Inhaltsverzeichnis
Reisebericht: Mit der SC Panorama II in Portugal und Spanien
I am (not) Sailing: Mit einem Motorsegler segellos durch Portugal und Spanien
Segellos durch die Nacht ab Lissabon
Die Planung
Die erste Segeltour meines Lebens habe ich nicht gerade in guter Erinnerung. Das Boot war zu klein, die Kabine zu eng, die Privatsphäre war bei null, und der Wind zu stark. Obwohl die Fische nie von mir gefüttert wurden, fühlte ich mich nicht wohl an Bord, und war für jeden Landgang froh. Das wurde abgehakt, und andere Beförderungsmittel für nachfolgende Reisen gewählt. Wenn im Radio Rod Steward sein Sailing Lied trällerte, wechselte ich den Kanal. Auf der Suche nach Zielen um Europa wiederzuentdecken, wie so oft bei mir in der letzten Zeit, fand ich eine Kreuzfahrt mit der SC Panorama II von Lissabon in Portugal nach Málaga in Spanien.
Ich registriere zuerst gar nicht, dass die SC Panorama II ein Segelschiff ist. Nach der anfänglichen Euphorie (vor allem, weil in Gibraltar angelegt wird, wo ich noch nie war und immer mal hinwollte) war die Skepsis gekommen. Da dieses Segelboot in allen Kategorien sich um Welten von dem Kutter beim ersten Segeltörn unterscheidet, gab Zinni sich in Gefahr und buchte die Reise.
Das Programm sah zwei Tage in Cádiz vor, bei einem davon war der Besuch von Sevilla vorgesehen. Da ich ungern einen Ausflug buche, wollte ich einem Tipp folgen, und in der andalusischen Hauptstadt übernachten bei eigener Anreise. Das redete mir der Veranstalter schnell wieder aus, bei Segelschiff-Kreuzfahrten kann sich schnell eine Routenänderung ergeben, und da möchte niemand auf einen Zinni aus Sevilla warten.
Wie schnell diese Realität werden konnte, spürte ich zwei Tage vor der Anreise. Ich hatte eine Benachrichtigung erhalten, dass Lissabon wegen extremely bad weather forecast nicht angefahren werden konnte. Der Start der Tour war nun der geplante erste Halt Portimão in Portugal, von Lissabon aus geht es mit dem Bus dorthin. Ich war alles andere als enttäuscht, und sah nur Vorteile. Anstatt über Nacht Segeln ausgehen zu können und morgens früher auf Tour gehen fand ich gut.
Die Anreise
Ich flog am 1. September 2017 morgens mit der Lufthansa nach Lissabon. Trotz fast voller Auslastung schaffte ich wieder eine Dreier-Reihe für mich zu bekommen, was für einen sehr angenehmen Aufenthalt an Bord sorgte. Trotzdem wunderte ich mich beim Blick auf die Handy-Uhr, dass die Zeit an Bord nicht herumging, und noch neunzig Minuten zu fliegen waren.
Kurz danach wurden die Anschnallanzeigen aktiviert, ich hatte vergessen in den Flugmodus zu schalten und die Uhr hatte sich automatisch auf portugiesische Uhrzeit umgestellt. Die Ausblicke auf die Stadt während der Landung waren spektakulär, und machten Lust auf den Besuch der Stadt:
In Lissabon
Mich empfing strahlender Sonnenschein in Lissabon, niemand kann dabei denken, dass wegen schlechten Wetter kein Segelschiff fahren kann. Lag wohl an den Winden. Die Stadt war mein erstes Urlaubsziel, das ich allein bereist hatte. An der Größe des Flughafen-Terminals merkte ich, dass die Zeiten sich geändert haben. Nachdem mein Taxifahrer (der insgeheim wohl Formel Eins Fan ist, wie er gefahren war, und ein Taxameter-Betrüger war, was ich leider zu spät entdeckte) mich zum gebuchten Hotel Fortecruz brachte, konnte ich leider noch nicht einchecken.
