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Reisebericht: Heavy Rain, im April 2024 an Bord der Silver Endeavour auf Expeditions-Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Es war nass: Unterwegs im Luxusliner von London nach Edinburgh

Vorwort

Manche Stellen in diesem Bericht sind der Unterhaltung wegen (hoffentlich erkenntlich) überspitzt dargestellt, die meisten Aussagen entsprechen aber der Realität. Ich bitte dabei auch zu berücksichtigen, dass fast alle ehemalige Torwärter leicht verrückt und zumeist abstoßend sind, und ich war lange im Fuß- und Handball auf dieser Position aktiv in Vereinen tätig. Das hat meine Umgangsformen anscheinend nachhaltig geprägt.


6. April 2024, „Abendstund hat Silber im Mund“: London, England und auf der Silver Endeavour

London

Willkommen bei „Zinni auf Reisen“ oder wie man in Berlin sagt: „Schnauze“! Im April 2024 war mein erhoffter monatlicher Reise-Rhythmus gesundheitlich noch möglich. Das Ziel war das Vereinigte Königreich von Großbritannien, das mit dem luxuriösen Expeditionsschiff Silver Endeavour von der Silversea-Flotte fast umrundet wurde.

Hier die geplante Route der Silver Endeavour, Startpunkt war in England London, die Hauptstadt von Großbritannien, und der Endpunkt Edinburgh in Schottland:

Die geplante Route der Silver Endeavour rund um das Vereinigte Königreich von Großbritannien
Die geplante Route der Silver Endeavour rund um das Vereinigte Königreich von Großbritannien

Eine ähnliche Entdeckungsfahrt hatte ich, ebenfalls mit einem Schiff der Silversea-Flotte, im Jahr 2023 mit der Silver Wind unternommen, die wunderbar war. Bei beiden Routen wurden nur kleine Inseln mit viel Natur angelaufen und keine nervigen Großstädte. Hier mein Reisebericht über die erste Fahrt:

So war ich guten Mutes, dass auch diese Fahrt gelingen wird. Am 6. April 2024 ging es los. Für manche Mitpassagiere war es bestimmt die Reise des Jahres oder gar des Lebens, für einen Reiselustigen wie mich eher erst einmal ein normaler Samstagmorgen. Gefreut hatte ich mich natürlich dennoch. Mein Flug von Frankfurt am Main nach London hatte eine Stunde Verspätung, da in England schlechtes Wetter war und das Flugzeug von dort aus gekommen war. Das hörte sich für die Witterungsverhältnisse vor Ort nicht gerade gut an.

Beim Landeanflug auf den Heathrow Airport, einer der sechs zivilen Verkehrs-Flughäfen von London, hatte ich einen schönen Blick auf das Riesenrad London Eye, auch bekannt unter der Bezeichnung Millennium Wheel. Es ist das größte freitragende Riesenrad der Welt:

Das London Eye
Das London Eye

Weiterhin konnte ich gut den Hyde Park erkennen:

Blick auf den Hyde Park in London
Blick auf den Hyde Park in London

Dieser ist eine öffentliche Grünanlage im Zentrum der Metropole und die „Grüne Lunge“ der Stadt.

Bei der Bestätigung der Kreuzfahrt war ein Voucher für eine Übernachtung im Royal Lancaster Hotel in der Nähe des Hyde Park in London beigefügt. Mir war bei der Buchung nicht bewusst, dass diese im Reisepreis mit enthalten war. So konnte ich mein ursprünglich gebuchtes Hotel an der Themse stornieren und dadurch überraschend die dortigen happigen Unterkunftskosten einsparen. Ich werde jedoch so weiterleben wie bisher, damit die Nachbarn nichts davon merken.

Selbstverständlich hatte ich, nachdem ich dort angekommen war, Durst und Lust auf ein Hafenbier. Dafür wurde mir das Pub „The Victoria“ in Paddington, einem Stadtteil von London, empfohlen:

Das Pub „The Victoria“ in London-Paddington
Das Pub „The Victoria“ in London-Paddington

Und in der Tat schmeckte das Bier in dem gemütlichen „Public House“:

Zinni im Pub „The Victoria“ in London-Paddington
Zinni im Pub „The Victoria“ in London-Paddington

Bier bleibt immer im Trend, aber hilft es im Dunkeln, wenn man ein Helles trinkt?

Am kommenden Morgen warf ich zuerst einen Blick von meinem Hotelzimmer aus auf den Hyde Park:

Der Hyde Park in London
Der Hyde Park in London

Für die Mittagszeit organisierten die Verantwortlichen einen Transfer zur Silver Endeavour nach Greenwich. Dieser wurde zu einer kleinen Stadtrundfahrt, unter anderem ging es am London Eye vorbei, das ich wie der Hyde Park bereits vom Flug aus gesehen hatte:

Das London Eye
Das London Eye

In Greenwich angekommen, war zunächst Gelegenheit, uns diesen Distrikt von London anzuschauen. Im Jahr 1997 wurden der vom Hafen aus nahe gelegene Greenwich Park und die dazugehörigen Gebäude von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Es war vom Klima her das erste angenehme Wochenende im Jahr 2024, deshalb war der Besucherandrang dort nicht überraschend:

Der Greenwich Park in London
Der Greenwich Park in London

Das dortige Royal Greenwich Observatory wurde im Jahr 1675 von König Karl II. von England gegründet. Es wurde als Bezug für die Festlegung des Nullmeridians und somit der Längengrade, wie auch die Greenwich Mean Time, genutzt:

Das Royal Greenwich Observatory in London
Das Royal Greenwich Observatory in London

Die Cutty Sark liegt im Hafen von Greenwich und ist dort ein Blickfang. Sie ist ein englischer Tee- und Wollklipper und wurde im Jahre 1869 fertiggestellt. Sie war eines der schnellsten Segelschiffe ihrer Zeit:

Die Cutty Sark in London-Greenwich
Die Cutty Sark in London-Greenwich

Der Riverside-Pub Trafalgar Tavern wurde mir als passende Hafenbier-Versorgungsstelle vorgeschlagen, dort waren mir aber zu lange Wartezeiten an den Tresen:

Der Riverside-Pub Trafalgar Tavern in London-Greenwich
Der Riverside-Pub Trafalgar Tavern in London-Greenwich

In dem benachbarten Lokal „Old Brewery“ war es etwas besser, aber anstellen musste man sich ebenfalls für ein Getränk:

Im Pub „Old Brewery“ in London-Greenwich
Im Pub „Old Brewery“ in London-Greenwich

Deshalb reichte mir ein Bier vor Ort, denn Gemütlichkeit sieht anders aus:

Zinni im Pub „Old Brewery“ in London-Greenwich
Zinni im Pub „Old Brewery“ in London-Greenwich

Wasser schmeckt übrigens erst, nachdem es in einer Brauerei behandelt wurde.

Auf der Silver Endeavour

Nach diesem lokalen Pale ging es anschließend mit einem Shuttle-Boot auf die Silver Endeavour, meine neue Heimat für die kommenden zwei Wochen:

Die Silver Endeavour in London-Greenwich während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Die Silver Endeavour in London-Greenwich während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Gebaut wurde das schwimmende Hotel mit der IACS-Polarklasse PC6, das damit zu Gebieten in der Arktis und der Antarktis fahren kann, im Jahr 2021. Die Gästekapazität liegt bei 220 Passagieren bei einer Besatzungsanzahl von 207, das zu einem einmaligen Crew-Gäste-Verhältnis von fast 1:1 führt und somit ein großartiger und unaufdringlicher Service angeboten werden kann.

Mit der Kabine 718 war ich wie immer bei dieser Reederei mit der Unterkunft äußerst zufrieden. Diese bot mir alles, was ich für einen angenehmen Aufenthalt an Bord benötigte, zumal mir auch noch ein komfortabler Balkon zur Verfügung stand:

Die Kabine 718 auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Die Kabine 718 auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Standesgemäß für die Klasse dieses Ozeanriesen ging ich erst einmal an eine Bar für ein Glas Champagner. Fast alle Getränke und Ausflüge an Bord, wie auch dieser Schaumwein, sind im Reisepreis inkludiert:

Zinni trinkt Champagner auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Zinni trinkt Champagner auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Bereits zu diesem Zeitpunkt war für mich der geführte Rundgang in Greenwich am nächsten Vormittag gedanklich gestrichen. Um sechs Uhr in der Frühe aufzustehen, um fast das Gleiche, wie bereits am Vortag gesehen, noch einmal zu besichtigen, wollte ich vermeiden. Ich bin schließlich mittlerweile in dem „Das-muss-ich-mir-nicht-mehr-antun-Alter“ angekommen.

Da hielt ich mich lieber noch länger in einer der Bars auf. Neben mir saß dabei eine Dame aus Deutschland, die es ablehnte, mit mir auf Deutsch zu reden, weil wir auf einem englischsprachigen Schiff sind. Das war neu für mich auf einer Kreuzfahrt und ich schwieg lieber, bevor ich darauf eingegangen wäre. Es gibt Cola Light, Fanta Light und blöde Leit. Ich habe das Talent, dass letztgenannte mich magisch anziehen. Selbst aufwendige Studien konnten nicht klären, weshalb dies so ist.

Am folgenden Tag blieb ich wie geplant auf dem Schiff. Das war mir recht, denn etwas Stressfreies tat mir gut. Sehr flach: Weiterhin mag ich Nachteile nicht und erst recht nicht die Hast am Tage. Und wenn jemand den Witz nicht versteht, ich weiß auch nicht, was das soll.

Etwa 98 Prozent aller Passagiere besuchten Greenwich, somit war ich am Vormittag auf der Silver Endeavour fast der einzige Gast. Es ist ein erhabenes Gefühl, wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff, das für 220 Passagiere ausgerichtet ist, weitgehend allein ist. Mitmenschen umgehen kann ich, ich mag meine Ruhe.

Der Höhepunkt im späteren Tagesprogramm, als die Ausflügler wieder zurück waren, war eine „Facial Pamper Party DIY“. Ich wusste nicht einmal ansatzweise, was das ist und ob so etwas für mich als ehemaliger Klosterschüler überhaupt moralisch vertretbar war. Ich blieb bei diesem Thema ein Novize.

Um 11:11 Uhr am Morgen war mein Plan, die Champagner-Zeit an Bord offiziell zu eröffnen, das Motto bis dahin war lediglich: Relax, don’t do it, when you wanna go do it.

