Inhaltsverzeichnis
Reisebericht: Ein Reisen-Quintett im Corona-Herbst 2021
Fünf Tickets für einen: Zu Fuß, Schiff, Bahn, Rikscha und Riesenrad unterwegs
Spirit: Das Saxofon – Mit der MS nickoSPIRIT die Niederlande pur erlebt. Die erste meiner Reisen im Corona Herbst 2021
Ouvertüre der Erste meiner Reisen im Corona-Herbst 2021: „An dem schönen blauen Rhein“
Familiär und coronabedingt war ich im ersten Halbjahr 2021 nicht auf Reisen unterwegs. Nachdem die Lage auf beiden Seiten sich verbessert hatte, holte ich im Zweiten deutlich auf. Meine neun Kreuzfahrten im Jahr 2020 konnte ich nicht mehr einholen, hatte aber es im Sommer auf drei geschafft. Das Leben bis zum Herbst war in weiten Teilen normal, frei und fast wie früher. So konnte ich in kurzer Dauer danach noch viermal auf Reisen sein, trotz Corona. Drei davon waren Fluss-Kreuzfahrten auf dem Rhein, und eine Verwandtschaft-Suche in Fulda. Dazu noch etwas Ungewöhnliches: eine Weinprobe während einer Riesenrad-Fahrt. Okay, die hat mich nicht viel weitergebracht, war aber mal ganz etwas Anderes.
Schiffskritiken oder Beschreibungen der Bordleistungen wird es keine geben. Die drei Veranstalter Nicko, A-ROSA und Viva haben alle kleine Vor- und Nachteile gegenüber den anderen, aber angenehm war es bei allen. Ich fühlte mich stets wohl und in guten Händen auf allen drei Schiffen.
Frankfurt am Main: „Big Towers in the Sky“
Am 5. Oktober 2021 zu Coronazeit war der Beginn meines Reisen-Quintettes innerhalb wenigen Wochen. „Die Niederlande pur erlebt“ war das Motto einer Nicko-Kreuzfahrt, die von und nach Frankfurt am Main ging. Das hatte sich gut angelesen, die Niederlande gefällt mir. Selbstredend waren die Dauerbrenner Amsterdam und Rotterdam dabei, die sind aber mit der Umgebung so groß, dass ich immer etwas Neues dort für mich finde. Weiterhin waren noch drei Städte dabei, die Neuland für mich waren. Schnell war klar: DAS wird gebucht.
Ein Taxi brachte uns zu der MS nickoSPIRIT, die im Osthafen von Frankfurt am Main gelegen hatte. Solch eine angenehmen und einfachen Anreise gefällt mir. Wir bezogen unsere Kabinen, und sahen uns etwas um. Vieles war uns bekannt vorgekommen, wir waren erst im Juli 2021 mit diesem Schiff auf dem Main (wenn auch ungeplant, aber nicht wegen Corona) unterwegs, eine meiner Reisen im Sommer 2021:
Deshalb ging es schnell nach Außen, da wir bereits Richtung Rhein unterwegs waren. Wir fuhren am Skytower entlang, der sich im Bordboden herrlich spiegelte:
und verabschiedeten uns von Frankfurt am Main:
Bevor es in die Niederlande ging, freuten wir uns auf den ersten Stopp in Köln.
Köln: „Mer losse d’s Kölsch en Kölle“
Meine Begleitung ist nicht gut zu Fuß unterwegs, da hatte es sich angeboten, die Stadt mit einer Rikscha zu erkunden. Ich wählte dort das örtliche Unternehmen Rikscha 4U, und machte einen Zeitpunkt der Abholung aus. Wir waren pünktlich, nur das Fahrradtaxi nicht. Die Fahrerin hatte unser Schiff gesucht und nicht gefunden, anscheinend buchen wenig Kreuzfahrt-Passagiere so etwas auf eigene Faust, und der Anlegeplatz war ihr nicht bekannt.
Warten und Frieren waren aber schnell vergessen, als die Fahrt begonnen hatte. Obwohl das Wetter nicht zu einer Traumtour eingeladen hatte:
Die nette und sympathische Stadtführerin zeigte uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt, und erklärte darüber einiges.
Wir starteten im rechtsrheinischen Deutz, der Stadtteil gilt bei Einheimischen als die Schäl Sick (die falsche Seite des Rheins). Trotzdem besuchen bei gutem Wetter diese gerne das Rheinufer dort, um das Altstadt-Panorama auf der gegenüber liegenden richtigen Seite zu sehen, so wie hier bei uns:
Heinzelmännchen
Danach ging es über die Severinsbrücke zu den Heinzelmännchen auf der anderen Seite:
„Heimlich bei Nacht, wenn alles schlief, verrichteten sie die Arbeit, denn sie wollten unerkannt bleiben“.
Was für ein Traum, ich würde die Truppe sofort einstellen. Sie tun ihre Arbeit und sind ruhig dabei, so muss das sein.
Diese Dame war Schneiders Weib:
Ich nahm ihr die Erbsen ab, damit es ewig so weitergeht.
Das hatte nichts genutzt. Aus der Traum, ich war schnell wieder in der Realität angekommen. Der letzte Satz des Märchens passt zum Seuchenjahr 2021: Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!
Tünnes und Schäl
Ausgeträumt ging es anschließend zum Tünnes:
und seinem Freund Schäl:
Die beiden sind zwei legendäre Figuren aus dem Hänneschen-Puppentheater der Stadt. Obwohl sie es in der Realität nie gegeben hat, werden sie trotzdem zu den kölschen Originalen gezählt.
Das war uns genug zum Anschauen, und wollten lieber passend zur Stadt noch ein Kölsch trinken, was problemlos gelungen war:
Danach ließen wir uns zum Schiff zurückfahren. Die Tour war klasse, ich kann Rikscha 4U in Köln nur empfehlen. Eine Kontaktadresse sollte bei Interesse leicht zu finden sein.
Ein toller Sonnenuntergang nach der Abfahrt beendete den schönen Tag in der Domstadt:
Amsterdam: „Die Sonn‘ erwacht, mit ihrer Gracht“
Während sich der Regierungssitz des Landes sowie die Königsresidenz im sechzig Kilometer entfernten Den Haag befinden, ist Amsterdam seit 1983 die Hauptstadt der Niederlande.
Die Anlegestellen der Kreuzfahrtschiffe dort sind meist in Bahnhofsnähe:
und somit nahe der Innenstadt:
Grachten
Ich begann meine Erkundungen, wie immer dort, mit einem Grachten-Sightseeing. Die Kanäle sind charakteristisch für die Stadt:
Die Metropole liegt unterhalb des Meeresspiegels, befindet sich aber wegen seines Kanalsystems und der Stützholzpfähle über dem Wasser:
Anne-Frank-Haus
Ich erreichte das Anne-Frank-Haus, ohne eine Hoffnung zu haben, dort ein Ticket zu ergattern. So war es auch. Der Besuch muss im Vorfeld online gebucht werden, und an diesem Tag war das Limit bereits erreicht.