Groß etwas zu unternehmen in den winterlichen September-Klamotten aus Deutschland hatte ich keine Lust, setzte mich in ein Straßencafé, und trank einheimische Biere mit skurrilen Namen wie Red Zeppelin Ale und 6,5 Prozent Alkoholanteil:
Obwohl sie wunderbar den Durst löschten, war ich froh danach mein Zimmer beziehen zu können. Trotz zur Hauptstraße gelegen war es still wie in einer Kirche, geräumig und ein riesiges Bett, der Aufenthalt war angenehm dort. Nach einer kurzen Ruhephase machte ich mich auf, die Stadt zu erkunden. Nach meiner ersten Einschätzung (und allen anderen weiteren) waren geschätzt 100-mal mehr Touristen unterwegs als bei meinem ersten Aufenthalt dort. Der Massentourismus ist in Lissabon (wahrscheinlich mit bedingt durch Ryanair & Co) angekommen, gerade auch in der Alfama, der Altstadt.
Für den Trubel hatte ich keine Lust, und zog mich schnell zum Bairo Alto durch, dem Ausgehviertel:
Der Restaurant-Besuch wurde ein Flop, das Kalbskotelett war weder zu schneiden geschweige denn essbar. Als ich beschloss, die Lokalität als Touristenfalle zu bezeichnen, wurde ich umgehend Lügen gestraft. Der Kellner berechnete mir nur das Bier, und wollte wissen, warum ich fast nichts gegessen hatte. Wir fanden eine Lösung, mit der wir beide leben konnten, und verabschiedeten uns mit Händedruck. Als in einem Pub meinetwegen noch live ein WM-Qualifikations-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gezeigt wurde, war der Abend doch noch gerettet.
Der Bus zur Algarve ging erst um vier Uhr Nachmittag, genug Zeit sich die Stadt vorher noch einmal anzuschauen. Beim Landeanflug sah ich bereits den Turm von Belém, da war ich bei meinem Erstbesuch und wollte wieder hin. Nach dem Blick auf die Warteschlangen:
reichte mir der Blick von außen, ich wollte ja meine Kreuzfahrt pünktlich erreichen.
Fast neben dem Turm steht das Denkmal für die Veteranen von Übersee zur Erinnerung der gefallenen portugiesischen Soldaten des portugiesischen Kolonialkriegs. Das war neu für mich, der Grundstein für das Denkmal wurde erst im Jahr 1993 gelegt. Vor meiner Mittagsrast standen dort pflichtbewusste und standhafte Soldaten, die das Denkmal bewachten. Nach dem Essen waren sie verschwunden, etwas Böses angestellt hatte ich trotzdem nicht.
Anschließend lief ich die selbst ausgetüftelte Lissabon zu Fuß in zwei Stunden Tour:
Die mit Besuch der absolut wichtigsten Sehenswürdigkeit der Stadt enden sollte, dem Biermuseum. Leider war es geschlossen.
Im Bus der als 2 1/2-stündigen angekündigten Fahrt war viel Platz, wir waren nur 27 gebuchte Passagiere auf der Kreuzfahrt. Gut für uns Gäste, aber wohl eher schlecht für die Reederei. Es war eher langweilig als amüsant, zu sehen gab es außer Autobahn nichts. So war ich froh, nach mehr als vier Stunden endlich auf der MS Panorama auf dem Weg nach Spanien angekommen zu sein. Nach einer Einweisung und Sicherheitsübung startete die Tour. Zu unserer aller Überraschung wurden die Segel nicht gesetzt, dazu wäre das Wetter ungeeignet (smell waves).
Ich will ja … nach Sevilla in Spanien mit der MS Panorama II
In Cádiz lagen wir zwei Tage im Hafen. Am ersten buchte ich einen Busausflug nach Sevilla, wie fast alle anderen Passagiere. In die Hauptstadt der autonomen Region Andalusien und seinen 700 000 Bewohnern wollte ich schon lange mal hin, hatte aber nie geklappt.