Später überlegte ich lange, wie ich sauber aus meiner voreiligen Aussage heraus komme, dass ich um 11:11 Uhr meinen ersten Champagner trinken möchte, aber bereits vorher ein Verlangen danach hatte? Ich wollte doch nicht an Glaubwürdigkeit verlieren. Meine Lösung war es schließlich, dass ich den Durchschnitt zwischen der deutschen und der englischen lokalen Zeit ermittelte und das Ergebnis 10:41 Uhr als akzeptabler Kompromiss umsetzte:

Zinnis Champagner-Frühschoppen auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Zinnis Champagner-Frühschoppen auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Platz war in der Observation Lounge ohnehin wie erwartet mehr als ausreichend:

Die Observation Lounge auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Die Observation Lounge auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Diese ist der Treffpunkt mancher Veranstaltungen und der Trinker und war bestens geeignet, um meinen Durst zu löschen. Obwohl ich noch nie auf der Silver Endeavour war, kannte mich dort die halbe Kellnerschaft von vorherigen Fahrten auf anderen Schiffen. Die Welt ist groß, aber die der Kreuzfahrer klein. Ich mag das.

Falls jemand zu den fünf Leuten gehört, die das hier lesen, und einer von diesen sich auch noch fragt, wie es mir währenddessen ergangen war: Ich konnte hernach durch eine ausgiebige Crew-Schulung fließend Ukrainisch reden, sang in den Unterrichtspausen ununterbrochen „Dancing Queen“ vor mir her und machte gleichzeitig ständig eine Ein-Mann-La-Ola-Welle nach der anderen. Den Umständen entsprechend ging es mir also gut, und wurde auch daraufhin nicht eingewiesen, auch wenn es knapp davor war. Auch weil, egal wie albern ich bin, einer immer Albaner ist.

Das Mittagessen hatte ich, wie auf der Fahrt fast immer, im Restaurant „The Grill“ eingenommen:

Das Restaurant „The Grill“ auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Das Restaurant „The Grill“ auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Den Sinn des dortigen Indoor-Pools war für mich unverständlich, er war stets zugedeckt und unbenutzbar, auch bei den besten Witterungen dafür. Und niemand von der Crew wusste, warum.

Nachdem meine Mitreisenden von ihren Ausflügen zurückgekommen waren, verließen wir London mit einem Blick auf die City. Nur hier und in Frankfurt am Main befinden sich in Europa die einzigen Wolkenkratzer-Skylines, lediglich in diesen Metropolen erreichen mehr als 30 Gebäude eine strukturelle Höhe von über 100 Meter:

Die Skyline von London
Die Skyline von London

Zum Abendessen ging ich meist zum „The Restaurant“, das Hauptrestaurant auf dem Kreuzfahrtschiff:

Das Hauptrestaurant auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Das Hauptrestaurant auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

In der Dunkelheit war es dort selbstredend kuscheliger als bei Tageslicht:

Das Hauptrestaurant auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Das Hauptrestaurant auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Die Küchen- und Serviceleistung war dort in etwa wie die fußballerische von Bayer Leverkusen in der Bundesliga-Saison 2023 – 2024 und beileibe nicht wie die vom 1. FC Köln in der gleichen Zeit und Liga. So wie hier dieser delikate Kaviargang:

Kaviar im Hauptrestaurant auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Kaviar im Hauptrestaurant auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Oder auch dieser feine Gang, das war der Hummer:

Hummer-Gericht im Hauptrestaurant auf der Silver Endeavour
Hummer-Gericht im Hauptrestaurant auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Manche können kochen, ich kann essen. Haute Cousine gab es zu meiner Freude nicht, denn Gewalt in der Familie hat nirgendwo etwas zu suchen. Auch wurde erfreulicherweise das Nationalgericht von Schottland nicht serviert, Haggis. Das ist ein von mir noch nie probierter herzhafter Pudding aus Schafsinnereien, die im Magen des Tieres eingeschlossen sind. Mahlzeit, nichts für mich.

Ein toller Sonnenuntergang beendete abschließend den entspannten Tag, Meer geht nicht:

Gute Nacht England
Gute Nacht England

Später an der Bar sang ich zusammen mit einem Kellner Lieder. Das war wunderbar und ging auf die Haut. Ich war den Tränen mitunter sehr nahe, das war wunderbar.

8. April 2024, „An den Nordseeklippen“: Saint Peter Port, Guernsey

Auf dem Weg zur Insel Guernsey war die See zunächst noch ruhig, auch wenn es bewölkt war:

Guten Morgen England
Guten Morgen England

Saint Peter Port ist die Hauptstadt der Kanalinsel Guernsey und war unser erstes Ziel bei der Kreuzfahrt fast rund um Großbritannien mit der Silver Endeavour:

Blick auf Saint Peter Port auf Guernsey
Blick auf Saint Peter Port auf Guernsey

Das Klima hätte besser sein können, aber es war April und das war so in dieser Zeit in etwa zu erwarten.

Kurios: Guernsey ist im Besitz der britischen Krone und gehört trotzdem nicht zum Vereinigten Königreich. Ungeachtet der geografischen Nähe zu Frankreich sind die Kanalinseln aber britisch geprägt, so sollte nichts gegen ein Hafenbier dort sprechen.

Gebucht hatte ich eine Klippenwanderung, war mir aber nicht sicher, ob ich das meinen Knochen antun wollte. Auch sprach die Witterung eher dagegen. Begonnen hatte ich den Marsch, ein Abbruch war natürlich stets möglich:

Unterwegs auf einer Klippenwanderung auf Guernsey
Unterwegs auf einer Klippenwanderung auf Guernsey

Die Wanderung führte uns zum Jerbourg Point:

Blick auf die Küste von Guernsey  am Jerbourg Point
Blick auf die Küste von Guernsey am Jerbourg Point

Er markiert das Ende der Ostküstenklippen und den Beginn der Südküstenklippen:

Ausblick auf die Küste von Guernsey am Jerbourg Point
Ausblick auf die Küste von Guernsey am Jerbourg Point

Diese Halbinsel ist der südöstliche Punkt des Eilandes:

Die Küste von Guernsey am Jerbourg Point
Die Küste von Guernsey am Jerbourg Point

Gesundheitlich gab es (noch) gute Nachrichten für mich, meine Gebeine meckerten nicht. Meine Behandlungen nach meinen Knochenbruch-Operationen in den Jahren 2022 und 2023 schienen zu wirken. Zwei Monate vorher wäre eine solche Unternehmung noch vollkommen undenkbar gewesen:

Wandern auf Guernsey im Grünen
Wandern auf Guernsey im Grünen

Als Belohnung für die Mühen gab es ein Stück Kuchen und ein Sahnetee beim Abschluss der Wanderung in einem Café. Für einen deutschen Mann gab es aber auch ein Hafenbier:

Zinni und sein Hafenbier auf Guernsey
Zinni und sein Hafenbier auf Guernsey

Wow, 10 000 Schritte war ich bergauf und bergab gelaufen und nichts tat mir weh. Das war mir nach der Rückkehr auf die Silver Endeavour einen Champagner wert:

Champagner auf die gelungene Guernsey-Wanderung auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Champagner auf die gelungene Guernsey-Wanderung auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Schneller als gedacht war leider Schluss mit lustig, denn in der Nacht waren Wellen bis zu sechs Meter angekündigt. Es wurde angesagt, dass der Aufenthalt am nächsten Tag auf den Scilly-Inseln voraussichtlich gestrichen wird. Dort war ich im vergangenen Jahr bereits, das war zu verkraften. Das mit dem Schaukeltag sollte ich auch hinbekommen, wenn ich denn eine freie bekomme.

Sonnenschein hätte freilich der Behaglichkeit gedient, dafür musste ich aber auch nicht in so einem schwankenden Kleinboot sitzen, auch wenn dieses nur für die Lotsen war:

Ein Lotsenboot vor Guernsey
Ein Lotsenboot vor Guernsey

Die Bars am Abend waren weitgehend leer, anscheinend hatten die meisten Passagiere Respekt vor dem, was noch folgt. Wahrscheinlich zu Recht, im nächsten Leben bin ich auch vernünftig. Aber in diesem noch nicht, denn ich werde nie erwachsen, nur alt. Dafür spielte der Musiker so gut wie nur für mich nach meinen Wünschen, das hatte auch ein Vorteil.

9. April 2024, „Es fährt kein Schiff nach Irgendwo“: Tresco, Scilly-Inseln

Im Bett liegend, wirkte am darauffolgenden Tag die Situation unbedenklich, aber nur dort. Es würde bei diesen Bedingungen freiwillig niemand auf die Idee kommen, in ein Zodiac einsteigen zu wollen, was unabhängig davon auch niemals eine Besatzung erlauben würde:

Unwetter vor den Scilly-Inseln
Unwetter vor den Scilly-Inseln

Mit so einem Unwetter hätte man früher die Hunnen aus Rom vertreiben können. Für ein Frühstück fehlte dementsprechend den meisten Mitreisenden anscheinend die Motivation, denn um acht Uhr war der Frühstücksraum noch gänzlich leer, der Sturm zeigte seine Spuren:

Frühstück im Restaurant „The Grill“ auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Frühstück im Restaurant „The Grill“ auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Meine Lieblingstätigkeiten auf Deck, 20 Meter Joggen oder FKK-Sonnenbaden mit Badekleidung, waren im Anschluss daran leider nicht realisierbar:

Geschlossenes Deck auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Geschlossenes Deck auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

So hatte ich mich bis zur Mittagsstunde für einen Frühschoppen entschieden:

Frühschoppen auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Frühschoppen auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Das Schlimmste, was einem hierbei passieren kann, war dank Fortuna nicht eingetroffen: Das Bier wurde nicht alle.

Der Hunger der Mitpassagiere hatte sich auch für den Lunch auffallend in Grenzen gehalten:

Lunch im „The Grill“ auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Lunch im „The Grill“ auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Ich hatte unterdes, wie fast immer während einer Nahrungsaufnahme bei starkem Wind, das „Ich sitze allein, aber wer hält das Bierglas, wenn ich mein Besteck benutze?“ Problem dieses Mal so gelöst:

Biersicherungslösung auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Biersicherungslösung auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Für die Wissbegierigen, wir hatten 12 Grad Celsius Außentemperatur und einen Wind von 67 Kilometern pro Stunde. Es braute sich etwas zusammen am Horizont, und das war leider nicht Ale:

Regen in der Nordsee im Frühjahr 2024
Regen in der Nordsee im Frühjahr 2024

Ein Aufenthalt in einem Biergarten war dadurch nur äußerst eingeschränkt zu empfehlen. Unabhängig davon war der Nächste zum Schwimmen doch zu weit entfernt.

Je später der Tag, umso mehr beruhigte sich der Wind. Daraufhin wurde zum Abendessen kein lizenzierter Bierhalter mehr benötigt und für den Tag darauf sollte eine Anlandung auf der Isle of Man nichts mehr im Wege stehen.