Um die Ecke gibt es ein Café. Von dort aus kann man wenigstens von einem Innenhof aus das Hinterhaus sehen:
Besser als nichts, und mir vorgenommen, das nächste Mal im Vorfeld eine Einlasskarte zu erwerben. Dass dies schneller als gedacht gekommen war, ahnte ich da noch nicht. Später mehr dazu.
Marken
Da ich schon oft in Amsterdam war, und etwas Neues kennenlernen wollte, buchte ich für den Nachmittag den vom Schiff aus angebotene Ausflug: „Nordholland mit Besuch von Volendam und Fahrt über das Markermeer nach Marken“, beide Orte kannte ich dort nicht. Wir starteten entgegen der Ausschreibung in Marken, eine Insel im Markermeer. Sie ist seit dem Jahr 1957 über einen Deich mit dem Festland verbunden. Mein erster Eindruck war, dass es ländlich aussieht:
Mein zweiter, dass Bergsteigstiefel nicht benötigt werden:
Da Marken früher regelmäßig überströmt wurde, bauten die Bewohner ihre Häuser auf Erdhügeln und später auf Pfählen:
Am schönsten war es dort am historischen Hafen, mit seiner maritimen Stimmung:
Vor Corona war der Tourismus und das Reisen eine wichtige Einnahmequelle für das ehemalige Fischerdorf auf der Insel. Mehr als eine Million Besucher schauten sich in einem Jahr den Ort an. Die Bewohner haben allerdings wenig von den Einnahmen, da die Souvenir-Geschäfte fast nur von Auswärtigen betrieben werden:
Ohne Tourismus oder Reisen wäre heute Marken keine Insel mehr, aber nicht wegen Corona. Es war geplant, das Atoll mit je einem Deich im Süden und im Norden mit dem Festland zu verbinden. Die entstandene Bucht sollte trockengelegt werden, um Land zu gewinnen. Die Einnahmen der Besucher hatten aber die Entscheidungsträger bewogen, die Insel eine Insel sein zu lassen. Hoffen wir, dass in bewegenden Zeiten wie jetzt die Vernunft gewahrt wird, und das Projekt in der Schreibtisch-Schublade bleibt, damit weiterhin so schöne Momente möglich sind:
Eigennützig auch für mich:
Die Blicke von dort aus auf die spiegelnden Häuschen und Boote waren klasse:
Volendam
Ich wäre gerne viel länger auf dem Kleinod geblieben, aber der Nachteil von geführten Ausflügen ist oft, dass man keinen individuellen Zeitplan hat. So hatten wir diese Fähre genommen, um nach Volendam zu fahren:
und dabei schöne Blicke auf das Markermeer erhascht:
Nach der Ankunft in Volendam, ein Ortsteil der Gemeinde Edam, empfing uns dieser rüstige-bronzene Fischer, der wahrscheinlich immer dort sitzt:
Die Ortschaft wurde im 14. Jahrhundert gegründet und wurde zu einem beliebten Ort für Angler und Landwirte.
Das Zentrum sah nett aus, aus Zeitgründen keine Einkehr dort:
Auch dort gibt es Grachten, wir waren ja schließlich in den Niederlanden:
Nach einem letzten Blick auf den Hafen:
verabschiedeten wir uns von der Stadt. Der Ausflug war kurzweilig und gelungen.
Enkhuizen: „Über zwei Brücken muss ich gehen“
Unser nächstes Ziel auf meinen Reisen im Corona-Herbst 2021 war Enkhuizen, eine Gemeinde im Norden der niederländischen Provinz Nordholland. Sie liegt im westlichen Teil des Ijsselmeeres. Dort war es selbst am Morgen um halb elf noch nebelig:
Später wurde es klarer, und wir passierten einen Kanal:
der über einer Autobahn verlief, was recht kurios ausgesehen hatte:
Die Stadt Enkhuizen hatte am Ende ihrer Blütezeit im Jahr 1652 über 25 000 Bewohner und galt somit als Großstadt. Durch die zunehmende Handelskonkurrenz im In- und Ausland wurde sie danach eine tote Stadt.
Heute lebt sie von Gartenbau und Tourismus.
Ich lief etwas am Hafen entlang:
bevor ich das nahe am Hafen gelegene Drommedaris erreichte. Das ist ein ehemaliges Wehrtor und war das Eingangs-Portal für die Innenstadt für mich:
Danach überquerte ich die gleichnamige Drommedaris Zugbrücke:
Sie ist ein Nationaldenkmal, die um 1900 verengt wurde. Und sie ermöglicht den Schiffen den Zugang zum alten Hafen:
wo sich die Altstadt wunderschön im Wasser spiegelte:
Über die Spoorstraat-Brug:
lief ich zu der Brouwerij de Werf. Die Brauerei war ein Jahr zuvor auf einer meiner Reisen mein Retter in der Not (es war kein Durst oder Corona …), obwohl ich außerhalb der Öffnungszeiten dort war. Ich sagte den Jungs damals zu, dass ich bei ihnen einkehren würde, wenn ich wieder im Ort bin. Versprochen ist versprochen:
und erzählte die Story dem Chef. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, fand es aber: A funny Story. Ich lobte ihn über seine Biere, die wunderbar und abwechslungsreich geschmeckt hatten. Der Geschmack war Welten von der Heineken-Plörre entfernt:
Glück kann man nicht kaufen, dafür aber Bier. Und das mache ich oft auf meinen Reisen, auch während der Corona-Seuche.
Kampen: „Am Koornmarkt vor dem Tore“
Weiter ging die Fahrt zu der Hansestadt Kampen, auch „Rotterdam des Mittelalters“ genannt. Zu der Zeit war die Stadt die Handelsmetropole des Landes, und größer und mächtiger als Amsterdam. Der Koornmarktspoort dient heute noch als Stadttor:
Dort findet man natürlich wieder die landestypischen Grachten:
Im Dorfkern liegt der Avenarius-Park:
benannt nach dem ersten Ehrenbürger der Stadt, dem Verleger Ferdinand Avenarius.
Es war nett dort spazieren zu gehen, mit tollen Wasser-Spiegelungen:
allerlei Tieren:
und auch etwas zum Nachdenken:
Deventer: „Die Stadt wo meine Waage stand“
Auch die Geschichte von Deventer ist schnell erzählt. Sie liegt in der Provinz Overijssel, und somit nicht in Holland, aber selbstverständlich in den Niederlanden.