Groß beschäftigt hatte ich mich leider nicht mit der heißesten Stadt von Spanien und Europa, da ich einen geführten Busausflug auf der MS Panorama II buchte und mich mehr bei den Vorbereitungen auf die Ziele konzentrierte, die ich auf eigene Faust unternehmen wollte. Eine große Überraschung war es trotzdem für mich nicht, dass zuerst die bekannte Kathedrale besichtigt wurde. Sie ist die größte gotische Kirche Spaniens und eine der weltweit größten:
Überwältigt war ich beim Anblick des Hochaltars, der mit Tonnen von Blattgold vergoldet ist. Er ist mit 23 × 20 Meter der weltweit größte christliche Altar:
Wer jetzt denke: „Dann breche ich mir bei dem nächsten Besuch ein Stück Gold als Souvenir ab“, täuscht sich, natürlich ist alles schwer gesichert:
Ich lief noch etwas durch die Kathedrale:
traf einen alten Bekannten:
bevor es weiter zum Alcázar-Palast ging. Der Festungspalast soll einer der Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt sein, mich hatte es wenig beeindruckt:
Anschließend hatten wir einen Aufenthalt im Judenviertel, den ich zu einem Tapas-Test nutze. Den lokalen Schinken wollte ich unbedingt probieren und ihn mir nicht entgehen lassen. Leider war danach nicht mehr viel Zeit etwas anzuschauen, das wenige, was ich gesehen hatte, gefiel mir, zudem der Nervensägen-Faktor überraschend fast bei null lag. Da ist jede Fußgängerzone in Deutschland schlimmer.
Die Besichtigung endete mit einem Knaller für mich, dem Plaza de Espana. Dieser Platz war mir gar nicht bewusst, und ich hatte nichts erwartet. Der Halbkreis hat einen Durchmesser von 200 Metern, und soll eine Umarmung der südamerikanischen Kolonien durch Spanien symbolisieren. Der Besuch dort war für mich DIE Sehenswürdigkeit der Stadt, eine großartige Anlage mit beeindruckenden Gebäuden. Spielfilm-Freunde können Szene in Lawrence von Arabien, Star Wars: Episode II und Der Diktator bekannt vorkommen, einige Szenen wurden dort gedreht:
Nach der gelungenen Besichtigung
*Pinocchio Mode an*
bestellte ich mir zum Mittagessen eine kleine Portion Paella (ca. zehn Kilo), die ich allein in Rekordzeit verschlang bei meinem Hunger. Die eine Muschel ging nicht mehr rein …
*Pinocchio Mode aus*
Es ging zurück nach Cádiz in Spanien, die MS Panorama II lag direkt gegenüber von der BAP Unión, ein Segelschulschiff der Peruanischen Marine. Gegen dieses Schiff ist die Gorch Fock ein Zwerg, später mehr davon:
Mein erster Gang am nächsten Morgen in Cádiz ging aufgrund einer Empfehlung in den Turm der Camera Obscura. Diese projiziert Bilder auf eine weiße, horizontal gebeugte Leinwand, die sich im Zentrum eines vollständig dunklen, schwarz gestrichenen Raumes befindet. Die Bilder sind in Echtzeit und in Bewegung. Fotografieren ist verboten, ich vermute wegen Persönlichkeitsrechten. Der absolute Knaller war die zwanzigminütige Vorstellung für mich nicht, aber nett. Schöner fand ich danach den Blick von dem Turm, der der höchste Punkt der Altstadt von Cádiz ist:
Zufällig lief ich danach am Fischmarkt vorbei, und schaute mir die angebotenen Waren an:
Meine Mitbringsel für meine Freunde und Bekannte konnte ich dort erwerben, ich denke über einen Schwanz vom Thunfisch freut sich jeder:
Die Kathedrale von Cádiz Catedral Nueva befindet sich auf dem Domplatz, und ist von fast überall in der Stadt sichtbar. Auf einem Turm befindet sich eine Aussichtsplattform, zu der ein treppenloser Serpentinenweg hinaufführt, und eine weite Aussicht auf Meer und Stadt bietet:
Der Name meines reizenden Patenkinds ist Sebastian, und natürlich musste ich anschließend das gleichnamige Fort besichtigen. Die Anlage wurde mitten in das Meer hineingebaut. James Bond-Fans aufgepasst: Die Festung wurde als Kulisse für den Film Stirb an einem anderen Tag ausgewählt, diese Szene spielt allerdings in Kuba.