10. April 2024, „Spiel mir das Lied vom Sturm“: Port Saint Mary, Isle of Man

Am Morgen hernach waren wir nahe der Isle of Man angelangt. Diese ist eine Insel in der Irischen See und als autonomer Kronbesitz direkt der britischen Krone unterstellt, aber kein Teil des Vereinigten Königreichs. Vor der Überfahrt zu dieser Steueroase hatten die Bedingungen noch annehmbar ausgesehen:

Vor der Überfahrt auf die Isle of Man
Vor der Überfahrt auf die Isle of Man

Gebucht hatte ich dort eine halbe Stunde Eisenbahnfahrt mit der Isle of Man Railway. Diese Bahnen wurden seit dem Jahr 1873 zunächst zum Abtransport von in Bleiminen geförderten Produkten errichtet. Zwischen den Jahren 1911 und 1968 wurde sie zusätzlich im Personenverkehr eingesetzt und dienen heute nur noch dem Touristenverkehr:

Routen der Isle of Man Railway
Routen der Isle of Man Railway

Betrieben wurde bei unserer Fahrt die Lokomotive Nummer 13 „Kissack“, die im Jahr 1910 gebaut wurde:

Die Lokomotive „Kissack“ auf der Isle of Man
Die Lokomotive „Kissack“ auf der Isle of Man

Drei Personenwagen wurden bei unserem Abstecher in die Schmalspurbahn-Welt eingesetzt:

Personenwagen der Isle of Man Railway
Personenwagen der Isle of Man Railway

Platz in den Waggons war ausreichend vorhanden, nur die Aussicht war leider bescheiden:

(Keine) Aussicht bei der Isle of Man Railway
(Keine) Aussicht bei der Isle of Man Railway

Dafür war es noch nie so einfach und rasch für mich, dort eine kostenfreie, dauerhafte und nachhaltige Werbung für meine Webpräsenz zu veröffentlichen:

Werbung für „Zinni auf Reisen“ auf der Isle of Man Railway
Werbung für „Zinni auf Reisen“ auf der Isle of Man Railway

Ich hatte den Ausflug nicht bereut und war froh, dass ich an Bord war. Allein dafür, dass ich im Trockenen sitzen konnte und nicht im Regen herumlaufen musste:

Zinni in der Isle of Man Railway
Zinni in der Isle of Man Railway

Die Zugfahrt mit der Isle of Man Steam Railway war keine Sensation, aber nett und feuchtfrei.

Danach ging es zum Castle Rushen in der Kleinstadt Castletown. Das Gebäude ist eine mittelalterliche Höhenburg und erhebt sich über den Marktplatz der Stadt:

Castle Rushen in Castletown auf der Isle of Man
Castle Rushen in Castletown auf der Isle of Man

Das Bauwerk ist ein anschauliches Beispiel für mittelalterliche Burgen auf den britischen Inseln. Es dient derzeit als Gerichtsgebäude, Museum und Bildungszentrum. Die angebotene Führung hatte ich schnell abgebrochen, da mein Kopfhörer nicht funktionierte und ich somit nichts verstanden hatte.

Ich verließ infolgedessen die Gruppe und das Schloss und lief zunächst an dieser Wandkunst von einem Hai vorbei:

Wandkunst auf der Isle of Man
Wandkunst auf der Isle of Man

Mein Ziel war die nächste Fürsorglichkeit, die sich um die Versorgung meines Hafenbiers kümmert. Das war mir schnell gelungen:

Zinni und sein Hafenbier auf der Isle of Man
Zinni und sein Hafenbier auf der Isle of Man

Glück lässt sich mit Geld kaufen, nennt sich in englischsprachigen Gebieten „Beer“!

Leider konnte ich nur ein Pint verkosten, denn die Liegezeit der Silver Endeavour vor der Isle of Man musste vorzeitig beendet werden. Der Grund war zweifelsohne die Wetterlage, die immer schlechter wurde. So hatte der Kapitän beschlossen, dass alle Passagiere umgehend zurück an Bord mussten.

Die Zodiac-Fahrt dorthin war die (zunächst) übelste meines Lebens, es regnete in Strömen und ich wurde klatschnass. Ich war heilfroh, als ich in meiner Bleibe war. Nicht ein Kleidungsstück konnte ich anlassen, sämtliche waren durch alle Schichten hinweg triefend feucht. Ich hatte mir vorgenommen, dass ich beim nächsten Mal an Bord bleibe bei einer vergleichsweisen Konstellation, denn wiederholen wollte ich so etwas nicht.

Langsam war ich zu der Einsicht gekommen, dass der April in diesem Jahr wohl noch etwas zu früh für die Region war:

Regen nahe der Isle of Man
Regen nahe der Isle of Man

Ich würde meine Reisevorlieben ändern, wenn es immer so wäre bei Kreuzfahrten wie an diesem Tag. Selbst die Expeditionsleiterin erwähnte, dass die Verhältnisse auf der Insel in der Tat abenteuerlich waren, worauf ich aber gerne verzichtet hätte. Hängen bleibt gottlob meist ohnehin nur das Gute wie die Zugfahrt und das Bier im Pub, die Sintflut dagegen wird (hoffentlich) schnell vergessen.

Generell war ich bis zu diesem Zeitpunkt dessen ungeachtet froh, diese Expedition angetreten zu haben. Es war nur nun einmal ein Hardcore-Reisen und beileibe kein Disneyland.

Durch die vorzeitige Rückfahrt hatte ich noch 15 „Pounds-von-der-Isle-of-Man-die-ausser-dort-nur-Spielgeld-wert-sind“:

Isle-of-Man-Pfund, die Währung der Isle of Man
Isle-of-Man-Pfund, die Währung der Isle of Man

Gerüchteweise wurde das Pfund von Forschern aus einer 100 Pence schweren Kreuzung aus Pferd und Hund entwickelt, was gewiss Unsinn ist. Das Isle-of-Man-Pfund zumindest wurde im Jahr 1668 als offizielle Landeswährung eingeführt und wird nur auf der Insel verwendet, im Vereinigten Königreich werden die Scheine gemeinhin nicht akzeptiert. Da ich an Bord mit allen Crew-Mitgliedern gut ausgekommen war, ist dieses Zahlungsmittel als Trinkgeld zu verwenden auch nur suboptimal, denn die Insel wird selten von der Gesellschaft angelaufen.

Ich hoffte, dass es am nächsten Tag trockener als an diesem wird, außer den Getränken, diese sollten möglichst nass bleiben. So wie hier mein Gin-and-Tonic-Absacker in der Explorer Lounge:

Zinni und sein Absacker auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Zinni und sein Absacker auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Warum ich keine Falten habe, verrate ich nicht, denn ich bin ein Geheimniscremer.

11. April 2024, „Ich bau dir ein Schloss, das nah am Hafen liegt“: Girvan, Schottland

Am folgenden Tag legten wir in Girvan an, eine schottische Hafenstadt, die im Jahr 1668 gegründet wurde. Früher lebten die meisten Bewohner dort von Fischfang, Schuhherstellung und Weberei. Das Jahr 1963 veränderte die Einnahmequellen, denn da wurde die Whiskybrennerei im Ort eröffnet.

Aktuell ist die Ortschaft der meistbesuchte (aber allerdings auch nur der einzige) Touristenspot in der Council Area South Ayrshire in Schottland. Damit und bei fast 7 000 Einwohnern sollte bei der üblichen Kneipen-Dichte im Land ein Hafenbier problemlos möglich sein.

Von so etwas Schönem war bei der Ankunft auf Reede nichts zu sehen, es sah sehr übersichtlich aus:

Blick auf die Insel Ailsa Craig
Blick auf die Insel Ailsa Craig

Ich dachte, dass der Ort auf der anderen Inselseite ist, wobei nie die Rede war, dass Girvan eine Insel ist. Und insbesondere fragte ich mich, wo die Pubs und die Brennereien sich befanden? Eine kurze Zeit später gab es Entwarnung, das war nicht die Ortschaft Girvan, sondern die unbewohnte Insel Ailsa Craig, die etwa sechzehn Kilometer westlich von Girvan liegt. Dementsprechend lang war aber auch der Shuttle zur Stadt. Da aber die See ruhig war, wagte ich es, in ein Zodiac einzusteigen:

Ruhige See vor Girvan
Ruhige See vor Girvan

So dauerte es etwas, bis alle Passagiere den Ort erreicht hatten. Ich schloss mich einer Besichtigungsfahrt zu dem Culzean Castle an, das elf Meilen (etwa 17 Kilometer) nördlich von Girvan liegt. Der erste Blick darauf war durch einen verfallenen Torbogen, der uns als Rahmen für unsere Bilder diente:

Der Eingang vom Culzean Castle
Der Eingang vom Culzean Castle

Das Besitztum wurde im 18. Jahrhundert für David Kennedy, 10. Earl of Cassilis, als romantisches Schloss entworfen. Es ist die am zweithäufigsten besuchte Sehenswürdigkeit des National Trust of Scotland mit rund 300 000 Besuchern im Jahr:

Das Culzean Castle
Das Culzean Castle

Das Anwesen umfasst einen romantischen, zwei Hektar großen Park mit einem Schwanensee und Waldwegen:

Der Garten vom Culzean Castle
Der Garten vom Culzean Castle

Durch die Innenräume wurden wir geführt und sahen zuerst die dortige riesige Waffenansammlung. Kurzsäbel und Pistolen sind hier in Mustern an der Wand arrangiert:

Die Waffensammlung vom Culzean Castle
Die Waffensammlung vom Culzean Castle

Auch das Wappen der Kennedy-Familie ist integriert:

Das Wappen der Kennedy-Familie in der Waffensammlung vom Culzean Castle
Das Wappen der Kennedy-Familie in der Waffensammlung vom Culzean Castle

Das Emblem des Zinni-Clans entgegen enthält keine Schwäne, sondern lediglich zwei gekreuzte Zapfhähne.

Die Ausstattung der Räume ist prachtvoll, aber nicht überladen:

Ein Zimmer im Culzean Castle
Ein Zimmer im Culzean Castle

Für eine musikalische Untermalung wurde in der Vergangenheit wohl glänzend gesorgt:

Musikinstrumente im Culzean Castle
Musikinstrumente im Culzean Castle

Gekocht wurde dort selbstredend auch:

Die Küche vom Culzean Castle
Die Küche vom Culzean Castle

Die Führung war mir etwas zu ausführlich und dementsprechend zeitlich zu lang von den Erklärungen her, es war aber noch auszuhalten, ohne in Langeweile zu veröden:

Eine Führung durch das Culzean Castle
Eine Führung durch das Culzean Castle

Nachfolgend fuhren wir zurück nach Girvan, dort hatte ich noch Zeit, um etwas durch den kleinen Ort zu laufen. Einheimische teilten mir daraufhin stolz und freudig mit, dass wir in der Hafenstadt das erste Kreuzfahrtschiff im Jahr 2024 waren. Darauf musste ohne Frage etwas getrunken werden, die Harbour Bar sollte dafür die passende Lokalität für mein Hafenbier sein:

Die Harbour Bar in Girvan
Die Harbour Bar in Girvan

Darauf ein Slàinte mhath! So sagt man Prost auf Schottisch, was so viel wie Auf die Gesundheit heißt:

Zinni und sein Hafenbier in der Harbour Bar in Girvan
Zinni und sein Hafenbier in der Harbour Bar in Girvan

Aber bereits nach einem Pint musste ich Mar sin leat (Auf Wiedersehen auf Schottisch-Gälisch) der Harbour Bar und Girvan sagen. Ich hätte gerne noch ein Ale getrunken, hatte aber Respekt vor der Zodiac-Rückfahrt, die zeitlich gesehen die längste von allen meiner Transfers zu einem Schiff war. Mein Kopf sollte dabei anwesend und klar sein und ich möglichst keine menschlichen Bedürfnisse währenddessen haben, denn Toiletten sind keine vorhanden auf der Nussschale und dafür anhalten während der Fahrt wäre schlecht möglich gewesen. Das hatte ich dadurch erfolgreich vermieden und weiterhin Dusel wie ein Millionen-Gewinn, denn die Beförderung wurde lange nicht so feucht wie die am Vortag.