Die Bergkirche in Deventer war ursprünglich eine romanische Kreuzbasilika, wird aber nun zu Tagungen und Ausstellungen genutzt:
Dagegen dient die Lebuinuskirche noch als Gotteshaus. Sie ist die Hauptkirche der Stadt und war eine der bedeutendsten Kirchen im mittelalterlichen Bistum Utrecht. Ich musste sie biegen, um sie auf das Bild komplett darauf zu bekommen:
Das neue Rathaus in Deventer, eröffnet im Jahr 2016, besteht aus dem historischen und der neuen Stadtverwaltung. Der Clou beim Neuen: Die Fenster des Gebäudes bilden ein Kunstwerk, als Vorlage dienten 2 264 Fingerabdrücke der Bewohner der Stadt, etwas weniger als ein Viertel der 10 000 Bewohner:
Das Museum De Waag ist eines der ältesten Gebäude in den Niederlanden. Es wurde 1528 als Wiegehaus erbaut, Händler ließen dort ihre Waren von Kalibriermeistern überprüfen. 1915 wurde es zum Museum:
Als schöner Tages-Abschluss konnte ich den klasse Sonnenuntergang von Bord aus genießen:
Zutphen: „Es war ’ne kurze Zeit“
Wir erreichten Zutphen, eine frühere Hansestadt. Sie passt zu mir: Schon im Mittelalter war sie bekannt als eigenwillig und originell. Sie wird weich ausgesprochen Sütfen, und nicht wie oft vermutet im harten Deutsch Tsuttphen. Seit dem 23. August 1944 hat sie den Titel „Heißester Ort der Niederlande“ mit damals gemessenen 38,6 Grad.
Am Morgen angekommen war dort eine wunderbare nebelige Stimmung:
Die Walburgiskerk ist die Hauptkirche der Stadt. Der älteste Teil vom Gotteshaus stammt aus dem 11. Jahrhundert, seit dem 16. Jahrhundert hat die Kirche ihr heutiges Aussehen:
Zutphen wird auch die Stadt der markanten Türme genannt. Es gibt mehrere großen Türme wie der Wijnhuistoren:
Im Weinhausturm war ab 1642 die Stadtwaage, eine Herberge, die Stadtwache und ein Weinhaus untergebracht. Heute sind dort noch das Wijnhuis, eine Wein-Probierstube und mehrere Restaurants untergebracht.
Es gibt in Zutphen aber auch viele kleinere Türme, wie der „Lange Zinni in Zutphen“:
Als Verteidigung wurde an den Ufern des Flusses IJssel diese Kanone errichtet, aus Angst vor den Burgundern:
Ein strahlender Sonnenuntergang beendete den schönen Tag:
Koblenz: „Es gibt ein Bier in Koblenz“
Koblenz sollte die in den vergangenen Jahren die meistbesuchte Stadt von mir sein, durch die vielen Reisen zum Rhein mit einer Kreuzfahrt, das war unter Corona machbar. Fast jedes Schiff, das da vorbeifährt, legt in der Regel auch dort an. Somit kenne ich die Stadt in und auswendig. Wahrscheinlich ist das etwas übertrieben, das mache ich oft. Bei mir darf es keine Buchstabensuppe sein, es muss der Wörtersee sein.
Auf der Festung Ehrenbreitstein, die mit einer Seilbahn leicht vom Zentrum aus zu erreichen ist, war ich bereits zweimal. Dadurch reichte mir ein Blick darauf:
wie auch auf das deutsche Eck:
Das Brauhaus im Stadtkern ist gemütlich:
Dort löschte ich meinen Durst, und hatte zurück an Bord den schönen Sonnenuntergang nach der Abfahrt genossen:
Damals ahnte ich noch nicht, dass ich 55 Tage später wieder in der Stadt bin, und der folgende Besuch der Tiefpunkt meiner Reisen im Corona-Herbst 2021 wurde. Fortsetzung folgt.
Zurück in Frankfurt am Main beendeten wir die schöne Fahrt, die größtenteils durch die Niederlande ging. Ich sah vieles Neues und Interessantes, wie so oft auf meinen Reisen, auch zu Zeiten von Corona. Schade war, dass bei einigen Zielen die Zeit vor Ort etwas kurz war, aber ich kann auch verstehen, dass die Passagiere, die das erste Mal in den Niederlanden sind, den Schwerpunkt auf Amsterdam und Rotterdam legen wollen.
Riesenrad: Die Rassel – Weinprobe auf dem Riesenrad
Riesenrad: „Trink, Trink, Zinnilein, Trink“
Vor Corona Zeiten war der Hochheimer Markt, der seit dem Jahr 1484 ein Jahrmarkt und Volksfest zugleich ist, einer der größten Jahrmärkte in Deutschland mit bis zu 600 000 Besuchern an den vier Markttagen. Er wird direkt vor meinem Wohnzimmer abgehalten, was zu kurzen Wegen bei den Besuchen, aber auch zu viel Lärm und Einschränkungen bei mir führt. Jahrzehnte war ich dem Trubel entgangen. Ich war oft auf Reisen während dieser Tage, das ist in Coronazeiten nicht nötig, er wurde 2020 und 2021 abgesagt.
Als kleinere Alternative wurde im Jahr 2021 ein Herbstmarkt abgehalten, mit viel weniger Ständen und Besuchern. Das Riesenrad wurde trotzdem aufgebaut:
Dort wurden am Tag vor dem Beginn des Marktes drei Weinproben im stündlichen Abstand mit unterschiedlichen Winzern organisiert. Ich wählte bewusst den ersten am späten Nachmittag, da es bei dem Start noch hell war, und der Sonnenuntergang während der Fahrt inkludiert war.
Am Mittag gab es einen Sturm, es war sehr windig und ungemütlich. Eine Nachfrage bei den Betreibern hatte aber ergeben, dass ich mir keine Sorge machen soll, wir würden auf jeden Fall fahren.
Später vor Ort war ich über die geringe Anzahl der wartenden Mitfahrer überrascht, da die beiden anderen Fahrten ausgebucht waren. Letztlich waren wir nur achtzehn Gäste auf dem Rad, wir hatten mehr Platz als ein Kamel in der Wüste. Vielleicht stornierten auch einige wegen des Wetters, selbst schuld.
Ich hatte eine Kabine für mich:
aber auch Nachbarn in der nächsten Gondel, mit denen ich mich prächtig unterhalten hatte:
Leider bin ich kein Actionheld, und wagte mich nicht über die Streben zu denen. Ich denke, das wäre den Verantwortlichen auch nicht recht gewesen.
Ausblicke
Die Ausblicke waren grandios, wie hier auf die Stadt Hochheim:
Eines der Hochheimer Wahrzeichen, der Wasserturm, war gut zu erkennen:
Auf diesem Gelände findet üblich der Markt statt:
wie auch auf der anderen Seite:
Der Höhepunkt der Aussichten war der Blick auf die Häuser, wo die Prominenz der Stadt wohnt. Insbesondere das Haus links auf dem Bild:
Sonnenuntergang
Der beginnende Sonnenuntergang sorgte für eine tolle Stimmung beim Testen der Weine:
und ich war rundherum zufrieden:
Zumal großzügig Wein nachgeschenkt wurde, und der Gastgeber Michael Hück vieles interessantes über seinen Wein zu erzählen hatte:
Die nachfolgenden Gäste der nächsten beiden Fahrten hatten nicht so viel Glück. Es war dunkel und wenig zu sehen, und es war bitterkalt. Mir dagegen hatte es wunderbar gefallen. Das war jetzt nicht eine typische Zinni-auf-Reisen zu Zeiten von Corona, ich hoffe, es hat trotzdem gefallen.