Auf dem Weg zurück zum Schiff lief ich an der bereits erwähnten BAP Unión vorbei. Sie ist seit Mai 2017 für sechs Monate auf Tour und öffnet in jedem Hafen ihre Türen. Der Viermaster gilt mit knapp 116 Metern Länge und 13,5 Metern Breite als eines der weltweit größten militärischen Segelschulschiffe. Die Besichtigung hatte sich für mich gelohnt, es war interessant und die Crew war auch nett. Spanischkenntnisse bei mir wären von Vorteil gewesen.
Am Abend ging es weiter nach Gibraltar, ein britisches Überseegebiet, auf das ich mich besonders gefreut hatte.
You’ll Never Walk Alone in Gibraltar
Wie Sevilla stand auch Gibraltar seit Ewigkeiten auf meiner To do Liste. Die britische Enklave an der spanischen Küste reizte mich schon immer mal zu besuchen. Abgeschreckt hatte mich bislang die umständliche Anreise ab Deutschland, von wo aus es (noch?) keine Nonstop- oder Direktflüge gibt. Ich war überrascht von dem Besucheransturm dort, mit so vielen Touristen in der Fußgängerzone hatte ich nicht gerechnet:
Natürlich wollte ich auf den Rock, um den frechen Affen dort guten Tag zu sagen. Doch der erste Blick darauf war ernüchternd. Meine Prognose, dass die Aussicht zu dem Zeitpunkt nicht groß- und einzigartig ist, war einfach:
Da an der Seilbahn-Station kein Betrieb und Wartezeit war, wagte ich trotzdem die sechsminütige Fahrt in die Wolken:
Erwartungsgemäß war bei meiner Ankunft fast keine Sicht, nach einer Erfrischung im Café klarte sich es aber auf, und die Wolken wurden weit weniger:
Schwer war es nicht, Affen zu finden, die ich mir aggressiver vorgestellt hatte. Wenn auch ein (tierischer) Frechdachs sich von hinten unbemerkt auf meinen Rucksack stürzte, und ihn mir erfolglos wegreißen wollte. Zuerst dachte ich an einen Diebstahl von Menschenhand, bis ich erschrocken den Klau-Affen erblickte. Diese Affen im Bild sind unschuldig dafür:
Warum erinnert mich dieser Affe an einen Arbeitskollegen? Sorry Xxxxx 🙂
Zurück nahm ich nicht wieder die Seilbahn, sondern lief. Bei der Hitze nach oben wandern hätte ich nicht gewollt, aber stets nach unten war es kein Problem, bis auf die mangelnde Beschilderung.