12. April 2024, „That’s What We Do With A Whisky Drinker“: Isle of Mull, Schottland

Am folgenden Tag auf der Isle of Mull konnte ich zwischen drei unterschiedlichen Ausflügen wählen: Entweder ging es zu einem Wasserfall, zu einem Leuchtturm oder zu einer Whisky-Probe. Es sollte jedem klar sein, der mich kennt, welchen ich gewählt hatte. Obwohl der Beginn um 10:00 Uhr selbst mir etwas früh für einen Whisky-Test war, aber so war nach der Tour noch Zeit, im Alehouse des Ortes ein Hafenbier zu genießen bis zur Abfahrt. Das wäre bei der Alternative 12:45 Uhr nicht möglich gewesen.

Die Tenderfahrt nach Tobermory, der Hauptort von einer der Inseln der Inneren Hebriden vor der Nordwestküste von Schottland, sollte ruhig werden bei diesen Bedingungen:

Auf Reede vor Tobermory auf der Isle of Mull
Auf Reede vor Tobermory auf der Isle of Mull

Der Ort mit seinen fast 1 000 Einwohnern sah vom Boot aus augenblicklich gemütlich und überschaubar aus:

Blick auf Tobermory auf der Isle of Mull
Blick auf Tobermory auf der Isle of Mull

Wie erhofft war es entspannt auf dem Schlauchboot, auch weil die zurückgelegte Entfernung nur kurz war:

Die Silver Endeavour vor Tobermory auf der Isle of Mull
Die Silver Endeavour vor Tobermory auf der Isle of Mull

Diese bunte Häuserzeile dort ist die Kulisse einer bekannten britischen Kinderserie um den fiktiven Ort Balamory, die Gebäude sahen aus wie gemalt:

Auslick auf Tobermory auf der Isle of Mull
Ausblick auf Tobermory auf der Isle of Mull

Tobermory bedeutet auf schottisch-gälisch Tobar Mhoire, „Marias Brunnen“ oder „Marias Quelle“. Gesehen hatte ich davon nichts, dafür dieser Clock Tower, damit man weiß, welche Stunde geschlagen hat. Er ist das Wahrzeichen der Stadt und wurde im Jahr 1905 errichtet:

Der Clock Tower von Tobermory auf der Isle of Mull
Der Clock Tower von Tobermory auf der Isle of Mull

Das Ziel meines Ausfluges waren die wichtigsten Gebäude des Ortes:

Die Destillerie von Tobermory auf der Isle of Mull
Die Destillerie von Tobermory auf der Isle of Mull

Die Whisky-Brennerei ist eine der ältesten aktiven in Schottland, sie wurde im Jahr 1797 von John Sinclair gegründet. Wahre Schätze sind in diesen Fässern enthalten:

Fässer in der Destillerie von Tobermory auf der Isle of Mull
Fässer in der Destillerie von Tobermory auf der Isle of Mull

Hergestellt wird dort ein nicht rauchiger Single Malt Whisky namens Tobermory und die rauchige Version Ledaig. Wir durften selbstredend beide probieren:

Zinni testet Whisky in der Destillerie von Tobermory auf der Isle of Mull
Zinni testet Whisky in der Destillerie von Tobermory auf der Isle of Mull

Mit einem Blick auf dieses Schild hatte ich den Produktionsbetrieb verlassen. Unglaublich, wofür Regen auch gut sein kann:

Regen ist gut für den Durst auf der Isle of Mull
Regen ist gut für den Durst auf der Isle of Mull

Ein Hafenbier hinterher musste auf jeden Fall sein. Da es im Ort zwei Tavernen gibt, hatte ich mir erlaubt, beide zu besuchen, hier eine davon:

Ein Pub in Tobermory auf der Isle of Mull
Ein Pub in Tobermory auf der Isle of Mull

Erstmals auf dieser Reise hatte ich mir ein klassisches Ale (oder auch Bitter genannt) bestellt, das von Hand gepumpt und nicht mit Kohlensäure gezapft wird wie sonst üblich. Deswegen ist es mit seiner Kellertemperatur etwas wärmer als Biere mit einer Kühlung. Da musste mein Körper durch, ich kann ihn doch nicht immer nur verwöhnen:

Zinni trinkt ein Ale in einem Pub in Tobermory auf der Isle of Mull
Zinni trinkt ein Ale in einem Pub in Tobermory auf der Isle of Mull

Nach diesem gelungenen Aufenthalt warf ich einen letzten Blick auf das reizende Örtchen:

Bank mit Aussicht auf Tobermory auf der Isle of Mull
Bank mit Aussicht auf Tobermory auf der Isle of Mull

Nach der Weiterfahrt mit der Silver Endeavour fuhren wir durch den „Sound of Mull“, laut Tagesprogramm „A very scenic cruise“:

Nebel im Sound of Mull
Nebel im Sound of Mull

Bei Sonnenschein ist es das bestimmt so, aber nun weiß ich nicht so recht. Es regnete in Strömen, jetzt weiß ich endlich, wo das liegt:

Regen im Sound of Mull
Regen im Sound of Mull

Aber meist lässt sich über eine „Schlechte-Wetter-Fahrt“ mehr erzählen als über eine mit Traumwetter und macht auch lange nicht so neidisch. Wer möchte denn gerne erfahren, dass alles nur fantastisch ist:

Trübnis im Sound of Mull
Trübnis im Sound of Mull

Das Reisen und die Sucht danach waren bei mir jedoch unverändert geblieben. Auch wenn ich am nächsten Tag plante, den Ausflug zu einem Kloster nicht anzutreten. Dieser war bereits um acht Uhr in der Frühe, da hätte ich zu Bäcker-Gesellen-Zeiten aufstehen müssen und noch dazu hatte ich die Abtei im Jahr zuvor besucht, war dies also nichts Neues für mich.

Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich Sonnenuntergänge auf Kreuzfahrten als idyllischer Abschied des Tages liebe?

Ein Regenbogen nahe dem Festland von Schottland
Ein Regenbogen nahe dem Festland von Schottland

13. April 2024, „Ich weiß nicht, wo wir hinsollen“: Iona, Staffa, Festland, Lunga, Isle of Mull oder sonst wo, Hauptsache England

(Kein) Iona

Ich war kurz bevor der Ankunft am nächsten Tag in Iona, eine Insel der Inneren Hebriden in Schottland, aufgewacht und immer noch am Überlegen, ob ich den Zodiac Dienst nutzen oder an Bord bleiben soll. Es regnete, es war windig und dort gab es nur das mir bekannte Kloster zu sehen. An Bord hingegen war es trocken und es wurde Schampus serviert, so blieb ich im Bett liegen.

Diese Überlegungen hätte ich mir allerdings ersparen können, denn eine Anlandung dort war später wegen zu viel Wind ohnehin nicht möglich.

Staffa

Als Alternative wurde uns etwas Sightseeing von Bord aus angeboten. Wir konnten einen Ausblick auf die unbewohnte Insel Staffa werfen, eine von Schottlands 790 Inseln, von denen aber nur etwa 130 bewohnt sind:

Die Insel Staffa nahe der Küste von Schottland
Die Insel Staffa nahe der Küste von Schottland

Sie wird auch die „Insel der Säulen“ genannt, denn dort gibt es polygonale Säulen aus Basalt:

Basaltformationen auf der Insel Staffa
Basaltformationen auf der Insel Staffa

Bei einer näheren Ansicht darauf möchte bestimmt niemand freiwillig hier mit einem Zodiac anlegen. Unabhängig davon würde dies kein Kapitän erlauben, außer vielleicht Jack Sparrow oder Klaus Störtebeker. Letztgenannter war wohl nicht an Bord, denn das Brot und die Brötchen schmeckten auf dem Schiff. Anscheinend hatte die Bäckerei ihre Ruhe bei der Zubereitung.

Festland

Hernach erreichten wir das Festland von Schottland. Bereits hier hatte ich gedanklich mit weiteren Anlandungen am Nachmittag abgeschlossen:

Blick auf das Ufer von Schottland
Blick auf das Ufer von Schottland

Selbst wenn entschieden wird, an Land zu gehen, was ich nicht vermutete, wollte ich mir das nicht antun. Nass bis auf die Haut zu werden, durchgeschüttelt zu sein und durch Matsch zu laufen muss nicht sein.

Dann war Zeit für ein Bier auf Kosten von Silversea, aber selbst dieses lief nicht so wie geplant. Ich war auf dieser Reise bereits genug schlechte Nachrichten gewohnt und ging damit bislang noch gelassen um. Aber als ich ein warmes Bier serviert bekommen hatte, war ich wirklich geschockt und wusste nicht, wie ich das verkraften soll. Wie abgebrüht muss man denn für ein solches Biergeschmack-Verbrechen sein? Und als Steigerung wurde mir als Ersatz ein kaltes Stella angeboten. Stella, warum nicht gleich Corona, Heineken oder gar Oettinger? Dazu vielleicht noch als alkoholfreie kleine Radler-Version. Wer so etwas zu sich nimmt, hat sich innerlich aufgegeben und die Kontrolle über sein Leben verloren.

Die Welt war kurz vor dem Untergang, schade, Apokalypse Now. Und dann setzte sich auch noch die Tante aus Deutschland an meinen Tisch, die nur Englisch sprechen möchte. Da ich ein Hesse bin, hätte bei ihr anstatt logischer Argumente ein „Babbel net“ gelangt, um nicht mit ihr reden zu wollen. Ich unterließ dies aus Höflichkeit und schwieg lieber, denn es war mir eine Lehre, sie kennenzulernen. Ich mochte sie wie am ersten Tag während der ganzen Reise, nämlich gar nicht, durchgehend. Zusätzlich stank es auch noch im ganzen Lokal nach Knoblauch, was ich gar nicht mag, es war beileibe bislang nicht mein Tag und konnte nur besser werden. Dachte ich zumindest, sollte mich damit aber täuschen.

