Sehr überrascht war ich, dass meine mitreisenden Passagiere das anders sahen, die schwärmten, wie schön es dort war. Ich befürchte, dass außer mir es niemand gerne zugibt, dass der Besuch dort überflüssig war.

Das Beste waren noch die Cocktail-Stände:

Der SPS (Schnaps-Probier-Stand) von Isla Cayo Levantado
Der SPS (Schnaps-Probier-Stand) von Isla Cayo Levantado

wogegen das Essen so aussah, als ob man das nur Touristen auf Durchreise geben kann. Der Pirat Jack Banister hatte hier Unterschlupf gefunden, heute würde er freiwillig einen großen Bogen herummachen. Zum Glück kostete mich das nichts, Geld für einen Ausflug hätte ich bereut. Ich fuhr schnell wieder zurück auf die MS Hamburg, um meine Kreuzfahrt durch die Karibik fortzusetzen.

Ein merkwürdiger, aber abwechslungsreicher Tag ging mit einem tollen Sonnenuntergang zu Ende:

Gute Nacht MS Hamburg und Karibik
Gute Nacht MS Hamburg und Karibik

Auf der MS Hamburg prüfte ich meine E-Mails, eine hatte die Überschrift Ihr Flug wurde gestrichen. ARRGH (Piraten-Vokabular)! Mein Flug von Santa Domingo nach Miami wurde wegen des 737 MAX Grounding auf eine spätere Abflugzeit umgebucht, und ich hätte dadurch meinen Anschluss-Flug nach Frankfurt verpasst. Ich hatte zwei getrennte Tickets, der Airline konnte ich nichts vorwerfen. Ein Anruf bei American Airlines brachte nichts, ich wartete ewig vergeblich in der Warteschlange, und gab dafür ein Vermögen aus, da telefonieren von der Karibik aus auf der MS Hamburg hohe Kosten verursachte.

Ich vermutete, dass es von Deutschland aus einfacher war (da weniger Passagiere betroffen waren), und beauftragte einen Freund das Umbuchen zu veranlassen, was geklappt hatte. Der neue Abflug war nun morgens um sieben, ausschlafen in Santa Domingo war damit nicht möglich. Als Fluggerät war aber immer noch eine 737 MAX zu sehen. Ein Bekannter beruhigte mich, in der FAQ stand, dass dies nicht im Flugplan korrigiert wird, aber keine 737 MAX eingesetzt wird. Große Lust darauf hätte ich Angsthase auch nicht wirklich gehabt.

Edles Piraten-Gold: Santo Domingo / Mit MS Hamburg in der Dominikanischen Republik in der Karibik

Für Konquistadors, Abenteurer und Piraten war Santo Domingo, die heutige Hauptstadt der Dominikanischen Republik, viele Jahre lang erste Anlaufstelle in der Neuen Welt. Und damit die älteste Stadt Amerikas. Die Stadt war das letzte Ziel auf dieser Kreuzfahrt für mich. Unerwartet viele Passagiere setzten die Reise aber weiter über den großen Teich bis Teneriffa fort. Auf die vielen Seetage hätte ich keine Lust gehabt.

Ganz einfach wurde es den Aussteigern nicht gemacht. Ich hatte zum Glück mein Taxi zum Hotel erst um elf Uhr morgens bestellt, denn die Behörden hatten den Landgang wegen eines Computer-Ausfalles nicht freigegeben. An der Rezeption waren viele genervte Gäste, mir war es relativ egal, da ich noch zwei Nächte in Santa Domingo blieb. Chaotisch blieb es, ich sah von oben meinen Taxifahrer mit einem Schild mit meinem Namen (dreißig Minuten vor der vereinbarten Abholung, vorbildlich), und rief das Hotel an, dass ich mich später wieder melden werde, wenn das Schiff für den Landgang freigegeben wird. Ich konnte den Folgeanruf verfolgen, denn mein Fahrer fuhr wieder weg. So blieb mir erst einmal nur Blicke auf die Altstadt von Santa Domingo:

Blick auf die Altstadt von Santa Domingo
Blick auf die Altstadt von Santa Domingo