Fulda: Die Flöte – Auf Verwandtschaft-Suche in Fulda. Die Dritte meiner Reisen im Corona Herbst 2021
Fulda: „Ich brau dir ein Schloss“
2021 geht bei mir auch als das Jahr der Verwandtschaft-Suche ein. Ich hatte welche auf Helgoland und in Fulda. Wie sie noch gelebt hatten, war ich nie dort.
Die Suche auf Helgoland war im September erfolgreich bei einem Stopp auf dem Weg nach Island:
Ich hoffte ähnliches auch in Fulda zu erleben, und sie zudem als die schönste Stadt Hessens gilt.
Wie fast immer bei mir lief es nicht wie geplant. Ich wollte mit der S-Bahn von meinem Heimatort Hochheim nach Frankfurt am Main fahren, die reguläre Fahrzeit ist eine halbe Stunde. Aber bereits nach einer Station war Schluss mit Lustig. Der Zug war so faul wie ich nach einem Umtrunk, und blieb stehen. Wir warteten minutenlang, ohne, dass etwas passierte. Minuten danach gab es eine nuschelnde Ansage, die niemand verstanden hatte. Das wurde dem Zugführer anscheinend mitgeteilt, denn etwas später war mit viel Mühe zu verstehen, dass der Stopp wegen einer Gleisstörung mindestens drei Stunden dauern würde. Bei der Bahn hat man öfter vorhersehbare Unvorhersehbarkeiten.
Nun gab es für mich zwei Alternativen: Zurück zu Fuß zu meiner Wohnung (leicht machbar) ohne Fulda zu sehen, oder das einzige Taxi zu nehmen, dass am Bahnhof stand. Spontan entschied ich mich für das Zweite, und war überrascht, dass niemand außer mir auf diese Idee gekommen war. Ich hätte (auch aus Kostengründen) die Fahrt mit anderen Passagieren geteilt, auf dem Weg zum Taxistand war aber niemand. Kurz nachdem wir abgefahren waren, ging bei dem Fahrer ein Anruf nach dem anderen von Fahrgästen ein, die dringend nach Frankfurt am Main müssen. Pech gehabt, das nächste Mal impulsiver handeln, liebe Mitreisende.
Endlich wurde ich befördert, mein berufliches Ziel war erreicht. Trotzdem verpasste ich meinen gebuchten Zug im Frankfurter Hauptbahnhof und wurde bei der Wartezeit auf den nächsten doppelt gedemütigt: Die einzige gefundene Bier-Bar im Bahnhof war geprägt mit Utensilien meines ewigen Fußball-Feindes, und die Zapfanlage war defekt. Ich bat um Verständnis, dass ich mein Getränk in der benachbarten Döner-Bude eingenommen hatte.
In Fulda angekommen, wurde es nicht besser. Gebucht war ein Zimmer zum Innenhof im Hotel Fulda Mitte, da die Zimmer zur belebten Hauptstraße laut sein können. Ein paar Tage vorher gab es bei mir kurzfristig familiäre Probleme, und musste das Zimmer stornieren. Die Problematik war schneller als gedacht gelöst, und buchte wieder das Hotel. Aber nun war die Innenhof-Kategorie nicht mehr verfügbar. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass in dieser kurzen Zeit mir jemand das Zimmer weggeschnappt hatte. Meine Vermutung war eher ein IT-Problem (was es im Nachhinein sehr wahrscheinlich auch war), und ich buchte eine höherwertige Suite zur Hauptstraße. Ich schrieb dem Hotel, dass ich trotzdem Richtung Innenhof schlafen möchte, wenn dies nicht möglich sei, sollten sie mich bitte informieren.
Vor Ort wurde dies ignoriert. Ich könnte keinen Preisabschlag bekommen, den ich nie verlangt hatte, und die IT würde eine solche Lösung nicht zulassen. „Ich muss die gebuchte Suite nehmen“. Solche Sätze höre ich gerne, denn müssen tue ich gar nichts. Ich stornierte mündlich die Buchung, und ging wieder. Nach ein paar Meter war mir eingefallen, dass es vielleicht besser sei, bei dem Chaos-Laden eine Bestätigung in der Hand zu haben. Wieder im Hotel wurde mir mitgeteilt, dass die EDV so etwas nicht vorgesehen hat. Ich war mir vorgekommen wie in Absurdien.
Ich bin ja bald in Rente, vielleicht sollte ich den Computer-Entwicklern dort Nachhilfestunden geben. Dann mischte sich in den Pulk der Beschäftigten jemand mit Fachwissen ein, und plötzlich lief es wie von mir gewünscht. Die Hardware des Hauses war in Ordnung, aber Software und Herz und Seele fehlten, in vielen Belangen. Der Architekt der Bar hat in seinem Leben wohl noch nie in einer gesessen … Oder auch: Wie sagt der Hesse, wenn er aus dem Kino kommt: Das war Blade!
Auf den Schreck musste ich erst einmal ein Bier trinken. Im nahe gelegenen Hohmanns Brauhaus war es überhaupt nicht blöd, sondern in der Braustube gemütlich, mit dem Blick auf den Braukessel. Das Bier und das deftige Biergulasch schmeckten, und meine Tischnachbarn waren sympathisch, wir hatten schöne Gespräche. Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen zum Frühstück dort, was auch sehr zu empfehlen ist. Mir gefällt diese Wort-Kombination überhaupt nicht, aber dort „stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis“.
Stadtschloss
Am nächsten Morgen wurde es endlich Zeit, die Stadt zu erkunden. Mein erster Anlaufpunkt war das Stadtschloss. Das barocke Gebäude wurde von 1706 bis 1714 als Residenz der Fuldaer Fürst-Äbte erbaut:
Ein noch erhaltener Raum ist der Kaisersaal. Dort sind zeitweise Ausstellungen der Städtischen Galerie zu sehen:
Der ehemalige Ankleideraum des Fürstabtes ist mit hunderten kleiner und großer Spiegel ausgestattet, kein Wunder, dass sich der Raum Spiegelsaal nennt:
Die verschiedenen Klasseneinteilungen bei Airlines wurden hier im Schloss erfunden. Das Volk sitzt in der Economy-Klasse:
Der Mittelstand in der Business-Klasse:
und der Adel in der ersten Klasse:
Schlossgarten
Der Besuch vom Schloss war interessant und das Personal war nett und auskunftsbereit, es war eine kurzweilige Zeit dort. Auch danach im Schlossgarten, der grünen Oase im Herzen der Stadt:
Auch wenn sich anscheinend niemand um das Laub kümmerte. Fulda im Herbst: Nobody kehrs.
Vielleicht wird das Laub auch für das jährliche Blätterteig-Fest gesammelt.
Die Innenstadt war nichts für mich:
so musste ich eine Lokalität außerhalb suchen, wo ich meinen Durst löschen kann.