(Kein) Lunga

Am Nachmittag war ein Papageientaucher-Sightseeing auf Lunga geplant. Diese Insel liegt im Westen von Schottland und gehört zur Gruppe der Treshnish Isles. Im Jahr 2023 war dies einer der Höhepunkte meiner Schottland-Expedition, wenn auch ohne ein Hafenbier. Aber die Ereignisse überschlugen sich derweil öfter als die Autos in einer Folge Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei, denn auch dieser Abstecher wurde gestrichen.

Isle of Mull

Als Ersatz sollten wir nun zum Duart Castle fahren, eine Burganlage am Ostufer der Insel Isle of Mull. Dort angekommen, stand meine unmittelbare nächste Entscheidung an: Fahre ich zum Schloss (wo ich bevor schon einmal war), oder nicht? Das Wetter hatte sich gebessert und die Fahrt mit dem Zodiac sah entspannend aus. Hier der Ausblick zu diesem Zeitpunkt auf die Isle of Mull:

Blick auf die Isle of Mull
Blick auf die Isle of Mull

und auf das Duart Castle:

Das Duart Castle auf der Isle of Mull
Das Duart Castle auf der Isle of Mull

Meine Entscheidung überzusetzen, nennt man im Nachhinein eine klassische Fehlentscheidung. Der Aufruf zur Zodiac-Fahrt war bei besten Umständen, nur nach der Abfahrt setzte ein heftiger Regen ein, der mich klitschnass machte. Das war genau das, was ich vermeiden wollte. Warum die Reederei davor nicht gewarnt hatte, war mir schleierhaft.

Da nützte auch nichts nach der Ankunft der Ausblick auf den weltweit einzigen Regenbogen, der kein Glück bringt:

Ein Regenbogen nahe der Isle of Mull
Ein Regenbogen nahe der Isle of Mull

Aber klar ist auch „Ohne Regen kein Regenbogen“.

Da vor Ort gefühlte Windstärke dreizehn war, dazu ein Blitzeis, das alle Beteiligten innerhalb von einer Minute bis auf die Knochen nass machte und die Wege voller Schlamm waren, ging ich lediglich in den Tearoom des Palastes, um mich aufzuwärmen, trocken zu werden und mein Hafenbier einzunehmen:

Zinnis Hafenbier auf der Isle of Mull
Zinnis Hafenbier auf der Isle of Mull

Warum ich zu dieser Zeit bei guter Laune war, kann ich mir bis heute nicht erklären. Für mich war es eine Fehlentscheidung der Verantwortlichen, diesen zusätzlichen Stopp einzulegen. Man stand wohl unter Druck, da am Vormittag zwei Destinationen gestrichen wurden und man unbedingt eine Alternative anbieten wollte. Es war aber auch von mir ein Missgeschick, überhaupt überzusetzen. Ich hätte auf mein Gefühl hören müssen, an die vorherigen negativen Erfahrungen denken können und auf dem warmen und trockenen Schiff bleiben sollen. Leider hatte ich aber auch meine Glaskugel vergessen und den falschen Beschluss gefasst. Klar, im Nachhinein hätte ich mich auf einem Schoner allein dem Namen nach besser erholt, diese Erkenntnis war mir nur zu spät gekommen.

Ich hoffte nach der erneut feuchten Rückkehr nicht, dass ich am nächsten Tag erkältet im Bett bleiben musste, denn ich war zu diesem Zeitpunkt am Erfrieren. Ob da jetzt Whisky mit Eis in Verbindung mit Champagner die beste Medizin war, mag ich nicht beurteilen:

Whisky und Champagner auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Whisky und Champagner auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Es konnte nur besser werden. Wie bereits kurz darauf, bei diesem Blick auf einen starken Sonnenuntergang:

Sonnenuntergang auf der Isle of Mull
Sonnenuntergang auf der Isle of Mull

Trotzdem war es ein Tag für eine Kreuzfahrt-Abgewöhnung.

14. April 2024, „Rainlander – Es kann nur Schauer geben“: Fort William, Schottland

Wir waren einen Tag später in Fort William eingelaufen, eine Stadt in den westlichen schottischen Highlands. Von dort aus hatte ich einen Ausflug zum Loch Ness gebucht und rechnete damit, dass ich die Vorspeise für das berüchtigte Monster werde. Damit sterbe ich wenigstens berühmt, kann aber leider darüber nicht mehr berichten und bitte dafür um Verständnis. Ich hoffte wenigstens, dass die Bestie mit meinem bitteren Beigeschmack zurechtkommt.

Doch dann passierte etwas Unglaubliches:

Der Urlauber aus ‚m Maingebiet
Tat nun etwas, was sonst nur selten geschieht,
Schmiss seiner Crew das Ticket vor die Füße,
Und sagte: Eh jetzt ist aber Schluss meine Süßen!

Das heißt, ich hatte das Untier in Ruhe gelassen, verzichtete auf den fünf Stunden Ausflug, konzentrierte mich auf Hafenbiere und konnte länger schlafen. Später ließ ich mich in die Stadt übersetzen, bei zunächst noch guter Wetterlage:

Die Silver Endeavour nahe dem Ufer des Loch Linnhe bei Fort William
Die Silver Endeavour nahe dem Ufer des Loch Linnhe bei Fort William

Fort William, auf schottisch-gälisch „An Gearasdan“, was „Die Festung“ bedeutet, ist durch die Nähe zu Ben Nevis, dem höchsten Berg von Großbritannien, eine touristische Hochburg mit Einkaufsstraßen, Hotels, Restaurants und Bars:

Das Zentrum von Fort William
Das Zentrum von Fort William

Die Stadt ist von sehenswerten Bergen umgeben, das schottische Hochland ist dort unübersehbar:

Das schottische Hochland in der Nähe von Fort William
Das schottische Hochland in der Nähe von Fort William

Teile der Stadt liegen mitten in dem Gebirge:

Wohnhäuser in Fort William mit Blick auf das schottische Hochland
Wohnhäuser in Fort William mit Blick auf das schottische Hochland

Ein verfallenes Schloss gibt es auch, das Inverlochy Castle. Diese Ruine war eine Niederungsburg aus dem 13. Jahrhundert, wo in der Umgebung zwei Schlachten stattgefunden hatten:

Der Eingang vom Inverlochy Castle in Fort William
Der Eingang vom Inverlochy Castle in Fort William

Das Gebäude, das heute von Historic Scotland verwaltet wird, blieb seit seinem Bau größtenteils unverändert:

Das Inverlochy Castle in Fort William
Das Inverlochy Castle in Fort William

Aber, wie so oft auf dieser Reise, hatte es auf dem Weg zurück zur Stadt nur geschüttet. Ich wollte sogar auf das Hafenbier verzichten, weil ich patschnass war. Gott sei Dank konnte ich mich selbst intern umstimmen, wofür gibt es Drogen, um so etwas ertragen zu können:

Zinnis Hafenbier in Fort William
Zinnis Hafenbier in Fort William

Unabgelenkt hatte ich einen Ausblick auf Loch Linnhe, eine Bucht, die in einer sehr spärlich besiedelten Gegend liegt:

Hafenbier in Fort William mit Ausblick auf Loch Linnhe
Hafenbier in Fort William mit Ausblick auf Loch Linnhe

Gleichwohl machte es langsam keinen Spaß mehr, dies hier war keine „Happy Hour“, dafür war ich zu klamm. Auch die Rückfahrt bei unterkühltem Regen war erneut eine Qual:

Zodiac-Fahrt im Regen in Fort William
Zodiac-Fahrt im Regen in Fort William

Die See ist, wenn sie ruhig liegt, wunderschön. Wenn sie aber wütend ist und tobt, nicht. Ich überlegte wiederholt deswegen, vielleicht die Reißleine zu ziehen und nicht mehr mit Zodiacs überzusetzen während dieser Expedition, denn die erhaltene Nässe reichte mir bereits für das ganze Jahr 2024. Und das bereits im April des Katastrophen-Jahres.

Zurück auf der Silver Endeavour, schaute ich noch einmal auf Fort William. Die Niederschläge waren in etwa so wie bei der Wasserschlacht von Dortmund zum Beginn zwischen Deutschland und Dänemark während der Fußball-Europameisterschaft 2024:

Regen in Fort William im Frühjahr 2024
Regen in Fort William im Frühjahr 2024

Schade, so viele Gewitter hatte ich noch nie auf einer Kreuzfahrt. Ich bitte Kommentare zu vermeiden, dass dies im Frühjahr dort zu erwarten war. Hier ein Bericht von mir aus Irland zur gleichen Zeit, das quasi um die Ecke liegt:

Da war tatsächlich viel Schwein zugegen und es ist nicht die Regel dort.

15. April 2024, „Es gibt kein Sturm auf dem Schiff, drum bleib ich hier“: Dunvegan, Isle of Skye, Schottland

Am Morgen darauf erreichten wir die Isle of Skye, die über eine Brücke mit der Nordwestküste von Schottland verbunden ist. Von dem Tagesprogramm her sollte es nicht gerade spannend für mich werden, denn es war nur der Besuch eines Gartens und ein Two Churches Walk geplant, was für mich keine Höhepunkte eines Ausfluges sind.

Von Weiten aus sahen die Bedingungen vor Ort dafür nicht gerade wie ein Weltuntergang aus:

Fernblick auf die Isle of Skye
Fernblick auf die Isle of Skye

Von der Nähe aus schon etwas eher:

Nahblick auf die Isle of Skye
Nahblick auf die Isle of Skye

und eine kurze Zeit später war es soweit:

Kein Blick auf die Isle of Skye
Kein Blick auf die Isle of Skye

Ohne eine Überraschung meinerseits wurde daraufhin die Anlandung erst einmal auf den Nachmittag verschoben. Dies hieß für mich, dass ich mich am Vormittag erst einmal dem Schaumwein widmete:

Champagner mit Aussicht auf die Isle of Skye
Champagner mit Aussicht auf die Isle of Skye

Auch weil das Wort Montag aus dem Altdurstigen kommt und frei übersetzt „Tag, an dem du am Morgen Champagner trinken sollst“ bedeutet, was ich Spruch-Befehlsgemäß freudig getan hatte.