Zuerst hatte ich einen Blick auf den Flughafen geworfen:
und dann auf den Hafen und die Stadt. Mittlerweile war die Sicht perfekt, und ich konnte einen guten Eindruck von der Größe und Umfang der Stadt gewinnen. Man beachte im Hafen den Unterschied zwischen unserem Motorsegler oben im ersten Bild und das Kreuzfahrtschiff links davon:
Gewarnt wurde vor allerlei Tieren auf der Straße, bis auf Affen hatte ich keine anderen darauf gesehen:
Manchmal ging es anstatt auf Straßen auch direkt steil auf Treppen nach unten (oder oben, je nach Ziel):
Zurück in der very-british-Stadt hatte ich noch genügend Zeit sie mir anzuschauen, wir fuhren erst in der Nacht weiter. Die Mainstreet ist zum Großteil Fußgängerzone, und das reinste Einkaufs-Eldorado:
Unter anderem richtige englische Bobbies prägen das Stadtbild:
In Gibraltar gehört natürlich auch ein zünftiger Pub-Besuch dazu. Nach dem Abendessen wählte ich dazu den Red Lion, und fühlte mich wie in einem Londoner Neighborhood-Pub:
Ein nächtlicher Blick auf die MS Panorama II beendete zuletzt den schönen Tag:
Marbella Marbella Marbella ohne Zinni
Mit der nächsten Destination Puerto Banus konnte ich nicht viel anfangen. Der fakultative Tagesausflug ging nach Ronda. Dort war ich schon einmal, und die Fahrt dorthin mit dem Bus war mir zu lange. Puerto Banus ist der Hafen von Marbella, der Treffpunkt der Reichen und Berühmtheiten. Keine zehn Pferde würden mich dort hinbringen, geschweige denn ein Taxi oder gar ein Bus. Ich war froh, einmal kein Programm bei der Hitze vor mir zu haben, und schlenderte nur durch die Gegend.
Der erste Blick auf Strand und Berg war nett, auch wenn ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen kann, dort jemals Urlaub zu machen:
Danach schaute ich mir den Hafen an. Dort wurde vieles zur Schau gestellt, große Jachten, Luxus-Autos und weitere Albernheiten. Der Kapitän der größten Jacht, die angeblich dem McDonalds Chef von Griechenland gehört (ob das überhaupt etwas Besonderes ist weiß ich nicht) dürfte mich nicht einmal in einer Sänfte wo hinbringen, so albern wie der aussah. Ich laufe an Fastnacht nicht so herum. Aus Persönlichkeitsrechten hatte ich kein Bild von ihm gemacht, um das zu beweisen.
Auch in der Innenstadt wurde es nicht besser. In den vielen Nobel-Geschäften sah ich nur gelangweilte Verkäuferin, aber keine Kunden. Angeblich liegen die Quadratmeter-Preise im sechsstelligen Bereich, ob das rentabel ist, kann ich mir nur schwer eingeschränkt vorstellen. Das war nicht meine Welt, die paar Minuten, die ich herumgelaufen war, hatten mir gereicht. Auch das obligatorische Bier wollte ich dort nicht trinken, das hat schon etwas zu bedeuten.
So blieb am Nachmittag mir genügend Zeit den Motorsegler MS Panorama II anzuschauen (Bild ist nicht aus Puerto Banus, aber aus Spanien):
49 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder war die Kapazität der MS Panorama II während meiner Kreuzfahrt durch Portugal und Spanien. Meine Kabine war ausreichend, da ich allein war, in dem Bett zu zweit schlafen ist aber nur sehr verliebten Paaren zu empfehlen. Einer der beiden darf keine langen Füße haben wegen des Schrankes, der auf der einen Seite das Bett beendet. Einige Kabinen haben aber auch zwei getrennten Betten.
Es gibt zwei Restaurants, wir nahmen alle unsere Mahlzeiten in dem mit freiem Zugang nach Außen ein. Da andere ist wohl nur für schlechtes Wetter gedacht. Leider hatte ich bei der Hitze von circa dreißig Grad nie einen großen Hunger und hatte wenig gegessen außer vielen Früchte. Das lag nicht an der Küchenleistung, nur an mir selbst. Das Frühstück wurde immer in Buffetform eingenommen, das Mittag- und Abendessen wechselnd mit Selbstbedienung oder Menüwahl (Kalte Vorspeise, Suppe, Hauptgänge zur Auswahl, Nachtisch).