Wiesenmühle
Elefanten können Wasser aus bis zu fünf Kilometer riechen. Das kann ich mit Bier. Dafür habe ich eine gute Nase, und wie dort das Lokal Wiesenmühle gefunden:
Das Personal war gut gelaunt und freundlich dort. Auch wenn der Mann hinter der Theke seinen ersten Arbeitstag seit ein paar Wochen hatte, ich wäre darauf mies. Das Lokal ist gemütlich eingerichtet, und das Bier schmeckte:
Ich hatte Erfolg bei meiner Suche nach meiner Sippschaft. Mein Verwandter war Schreiner, und mein Tresen-Nachbar hat noch einen Schrank von ihm in seiner Wohnung. Er erzählte mir einiges über ihn, und die Schwester lebt noch. Da sie aber geheiratet hat, wusste er ihren jetzigen Namen nicht. Das war mir egal, ich war erfolgreich, und das Wissen hatte mir gereicht. Da die Schreinerei nicht mehr steht, hätte es auch wenig gebracht, dort hinzufahren.
Der Name Wiesenmühle ist Programm, die Lokalität hat noch eine Mühle im Betrieb, die mit 6,50 Meter Breite und einer Masse von 55 Tonnen über das größte Mühlrad Europas verfügt:
Der Spaziergang in den Fulda-Auen, die direkt an der Mühle liegen, machte Spaß:
Das war Natur pur:
Die Gegend fand ich klasse:
und hätte auch in Kanada oder anderen nördlichen Gegenden sein können:
Brauereigaststätte Felsenkeller Hochstift
Den Abend verbrachte ich in der Brauereigaststätte Felsenkeller Hochstift, ein gemütliches Lokal mit Bier aus der benachbarten Brauerei:
Die Speisen lagen mir nicht, und viel Essen war noch nie meine Stärke, aber Bier kann ich. Es war trotzdem ein schöner Abend.
Am nächsten Morgen fuhr ich zufrieden wieder nach Hause. Die Fahrt war toll, die Stadt hatte mir gefallen, und die Suche nach meiner Verwandtschaft war erfolgreich. Was will man mehr?
A-Rosa: Das Akkordeon – Mit der MS A-ROSA Flora unterwegs auf dem Rhein
Köln: „Kölsch her, Kölsch her, oder ich fall um“
Meine letzte Fahrt mit der einem Schiff von A-ROSA war vor vierzehn Jahren. Damals hatte mir es gefallen. Mich schreckte aber das später eingeführte Basis-Konzept an, Flusskreuzfahrten nur mit Übernachtung und Frühstück. Das erschien mir zu vieler Unruhe bei dem Service, welcher Passagier denn was gebucht hat. Das gilt aber nur auf ausgewählten Touren, und nicht auf meiner ausgesuchten Kreuzfahrt. So buchte ich erneut eine Fahrt zu den Niederlanden. Von Rotterdam aus hatte ich vor, die Stadt Gouda zu besuchen, und in Amsterdam endlich einmal das Anne-Frank-Haus und die Nachbarstadt Haarlem.
Am 17. November 2021 ging die Kreuzfahrt los. Ich fuhr mit dem Zug nach Köln, und hatte noch ausreichend Zeit bis zum Check-in. Diese nutzte ich zum Besuch des Brauhauses Im Gaffel am Dom. Dort war ich über die Bedienung entsetzt: Der Köbes war weder einer, der sich als König des Brauhauses fühlt, noch unfreundlich, pampig oder gar menschenverachtend. Er war ein guter Gastgeber, und nicht einer, bei dem jegliche Reaktion eines Gastes verkehrt ist. Geht doch. Dieses bewusste mürrische Spiel benötigt doch kein Mensch, wie ich es sonst mit ungeschultem Personal in der Kunst der Kunde-ist-König-Bedienung schon in der Stadt erlebt hatte, a la Wat, noch ene Schnaps? Bei dingem rude Kopp?
Genützt hat die Freundlichkeit nichts, ich war fast der einzige Gast im riesigen Brauhaus. Corona lässt grüßen auf meinen Reisen im Jahr 2021:
Es wurde Zeit, zum Schiff zu gehen. Als ich am Bahnhof vorbeilief, fuhr zum gleichen Zeitpunkt der Shuttle-Bus der Reederei zum Schiff ab. Der Weg war so gering, ich war schneller zu Fuß dort …
Dort bezog ich meine Kabine, die mehr als ausreichend für mich war:
Ich lief etwas herum, unter anderem zum Oberdeck. Der Pool dort war geheizt, ich war trotzdem nie drin:
Überrascht war ich über den Salon. Zum ersten Mal bei einem Fluss-Kreuzfahrtschiff reichte der Platz nicht für alle anwesenden Passagiere. Ob das am Fast-all-inklusive System lag, dem guten Entertainer, oder eine Kundschaft, die jünger als sonst auf meinen Touren war, weiß ich nicht. Verdurstet war ich trotzdem nie.
Rotterdam: „Traum von Rotterdam“
Wir fuhren Richtung Rotterdam. Dort angekommen sah ich ein mir bekanntes Schiff, die MS Viva Tiara:
Da ahnte ich noch nicht, dass ich zwei Wochen später dort erneut ein Passagier sein werde.
Danach legten wir in Rotterdam an, in den westlichen Niederlanden in der Provinz Südholland an der Mündung des Rheins in die Nordsee gelegen:
Markthalle
Die Markthalle dort ist ein Pflichtbesuch, wenn man vor Ort ist:
Sie ist eine Kombination aus Markthalle, Wohnungen, Lokale und Shopping-Center, und wurde im Jahr 2014 fertiggestellt. Königin Maxima eröffnete den ersten komplett überdachten Lebensmittelmarkt des Landes.
Das Gebäude ähnelt einem Flugzeughangar:
Unter Einheimischen wird sie de Koopboog, der Einkaufsbogen, genannt. Ich war vor vier Jahren schon einmal dort und buchte einen kulinarischen Ausflug dorthin, mit vielen Proben von lokalen Produkten. Ich wollte die Stände, wo wir damals waren erneut besuchen, fand aber keinen mehr davon. Mein Eindruck war, dass es mehr und mehr nun Billigläden gibt, ohne einen landesbezogenen Bezug.
Ich wäre froh, wenn ich mich täusche, befürchte es aber eher nicht. Denn es gibt Nachteile für die Pächter: Die Stände müssen täglich von morgens bis abends geöffnet sein, die Mietpreise sind hoch, und nicht jeder Händler will nur seinen Stand im Inneren haben.
Hoffen wir mal, dass in der Zukunft nicht alles dort nur Käse ist:
Die Attribute der Stadt sind Kreativität und Dynamik, wie hier das Kubus-Würfel-Hostel:
Und ausgefallenes, wie im Naturhistorischen Museum: Dort werden ausgestopfte Tiere ausgestellt, die unter besonderen Umständen zu Tode gekommen sind. Das Haus wurde dadurch zum Publikumsliebling.