Aufregend sah die Landschaft am Nachmittag aus:

Ausblick auf die Isle of Skye
Ausblick auf die Isle of Skye

Innerhalb von zehn Minuten musste ich mich nun entscheiden, ob ich an Land fahre oder nicht. Meine Gefühle hatten Schweigepflicht, ich hatte letztlich entschieden, nicht in einem Zodiac sitzen zu wollen und blieb an Bord. Obwohl es schön ausgesehen hatte, aber der Wind hinzu war eklig und es war kalt. Die Vernunft hatte gesiegt:

Die Küste der Isle of Skye
Die Küste der Isle of Skye

Als ich den Regen, die Wellen, die Bö und die Entfernung zum Land von der Bar aus gesehen hatte, war ich heilfroh, auf dem Schiff geblieben zu sein. Wieder durchnässt zu sein, hätte ich keine Lust gehabt:

Regen auf der Isle of Skye
Regen auf der Isle of Skye

Da war mir meine Grappa/Bier-Auswahl in der Lounge lieber. Nach der Rückkehr der Passagiere wurden wir zu einer spontanen Sitzung gebeten. Der Kapitän teilte uns dort mit, dass es nach der Abfahrt äußerst unruhig wird, wir sollten beim Laufen vorsichtig sein. Das Positive zumindest war, dass nach einem anständigen Trinkgelage das anschließende Torkeln nicht auffällt, da es alle tun, egal ob besoffen oder nicht.

Ich befürchtete durch den bevorstehenden Orkan einen späteren internationalen gefüllten Spuckbeutel-Abend auf den Decks, erfreulicherweise habe ich wenig Probleme, so etwas nicht zu bestücken. Noch aber war die Ruhe vor dem großen Sturm:

Der Himmel über der Isle of Skye
Der Himmel über der Isle of Skye

Was war das für eine bemerkenswerte Kreuzfahrt! Genialität und Profanität wechselten sich ab, es war und blieb bizarre:

Die Sonne geht unter über der Isle of Skye
Die Sonne geht unter über der Isle of Skye

Das Durcheinander endete mit diesem schönen Sonnenuntergang:

Sonnenuntergang über der Isle of Skye
Sonnenuntergang über der Isle of Skye

Es ist nun für mich schwierig, die folgende Aussage glaubhaft zu übermitteln, sie erhält keine Ironie oder einen Wortwitz: Ich empfand den für mich trocken gebliebenen Tag trotzdem gelungen, trotz aller Umstände und des Chaos. Ich fühlte mich wohl an Bord, und das Wetter kann mich mal. Und dann wurde noch am späten Abend für mich live in der Crystal Cove Bar ABBA gespielt, I love it.

16. April 2024, „Dort oder nicht dort, das ist hier die Frage“: Shiant Islands und Loch Ewe, Schottland

Shiant Islands

Durch das ausschweifende Nachtleben war die Nacht nicht lange für mich, bereits am nächsten Morgen um 8:30 Uhr war eine Zodiac-Rundfahrt geplant und das hätte meinerseits Aufstehen um 7:00 Uhr bedeutet. Ich war mir am Vorabend bereits sicher, dass ich einmal kurz aus dem Fenster schaue und nach grob geschätzt 2,3 Sekunden entscheide, dass ich liegen bleibe. Aber bei diesem morgendlichen Anblick auf die Shiant Islands lachte unerwartet das „Zinni-auf-Reisen-Herz“:

Ausblick auf die Shiant Islands
Ausblick auf die Shiant Islands

Diese unbewohnte Inselgruppe besteht aus drei großen Inseln und gehört zu den Äußeren Hebriden in Schottland. Die Inseln sind bekannt für ihre markanten, über einhundert Meter hohen Küstenkliffe, die aus Dolerit bestehen, ein subvulkanisches Ganggestein. Gab es auch bereits im Fernsehen zu sehen bei der Sendung „Hart aber quer“:

Morgendlicher Blick auf die Shiant Islands
Morgendlicher Blick auf die Shiant Islands

Ich hatte leider gerade bei diesem „Guten-Morgen-Wetter“ verschlafen. Um an dem Ausflug teilnehmen zu können, wäre dafür ein Stressprogramm notwendig gewesen, denn die Zodiacs für den Transfer waren bereits startklar und ich lag noch in der Heia:

Blick auf die Zodiacs für den Transfer zu den Shiant Islands
Blick auf die Zodiacs für den Transfer zu den Shiant Islands

Das wollte ich mir nicht antun und blieb liegen. Es war aber, auch wenn es auf dem Bild nicht ersichtlich ist, auch viel Wind und kalt dazu. Halt Schottland im April, es gibt Schlimmeres und die Bar öffnete um zehn Uhr. Die Kajaker dagegen scheuten den Sturm und die frühe Zeit nicht und freuten sich bei dem Anblick der Paddelboote bereits auf ihre Tour:

Kajaks für die Tour zu den Shiant Islands
Kajaks für die Tour zu den Shiant Islands

Diese wurde eine kurze Zeit später unter besten Bedingungen gestartet:

Kajak-Tour zu den Shiant Islands
Kajak-Tour zu den Shiant Islands

Ansonsten hatte ich wohl den faunistischen Höhepunkt der Kreuzfahrt verpasst, denn es gab auf dem Zodiac-Ausflug dem Ufer der Inseln entlang regenfrei etliche Tierarten wie Papageientaucher, Seehunde und Adler zu sehen.

Ich dagegen konnte das großartige Gebiet nur vom Schiff aus beobachten:

Die Shiant Islands
Die Shiant Islands

Um Kreaturen zu beobachten, musste ich in den Spiegel schauen, um einen Angsthasen, ein Dreckspatz und eine Brillenschlange in einer Person zu sehen oder ein Lied von ABBA anhören, um einen Ohrwurm zu bekommen. Das ist auch etwas, zumindest gab es auch einen Wasserhahn in meiner Kajüte, um eines davon umgehend zu ändern.

Egal, ich hatte lediglich verschlafen und davon gibt es kein Armageddon. Für den vormittäglichen Umtrunk wurde es wieder Zinni-auf-Reisen-typisch: Mein Herz plädierte für einen Kräutertee, die Leber hätte gerne Mineralwasser, die Muskeln möchten einen Zaubertrank und der Zinni in mir bestellte sich einen Champagner:

Champagner-Frühschoppen auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Champagner-Frühschoppen auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Mir ist bewusst, dass ich ein Gesicht für das Radio habe, ein Schicksalsschlag, aber gerade noch zu ertragen.

Loch Ewe

In der Lounge waren die Bedienungen und ich bestens eingespielt. Nach meinem Betreten reichten nur diese Worte, um das gewünschte zu bekommen:

[Bedienung] „Are you ready for your beer and Grappa?“
[Ich] „Yes“

Kurz, knapp, präzise, auf den Punkt gebracht und einfach schön.

Bei den besuchten Zielen hingegen lief es nicht so gut, auch nicht bei der nächsten Destination Loch Ewe. Dies ist ein Meeresarm in den Northwest Highlands von Schottland, wo der 6,5 Kilometer lange Fluss Ewe mündet. Am Morgen noch auf den Shiant Islands war ich bei Sonnenschein zu müde für die Anlandung, klar, das war meine Schuld. Nach dem Mittagsmahl konnte am Nachmittag die erste Gruppe nach Loch Ewe noch bei trockenen und klaren Bedingungen übersetzen, ähnlich wie hier:

Trocken und klar in der Umgebung vom Loch Ewe
Trocken und klar in der Umgebung vom Loch Ewe

Nur bei der zweiten Gruppe inklusive mir war kurz zuvor ein Sturm aufgetreten. Ich hatte keine Lust, wieder zu baden, nur wegen des Besuches eines Gartens, aber wir mussten ohnehin wegen des aufkommenden Nebels alle wieder zurück auf das Schiff:

Nebel in der Umgebung vom Loch Ewe
Nebel in der Umgebung vom Loch Ewe

Das führte langsam zu mehr Drama, als es je bei Shakespeare gab und richtungsweisender als Google Maps, Schottland im April 2024, es war wie gewohnt nass:

Regen in der Umgebung vom Loch Ewe
Regen in der Umgebung vom Loch Ewe

Somit hatte ich nichts vor und lag damit unbeschwert gut in der Zeit. Nachdem ich während der andauernden Niederschläge die Bibel auf hessisch übersetzte und zusätzlich überlegte, ob Schiller Locken hatte, wand ich mich mangels Tätigkeitslosigkeit wieder der kunstvollen Darstellung alkoholischer Getränke zu:

Grappa auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Grappa auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Es war ein Auf und Ab und eine wilde Fahrt. Einige Momente lang war es sogar grob geschätzt für drei Minuten und zwei Sekunden lang einmal richtig klasse:

Das Meeresufer nahe Loch Ewe
Das Meeresufer nahe Loch Ewe

Ironie: man bekommt fast einen Sonnenbrand während der Dämmerung, weil ich die Sonnencreme zu Hause vergessen hatte:

Sonnenuntergang im Loch Ewe
Sonnenuntergang im Loch Ewe

Mehr oder weniger ist jeder Hitchcock Triller langweiliger als diese Unternehmung.

Später war der Aufruf gekommen: „Please come immediately in the Lounge, we have importent news for you“. Es ging um die Nacht, denn ab elf Uhr sollte es wieder wild werden. Alles, was nicht fest in der Unterkunft ist, sollte verzurrt werden und für den nächsten Tag wurde ein neuer Hafen mit Pier anstatt ein vorgesehener auf Reede gesucht. Eintönigkeit war keine aufgekommen, wenn auch anders als erwartet. Daraufhin musste ich erst einmal etwas trinken:

Rotwein auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Rotwein auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Was klasse ist, dass man auf jeder Reise neue Freunde gewinnt. Wobei ich das Crew-Mitglied Dogan bereits von einer Tour zuvor kannte und er mich daraufhin angesprochen hatte. Die Kreuzfahrt-Welt ist klein, aber fein:

Dogan und Zinni auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Dogan und Zinni auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Und wieder beendete ein wunderschönes Abendrot einen erneut abwechslungsreichen Abenteuertag auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien:

Sonnenuntergang, gesehen von der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Sonnenuntergang, gesehen von der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

17. April 2024, „Sunshine Keep Falling on My Head“: Orkney, Schottland

Am Morgen darauf hatten wir Orkney erreicht. Dies ist ein Archipel, das aus der Hauptinsel Mainland und etwa siebzig kleineren Inseln besteht und zu Schottland gehört. Noch spielte die Witterung dort mit, aber inzwischen war mir bewusst, dass dies sich kurzfristig ändern konnte:

Die Landschaft der Insel Mainland in Orkney
Die Landschaft der Insel Mainland in Orkney

Ich buchte für den Aufenthalt vor Ort eine Fahrt zunächst zum Ring von Brodgar, eine historisch kreisförmige Steinsetzung und anschließend nach Skara Brae, eine jungsteinzeitliche Siedlung, beides auf Mainland. Das war nichts Neues für mich, aber dies sind beides Höhepunkte, die ich mir öfter anschauen kann, auch weil mir die Umgebung dazu gefällt, wie hier beim Ring von Brodgar:

Die Landschaft in der Nähe vom Ring von Brodgar auf der Insel Mainland in Orkney
Die Landschaft in der Nähe vom Ring von Brodgar auf der Insel Mainland in Orkney

Diese historische Sehenswürdigkeit ist ein Henge, das ist eine spezielle Art von neolithischem Erdwerk. Er hat einen Durchmesser von 104 Metern und ist somit größer als Stonehenge:

Der Ring von Brodgar mit seinen 104 Meter Durchmesser auf der Insel Mainland in Orkney
Der Ring von Brodgar mit seinen 104 Meter Durchmesser auf der Insel Mainland in Orkney

Der Steinkreis ist wahrscheinlich 2 700 v. Chr. entstanden. Von den ursprünglich etwa 60 Steinen sind noch 27 erhalten, hier ein Auszug davon:

Teile des Ringes von Brodgar auf der Insel Mainland in Orkney
Teile des Ringes von Brodgar auf der Insel Mainland in Orkney

Die Bedeutung des Rings ist im Laufe der Zeit verloren gegangen, warum die Menschen ihn in der Jungsteinzeit errichteten, ist ein Rätsel:

Der Ring von Brodgar auf der Insel Mainland in Orkney
Der Ring von Brodgar auf der Insel Mainland in Orkney

Da wir die einzigen Besucher dort waren, konnten wir die mystische Stimmung in Ruhe auf uns wirken lassen, was bei einem möglichen Besucherandrang nicht immer möglich ist.