Hocker in der Bar gab es leider nicht, dafür war der Barkeeper Sunny ein ganz toller Gastgeber. Immer gut gelaunt, aufmerksam und für jeden Spaß zu haben, ich hatte mich gerne bei ihm aufgehalten. Auch der Rest der Crew war nett, und der Service individuell. Bei einem Schuh von mir hatte sich die Sohle gelöst. Die Frage nach einem Klebstoff wurde zuerst verneint, aber kurze Zeit später übergab mir der hilfsbereite Mechaniker freudestrahlend eine Tube. Er lief dazu in einen Supermarkt, und eine Bezahlung lehnte er ab. Weitere Extras, die auf einem großen Schiff undenkbar sind, machten den Aufenthalt sehr angenehm. Es wurde u. a. für mich spanischer Brandy gekauft, der nicht auf der Getränkekarte gestanden hatte.
Meine Mitreisenden waren weltweit verteilt, ob aus Australien, der USA, Kanada, Italien oder Deutschland. Miesmacher waren keine dabei, ich saß abwechselnd mit allen Gästen bei den Mahlzeiten und an der Bar und führte sehr viele interessante Gespräche. Ich hoffe, es liest jemand mit: Es hatte mir mit euch zusammen immer Spaß gemacht zusammen zu sein!
Ein schöner Sonnenuntergang beendete den mehr oder weniger ereignislosen Tag. Es gibt schlimmeres, ich konnte mich ausruhen und hatte das schöne Wetter ohne Schweißausbrüche genossen.
Vamos a la playa in Motril mit der MS Panorama II in Spanien
Mit Sevilla und Gibraltar waren die beiden Höhepunkte am Anfang der Reise. Wie am Vortag fand ich im Vorfeld für Motril keine befriedigende Lösung, was ich sort unternehmen wonnte. Als Ausflugsprogramm wurde Granada angeboten, das ich kannte und nicht unbedingt noch einmal hinmusste. So schlenderte ich wieder wie am Vortag zuerst durch den Hafen der Stadt, der für mich einen Plattenbau-Charakter hatte. Die Innenstadt war nur mit Bus oder Taxi vom Hafen aus zu erreichen, und glänzte mit Sehenswürdigkeiten wie ein Zuckermuseum oder die übliche Kirche, was ich sein ließ. Ich las einen Prospekt über eine Taxi-Tour in die Sierra Nevada, und beschloss diese zu unternehmen, um auch endlich mal der Hitze zu entgehen.
Der angeforderte Fahrer war zuerst nicht begeistert, da er einen Zuschlag wollte, den ich nicht akzeptierte. Meine spanischen Kenntnisse sind sehr gering, aber die Wörter Precio total waren mir geläufig (zumal daneben eine englische Übersetzung war). Missmutig machte er sich auf den Weg, wurde aber von Minute zu Minute offener und wurde schnell ein angenehmer Fahrer. Er hat es auch nicht einfach, in Barcelona geboren und Real Madrid Fan …
Durch eine schöne hügelige Landschaft ging es über enge Kurven zuerst zum Ort Pampaneira. Er liegt in der Provinz Granada, inmitten Andalusiens, und gilt als eines der schönsten Dörfer in den Alpujarras. Für einen Landwein war es mir noch zu früh:
und auch die leckeren Fischköpfe ignorierte ich und überließ die den Bienen. Obwohl die Backen lecker sein sollen 😉
Ich sah mir lieber die pittoreske Architektur des Ortes an. Das maurisch geprägte Pampaneira hat schon mehrfach Preise für sein Ortsbild erhalten, zu Recht, wie ich empfand:
Bei der Weiterfahrt nach Capileira hatte ich noch einmal einen schönen Blick auf das stufenförmig angeordnete Dorf:
ehe wir den nächsten Ort erreichten.