Als später die individuellen Rückreise-Gäste aufgerufen wurden, gab es ein ganz großes Durcheinander. Es gibt zwei Terminals im Hafengelände, das nähere am Schiff verteilt die Einreisekarten, beim zweiten ist die Kontrolle. Bei mir wurde das Verteilen aber abgelehnt, warum auch immer. Ich lief zur Immigration, dort wurde ich wegen fehlender Karte wieder zurückgeschickt. Buchbinder Wanninger hatte eine einfachere Aufgabe. Später gelang mir eine Lösung (wenn auch bizarr), und ich hatte kurz danach das nächste Problem. Das erneut vom Hotel angeforderte Taxi war nicht gekommen. Der Fahrer suchte mich in dem Terminal, wo die Pass-Kontrolle stattfand, dort gab es aber keine Zoll-Inspektion. Ich vermute bei dem Chaos, dass nicht viele Kreuzfahrt-Schiffe in Santa Domingo ihre Kreuzfahrt beginnen oder enden.

Später saß ich dann doch im Taxi auf der Fahrt zum Hotel. Dort angekommen erwartete mich eine Ruhe, die ich dringend benötigt hatte. Ich ließ die Altstadt mit den Palästen, Altbauten etc. links liegen, und blieb im Hotel bei einem Pool-Tag. Der tat mir gut. Ich trank mein erstes Bier aus der Dominikanischen Republik (schmeckte!) am Pool, und verfolgte Aufbauarbeiten für eine bevorstehende Hochzeit am Abend:

Renaissance Santo Domingo Jaragua Hotel und Casino
Der Pool vom Renaissance Santo Domingo Jaragua Hotel und Casino
Renaissance Santo Domingo Jaragua Hotel und Casino
Renaissance Santo Domingo Jaragua Hotel und Casino

Später waren die Jungs an der Bar köstlich. Ich war der einzige Gast, und die zwei Bedienungen stritten sich, wer mir einen besseren Rum empfehlen konnte. Nach der Blindprobe hatte ich einen Freund mehr und einen weniger. Nein, Seemannsgarn, ernst hatte das niemand genommen.

Den Abend beendete ich im Casino, und unterschätzte die karibische Mentalität. Die Bar mit der Livemusik dort öffnete offiziell um sieben Uhr am Abend, um erst um neun machte sie auf, und die Musik begann erst um elf. Mein Ehrgeiz ließ es aber nicht zu, das zu verpassen.

Schnell hatte ich Kontakt zu zwei Happy Girls, die ja gut aussahen, aber mein Interesse mehr an der Musik als an lokalen Schönheiten lag. Genervt hatten sie, weil sie ständig statt Sex (mein Desinteresse hatten sie schnell erkannt) wenigstens einen Frei-Trink wollten, den Gefallen tat ich ihnen aber auch nicht. So schnell verdiene ich auch keine zehn Euro für ein belangloses Gespräch. Meine Nachbarin rechts war das gleiche Kaliber, aber nicht aufdringlich. Sie wartete erfolgreich, nur nicht auf mich. Mehr oder weniger war ich in einem großen Puff gelandet. Zur Ehrenrettung vom Hotel muss ich erwähnen, dass das Casino nicht dazu gehört, die Bars dort waren frei von Plagegeistern.

Die live Musik Show danach war genial, und nach meinem Geschmack. Eine vierköpfige Band spielte passende Lieder, und viele Schönheiten auf der Bühne tanzten dazu. Schade, dass ich ein alter Mann bin, und um eins in der Pause todmüde ins Zimmer (einsam!) ging, früher hätte ich die Nacht bis in die Puppen durchgetanzt (na ja, eher getrunken).

Ich wollte ausschlafen, und danach mir die Altstadt in Ruhe anschauen. Das Erste war mir problemlos gelungen, beim Zweiten hatte ich meine Probleme. Da ich nicht wusste, in welcher Absteige ich später zum lokalen Bier-Test lande, ließ ich die Kamera zu Hause. Ich lief die Strand-Promenade Malecón entlang. Vermutlich nicht nur in Havanna hat sie den gleichen Namen, das Wort bedeutet Hafenmole.

Auf den ersten Blick sah es nett aus:

Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo
Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo

Genauer hinschauen darf man aber nicht. Lärm, Staub und Dreck dominiert. Wer bei Verstand ist, meidet das Meer am Tag zum Baden:

Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo
Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo

und die Promenade zu Fuß in der Nacht. Einheimische mögen das Tragen von Schmuck bei Fremden nach Sonnenuntergang wurde mir erzählt:

Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo
Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo

Ganz nahe war die Altstadt vom Hotel aus nicht, und es war heiß, sehr heiß. Dazu tummelten sich Nervensägen wie Schuhputzer, Taschendiebe und Souvenirhändler, die mir nicht die gewollte Ruhe ließen. Immerhin schaffte ich es, nicht von einer Jugendgang überfallen worden zu sein.