Skara Brae

Nur etwas über fünf Meilen (etwa neun Kilometer) von diesem Ring entfernt liegt nahe gelegen an der Westküste der Hauptinsel Mainland der nächste Anziehungspunkt, die Siedlung Skara Brae. Sie wurde in der Zeit zwischen 3 100 und 2 500 v. Chr. datiert und ist somit älter als Stonehenge und die Pyramiden von Gizeh:

Ein Haus in der Siedlung Skara Brae auf der Insel Mainland in Orkney
Ein Haus in der Siedlung Skara Brae auf der Insel Mainland in Orkney

Die Ausgrabung gilt als die am besten erhaltene Siedlung der Jungsteinzeit in Europa und wurde erst vor knapp 150 Jahren durch einen Sturm wieder freigelegt. Die Häuser sind aus Stein erbaut, da Holz, das oft genutzte Baumaterial der Jungsteinzeit, auf den Orkneyinseln selten war:

Häuser in der Siedlung Skara Brae auf der Insel Mainland in Orkney
Häuser in der Siedlung Skara Brae auf der Insel Mainland in Orkney

Baden ist dort im April allerdings nur sehr eingeschränkt anzuraten:

Der Strand nahe der Siedlung Skara Brae auf der Insel Mainland in Orkney
Der Strand nahe der Siedlung Skara Brae auf der Insel Mainland in Orkney

Kirkwall

Wir fuhren trocken zurück nach Kirkwall, der Hauptort der Insel Mainland. Die St. Magnus-Kathedrale wurde im Jahr 1137 von Graf Rognvald-Kali gestiftet und beherbergt die sterblichen Reste des St. Magnus. Sie gehörte bis zur Reformation zu Trondheim und wurde im Jahr 1486 an die Bewohner von Kirkwall übergeben:

Die St. Magnus-Kathedrale in Kirkwall auf der Insel Mainland in Orkney
Die St. Magnus-Kathedrale in Kirkwall auf der Insel Mainland in Orkney

Ich fragte nach dem Ende des Ausfluges die Reiseleiterin, wo der schönste Pub im Ort ist. Sie hatte ein Lokal empfohlen und zusätzlich geraten, auch den lokalen Whisky zu testen. Nachdem ich erwähnt hatte, dass am Mittag es dafür vielleicht etwas früh ist, schaute sie mich an, als ob ich das größte Alkohol-Verweigerer-Weichei im Land bin. Willkommen in Schottland:

Zinni und sein Hafenbier in Kirkwall auf der Insel Mainland in Orkney
Zinni und sein Hafenbier in Kirkwall auf der Insel Mainland in Orkney

Alles nach dem Motto: No thinking, just drinking!

Es war ein erfolgreicher Tag. Ich war endlich einmal trocken geblieben, hatte einiges Interessantes gesehen (wenn auch nichts Neues), drei Hafenbiere genossen und unabhängig davon eine neue Kreuzfahrt bestätigt bekommen, die ich während der Fahrt angefragt hatte. Dermaßen beruhigt konnte ich auch noch die Abenddämmerung bewundern, bevor es weiter zu den Shetland-Inseln ging:

Abenddämmerung auf dem Orkney-Archipel
Abenddämmerung auf dem Orkney-Archipel

18. April 2024, „Heute fängt ein neuer Regen an“: Isle of Noss und Lerwick, Shetland-Inseln, Schottland

Isle of Noss

Am nächsten Tag auf den Shetland-Inseln wurde es spannend. Es sollte sich entscheiden, ob ich auf dem direkten Weg zum Verfall bin oder noch weiterhin etwas unternehmen kann, denn ich hatte mich für eine anspruchsvolle Wanderung eingetragen. Wenn ich am Ende in einer Sänfte getragen werde, werde ich dies nie wieder tun, ich bin lernbereit. Leider soll es zu dieser Zeit auch wieder regnen, das wäre unschön.

Am Morgen wurde eine Zodiac-Fahrt zur Isle of Moss angeboten, eine Insel der Inneren Hebriden vor der Nordwestküste Schottlands. Von Anfang an sah es dort nicht einladend aus:

Blick auf die Isle of Moss
Blick auf die Isle of Moss

Beim nächsten Regenschauer wurde ich endgültig ein Noshow. Ich wunderte mich nunmehr nicht, dass der Regenmantel im Jahr 1824 von einem Einwohner aus Schottland erfunden wurde:

Blick auf die Isle of Moss im Regen
Blick auf die Isle of Moss im Regen

Es war mir zu viel Wind und bedeutend zu nass für den kleinen Zinni, um sich eine Stunde in ein nach oben offenes Zodiac zu setzen. Da blieb ich lieber im Trockenen an Bord und hoffte auf eine Wetterbesserung für meine Wanderung am Nachmittag. Ich war aber beileibe nicht das einzige Weichei auf dem Schiff, an diesem Morgen war so gut wie niemand auf den Zodiacs unterwegs, diese waren alle fast leer losgefahren.

Hier vermutete ich bereits, dass ich an meiner gebuchten Wanderung auch nicht teilnehme, denn auf eine stundenlange Dusche hatte ich keine Lust. Und der Ort selbst war ewig weit weg für ein Hafenbier, da hatte ich das Bordleben erst einmal vorgezogen.

Lerwick

Nach der Lunchtime waren wir im Hafen von Lerwick gelandet, die größte Stadt und Verwaltungssitz der zu Schottland gehörenden Shetland-Inseln. Es sah auf dem Bild einladender aus, als es war:

Fernsicht auf Lerwick auf den Shetland-Inseln
Fernsicht auf Lerwick auf den Shetland-Inseln

Dadurch nervte ich zunächst lieber die Kellner an Bord, bevor ich dorthin herausging.

Bressay

Später am Nachmittag hatte der Regen aufgehört. Ich stellte mir nun die Frage, was ich tun soll? Ich konnte an Bord bleiben, mit dem Shuttle in die Stadt für ein Hafenbier mich übersetzen lassen oder an der Wanderung auf der Insel Bressay teilnehmen können:

Die Insel Bressay auf den Shetland-Inseln
Die Insel Bressay auf den Shetland-Inseln

Das war aber eher eine für Zinni-auf-Reisen einfache Aufgabe, denn eine Lösung wurde schnell gefunden. Es wurde ein Mix, um alle meine Bedürfnisse erfüllen zu können. Zunächst ließ ich mich zusammen mit der Wandergruppe auf die Insel Bressay mit ihren 250 Einwohnern übersetzen und trennte mich dort von den anderen Passagieren. Anschließend war ich eine Stunde lang allein durch die herrliche „Local Hero“ Welt gelaufen:

Auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln
Auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln

Die baumlose Insel ist etwa neun Kilometer lang und bis zu fünf Kilometer breit, es gibt vereinzelt Straßen und Wege:

Eine Straße auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln
Eine Straße auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln

Die Blütezeit erlebte die Insel im 18. Jahrhundert durch den Heringsfang, heute leben die wenigen Einwohner größtenteils von der Landwirtschaft, unter anderem Schafzucht:

Schafzucht auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln
Schafzucht auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln

Die für die Inselgruppe charakteristischen Shetlandponys waren dort auch aufzufinden:

Ein Shetlandpony auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln
Ein Shetlandpony auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln

Mein Plan war es, nun in die einzige Bar der Insel einzukehren. Nur hatten die Betreiber des Maryfield House Hotel nicht mit durstigen Zinnis gerechnet und der Pub hatte bedauerlicherweise geschlossen, der Tourismus ist noch nicht sehr weit entwickelt dort:

Das Maryfield House Hotel auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln
Das Maryfield House Hotel auf der Insel Bressay auf den Shetland-Inseln

Für eine Fährfahrt nach Lerwick dagegen, um dort meinen Durst zu löschen, reichte leider die Zeit vor Ort nicht, obwohl die Verbindungen dorthin alle Stunde gehen und nur etwa sieben Minuten dauern.

Fährverkehr in Bressay
Fährverkehr in Bressay

Bressay liegt nur wenige hundert Meter östlich der Hauptinsel Mainland, wenn ich eine Badehose dabeigehabt hätte, wäre ich geschwommen:

Blick von Bressay nach Mainland
Blick von Bressay nach Mainland

Somit bestieg ich ein Zodiac zurück zum Expeditionsschiff und verließ die übersichtliche und mir sympathische Insel Bressay, die ein Reiseziel für Naturliebhaber ist. Dort hatte es mir prima gefallen und ich hatte die Zeit vor Ort genossen, zumal auch die Witterungslage mitgespielt hatte:

Die Küste der Insel Bressay
Die Küste der Insel Bressay

Zeit für ein Hafenbier in der Stadt Lerwick mit seinen 7 000 Einwohnern und somit die größte Stadt und Verwaltungssitz der Inselwelt war leider nicht mehr. Ich konnte nur vom Zodiac aus einen Rundblick auf das Zentrum werfen:

Rundblick auf Lerwick auf Mainland, Shetland-Inseln
Rundblick auf Lerwick auf Mainland, Shetland-Inseln

Auf der Silver Endeavour

Am Abend erfolgte die bereits gewohnte Ansage des Kapitäns, dass es stürmisch wird nach dem Auslaufen. Wir hatten wohl eine Fee an Bord, allerdings keine gute, sondern eine Katastro-Fee. Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen, mich auch einmal schick anzuziehen. Wenn ich den Firlefanz schon mitnehme, musste das auch einmal getragen werden:

Zinni in Schick auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Zinni in Schick auf der Silver Endeavour während der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

Nach dem Abendessen verabschiedete sich die Crew und sagte „Auf Wiedersehen“:

Die Besatzung verabschiedet sich auf der Silver Endeavour von der Kreuzfahrt rund um Großbritannien
Die Besatzung verabschiedet sich auf der Silver Endeavour von der Kreuzfahrt rund um Großbritannien

An Tagen wie diesen weiß ich, dass ich Kreuzfahrten liebe! Es kann auch regnen bei einer Pauschalreise nach Palma. Mein Alleingang auf der Mini-Insel war klasse und nach dem Lebewohl sagen der Besatzung waren alle gut gelaunt. Auch ich, das Bild wurde aufgenommen zu den Klängen von „Go West“, Partytime, exzellent:

Ein gut gelaunter Zinni auf der Silver Endeavour
Ein gut gelaunter Zinni auf der Silver Endeavour

Ist das nicht genial, wenn die Crew so gut gelaunt wie die Gäste sind? Die waren für jeden Spaß zu haben, das war schön anzusehen und sorgte für eine tolle Stimmung:

Ein gut gelaunter Barkeeper auf der Silver Endeavour
Ein gut gelaunter Barkeeper auf der Silver Endeavour

Es ist wieder schwer zu erklären, war die Reise nun ein Flop wegen der Unwetter oder genial wegen des Personals? Ich tendiere eher zu letzteres:

Gut gelaunte Barkeeper auf der Silver Endeavour
Gut gelaunte Barkeeper auf der Silver Endeavour

Trotz Abschiedsstimmung hatten wir aber noch einen Tag zum Genießen an Bord oder zum Nasswerden an Land.