Generell erscheint mir das Wohnen in der Stadt angenehm, hatte aber nur einen kleinen Ausschnitt gesehen:
Oude Haven
Der Oude Haven wurde 1325 gebaut und ist der älteste Hafen in Rotterdam. Heute lädt dieser belebte Ort zu gemütlichen Augenblicken auf einer der Café-Terrassen ein. Das in den Jahren 1897 und 1898 erbaute elfstöckige Witte Huis (weiße Haus) ist dort das einzige Überbleibsel aus der Vorkriegszeit und der erste Wolkenkratzer der Niederlande:
Der Besuch von Gouda wurde mir von der Touristen-Information eher abgeraten. Ich dachte, es wäre dort ähnlich wie in Edam (eine tolle Stadt), ist aber anscheinend nicht zu vergleichen. Da ich in den Niederlanden war, sollte ich mir lieber eine Windmühle anschauen.
De Distilleerketel
Die De Distilleerketel liegt nicht im Zentrum, ist aber noch gut zu Fuß zu erreichen:
Auch die Umgebung der Mühle ist interessant anzuschauen. Der Delfshaven wurde zuvor für den Fischfang, Walfang und Schiffbau benutzt:
Heute ist er der letzte verbliebene Ort in der Stadt, in der das alte Holland noch lebt:
Stadsbrouwerij De Pelgrim“
Und die „Stadsbrouwerij De Pelgrim“, die einzige städtische Brauerei der Stadt, ist in diesem Viertel sehr zu empfehlen. Die Bier-Auswahl las sich schon einmal vielversprechend an:
und was serviert wurde, schmeckte:
Ich lief zurück zum Schiff, und hatte erneut Durst. Ein Jahr zuvor war ich in der „Palmboompjes Pop-up Bar“, die direkt an der Schiffsanlegestelle liegt. Sie war absolut hip:
Das war klasse dort, und es war viel los. Mein Bild oben wird von den Verantwortlichen heute noch (und nicht mit mir abgesprochen) auf der Website benutzt, obwohl das Lokal mittlerweile geschlossen ist:
Das war zuerst auch so geplant, wie der Name pop-up auch sagt. Aber die Inhaber wollten das Unternehmen länger öffnen als sie konnten, Corona hatte das aber nicht zugelassen, so war das Lokal auf meiner Reise geschlossen.
So setzte ich mich auf das Oberdeck der A-ROSA Flora, und trank mein Bier dort nach dem Motto:
A white beer a day takes the doctor away
und schaute auf den Hafen dabei:
Rotterdam ist cool, die internationale Metropole gefällt mir.
Amsterdam: „Dutch Haarlem“
Am nächsten Morgen erreichten wir den Hafen von Amsterdam:
und legten dort wie immer innenstadtnahe an:
Anne-Frank-Haus
Dieses Mal hatte ich ein Ticket für das Anne-Frank-Haus für den Vormittag online erworben, und machte mich zu Fuß auf den Weg dorthin.
Ich war wieder an Grachten vorbeigekommen:
Nur in ein solches ein Ausflugsboot würden mich keine hundert Pferde hineinbekommen:
Da im Vorfeld gebucht, konnte ich ohne mich anzustellen umgehend das Anne-Frank-Haus betreten:
Dort versteckte sich Anne Frank vor den Nazis, und schrieb ihr berühmtes Tagebuch. Man erfährt dort viel über den Lebenslauf eines gewöhnlichen Mädchens in außergewöhnlichen Umständen. Das Haus ist didaktisch gut aufgebaut, und gleichzeitig interessant und doch beklemmend.
Es gilt dort ein Fotografie-Verbot (das von anderen Besuchern nicht immer eingehalten wurde), von mir gibt es keine Bilder.
Nach der Besichtigung ging ich wieder in das aus dem Vorbesuch bekannte Café um die Ecke, und bestellte mir einen Paar-Bier-Eimer:
und nahm mir danach ein Fahrrad:
Houseboat-Museum
Ich fuhr zum nahegelegenen Houseboat-Museum, das sich auf dem ehemaligen Frachtschiff Hendrika Maria befindet:
Das Boot wurde im Jahr 1914 gebaut. Im ehemaligen Frachtraum befindet sich der Wohnraum:
und der Schlafraum:
Der Initiator Vincent van Loon eröffnete das Museum, sodass die Öffentlichkeit nun die Möglichkeit hat, zu sehen, wie man auf einem Hausboot lebt, was die Probleme sind und wie warm/kalt/hell/dunkel solch ein Leben ist. Mir hatte es gefallen, was etwas Neues für mich, informativ, und die Crew war sehr freundlich.
Meine nächste Erfahrung war, wie es sich in einem Fahrrad-Land lebt. Am Bahnhof werden tausende davon abgestellt, ein Wunder wie jeder das Richtige nach der Rückkehr findet:
Haarlem
Haarlem ist kein Stadtteil von New York, sondern eine Stadt in der Provinz Nordholland. Bislang hatte ich nur Gutes darüber gelesen, sie wäre ein echter Geheimtipp. Mit der Bahn ist sie aus leicht und schnell zu erreichen, die Anreise kann nicht einfacher sein. Vom Hauptbahnhof Amsterdam fahren circa alle zehn Minuten Züge zum Bahnhof Haarlem. Von dort aus lief ich in die Innenstadt, und war nicht gerade überraschend für mich an Grachten vorbeigekommen:
Das größte Gotteshaus der Stadt ist die Grote Kerk genannte St.-Bavo-Kirche. 1578 wurde an dieser Kirche die Reformation eingeführt, heute ist sie eine evangelisch-unierte Pfarrkirche. Sie war mein erstes Ziel in Haarlem:
Ich schaute eindrucksvoll auf die beiden Türme, denn mein Plan war, von oben die Aussicht zu genießen. Das Wetter dazu passte:
Es gibt Zeitfenster für die Besteigung, bei dem erst möglichen nach meinem Eintritt in das Gotteshaus war ich der einzige, der die 275 Stufen bewältigten wollte:
Ich war an den Glocken vorbeigekommen, und froh zu einer Zeit da zu sein, wo sie nicht geläutet hatten:
Und in der Tat war der Ausblick grandios, die Mühe hatte sich gelohnt:
Anschließend spazierte ich zum Marktplatz:
und kehrte in der Zini-Bar ein, ein Muss bei dem Namen:
Langsam wurde es dunkel, und die Lichter der Stadt spiegelten sich schön in den Grachten:
Eine einfache Formel: Haarlem = Amsterdam um das Sechsfache verkleinern und die Anzahl der Touristen durch Zehn teilen. Herrlich.
Die Hauptverkehrs-Straßen Richtung Bahnhof waren dort bereits Mitte November auf Weihnachten eingestellt:
Haarlem ist eine wirklich tolle Stadt, und bei meinem nächsten Besuch von Amsterdam bin ich wieder dort.
Ich habe noch längst nicht alles gesehen. Die Stadt hat eine einzigartige Mischung aus Flair und Tradition, und die Gewissheit, dass die Welt noch nicht komplett von den Big Playern kontrolliert wird.
Nachdem ich mich von Amsterdam verabschiedet hatte, war mein kurzer Ausflug auch schon wieder beendet:
Ich empfand die Fahrt klasse, und hoffe, nicht wieder vierzehn Jahre auf eine Kreuzfahrt mit der A-ROSA warten zu müssen.