Capileira ist eine Gemeinde in der Gebirgsregion Alpujarras und liegt in 1436 Metern Höhe. Es ist das zweithöchste gelegene Dorf Spaniens. Die teilweise hunderte Jahre alten Häuser sind meist weiß:
Das Erkunden des Ortes machte Spaß, auch der Blick auf die Sierra Nevada und seiner Tierwelt:
Nachdem wir uns wieder Richtung MS Panorama II und dem nächsten Ziel in Spanien gemacht hatten, gab es einen kurzen Stopp an einem Stausee:
Ich hatte nach der Rückkehr noch Zeit zum Strand der Stadt Motril zu gehen. Das, was ich gesehen hatte, imponierte mir nicht. Dass jemand freiwillig hier Urlaub macht, kann ich mir nur schwer vorstellen:
Der Tag hatte mir wegen des Ausfluges in die Berge gut gefallen, und war mit einer der Höhepunkte der Reise (wenn auch unerwartet). Gekrönt wurde er mit der Entdeckung meiner neuen Lieblings-Straße. Zugegeben, das Bild ist ein klein wenig bearbeitet.
Mein letzter Sonnenuntergang auf dieser Reise, mit einem Blick auf einer der Fähren nach Afrika:
Am Abend gab es das Gala-Abschieds-Essen, bei dem ich unbewusst und ungewollt neben dem Kapitän saß, und danach Partymusik und Tanz bei bester Laune und Stimmung. So langsam wurde aber fast jedem bewusst, dass die Rückreise am nächsten Tag anstand. Ich war der letzte Gast in der Bar.
Adios Amigos: Málaga, Spanien und MS Panorama II
Mein Rückflug nach Malaga in Spanien Frankfurt ging um 12:55, und um zehn mussten wir bereits die MS Panorama II verlassen. So blieb noch etwas Zeit, um die Stadt Málaga sich anzuschauen. Ich schloss mich zwei netten Damen an, und wir liefen in die vom Schiff nahe gelegene Innenstadt. Das, was ich auf die kurzen Blicke gesehen hatte, gefiel mir. Die Haupteinkaufs-Straße Calle Marqués de Larios, die mit Tüchern überdacht ist:
und der Bischofspalast:
Total ermüdet von dem Fünf-Minuten-Spaziergang stürmten wir ein Café, das unverhofft noch ein Höhepunkt wurde. Das Beher Málaga ist ein Tipp für Freunde von Schinken, dem D.O. Jamón de Guijuelo. Ich brachte einige der angebotenen Artikel für meine Lieben zu Hause mit, gemeckert hatte niemand darüber:
Leider mussten wir langsam Richtung Flughafen, um nicht unseren Rückflug zu verpassen. Wäre vielleicht besser gewesen, der ausgebuchte Flug nervte. Neben mir ein rücksichtsloser kräftiger Riese, was für drangvolle Enge sorgte. Das Landen nahm kein Ende, eine Ehrenrunde nach der anderen wurde geflogen. Dann noch eine Außenposition direkt am Finger (hatte ich noch nie), das Gepäck dauerte ewig und und und … Ich war fix und fertig und urlaubsreif wie ich zu Hause war, der Flug hatte mehr genervt als ansonsten drei Langstreckenflüge nacheinander.
Natürlich war das schnell wieder vergessen, und es war Zeit für ein Fazit: Ich war mit der Reise sehr zufrieden. Obwohl das Wetter mir eher zu heiß als zu kalt war, ich zählte nicht, wie oft ich schweißgebadet war. Dass nicht gesegelt wurde, störte mich nicht weiter, ich hatte die Reise wegen der Destinationen gemacht. Die MS Panorama II war ordentlich, die Passagiere nett, und die ausgewählten Destinationen in Portugal und Spanien interessant. Ob ich noch einmal bei der Reederei buche, ist offen, einige der angebotenen Touren gefallen mir (Island, Griechenland). Freunde des Segelns würde ich empfehlen, das Programm genau zu studieren (… über Nacht auf See …), was nicht alle Mitreisende getan hatten, und falsche Erwartungen die Folge waren.
Mein Verhältnis zum Segeln hat sich nicht geändert, wie auch. Vielleicht probiere ich es noch einmal, aber nur, wenn die Route passt. Meine nächste Kreuzfahrt ist erst einmal wieder mit einem traditionellen Schiff.
Danke für das Lesen, Ahoi und Gruß Gerald!