19. April 2024, „Komm, gib mir deinen Schirm“: Isle of May, Schottland

Beim Lesen des Tagesprogramms am nächsten Morgen war mir natürlich sofort diese Veranstaltung aufgefallen:

Eine Cocktail-Vorführung auf der Silver Endeavour
Eine Cocktail-Vorführung auf der Silver Endeavour

Das war doch einmal ein Programm-Punkt vom Feinsten, auch wenn es an einem Vormittag für mich zu früh war, denn ausprobieren sollten wir das von den Barkeepern erzeugte, selbstverständlich. Teilgenommen hatte ich selbsttrinkend und war erst einmal frech. Denn in der Ausschreibung stand: „Cocktail Demo with your friendly Bar Team“, so fragte ich die tolle Crew, wo ich denn an Bord freundliche Bartender finden kann. Das Gute ist, wenn man alt ist, schämt man sich für nichts mehr und zum Glück hatten die meinen Humor verstanden:

Zinni bei der Cocktail-Vorführung auf der Silver Endeavour
Zinni bei der Cocktail-Vorführung auf der Silver Endeavour

Nach dem folgenden Mittagessen stand mein geplanter Erstbesuch auf der Isle of May an. Diese schottische Insel liegt im nördlichen Firth of Forth und liegt etwa acht Kilometer von der Küste entfernt. Sie ist 1,8 Kilometer lang und einen halben Kilometer breit. Auf den ersten Blick schien es dort ein versöhnlicher Abschied vom Regen-Kontinent Schottland zu werden:

Blick auf die Isle of May
Blick auf die Isle of May

Aber jegliche Euphorie war auf dieser Fahrt fehl am Platz. Wenn bereits vor einer Ankunft auf einer Insel viel an Bord über das Wetter gesprochen wird, ist das wie mit dem Wolfsgruß: kein gutes Zeichen:

Das Meer vor der Isle of May
Das Meer vor der Isle of May

Nicht vollkommen überraschend für mich war die Meldung, dass wiederum vorerst eine Anlandung nicht möglich war, denn es wäre „Very windy“. Ich gebe selten auf, hier war es nun soweit. Später wurde übergesetzt, nur eben ohne mich. Durchgeschüttelt und durchnässt wurde ich schon zu oft auf dieser Fahrt, so ich ließ die Papageientaucher auf der Isle of May in Ruhe und fügte mich meinem Schicksal mit legalen Drogen:

Zinni auf der Silver Endeavour vor der Isle of May
Zinni auf der Silver Endeavour vor der Isle of May

Ich vermisste während dieser Zeit kein wackeliges Zodiac, klamme Klamotten und stürmisches Wetter und Wind, genoss meine Getränke und war zufrieden, mehr geht nicht. Ich hatte währenddessen mit einer Passagierin gesprochen, die auf ihrer ersten Kreuzfahrt war. Sie mag nie wieder eine buchen, wegen der vielen ungemütlichen Zodiac-Fahrten. Ich konnte sie verstehen, aber auch beruhigen, dass dies nur auf Expeditions-Kreuzfahrten so ist und auf unserer extrem war. Ich hatte ihr empfohlen, es einmal auf einem klassischen Schiff auszuprobieren, auch, weil Sonnenuntergänge wie dieser bei Landurlauben selten zu sehen sind:

Sonnenuntergang vor der Isle of May
Sonnenuntergang vor der Isle of May

20. April 2024, „Regenkummer lohnt sich nicht, my Darling“: Leith (Edinburgh), Schottland und die Rückreise

Leith (Edinburgh)

Am folgenden Morgen waren wir in Leith aufgekreuzt, das Hafengebiet von Edinburgh, der Hauptstadt von Schottland und das Ziel unserer Reise. Was war dort für eine schöne Stimmung beim ersten Blick nach dem Aufwachen vom Balkon meiner Kabine aus:

Sonnenaufgang in Leith / Edinburgh
Sonnenaufgang in Leith / Edinburgh

Es wurde aber auch nicht gerade ein berauschender Tag. Ich nahm den Shuttle-Bus, um zum Zentrum des Sitzes des schottischen Parlaments zu kommen. Mein erster Blick war auf den Namensgeber der Stadt, das Edinburgh Castle, was als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Schottland gilt:

Das Edinburgh Castle
Das Edinburgh Castle

Aber in der Stadt war es brechend voll, dazu gab es eine Demonstration, laute Musik war an jeder Ecke und die Pubs waren überfüllt. Das war mir zu viel Hektik, so schaute ich nur noch einmal auf die Innenstadt mit dem Schloss:

Blick auf Edinburgh
Blick auf Edinburgh

Anschließend fuhr ich wieder zurück nach Leith zur Silver Endeavour, ohne mir ein Hafenbier vor Ort zu gönnen.

Die Rückreise

Ein Tag später war die Kreuzfahrt beendet. Auch am Flughafen waren überall Menschenmassen, Ryanair lässt grüßen. So war ich froh, an Bord der Lufthansa auf dem Flug in die Heimat zu sitzen und dabei einen Blick auf den Atlantik werfen zu können. Auf Wiedersehen Schottland, dieses Mal ohne Regen:

Blick auf den Atlantik in der Nähe von Schottland
Blick auf den Atlantik in der Nähe von Schottland

Nach der Landung am Flughafen von Frankfurt am Main war meine Wetter- und Wellenherausforderung beendet. Diese Expedition war etwas Spezielles und gewöhnungsbedürftig, noch einmal sollte es in diese Richtung nicht gehen.

Zu Hause hatte erst einmal der Berg gerufen, leider nur der aus Wäsche, aber immerhin. Mein Programm für die Zeit danach war es, die heimische Spargelsaison zu genießen, den Mutter- und Vatertag zu feiern und nach einigen Untersuchungen wieder auf Reisen zu gehen. Das dachte ich zumindest und der Regenschauer wurde bereits beauftragt, nicht so genau hinzuschauen.

Das war aber bislang alles nur Kinderkram an Sorgen, als das, was danach noch auf mich zugekommen war. Weiteres in einem kommenden Jahresbericht meiner meist negativen Erlebnissen im Seuchenjahr 2024 auf meinen Webseiten. Wie es mir bis zum März vor dieser Kreuzfahrt ergangen war, ist hier im ersten Teil nachzulesen:

Teil 2 ist nun in Arbeit, denn ich hoffe, dass Zinni-auf-Reisen nicht mit diesem Bericht das letzte Mal auf Sendung gegangen war und es weiter bergauf geht und möglichst nirgends bergab außer bei den Schulden. Nach dem Motto: Nichts auf dieser Welt hält ewig, nicht einmal meine Probleme. Das Leben ist nur ein Ausflug, schätzen wir also jeden Moment, denn morgen ist vielleicht keiner mehr.

In diesem Sinne ein Dank für das Lesen und ein Cheers auf die Gesundheit, liebe Grüße Gerald!

Weitere Galerien und Reiseberichte über die Ziele

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Zinni-auf-Reisen Classic

4 Replies to “Reisebericht: Heavy Rain, im April 2024 an Bord der Silver Endeavour auf Expeditions-Kreuzfahrt rund um Großbritannien”

  1. Moin Gerald,
    wieder ein sehr gelungener Bericht (inkl. deiner Humorlage). Davor dachte ich immer, man könne sich schlechtes Wetter schön trinken, aber nach deinem Bericht kommen mir doch ernste Zweifel….
    Aber egal wie, jede Reise ist irgendwie schön und bleibt in Erinnerung…..
    Ich bin ganz sicher und drücke dir die Daumen, dass du auch in Zukunft noch viele Reiseerlebnisse beschreiben kannst….halte durch, es lohnt sich, alles wird gut!!!
    Liebe Grüße
    Frank

    1. Guten Morgen Frank und vielen Dank,

      schön, dass dir der Bericht und mein Humor gefallen haben. Wenn ich dieses Wetter schön getrunken hätte, wäre ich mit Alkohol-Vergiftung eingeliefert worden.

      In Erinnerung bleibt diese Fahrt mit Sicherheit, mehr oder weniger hatte es auch was, wenn auch oft nur Unwetter.

      Ich hoffe, dass ich meinen Humor behalte. Gestern bin ich von den Mitarbeiten am WPS gelobt worden, weil ich immer so gut gelaunt bin. Ich würde mich auch freuen, wenn ich noch viele Reise-Erlebnisse erleben darf, kann aber nur voller Zuversicht sein.

      Auf die Gesundheit und liebe Grüße Gerald

  2. Gerald, schön von Dir zu hören, äääh … lesen. Das Beste ist, daß es aufwärts zu gehen scheint, dafür drück´ ich Dir weiterhin alle Daumen.
    Ich war keiner der von Dir erwähnten fünf Leser – ich war der Sechste, aber trotzdem wieder ein super-RB mit Deinen bekannten Bonmots. Ich freue mich auf Dein nächstes Werk. bis dahin…

    1. Danke für den Kommentar und das Daumen drücken!

      Mittlerweile habe ich stolz SIEBEN Leser, okay, einer ist davon gekauft. Trotzdem geht es bergauf.

      EIn paar wenige Tage mache ich eine Webseiten-Erstell-Pause nach diesem Werk, dann geht es weiter mit dem zweiten Teil vom Jahr 2024 inklusive einer Rhein-Kreuzfahrt vom August. Im Oktober ist die nächste Fahrt, bis dahin möchte ich fertig sein und bin auch dann wieder bei.

      Liebe Grüße Gerald

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