Tiara: Die Trompete – Mit der MS VIVA TIARA zum Rheinland. Die letzte meiner Reisen im Corona-Herbst 2021
Koblenz: „Es gibt kein Bier in Koblenz“
Das Rheinland anstatt Antarktis, noch zwei Wochen vor der Reise Anfang Dezember hätte ich diese Änderung meiner Reisen trotz Zeiten von Corona nicht gedacht. Da war ich noch auf der HANSEATIC inspiration auf einer Kreuzfahrt in der Antarktis gebucht. Eine Woche vor dem Abflug hatte ich aber so große private Probleme, sodass ich mit schwerem Herzen die Reise absagen musste. Ich sparte zwar viel Geld dadurch, weil ich unbezahlten Urlaub im Corona-Herbst 2021 dafür beantragt hatte, plus die Kosten der Reise selbst. Ich war aber trotzdem traurig darüber. Egal, eine Ruhe hätte ich nicht gefunden, und das Ziel läuft ja nicht weg.
Den letzten bezahlten Urlaubstag im Jahr 2021 wollte ich trotzdem ausnutzen, und buchte eine viertägige Fluss-Kreuzfahrt mit der MS VIVA Tiara zum Rheinland. Auch weil Königswinter angelaufen wurde, ein neues Ziel für mich.
Der Startpunkt war am 3. Dezember 2021 in Düsseldorf, wo ich angenehm und schnell von meinem Heimatort aus mit der Bahn war. Es war noch genug Zeit bis zur Abfahrt, und lief wie bereits zweimal vorher bei einer Kreuzfahrt vom Bahnhof zu der Brauerei Schumacher, auf halbem Weg zum Rhein gelegen. Es war dort so angenehm wie immer. Ein Matrose hat in jedem Hafen seine Braut, ich meine Kneipe.
Die magischen drei Worte „Noch ein Bier“ sind dort nicht nötig:
Der Köbes bringt, wie in der Stadt üblich, solange ein neues Bier, bis man abwinkt.
MS VIVA TIARA
Danach fuhr ich zum Schiff, und bezog meine Kabine:
und schon ging es anschließend Richtung Koblenz.
Viva hat im Gegensatz zu A-ROSA ein echtes all-inclusive. Dort ist wirklich alles inbegriffen, selbst Champagner:
Der Salon ist nett eingerichtet, da lässt es sich angenehm aushalten:
Koblenz
Wie so oft, nach einem Höhepunkt kommt ein Loch und Tiefpunkt, wie auch dort. Wir lagen vor Koblenz, und hatten schlechtes Wetter an Bord:
Gegenüber dem Schiff liegt das preußische Regierungsgebäude. Es war der Sitz der preußischen Regierung für den Regierungsbezirk Koblenz:
und in der Nähe das Sandsteinrelief Die gute alte Zeit:
der ich später auch nachweinte.
Das war es schon mit den gesehenen Sehenswürdigkeiten, bei dem Wetter machte es keinen Spaß herumzulaufen. Mein Plan war, das Weindorf zu besuchen, ein dörflich gestalteter Gastronomiebetrieb.
Aber ab dem Tag meines Besuches gab es in Rheinland-Pfalz die 2G+ Lösung, also vollständig geimpfte (oder genesen) plus ein Test. Geschützt war ich, und eine Überprüfung wollte ich mir an Bord geben lassen, die hatten aber nicht die Mittel, um dieses zu bestätigen. In der Stadt gab es nicht viele Alternativen, vor dem Prüfzentrum in der Innenstadt standen ganz grob geschätzt 578 Personen an. Für die zwei Bier, die ich trinken wollte, war es keine Alternative, mich da anzustellen. Mir hatten die Gastronomie-Betreiber leidgetan, an einem Adventswochenende und Weihnachtsmarkt-Zeit waren alle Betriebe verwaist. Schade. Es blieben nur die Alternativen „Zinni: Wir fahr’n nach Lodz“, oder „Koblenz: Das Schweigen der Kenner“.
Mit einem Blick auf die Festung Ehrenbreitstein:
verabschiedete ich mich von der Stadt, und konnte danach an Bord die verpassten Getränke nachholen. Die Crew hatte sich einiges einfallen lassen, um uns Passagiere zu verwöhnen. Wie hier diese Glühwein-Aktion:
und dabei auf den Rhein zu schauen:
Ich fühlte mich pudelwohl in Koblenz an Bord:
und nach diesem schönen Sonnenuntergang war das traurige Koblenz vergessen:
Königswinter: „Über sieben Gebirge musst du gehen“
In Königswinter war ich noch nie, und wusste auch nicht viel von der Stadt. Mit Schiff und Bahn war ich schon oft durch- oder vorbeigefahren, das war es. Das Schloss Drachenburg hatte mir gefallen, dort wollte ich hin, nachdem die MS VIVA TIARA dort angelegt hatte:
Da es für das Publikum erst um 11 Uhr öffnet, und wir viel früher in der Stadt angelegt hatten, lief ich zuerst etwas planlos herum. Unter anderem am Rathaus vorbei, das aus mehreren Gebäuden besteht:
Und an diesem aus dem Jahr 1748 stammende Wohnhaus:
Das schöne und liebevoll gepflegte Fachwerkgemäuer, hat Ende 2021 einen besonderen Blickfang bekommen, der Nachbarn wie Besucher begeistert. Und keine Angst, da wohnt keine Hexe drin …
Sea Life Aquarium
In dem Moment, wo das Sea Life Aquarium eröffnete, lief ich dort vorbei. Da keine Warteschlange war, entschloss ich kurzfristig das zu besuchen. Darin war ich schon ewig nicht mehr. Und bereits nach einigen Minuten hatte ich einen neuen Freund, ein Axolotl. Die stammen aus Mexiko, sind Amphibien, und bleiben im Larvenstadium. Einzelne verlorene Gliedmaßen wachsen einfach wieder nach. Das macht sie für die Forschung interessant, aber auch für mich. Ich empfand den Kerl klasse:
Die Anlage hatte mir gefallen. Es gab natürlich viel Fisch zu sehen:
auch Haie:
und ET. Auf dem Bild unten in der Mitte:
Drachenfels
Ich hätte länger bleiben können, hatte aber im Vorfeld mir ein Taxi zum Schloss bestellt. Für die vorhandene Freizeit vor Ort wäre es mit einem Auf- und Abstieg zu Fuß knapp geworden. An der Adresse des Unternehmens angekommen sah ich aber weder ein Taxi noch ein Büro. Nachdem ich mich telefonisch gemeldet hatte, war der Fahrer schnell da, woher auch immer. Das hatte ich so auch noch nicht gehabt.
Ganz nach oben zum Schloss durfte er nicht fahren, ich hatte die Qual und die Auswahl, welches Reittier ich für den Transport nehmen wollte:
Natürlich war ich gelaufen. Nur stand ich vor dem Schloss vor verschlossenen Gittern, und konnte das Gebäude nur sehr eingeschränkt sehen:
Entweder wurden die Öffnungszeiten nachträglich geändert, oder aber vermutlich war ich der Esel, und hatte falsch geschaut.