Ich hatte auch keinen Plan, was ich schon immer mal sehen möchte, und lief ziellos durch die Gassen:

In der Altstadt von Santa Domingo
In der Altstadt von Santa Domingo

Nachdem ich nach paar Minuten herumlaufen klatschnass geschwitzt war, nahm ich mir lieber ein Taxi, und ließ mich zu den sehr sehenswerten Höhlen Los Tres Ojos fahren, eine der Attraktionen von Santo Domingo. Nach nur ein paar Minuten Fahrtzeit erreichten wir eine offene Kalksteinhöhle mit drei wunderschönen Seen, die von einem nahegelegenen, unterirdischen Fluss gespeist werden:

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Blick auf die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Kein Wunder, dass Piraten sich hier wohlfühlten, ein Paradies zum Versteckspiel:

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
In den Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Man konnte mit einer Floßfahrt einen unterirdischen See überqueren, dazu hatte ich aber keine Lust. Auch wenn man einer der Drehorte von Jurassic Park dabei sieht:

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Nach den Höhlen gab es noch Zeit, weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen. Wir stoppten an dem Faro a Colón, eines der Wahrzeichen der Stadt (Faro = Leuchtturm und Colon = Kolumbus). Ein riesiges Gebäude in Kreuzform. Der Sarkophag des Kolumbus befindet sich direkt hinter dem Eingang. Der Streit ist groß, ob seine Skelettreste sich hier oder in Sevilla sind. In Spanien wurden nur 150 Gramm davon nachgewiesen, es ist also nicht auszuschließen, dass sich andere Teile woanders befinden. Zu einer DNA-Untersuchung kam es in Santa Domingo bislang noch nicht. Immer kurz bevor wurde die Bewilligung annulliert. Ein Gräberstreit, gut, wenn es keine wichtigeren Probleme gibt im Land:

Faro a Colon, Santa Domingo
Faro a Colon, Santa Domingo

Ein schönes Fotomotiv war der Präsidentenpalast (Palacio Nacional oder Palacio Presidencial). Hier wurde sogar einmal die kubanische Flagge auf dem Balkon gehisst. Der Film The lost City spielt in Havanna, und die Szenen dazu wurden hier gedreht:

Der Präsidenten-Palast von Santa Domingo
Der Präsidenten-Palast von Santa Domingo

Ein kleiner Rundgang rund um das Museum of the Royal Houses beendete den interessanten Ausflug:

Museum of the Royal Houses, Santa Domingo
Museum of the Royal Houses, Santa Domingo

Damit war der touristische Teil meiner Reise beendet.

Zurück im Hotel stellte ich den Wecker auf vier Uhr morgens. Ich war unerwartet vernünftig, und wollte mich früh aufs Ohr legen. Das war nicht möglich, denn im ganzen Flur feierten junge Seminar-Teilnehmer ihren Abschluss oder so etwas Ähnliches. An Schlaf war bei dem Lärm nicht einmal ansatzweise zu denken. Argh! (allgemeiner Piraten-Ausdruck). Drei Telefonanrufe ergaben keine Stille. Ich ging dann zur Rezeption, und ließ mir den Supervisor holen. Er kontrollierte meine Beschwerde, gab mir recht, und sorgte für Ruhe, auch mit regelmäßigen Kontrollen. Nur war das mittlerweile so spät, dass ich nicht mehr lange Zeit zum Schlafen hatte. Ich sagte ihm noch, dass ich nicht bereit bin für diese Nacht zu bezahlen.

Beim Auschecken bestätigte der Agent mir, dass ihm eine Notiz vorliegt, dass meine Übernachtung kostenfrei war. Das war ein kleiner Trost, ich hätte natürlich lieber ohne Lärm geschlafen. Zu Hause hatte ich noch ein Entschuldigungsschreiben bekommen. Einen großen Vorwurf hatte ich dem Hotel nicht gemacht, eine große Gruppe von Gästen bringt auch den Umsatz, den jedes Unternehmen benötigt. Ich war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, Pech gehabt.