Das war aber nicht weiter tragisch, da es auf dem Drachenfels noch viel mehr zum Anschauen gibt. Zuerst den Blick auf das Schloss Drachenburg, dass ich besuchen wollte:
Es wurde von 1882 bis 1884 im Stil des Historismus als Wohnsitz für einen Finanzfachmann gebaut, der nie in dem Schloss wohnte. 1986 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Von 1995 bis 2010 wurde es in Anlehnung an den ursprünglichen Zustand restauriert.
Ich lief weiter bergauf, und sah in Beton eingelassene Anker:
Sie dienen der Burgruine Drachenfels auf der anderen Seite des Hügels gelegen gegen das Abrutschen von Felsen. Verblieben sind die Reste einer Höhenburg, die 1138 begonnen und 1149 fertiggestellt wurde:
Anliegend ist ein modernes Gebäude, das eine Eventlocation ist:
Von der Aussichtsterrasse gab es tolle und unterschiedliche Aussichten, keine Bäume oder Gebäude behindern die Blicke auf den Rhein:
Die beiden schauen anscheinend schon etwas auf den Rhein:
Die ehemalige Hauptstadt der nicht mehr existierenden Abkürzung BRD, Bonn, war gut zu sehen:
Selbst der Kölner Dom und der Fernsehturm der Stadt waren dort zu sehen, die Suche danach sollte nicht schwierig sein:
Und ein Blick auf das Siebengebirge:
Das überraschend nicht aus sieben Gebirgen besteht, sondern aus circa fünfzig Bergen und Anhöhen.
Die Entstehung der Bezeichnung ist nicht eindeutig geklärt, es gibt drei Thesen:
– Sieben Berge, die man je nach Blickrichtung erkennen kann. Vom Kölner Dom aus sind diese sieben Berge deutlich auszumachen.
– Die Zahl sieben steht häufig für Gesamtheit, wie auch die Siebensachen
– Die Sieben kann auch aus dem ripuarischen Wort Siefen entstanden sein, das ein feuchtes Bachtal bezeichnet
Wie auch immer die Lösung ist, bis mein Taxi zum verabredeten Zeitpunkt gekommen war, hatte ich noch Zeit für einen Spaziergang:
und danach ein schnelles Bier in dem Restaurant Felders am Winzerhäuschen mit diesem schönen Motto:
Wer diesen schönen Ort gefunden,
darf genießen frohe Stunden:
Tolle Aussicht auf den Rhein,
dazu ein gutes Gläschen Wein,
und was Leckeres zu essen –
alle Sorgen sind vergessen.
Wenn ich auch nur kurz dort war, mir hatte es in dem Lokal gut gefallen. Gemütlich eingerichtet, nette Bedienungen, und das wichtigste: Das Bier schmeckte (mein erstes Kölsch aus einem 0,5 Liter Glas). Ich wäre gerne länger geblieben, aber das Taxi stand pünktlich bereit zur Rückfahrt zum Schiff.
Königswinter fand ich klasse, und hoffe, dort noch einmal hinzukommen.
Köln: „Viva in Colonia“
Die letzte kurze Etappe dieser Kreuzfahrt brachte uns nach Köln:
Wir lagen am Gebäude der Europäischen Union für Flugsicherheit:
Ich lief zuerst Richtung Dom:
um ihn mit meiner Art abzulichten:
Mit Stammlokalen auf Kreuzfahrten habe ich es mittlerweile. Weil es mir im Gaffel am Dom das letzte Mal so gut gefallen hatte, kehrte ich auch dieses Mal dort wieder ein. Mit gewohnten 0,2 Liter Gläsern:
und kehrte das vorerst letzte Mal zur MS VIVA TIARA zurück:
Ich verabschiedete mich von der souveränen Kreuzfahrt-Direktorin Anita, und fuhr mit den Schweizerischen Bundesbahnen von Köln nach Mainz. Mit Weizenbier aus der Schweiz, und den entsprechenden Preisen:
Dieses Mal hieß es das Weizen bereits am Morgen, und nicht wie sonst am Tag der Weizen.
Finale: „Not the Final Countdown“ meiner Reisen im Corona-Herbst 2021
Der Schlusssatz meines musikalischen Reisen-Quintetts: Ich hoffe, dass der Bericht gefallen hat. Das war es mit meinen Reisen im Corona-Herbst 2021. Zwischen Weihnachten und Silvester nicht zu verreisen, ist nicht schlimm. Zwischen Silvester und Weihnachten nicht zu verreisen, DAS ist schlimm. Und dass der alte Wahnsinn wieder zurückgekehrt ist.
Nach einem schleppenden Start meiner Reisen, bedingt durch Corona und andere Umstände, war das zweite Halbjahr zufriedenstellend, wie im Jahr 2020. Ich hoffe demnächst auf einen ganzjährigen positiven Standard, aber nicht aus Testergebnis-Seite. Schade war, dass ich zwei Reisen (Mittelmeer und Antarktis-Kreuzfahrten) absagen musste, diese aber nicht aus Corona-Gründen.
Ich bin sehr gespannt, was mich im Jahr 2022 auf Reisen erwartet, mit oder ohne Corona. Meine 47 Jahre langes Arbeitsleben (darunter fast 45 im gleichen Unternehmen) beende ich im März. Wenn es die privaten Umstände und die Pest es zulassen, habe ich vor viel unterwegs zu sein, und darüber ausgiebig wie gewohnt zu berichten. Ob mir das eines Tages zum Halse heraushängt, kann ich mir eventuell vorstellen, hoffe es aber nicht. Alternativen habe ich geplant, unter anderem selbst Bier brauen. Ein Bekannter hatte dies nach seinem Ruhestand gemacht, das Ergebnis hatte sich schmecken lassen. Ich gebe frühzeitig Bescheid, ob und ab wann das Zinni-Bräu im Handel ist.
Übrigens: Normal sein hatte ich nie vor. Auch auf Reisen in Zeiten von Corona nicht.
Alles Gute für die Zukunft wünscht euch Gerald.
hallo Gerald,
zuerst mal DANKE für Deinen wie immer tollen und reich bebilderten „Gesamtbericht“. Es macht Spaß, mit Dir zu reisen; wir kriegen das zur Zeit halt nicht so hin, aber das kann ja wieder werden.
Ich wünsche Dir alles Gute für das neue Jahr 2022, fang’s gut an, lass es dann stetig besser werden…dann wird das schon 🙂
Ab Frühjahr heißt es dann ja „willkommen im Club“.
Ich freue mich, bald wieder von Dir zu hören bzw zu lesen.
Henry
Hi Henry,
danke for den Kommentar 🙂
Schön, dass dir der Bericht und die Bilder gefallen haben 😉
Ich gebe mir die beste Mühe, im nächsten Jahr wieder zu Reisen und berichten, aber ob das klappt liegt ja nicht nur an mir …
Alles Gute in 2022, liebe Grüße Gerald