Einer der chaotischste Flughafen bislang bei meinen Flügen war der von Santo Domingo. Es sah vieles konzeptlos aus, vom Check-in angefangen, über die Kontrollen bis zum Boarding, und nervte von vorn bis hinten. Ich war froh, als ich endlich in das Flugzeug nach Miami einsteigen konnte. Der Flug mit American Airlines dagegen war harmlos, die zwei Stunden gingen schnell vorbei, und wir landeten sogar eine halbe Stunde vor der geplanten Landung. Und wir hatten Glück, in unserem Bereich war an der Passkontrolle noch nichts los. Schnell aber füllten sich die Wartebereiche, und als ich abgefertigt wurde, war die Halle voller Passagiere.

Ich hatte wegen des kurzen Schlafes keine Lust mehr, meinen Koffer abzugeben und wie geplant in die Stadt zu fahren. Ich nahm mir lieber ein Zimmer im direkt im Terminal gelegenen Hotel, um die fehlende Nachtruhe nachzuholen. Na ja, war auch nicht einfach, mein Zimmer war sehr hellhörig. Aber besser als verschwitzt und müde durch die Straßen von Miami zu latschen. Und dazu noch dieser wunderschöne Ausblick:

Ausblick vom Miami Flughafen Hotel
Ausblick vom Miami Flughafen Hotel

Na ja, das Bild passt zu der fotografischen Schönwetterbild-Leistung meiner Reise. Aber keine Bange, der Einstiegskurs Kamera-Einstellungen für Laien ist schon gebucht. Ob der noch was bringt in meinem gesetzten Alter ist offen.

Der Rest der Rückreise war harmlos. Check-in und Ausreise-Modalitäten waren verkraftbar, nur für zwei Bier achtundzwanzig Dollar zu bezahlen an der kubanischen Flughafen-Bar fand ich heftig.

Beim Rückflug nach Frankfurt war ich einfach nur müde. Schade für die nette Crew, anerkannt hatte ich den Service nicht, dafür schlief ich zu viel. Wie oft richtete ich mich nach einem im Hinflug gezeigten Spielfilm kurz vor der Landung aus, der mein Motto für die Reise war, und sah noch einmal das Ende von Bohemian Rhapsody mit We are the Champions. Mir wurde dabei bewusst, dass alle Menschen Sieger sind. Uneingeschränkt, und jeder auf seine Art. Und darauf können wir alle stolz sein.

Wir hatten eine halbe Stunde Verspätung beim Abflug und landeten die gleiche Zeit früher als geplant in Frankfurt am Main. Anscheinend hatten wir viel Rückenwind. Eine amüsante Taxifahrt nach Hause mit einem sehr freundlichen Fahrer mit Turban beendete die Reise. Unser Hund vermisste mich anscheinend sehr, nach der Begeisterung, die er zeigte.

Ein toller Urlaub war zu Ende, ich hatte viel mehr erlebt als erhofft. Nummer Eins waren die tollen und coolen Bewohner von Kuba, mein Respekt bei dem Umfeld, in dem sie leben. Aber auch viele andere Erlebnisse waren umwerfend, sei es die tolle Floss-Fahrt mit der Schiffs-Reiseleitung, private Taxi-Touren oder lokale Bar-Besuche (ohne happy Girls). Das Wetter spielte fast immer mit, satt wurde ich immer, und verdurstet war ich auch nicht. Für meine fotografische Leistung wurde ich mit der historischen Dummheit seit der Geschichte der Urlaubsfotografie ausgezeichnet. Die Belohnung dafür steht einsam in meinem Trophäenschrank. Ich verspreche Besserung. Bei meiner Spiegelreflexkamera achte ich mehr auf die Einstellungen. Und habe ein neues Handy, mit einer intelligenten und professionell anmutenden Kamera. Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Oder gerade deswegen. Ich berichte.

Nach Kuba komme ich bestimmt noch einmal, ich bin ein kleiner Anhänger des Landes geworden. Beim Rest der Destinationen bin ich mir nicht sicher. Entweder weil es zu wenig zu sehen gab, oder man zu aufmerksam sein musste. Egal, cool war fast alles. Piraten hatten meist eine gute Beute, und das hatte ich auch. Ahoi, auch ein piratischer Gruß!

Mein Länderkonto ist nun auf 129 gewachsen, wobei die Zuwachsrate Jahr für Jahr geringer wird. Ein paar Länder sind es auch nicht wert, besucht zu werden.

Ich bin zufrieden, was will man mehr. Darauf kann man einen hinter die Augenklappe kippen. Natürlich mit Piratenbier, salud!

¡salud!
¡salud!

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